Töchter der Insel - In der Ferne die Hoffnung (eBook)

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2022 | 1. Auflage
672 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2033-5 (ISBN)

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Töchter der Insel - In der Ferne die Hoffnung -  Anna Jacobs
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Irland, 1859. Keara Michaels will ihre Mutter und ihre kleinen Schwestern nicht mit dem gewalttätigen Vater in Irland zurücklassen, doch das Schicksal schickt sie erst nach Lancashire und dann schwanger und mittellos nach Australien. Auch Mark Gibson wandert nach Australien aus. Dort angekommen, arbeitet er als Goldsucher. Ein gefährliches Unterfangen, das er fast nicht überlebt. Als er sein Glück gefunden zu haben scheint, stirbt seine junge Frau im Kindbett und Mark zieht mit einem gebrochenem Herzen und einem Säugling nach Westaustralien. Dort trifft er auf die schwangere Keara, die er in seinem Landgasthof einstellt. Es scheint sich alles zu fügen. Doch die Vergangenheit holt die beiden ein.

Eine mitreißende Reise in vergangene Zeiten und ferne Länder.

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<p>ANNA JACOBS wurde in Lancashire geboren und wanderte 1970 nach Australien aus. Sie hat zwei erwachsene Töchter und wohnt mit ihrem Mann in einem Haus am Meer. Bis heute hat sie bereits mehr als siebzig Bücher verfasst.</p>

ANNA JACOBS wurde in Lancashire geboren und wanderte 1970 nach Australien aus. Sie hat zwei erwachsene Töchter und wohnt mit ihrem Mann in einem Haus am Meer. Bis heute hat sie bereits mehr als siebzig Bücher verfasst.

1


März 1859

Keara Michaels kurbelte den schweren Eimer aus dem Brunnen empor und hievte ihn auf den Rand, um einen Moment auszuruhen. Schwer atmend schöpfte sie sich mit den Händen ein paar Schlucke Wasser in den Mund, ehe sie einen Zipfel ihres Rocks in den Eimer tauchte und sich damit das verschwitzte Gesicht abwischte. Sie kam vom Acker, wo sie ein paar Kartoffeln aus der rasch zusammenschrumpfenden Miete vom letzten Jahr ausgegraben hatte. Schwere Arbeit für ein unterernährtes Mädchen von sechzehn Jahren, doch sie hatten alle Hunger, und die Schwangerschaft ihrer Mutter war zu weit fortgeschritten, als dass sie noch in dem Erdhaufen hätte wühlen können.

Ihr Vater hätte mehr helfen sollen, doch er war auf Besuch zu seinen Verwandten im Nachbardorf gegangen, von wo aus er seine Arbeitsstelle als Stallknecht im Herrenhaus ebenso gut erreichen konnte. So machte er es immer, wenn eine Geburt näherrückte, und mittlerweile war Keara alt genug, ihn dafür zu verabscheuen. Wenn das Baby dann da war, würde er zur Stelle sein, um den Namen auszuwählen und herumzustolzieren, als hätte er es in seinem eigenen Bauch ausgetragen – erst recht, wenn dieses Kind endlich der Junge wäre, um den er schon so lange betete.

Über ihren Vater machte Keara sich keine Illusionen, genauso wenig wie über irgendetwas sonst auf der Welt. Ein paar Träume hatte sie allerdings doch: Essen im Bauch, ein anständiges Haus mit Fliesenboden anstelle von festgetretener Erde und ein abgeteiltes Schlafzimmer für sie und ihre Schwestern, wo sie nicht dem nächtlichen Tun ihrer Eltern lauschen müssten. Beim Blick hinab auf ihren eingerissenen, ausgefransten Rock fügte sie einen weiteren kleinen Traum hinzu: ordentliche Kleider.

Vater Cornelius pflegte sie für ihre Gier zu tadeln und sie zu ermahnen, sie solle ihre niedrige Stellung im Leben als Gottes Willen hinnehmen. Doch das konnte sie nicht. Und würde es auch niemals tun! Manche Menschen besaßen so viel, während ihre Familie so wenig hatte. Es war einfach nicht gerecht!

Sie hatte bereits daran gedacht, ihr Heim zu verlassen, da es hier in Ballymullan keine richtige Arbeit für sie gab, doch ohne sie würde ihre Mutter es nicht mehr schaffen. Außerdem waren schon viele aus den umliegenden Dörfern auf der Suche nach Arbeit fortgegangen und nie zurückgekommen. Ihre Schwestern Mara und Ismay niemals wiedersehen? Unvorstellbar! Allein beim Gedanken daran überlief Keara ein Schauer. Also verdingte sie sich als Tagelöhnerin, wo immer sich eine Gelegenheit ergab – beim Unkrautjäten auf den Feldern, als Erntehelferin, als Unterstützung junger Wöchnerinnen und seit Kurzem auch in der Waschküche des Herrenhauses.

Und wann immer sie ein paar Pennys verdiente, gab sie das Geld rasch für Essen für sich, ihre Mutter und ihre Schwestern aus, denn wenn sie das nicht tat, nahm ihr Vater es ihr ab und gab es für Schnaps aus. Wann immer sie eine Arbeit annahm, stellte sie von vornherein klar, dass sie es nur tun würde, solange man den Lohn ihr und nicht ihrem Vater auszahlte.

Einer der vielen Gründe, warum ihr Vater sie nicht ausstehen konnte.

In diesem Augenblick kam Mara um die Ecke, im Arm die Stoffpuppe, die ihre Mutter für sie gemacht hatte. Sie lächelte, als sie ihre große Schwester sah. Für ihre sieben Jahre war sie klein – deutlich kleiner als Keara oder Ismay im selben Alter. Doch wen sollte es wundern? Sie hatte ihr Leben lang nicht anständig gegessen, so sehr Keara sich auch abmühte, mehr Essen auf den Tisch zu bringen.

Plötzlich drang ein Schrei aus dem Haus, und Keara zuckte vor Schreck zusammen. Beinahe hätte sie den Holzeimer wieder in den Brunnen gestoßen. So schrie ihre Mutter nur dann, wenn sie ein Kind bekam. Die restliche Zeit über war Betsy so still, dass man sie kaum bemerkte.

Noch nicht!, flehte Keara stumm. Bitte, Gott, noch nicht. Ich will auch artig sein. Ich sage Dir hundert Ave Maria auf, aber lass bitte noch nicht das Baby kommen. Sie hatte noch das Haus putzen wollen, bevor ihr nächstes Geschwisterchen zur Welt kam, und die Decken für das Kind waren noch nicht gewaschen und gelüftet. »Geh, hol Ismay! Schnell!«, wies sie Mara an, und als das Mädchen loslief, griff Keara sich den Eimer. Ohne sich darum zu scheren, wie das Wasser ihr über die nackten, schlammigen Füße schwappte, begann sie, den schweren Behälter eilig zum Haus zu schleppen.

Drinnen fand sie ihre Mutter auf dem Strohsack in der Ecke. Mit schmerzverzerrtem Gesicht umklammerte sie den prallen Bauch, der so riesig wirkte im Verhältnis zu ihrem schmalen Körper.

»Kommt das Baby, Mam?« Hastig stellte Keara den Eimer neben der Tür ab.

Ihre Mutter nickte, ohne die Augen zu öffnen. »Aye, das tut es. Und zwar so schnell wie immer, Gott sei's gedankt. Hol Mrs Raney, ja, Liebes?« Stöhnend krümmte sie sich zusammen.

Ismay kam hereingestürzt. »Ist es ...«

»Geh und hol die Hebamme«, sagte Keara. »Und nimm Mara mit. Ich bleibe bei Mam.«

Mit einem knappen Nicken verschwand Ismay wieder. Mit ihren elf Jahren war sie alt genug, ihre jüngste Schwester noch vor den gröbsten Schlechtigkeiten, die das Leben für Mädchen wie sie bereithielt, zu schützen – den Tritten und Schlägen ihres Vaters und den schmerzhaften Geburten ihrer Mutter. Nach Mara waren zwei Babys tot geboren worden. Arme, blasse Würmchen, die zu früh gekommen waren. Ihr Vater hatte sie im Dunkel der Nacht auf einer Ecke des Kirchhofs begraben. Tagelang hatte ihre Mutter sich die Augen ausgeweint. Auch nach Keara hatte es noch einen Bruder gegeben, doch der war kurz nach seinem ersten Geburtstag gestorben, und die Schwester nach Ismay hatte nur wenige Wochen gelebt.

Ihre Mutter stöhnte. »Ah, ich bin froh, wenn ich es diesmal hinter mir habe. Schon seit Tagen hab ich ein ganz grausiges Ziehen im Bauch.«

Keara hatte gesehen, wie sie sich in letzter Zeit öfter den dicken Bauch gerieben und in sich hineingemurmelt hatte. Die Schmerzen mussten wirklich schlimm sein, denn so deutlich drang der Lancashire-Dialekt ihrer Mutter nur dann durch, wenn es ihr sehr schlecht ging. Für gewöhnlich sprach sie leise und bemühte sich, den weichen Singsang der anderen Dorfbewohner zu imitieren, um sich gut einzufügen. So hatte sie es all die Jahre über gehalten, seit Mick Michaels seine schwangere junge Frau aus England mit in sein kleines irisches Heimatdorf gebracht hatte. Aber so wohlwollend die Einwohner von Ballymullan ihr auch begegneten, war sie doch keine von ihnen.

»Halt meine Hand, Mam«, drängte Keara, doch Betsy war schon nicht mehr ansprechbar und begann laut stöhnend, zu pressen. Wenn Keara es richtig einschätzte, würde das Baby sehr bald zur Welt kommen. Sie hoffte nur, Mrs Raney würde schnell eintreffen.

Als hinter ihr Schritte ertönten, seufzte sie erleichtert auf, doch an der Tür stand nur Ismay.

»Mrs Raney ist auf Besuch bei ihrer Tochter. Sie schicken sie her, sobald sie wieder da ist.« Das Mädchen zögerte. »Soll ich hierbleiben, um zu helfen?«

»Nein, du bist noch zu jung.« Keara wusste, ihre Mutter wollte nicht, dass ihre jüngeren Töchter sie so sähen. Um genau zu sein, wollte sie keine ihrer Töchter da haben, doch nun ging es nicht anders. »Geh am besten mit Mara woandershin, bis es vorbei ist.«

Sie trat an die Tür, um für einen Moment ihren Schwestern hinterherzuschauen, wie sie über den Pfad davonliefen. Ismay hielt Mara bei der Hand, und in deren anderer Hand baumelte noch immer die Stoffpuppe. Es war, als würde sie jüngere Ausgaben ihrer selbst betrachten. Immer wieder hörten sie, wie ähnlich sie einander sahen mit ihren schwarzen Locken und den Michaels-Augen. Oh, diese Augen sind unverkennbar, pflegten die Leute zu sagen. Dieses leuchtende Blau und die langen, dunklen Wimpern.

Seufzend ging Keara wieder ins Haus und machte sich daran, die Decken für das Kind hervorzuholen.

Zwischen zwei Wehen blickte Betsy auf. »Kommt Mrs Raney – bald?«

»Sie ist nicht daheim, Mam. Sie schicken sie her, sobald sie zurück ist.«

»Neiiin! Das Baby kommt jetzt

Keara kniete sich neben den Strohsack. »Ich war auch letztes Mal dabei, Mam. Ich weiß, was zu tun ist.«

»Ach, Kleines, dafür bist du noch viel zu jung.«

Keara rang sich ein Lächeln ab. »Ich bin alles, was du hast, also finde dich damit ab.«

Über die folgenden Minuten schrie und stöhnte Betsy in stetem Wechsel, dann war das Baby plötzlich da. Schwer atmend ließ sie sich auf den Strohsack sinken. »Was ist es?«

»Ein Mädchen.« In Erinnerung an Mrs Raneys Tun beim letzten Mal beugte Keara sich geschwind vor, um die Kleine hochzuheben und ihr einen festen Klaps auf den Hintern zu geben.

»Geht es ihr gut? Ich höre sie nicht schreien.«

»Sie atmet nicht, Mam.«

»Gib ihr noch einen Klaps.«

»Sie ... ist verkehrt gewachsen, Mam.«

»Zeig sie mir.« Betsy starrte auf den reglosen kleinen Leib mit dem übergroßen Kopf, berührte...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2022
Reihe/Serie Die fesselnde Auswanderer-Saga von Bestseller-Autorin Anna Jacobs
Die fesselnde Auswanderer-Saga von Bestseller-Autorin Anna Jacobs
Übersetzer Freya Rall
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel A Pennyworth of Sunshine
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • alleinerziehend • Australien • Auswanderer • Auswanderung • Di Morrissey • England • feelgood • Flucht • Gefühle • Goldrausch:Goldsucher • Happy End • Herzschmerz • Hungersnot • Irland • Lancashire • landschaftsroman • Landschaftsromane • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Love&Landscape • Love and Landscape • Melbourne • Outback • Patricia Shaw • Romance • romantisch • Roman über Schwestern • Saga • Sarah Lark • Schmöker • Schwangerschaft • Schwestern • Ulrike Renk • ungewollt schwanger • Verbotene Liebe • Waisenkinder • wohlfühlen
ISBN-10 3-7517-2033-2 / 3751720332
ISBN-13 978-3-7517-2033-5 / 9783751720335
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