Beruf: Killer -  Walter Kuhnke

Beruf: Killer (eBook)

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2022 | 1. Auflage
213 Seiten
Ruhrkrimi-Verlag
978-3-947848-49-2 (ISBN)
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Eine Spur des Verbrechens zieht sich durch das Land. Es macht auch nicht halt von den Städten, in der der Bundesliga-Fußball zuhause ist. Ob Diebstahl, Entführung, Steuerhinterziehung, Bankraub, Erpressung, Totschlag oder Mord, kaum ein Verbrechen wird dabei ausgelassen. Aber keine Bange, es trifft keinen Fußballprofi oder Trainer, denn alle Geschichten und Personen sind frei erfunden.

Walter Kuhnke ist ein Junge des Ruhrgebiets, 1948 in Dortmund (Hörde) geboren. Zunächst Ausbildung zum Finanzbeamten, danach Studium der Rechtswissenshaften in Hamburg, Bochum und Münster, über zwanzig Jahre als selbstständiger Rechtsanwalt tätig, unter anderem auch als Strafverteidiger. Seit Eintritt in den Ruhestand Seniorenstudierender an der TU Dortmund. Buchveröffentlichung von 49 Kurzgeschichten (Die sprechende Waschmaschine), schrieb daneben Kurzgeschichten für die Wochenendbeilagen von über zwanzig deutschen Tageszeitungen.

Beruf: Killer (München)

Nervös wartete Richard Steinberg im Vorzimmer des großen Chefs, des Direktors der Firma, bei der er beschäftigt war. Er schaute der Sekretärin bei ihrer Tätigkeit zu, die darin bestand, die Tastatur ihres Rechners zu bearbeiten. Warum war er zum Direktor bestellt worden? Er konnte sich nicht erinnern, einen kapitalen Fehler begangen zu haben. Es gab ein paar Kleinigkeiten, aber deshalb bestellte man ihn bestimmt nicht ein. Stand eine Gehaltserhöhung an? Seit er dort beschäftigt war, wäre das die Erste gewesen. Eine Beförderung? Der große Zeiger der stählernen Wanduhr in dem Vorzimmer hatte sich bereits mehrmals über die zwölf bewegt. Seine Blase meldete sich. Nein, nicht jetzt. Was, wenn der Chef genau dann … Was würde das für einen Eindruck machen? Aufhalten. Die Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch der Sekretärin summte und eine Stimme ertönte mit der knappen Anweisung »Soll reinkommen«.

Der Direktor begrüßte Richard Steinberg per Handschlag.

»Nehmen Sie Platz, Steinberg«, forderte der Direktor freundlich auf und Richard Steinberg setzte sich in einen mächtigen Ledersessel gegenüber seines großen Chefs.

»Wie geht es Ihnen, Steinberg?«

»Gut.«

»Wie ich sehe«, der Direktor blätterte in einer vor ihm liegenden Akte, »sind Sie alleinstehend.«

»Ja, das stimmt.«

»Wie lange arbeiten Sie schon für unsere Firma?«
»Sechzehn Jahre.«

»Eine lange Zeit. Und immer unten im Keller im Archiv.«

»Seit sechzehn Jahren.«

»Aber es ist nicht immer alles glatt gelaufen.«

Richard Steinberg sank etwas in sich zusammen, wusste er doch, was der Direktor meinte. Ihm war der eine oder andere kleinere Fehler unterlaufen, nichts Schlimmes, und man hatte mehrere Male ein Auge zugedrückt.

»Ich sehe«, blätterte der Direktor weiter in der Akte, »dass Sie den Computerkurs, zu dem wir Sie geschickt hatten, abgebrochen haben.«

»Das war nicht so meine Welt«, gestand Richard Steinberg ein.

»Sehen Sie, und das ist der springende Punkt.« Der Direktor legte eine kleine Gesprächspause ein. »Unser Archiv wird jetzt digitalisiert, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

Digitalisierung, davon hatte Richard Steinberg schon gehört. Wie so etwas funktionierte, davon hatte er keine Vorstellung, nur, dass das irgendwas mit Computern zu tun hatte. Ihm schwante nichts Gutes.

»Ja, Steinberg, bei der Digitalisierung brauchen wir Computerexperten«, fuhr der Direktor fort, »und Computerexperte sind Sie ja nicht.«

»Ich könnte ja nochmal so einen Kurs machen«, wollte Steinberg seine Situation retten.

»Das ist leider jetzt zu spät«, raubte ihm der Direktor alle Hoffnung. »Deshalb müssen wir uns leider von Ihnen trennen.«

»Ich könnte ja was anderes machen«, unternahm Steinberg einen letzten Versuch, doch vergeblich. Die Kündigung war beschlossen.

 

»Rudi, mach mal’n Bier und‘n Korn«, bestellte Richard Steinberg, der an der Theke seiner Stammkneipe stand.

»Lass langsam gehen«, nahm der Wirt die Bestellung entgegen. »Sonst kommst du morgen früh nicht raus.«

»Ich muss nicht raus«, ging Steinbergs Sprache langsam ins Lallen über. »Die haben mich rausgeschmissen.«

»Was redest du denn da?«, schlug sein bester Kumpel Volker Tietze ihm auf die Schulter, der gerade in die Kneipe gekommen war.

»Volker, mein Freund«, drehte Richard Steinberg sich nach ihm um. »Ich bin raus. Nach sechzehn Jahren. Ich habe mir für die Firma den Arsch aufgerissen, war nie krank. Undank ist der Welten Lohn.«

»Du wirst schon wieder was finden«, sprach Volker Tietze ihm Mut zu.

 

In der Agentur für Arbeit an der Kapuzinerstraße wartete Richard Steinberg darauf, dass er an der Reihe war. Er hatte die Nummer 164 gezogen, vier Arbeitssuchende waren noch vor ihm dran. Nach gefühlten mehreren Stunden leuchtete seine Nummer auf.

»Was haben Sie für eine Ausbildung? Was haben Sie gelernt?«, wurde er von der Arbeitsamtsmitarbeiterin gefragt.

»Ich habe im Archiv gearbeitet.«

»Ich habe Sie nicht gefragt, was Sie zuletzt gemacht haben, sondern nach Ihrer Ausbildung.«

»So eine richtige Ausbildung habe ich nicht gemacht. Ich habe mal eine Lehre in der Lagerlogistik angefangen, aber abgebrochen.«

Die Frau von der Arbeitsagentur wiegte ihren Kopf hin und her. »Das wird nicht einfach.«

Sie drückte Richard Steinberg ein paar Formulare in die Hand, die er ausfüllen sollte, und vertröstete ihn damit, dass man sich bei ihm melden wolle.

 

Mehrere Wochen des Wartens vergingen. Nichts. Kein Stellenangebot, nicht einmal eine Nachricht oder ein Anruf. Auch eigene Anrufe bei der Agentur für Arbeit blieben erfolglos, weil Richard Steinberg spätestens nach zehn Minuten in der Warteschleife auflegte. Auch konnte er mit der vielen Freizeit nichts anfangen. Vorher kam er spät nachmittags nach Hause, ging entweder in seine Stammkneipe oder in die Spielhalle, aß zu Abend und schaute fern. Doch dann kam der Tag, der sein Leben total auf den Kopf stellen sollte. Richard Steinberg schlenderte ziellos durch die Stadt. Bei McDonalds am Karlsplatz aß er einen Big Mac, schlenderte dann weiter ziellos über den Karlsplatz. Da geschah es. Richard Steinberg machte etwas, was er jahrelang schon nicht mehr gemacht hatte. Er konnte sich kaum an sein letztes Mal erinnern. Ein Plakat am Gloria Palast zog ihn ins Kino. Und als er nach Filmschluss wieder auf dem Karlsplatz stand, hatte er einen Entschluss gefasst. Wenn die Arbeitsagentur ihm schon nicht half, wollte er seine Zukunft selbst in die Hand nehmen. Er konnte gar nicht schnell genug nach Hause kommen, um in die Planung einzusteigen. Auf einem Schreibblock machte er sich Notizen. Im Hinterkopf wirkte immer noch der Film nach, den er im Kino gesehen hatte. Nie mehr Archiv, nie mehr einen Chef, ab jetzt wollte er das Wann und Wo und Wie selbst bestimmen. Und den Preis dafür legte auch nur einer fest, nämlich er. Richard Steinberg war so aufgewühlt von seiner Idee, dass er unbedingt mit jemandem sprechen musste.

 

Die Hoffnung, in der Spielhalle an der Dachauer Straße auf seinen Freund Volker Tietze zu treffen, erfüllte sich. Sein Freund saß vor einem Spielautomaten und fütterte ihn mit Geldstücken. Richard Steinberg setzte sich neben ihn und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.

»Ich hab’s, Volker«, konnte er es nicht länger für sich behalten. »Ich weiß, was ich ab jetzt machen werde.«

»Hast du einen neuen Job?«, fragte der Angesprochene.

»Brauche ich nicht«, sagte Steinberg im Brustton der Überzeugung. »Ich mache mich selbstständig.«

»Willst du ein eigenes Archiv aufmachen?«, frotzelte der Freund.

»Ich meine es ernst. Ich war im Gloria Palast am Karlsplatz und habe einen Film gesehen.«

»Was für einen?«

»Das war so ein englischer Titel. Ich kann ja kein Englisch. Aber was der da gemacht hat, das ist genau mein Ding.«

»Was wer gemacht hat?«
»Der hieß Joe. War auch so ein englischer Name.«

»Und was hat dieser Joe gemacht?«
»Der war Killer. Ein Profi-Killer.«

Volker Tietze fing lauthals an zu lachen. »Und das willst du jetzt auch machen?«

»Das hätte ich nicht von dir gedacht«, schnappte Richard Steinberg ein, »dass du mich auslachst. Und du willst mein Freund sein?«
»Mensch, Richard«, wurde Volker Tietze wieder ernst, »dafür bist du doch gar nicht der Typ.«

»Du ahnst gar nicht, was in mir steckt.«

Volker Tietze musste erkennen, dass sein Freund es in der Tat ernst meinte. Etwas Entschlossenes funkelte in seinen Augen.

»Wie willst du das denn anfangen, Richard?«, fragte er.

»Noch eins, Volker. Sag nicht mehr Richard zu mir, sag Richie. So nenne ich mich ab jetzt. Zu deiner Frage. Ich lasse Visitenkarten drucken. Richie, erledige Aufträge aller Art, dazu meine Handynummer. Dann gehe ich zum Hauptbahnhof, da treiben sich ja die merkwürdigsten und zwielichtigsten Gestalten rum, da finde ich schon meine Auftraggeber.«

»Dann fehlt nur noch deine Adresse, damit die Bullen auch wissen, wo du wohnst.«

»Hältst du mich für bescheuert? Ist doch ein Prepaid-Handy.«

»Richard, Richard, entschuldige, Richie, das ist doch eine Schnapsidee. Wie willst du denn deine Opfer, oder sagt man Zielperson oder wie auch immer, umbringen? Willst du sie erschlagen?«

Richard Steinberg öffnete seine Jacke ein wenig, sodass man einen Revolver erkennen konnte. Volker Tietze erschrak.

»Bist du noch bei Trost?«, fragte er. »Du kannst doch hier nicht mit einer Knarre rumlaufen. Und einen Waffenschein hast du auch nicht. Komm hier raus, wir gehen ein Stück.«

Die beiden verließen die Spielhalle und gingen über die Dachauer Straße.

»Wo hast du die Waffe her?«, wollte Volker Tietze wissen.

»Von meinem Vater. Nachdem er gestorben war, haben wir seinen Hobbykeller ausgeräumt und da habe ich die gefunden.«

Volker Tietze schüttelte seinen Kopf. »Du hast mir doch von dem Film erzählt, den du im Gloria Palast gesehen hast. Hatte der Killer einen Revolver?«

»Natürlich nicht. Der hatte ein Gewehr mit Zielfernrohr.«

»Aha. Und wo willst du das herkriegen?«

»Ich dachte, du kannst mir helfen. Du kannst doch sonst so gut wie alles besorgen.«

»Vergiss es, Richard. Entschuldigung, Richie. Da bin ich raus. Wenn du es unbedingt willst, dann frag doch mal den Orhan.«

Orhan war auch ein Gast aus der Spielhalle. Etwas undurchsichtig und hatte auch schon Knasterfahrung. Könnte der dem jetzigen Richie helfen?

 

Wochenlang hörte niemand etwas von Richard...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-947848-49-8 / 3947848498
ISBN-13 978-3-947848-49-2 / 9783947848492
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