Whispering Fields - Blutige Ernte (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46312-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Whispering Fields - Blutige Ernte -  Thomas Finn
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Kornkreise und kopflose Leichen in der Lausitz - düster, geheimnisvoll und mörderisch spannend! Thomas Finns Horror-Thriller »Whispering Fields« haucht einer alten sorbischen Sage neues, gruseliges Leben ein. Eisiges Grauen mischt sich mit der drückenden Hitze der sommerlichen Lausitz: In der Nähe rätselhafter Kornkreise werden kopflose Leichen entdeckt - und Menschen verschwinden ohne jede Spur. Die Polizei richtet eine SOKO um die Kommissarin Sarah Richter und den sorbischen Kommissar Antonin Schultkas ein, doch auf die will sich der Teenager Tim Opitz nicht verlassen und macht sich mit drei Freunden selbst auf die Suche nach seinem vermissten Zwillingsbruder. Hinweis um Hinweis gelangen beide Gruppen auf die Spur einer uralten, hungrigen Macht, die sich um eine verlassene Mühle und ein eigentümliches sorbisches Dorf manifestiert ... »Whispering Fields« ist die perfekte Urlaubslektüre für alle, die echten Grusel lieben: Die ein oder andere Gänsehaut sorgt garantiert für Abkühlung bei sommerlicher Hitze. Entdecke auch die anderen Horror-Thriller von Thomas Finn: - Dark Wood - Lost Souls - Bermuda

Thomas Finn, geboren 1967 in Evanston/Chicago, studierte Volkswirtschaft und war nebenbei als Journalist und Autor für diverse deutsche Verlage und Magazine tätig, u.a. als Chefredakteur für das Magazin Nautilus. Seit 2001 arbeitet er als Roman-, Spiele- und Drehbuchautor. Er ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. mit der Segeberger Feder. Er lebt und arbeitet in Hamburg. Mehr unter: www.thomas-finn.de

Thomas Finn, geboren 1967 in Evanston/Chicago, studierte Volkswirtschaft und war nebenbei als Journalist und Autor für diverse deutsche Verlage und Magazine tätig, u.a. als Chefredakteur für das Magazin Nautilus. Seit 2001 arbeitet er als Roman-, Spiele- und Drehbuchautor. Er ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. mit der Segeberger Feder. Er lebt und arbeitet in Hamburg. Mehr unter: www.thomas-finn.de

Kapitel 1


Saat

Fänger im Roggen


Grillen zirpten, und ein warmer Nachtwind brachte das Getreidefeld zum Rascheln.

Luca musterte scheel die hohen Halme, die sich links des alten Feldweges wie eine hohe Wand erhoben. Sie standen dicht an dicht, und im Mondlicht schälten sich Aberhunderte leicht geneigter Ähren aus der Dunkelheit, satt und prall, als wollten sie verkünden, dass sie längst überreif seien.

Erstaunlicherweise ragten die Feldfrüchte gut einen Meter achtzig aus dem Ackergrund empor und reichten ihm etwa bis zum Stirnansatz. Das konnte unmöglich Weizen sein. Etwa Roggen?

Das war für seine Heimat zwar etwas ungewöhnlich, aber durchaus denkbar. Die Lausitz galt seit jeher als Kornkammer Sachsens. Von der allgegenwärtigen Trockenheit, die die Region auch in diesem Jahr heimsuchte, war hier jedenfalls wenig zu bemerken.

Luca lehnte sein neues Sportrad gegen das wurmstichige Bushäuschen, das einsam an den breiten Feldweg grenzte und hinter dem sich eine weitere, vergleichsweise öde Ackerfläche aufspannte, deren Getreidehalme gerade mal Hüfthöhe erreichten. Dem Areal war anzusehen, dass ihm die diesjährige Sommerdürre sichtlich mehr zugesetzt hatte als dem Kornfeld gegenüber.

Der Anblick ließ in Luca keinen Zweifel aufkommen. Das Feld zu seiner Linken musste es sein.

Einen Moment lang überlegte er, ob er sein Rad mit dem Schloss sichern sollte. Nur war das Blödsinn. Wer sollte ihm hier in dieser Einöde und zu dieser späten Uhrzeit das Fahrrad klauen?

Er verscheuchte eine vorwitzige Heuschrecke, die sich auf seinem T-Shirt niedergelassen hatte, und wollte sich gerade seiner Gepäcktasche widmen, als der laue Nachtwind ein unheimliches Geräusch herantrug: ein leises Wispern und Flüstern.

Luca schreckte hoch.

Doch da war nichts. Nur das beständige Zirpen der Grillen und das leichte Rauschen bewegter Getreidehalme.

Seine überreizte Fantasie hatte ihm offenbar einen Streich gespielt.

Dennoch …

Fahrig wischte er sich eine Strähne seines blonden Haars aus dem Gesicht. Bei dem Gedanken an sein Vorhaben wurde ihm nun doch ein wenig mulmig zumute. Was, wenn er in diesem Kornfeld tatsächlich Zeuge einer Anomalie wurde?

Andererseits hatte er ja nicht vor, allein reinzugehen. Zumindest nicht, wenn Philipp noch kam.

Luca zog sein Handy aus der Jeanstasche und warf einen missbilligenden Blick auf das Display. Keine Nachricht. War sein Kumpel am Ende verhindert? Dabei war Philipp im Gegensatz zu ihm schon längst volljährig und musste niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen, was er nachts trieb.

Na gut, Philipps Freundin Paula konnte manchmal etwas besitzergreifend sein. Andererseits stand sie den Beiträgen auf seinem grenzwissenschaftlichen YouTube-Kanal XFacts sehr aufgeschlossen gegenüber. Luca und Philipp hatten sich überhaupt erst bei ihr kennengelernt, während eines Drehs zum Thema Pendeln. Die beiden wussten nur zu gut, dass man neue Abonnenten nicht durch Nichtstun bekam. Das Pärchen lebte in einer alternativen Bauwagensiedlung, und obwohl die beiden drei Jahre älter waren als er, war aus der kurzen Begegnung rasch eine Freundschaft entstanden.

Seitdem begleitete Philipp ihn auf manchen seiner Exkursionen. Während Lucas Interesse vorrangig UFOs und EVPs galt, Electronic Voice Phenomenons, also Geisterstimmen auf Tonband, interessierte sich Philipp eher für Landesgeschichte und alte Mythologien. Das war eine durchaus produktive Mischung, denn als Geschichtsfreak wusste er von Dingen, von denen Luca zuvor noch nie gehört hatte. Zum Glück ging er dabei auch nicht so weit wie Paula, die für Lucas Geschmack etwas zu sehr mit der alten heidnischen Wicca-Tradition liebäugelte. Ein bisschen durchgeknallt war sie schon. Aber das würden andere von ihm selbst vielleicht auch behaupten.

Die Frage war bloß, wo Philipp blieb?

Denn sosehr er ihn auch schätzte, er war leider nicht der Zuverlässigste.

Luca wollte gerade Philipps Rufnummer drücken, als in der Ferne das unverkennbare Knattern seines Motorrades ertönte. Sein Kumpel war stolzer Besitzer einer im Erzgebirge erworbenen Simson S 50 B1, die er in liebevoller Kleinarbeit zur Enduro umgebaut hatte. Die alte DDR-Maschine erstrahlte heute in Metallic Blue und war so gut in Schuss, dass ihm Sammler bereits den dreifachen Kaufpreis geboten hatten. Allerdings rückte er sie nicht heraus, was Luca nur zu gut verstand.

Luca stellte sich offen auf den Feldweg und blickte dem tanzenden Scheinwerferlicht der geländegängigen Maschine entgegen, die am Getreidefeld entlang rasch auf das Bushäuschen zubrauste. Er winkte.

Die Simson wurde langsamer, und schließlich war Philipp heran und parkte seinen knatternden Untersatz neben dem Fahrrad. Er stellte den Motor ab, woraufhin auch das Licht erlosch. Dann stieg er ab und öffnete den Reißverschluss seiner Lederjacke, unter der es ohne den Fahrtwind vermutlich viel zu warm war.

»Sorry, hatte die Gardoffl nicht im Blick«, entschuldigte er sich mit Blick auf seine Armbanduhr. Er setzte seinen weißen Oldtimer-Motorradhelm ab, an dem eine stylische Fliegerbrille befestigt war, und schüttelte seine krause Lockenpracht. Zur Begrüßung schlugen die beiden ihre Fäuste gegeneinander.

»Ich dachte schon, du kommst nicht«, maulte Luca. »Bei der Spukhausfolge letzte Woche hast du dich auch verspätet.«

»He, hab dich nicht so«, antwortete der Ältere mit einem Seufzen. »Sobald du ’ne Freundin hast, wirst du schon sehen, dass man dann nicht mehr so frei in seinen Entscheidungen ist. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass du pünktlich bist. Ich dachte, dein Bruder ist seit gestern wieder aus den Staaten zurück? Wollte deine Omma nicht groß auftischen?«

»Ja, ist er.« Luca zwinkerte. »Tim und ich wurden aber gestern schon gemästet.«

»Schade, dann bin ich wohl einen Tag zu spät. Ihr Sauerbraten ist jedenfalls der Hammer.« Lachend hängte Philipp den Helm an den Lenker. »Hättest ihn eigentlich mal mitbringen können, damit ich ihn kennenlerne. Du und er, ihr seid immerhin die einzigen eineiigen Zwillinge, die ich kenne. Oder …« Sein misstrauischer Blick wanderte zum Bushäuschen. »Oder verarscht ihr beide mich gerade, und du bist in Wahrheit …?«

»Nein!« Luca winkte grinsend ab. Einen Moment lang bereute er es, nicht selbst auf die Idee gekommen zu sein. Tim hätte sicher mitgemacht. »Tim ist Freunde besuchen. Ist ja nicht so, als wären wir siamesische Zwillinge.«

»Und, kennt er deinen Kanal?«

»Klar. Sicher.« Luca trat wieder an die Gepäcktasche seines Fahrrads heran und öffnete sie, um dieser endlich seine Kamera und die restlichen Geräte zu entnehmen. Er hatte sogar ein Mikrofon samt Aufnahmegerät eingepackt, auf dem die Lettern XFacts prangten. »Allerdings ist er eher der Skeptiker von uns beiden. Aber wenn wir heute Erfolg haben, wird sich das garantiert ändern. Dann werden die Views durch die Decke gehen. Jeder wird über uns berichten. Jeder!«

»Ich wünsche es dir.« Philipp zog eine Taschenlampe unter der Lederjacke hervor, mit der er kurz Feldweg und Bushäuschen beleuchtete. Ein Grashüpfer sprang in die Dunkelheit. »Meine Fresse, hier ist wirklich der Hund begraben.«

Er richtete den Lichtstrahl auf das hohe Getreidefeld.

»Das da ist es?«

Kurz stellte er sich auf die Zehenspitzen und versuchte, das Kornfeld zu überblicken.

»Ich hoffe, du hast den Kornkreis noch nicht ohne mich inspiziert?«

Luca räusperte sich. »Nein. Bin ja selbst erst seit eben da. Nur glaube ich auch nicht, dass wir schon … fündig würden.«

»Was meinst du damit?« Philipp senkte die Lampe und starrte ihn überrascht an. »Ich denke, wir sind hier, um uns den Kreis anzusehen?«

»Schon. Ich will damit auch eher sagen, dass wir im Augenblick nicht fündig würden.« Verlegen zuckte Luca mit den Schultern. »Ich glaube nämlich, der Kornkreis wird erst heute Nacht entstehen. Wir wären somit die Ersten, die so ein Phänomen live aufnehmen.«

»Willschd misch forhohnebibln?«

Es war kein gutes Zeichen, dass Philipp plötzlich in sächsischen Dialekt verfiel, denn das passierte ihm vor allem dann, wenn er verärgert war.

»Nein, natürlich nicht«, versicherte Luca eilig.

»Du hast mich herbestellt, weil du glaubst, dass hier ein Kornkreis entstehen könnte?«

»Ehrlich, das alles hat seine Gründe.« Luca wand sich. »Erinnerst du dich an die Kleinanzeige von dieser Wohnungsauflösung vor einigen Wochen? Und an die Bücher, die du so gern haben wolltest?«

»Ja. Nur haben die Angehörigen auf meine Mail nicht geantwortet.«

»Ich bin letzten Mittwoch einfach mit dem Bus hingefahren. Für die alten Schinken hat sich zum Glück niemand interessiert. Die Familie wusste gar nicht, auf welchem Schatz sie hockt. Die wollten sie...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Actionthriller • Alte Mühle • Antonin Schultkas • blutige Thriller • Brandenburg • Braunkohle • Dürre • Enthauptung • Grusel Romane • horror buch • Horror Mystery • Horror Roman • Horror-Roman • horror thriller • Horrorthriller • Horror-Thriller • klassischer Horror • Kopflose Leiche • Kornkreise • Krabat • Krabat-Sage • Lausitz • Legenden • Morde • Mysteriöse Ereignisse • Mystery • Mystery Thriller • Mythen • Polizei Krimis/Thriller • rätselhafte Vorkomnisse • Roggenmuhme • Romane Horror • Sachsen • Sagen und Legenden • Sarah Richter • SOKO • Sommerhitze • Sorben • Stand by me • Stranger Things • Tagebau • Teenager • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • thriller teenager • Thriller Übersinnliches • Tim Opitz • verschwunden
ISBN-10 3-426-46312-1 / 3426463121
ISBN-13 978-3-426-46312-3 / 9783426463123
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