Toskanische Sünden (eBook)

Commisario Lucas zweiter Fall. Bella-Italia-Krimi

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Hoffmann und Campe (Verlag)
978-3-455-01434-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Toskanische Sünden -  Paolo Riva
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Der Dolce-Vita-Commissario kehrt zurück 'Vollmond der Streitigkeiten'? Über den Aberglauben seiner Mitbürger im beschaulichen Montegiardino kann Commissario Luca nur den Kopf schütteln. Bis ein Toter am Ufer des Arno liegt. Alle zehn Jahre geschieht in den Hügeln der Toskana ein Naturschauspiel: Der Vollmond steht dann so hell am Himmel, dass er zum Greifen nah erscheint. Wunderschön sieht das aus - doch den älteren Bürgern von Montegiardino schwant Schlimmes, denn traditionell geht sich am Morgen nach diesem Schauspiel das ganze Städtchen an die Gurgel. Dieses Mal aber hat das katastrophale Folgen: Erst rast ein Markthändler ungebremst einen Hügel hinab und kommt dabei fast ums Leben, dann wird ein Bürger der Stadt tot aus dem Fluss gezogen. Er wurde brutal erschlagen. Was haben die beiden Fälle miteinander zu tun? Commissario Luca ermittelt unter Hochdruck, in seiner idyllischen Stadt, in der sich auf einmal alle spinnefeind sind. Begleiten Sie Commissario Luca in weiteren spannenden Fällen: - Flüssiges Gold (Band 1) - Toskanische Sünden (Band 2) - Steinerne Schuld (Band 3) - Stumme Zypressen (Band 4)

Paolo Riva wurde 1977 in Balerna/Tessin in der italienischsprachigen Schweiz geboren. Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Deutsch-Schweizer. Er studierte Deutsche Philologie in München und Philosophie in Rom. In Zürich arbeitete er lange als Werbetexter. Riva lebt mit seiner Familie, Hunden und Eseln auf einem Hof in der südlichen Toskana.

Paolo Riva wurde 1977 in Balerna/Tessin in der italienischsprachigen Schweiz geboren. Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Deutsch-Schweizer. Er studierte Deutsche Philologie in München und Philosophie in Rom. In Zürich arbeitete er lange als Werbetexter. Riva lebt mit seiner Familie, Hunden und Eseln auf einem Hof in der südlichen Toskana.

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2


»Papa … Papa …«

»Ja, Emma, was denn …« Er war nicht genervt, er war einfach nur hundemüde. Luca bekam die Augen nur mühsam auf, seine Tochter hüpfte auf dem Bett herum, ihre kleinen nackten Füße hinterließen Kuhlen auf der Matratze.

Er musste nach dem caffè um fünf während der Lektüre im Sitzen noch mal eingenickt und dann wirklich zur Seite gekippt und tief eingeschlafen sein, wie er überrascht feststellte. Und hätte Luca gewusst, was ihn im Laufe des kommenden Tages erwarten würde – er wäre wohl einfach im Bett geblieben.

»Papa, nun wach schon auf. Ich muss zur Schule.«

»Ist ja schon gut …«, sagte er und mühte sich aus dem Bett.

Emma umarmte ihn von hinten und drückte sich fest an ihn. »Ich freu mich so!«, rief sie. »Am Freitag ist Noemis Geburtstag – und heute sprechen wir darüber, wer ihr was schenkt. Ihre Mama bäckt eine riesige Torte, also frühstücken wir alle zusammen Kuchen in der Schule – und dann ist am nächsten Tag das Fest bei ihr zu Hause, und dann können wir alle richtig lange aufbleiben, weil ja danach Sonntag ist. Toll, oder?«

»Ja, das ist ja wirklich toll – Kuchen zum Frühstück, kann ich auch ein Stück?«

»Na klar, ich meine …«, Emma grinste, »Signora Friuli würde bestimmt große Augen machen, wenn du mit in die Klasse kommst.«

»Ah ja … Na, dann lieber nicht«, murmelte Luca, der wusste, was Emma meinte. Und der froh war, dass sie mittlerweile sogar Witze darüber machen konnte, dass er wohl der begehrteste Junggeselle der Gemeinde Montegiardino war – auch für Emmas Mathelehrerin.

»Also kein Frühstück für dich?«, fragte er.

»Nei – ei – ein«, sagte Emma klar und deutlich, »los jetzt, ich will nicht zu spät kommen!«

Luca schaffte es in knapp zehn Minuten, zu duschen und sich die blaue Uniform der Stadtpolizei von Montegiardino anzuziehen – eine Uniform, die exakt von einem Mann im Ort getragen wurde: von ihm selbst. Er war der einzige Polizist in der kleinen Stadt, sein direkter Vorgesetzter war der Bürgermeister, sein Büro lag im herrlichen Rathaus vis-à-vis der alten Kirche.

Als sie weitere drei Minuten später im Auto saßen, fragte Emma: »Sag mal, Papa, hab ich das geträumt, oder hat es heute Nacht ganz laut gedonnert?«

Hatte sie es also doch gehört.

»Nein, geträumt hast du das nicht, aber es war kein Gewitter. Ich muss mich da gleich drum kümmern, wenn du in der Schule bist. Es ist Silvio. Der Arme hat einen schlimmen Husten.«

»Silvio?« Ihr sonst so fröhliches Gesicht bekam Sorgenfalten. »Echt?« Sie liebte die drei Esel so sehr, sie war dem kleinen Rudel zur Anführerin geworden. »Aber das ist komisch, ich war vorhin bei ihnen, ich habe sie ja gefüttert, da war alles in Ordnung.«

»Ich weiß auch nicht, vielleicht ist ihm heute Nacht zu kalt geworden. Ich werde nachher einen Tierarzt anrufen. Ich will auf Nummer sicher gehen. Er hat gehustet wie eine alte Dampflok.«

»Silvio ist doch keine alte Lok!«, sagte Emma entrüstet. Ihre Haare flatterten in dem offenen Citroën Méhari im Wind. Gerade als Luca antworten wollte, klingelte sein Telefon. Er fingerte in der Tasche seiner Uniformhose.

»Papa, guck nach vorne«, mahnte Emma tadelnd.

»Sì?« Er hatte sich das Telefon ans Ohr geklemmt und hörte die Stimme von Maria. Eine ungewöhnliche Anruferin, normalerweise sahen sie sich ja jeden Tag – warum sollte sie ihn also anrufen? Heute war Markttag in Montegiardino und sie doch bestimmt längst dabei, ihr Obst und Gemüse unter die Leute zu bringen – vielleicht sogar ihre Steinpilze, die einfach eine Wucht waren. Niemand wusste, wo sie sie fand, und die Hausfrauen und Köchinnen von Montegiardino hätten gemordet, um es herauszufinden. Im September zauberte die kleine Frau mit dem nicht zu tilgenden Lächeln für ihre liebsten Stammkunden sogar Trüffel unter ihrer Theke hervor.

»Was gibt es denn, Maria?«

»Na, Commissario, ich denke, es wäre besser, wenn du herkommst. Unser Wetterphänomen scheint uns auch dieses Jahr in seinen Folgen nicht zu enttäuschen.«

»Hä? Was ist los?« Luca verstand nur Bahnhof.

»Komm zum Mercado und sieh selbst. Es macht gar nichts, wenn es schnell geht. Ich habe keine Lust, dass Alberto dem Neuen den Schädel einschlägt. Mit seinem Steinbutt.«

Der Fischer sollte einem Neuen den Schädel einschlagen? Mit einem Fisch? Was, zum Teufel …?

»Ich bin auf dem Weg, ich setz nur schnell Emma an der Schule ab, dann komme ich.«

»Sehr gut, Commissario. Ich werde mal versuchen, die Lage mit einem Eimer kaltem Wasser zu beruhigen.«

Luca trat das Gaspedal durch, und der kleine Wagen, den schon Louis de Funès in den Saint-Tropez-Filmen gefahren hatte, beschleunigte. Der Commissario hatte ihn umspritzen lassen, als er die Stelle in Montegiardino antrat. Nun war er nicht mehr sonnengelb, sondern strahlend weiß lackiert, und die auf einer dunkelgrünen Banderole prangende Aufschrift Polizia municipale wies ihn als Dienstwagen des Commissarios aus. Und da das Wetter hier auch im Oktober und November noch wunderschön war, brauchte Montegiardinos Polizist kein geschlossenes Fahrzeug – für Dezember und Januar reichte es, wenn er die Plastikplane darüberzog.

Und jetzt, kurz vor Ostern, war es zwar morgens noch recht frisch, nachher aber würde es ein strahlend schöner Tag werden, das spürte Luca, der das Wetter in diesem Tal so gut kannte, weil ihm schon sein Vater oben auf der Ebene vor vierzig Jahren beigebracht hatte, die Zeichen zu lesen: wie schnell die Tautropfen am Morgen von den Halmen wegtrockneten, wie tief die Bussarde flogen oder eben wie hoch, und – am wichtigsten – wie die Wolken aussahen, dort oben am hellblauen Firmament.

Jetzt allerdings hatte er für Wetterbeobachtung keine Zeit mehr, denn die sonst so ruhige Maria hatte wirklich ernst geklungen.

Offenbar war auch seine Tochter in Gedanken, wie Luca mit einem Seitenblick feststellte, sie hatte nicht die Hände in den Wind gestreckt, hatte nicht einmal den schrecklichen Popsender RTL 102,5 eingeschaltet, den sie immer auf den fünf Minuten Schulweg hörte – was Luca dann einen grässlichen Ohrwurm bescherte, der ihn den ganzen Tag über begleitete. Heute sah sie nachdenklich aus dem Fenster. Der Commissario legte seine Hand auf ihre kleine Hand und sagte leise: »Emma, mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um Silvio.«

»Ja?«

»Habe ich dich jemals angelogen?«

Emma lächelte ihn an. »Nur als du gesagt hast, dass das Nutella alle ist – und dann war da noch ein großes Glas im Schrank.«

»Das war keine Lüge!«, protestierte Luca. »Ich hatte es wirklich vergessen.« Auch er musste lächeln. »Du hast Silvio wirklich sehr gerne, was?«

Emma nickte entschieden und sagte: »Er ist so schön verrückt, Papa. Matteo und Sergio, na ja, die sind auch toll, aber es sind Esel. Und Silvio hat so viel Spaß und macht so viel Quatsch, manchmal denke ich, er wäre mein Bruder.«

»Einen sehr haarigen Bruder hast du da.«

»Mama hat auch so viel Quatsch gemacht.«

Sie sagte es ganz leise. Er merkte, wie auch er selbst direkt mit der Traurigkeit rang. Es stimmte. Giulia hatte ständig Unsinn im Kopf gehabt – was ihrer kleinen Familie eine stete Dosis Fröhlichkeit verpasst hatte. Mit der Zeit hatten Emma und Luca gelernt, Giulia in guter Erinnerung zu behalten – und ihr Leben, so gut es ging, weiterzuleben. Aber an manchen Tagen war es, als würde Giulia von oben im Himmel besonders dicke Gedankenfäden schicken – und dann waren all die Traurigkeit und die Rührung und das Vermissen wieder da. Heute war wohl ein solcher Tag. Luca hatte gelernt, diese Augenblicke zu nehmen, wie sie waren: traurig-schön. Deshalb ließ er ihnen beiden diesen schweigsamen Moment, bevor er wenig später um die Ecke hinterm Rathaus bog, die kleine Anhöhe nahm und mit quietschenden Reifen vor der Schule bremste.

»Ich wünsch dir einen richtig schönen Tag, cara. Such ein tolles Geschenk aus, das besorgen wir dann heute Nachmittag in Siena, okay?«

»Oh ja, grazie, Papa.«

Sie stieg aus, und Luca nahm sich die Zeit, ihr zu winken, als sie oben am Eingangsportal angekommen war und sich noch einmal nach ihm umdrehte. Dann fuhr er an, wendete, rollte langsam an der Schule vorbei, um dann den Hügel hinabzurasen. Gott sei Dank war er der einzige Polizist in Montegiardino und somit auch der Einzige, der Geschwindigkeitskontrollen durchführte. Mit Ausnahme der Carabinieri aus Siena, aber die mussten sich vorher bei ihm anmelden.

Er passierte das Rathaus, überlegte kurz, seinen Parkplatz zu benutzen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder und fuhr noch das kurze Stück bis zum Markt, der sich auf dem Hauptplatz des Städtchens befand, zwischen Kirche und Bar – der Dreiklang des italienischen Centro.

Luca bremste und stieg aus, ausnahmsweise setzte er sich seine Polizeimütze auf den Kopf. Wenn es schon Ärger gab, dann wollte er auch aussehen wie eine Amtsperson.

Ärger. Hier. In Montegiardino. Hatte er das wirklich gerade gedacht? Hier gab es doch nie Ärger?

Er überlegte, welcher Tag war. Ob Maria ihm einen Streich hatte spielen wollen? Aber nein. Heute war nicht der erste April. Sondern der siebenundzwanzigste März.

Doch als er hinter dem Brunnen um die Ecke bog und die ersten Marktstände sah, war klar: Maria hatte nicht gescherzt. Da stand nämlich Alberto, der...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2023
Reihe/Serie Die Bella-Italia-Krimis
Die Bella-Italia-Krimis
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bella Italia • Cosy Crime • Dolce Vita • Ermittlerduo • Florenz • ItalienKrimi • Kommissar • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Mafia • Mord • Polizist • Regiokrimi • Regionalkrimi • San Gimignano • Spannungsroman • Toskanakrimi • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-455-01434-8 / 3455014348
ISBN-13 978-3-455-01434-1 / 9783455014341
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