Immer geradeheraus (eBook)

Tore, Typen, Turbulenzen - meine wilde Zeit als Fußballreporter
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-005-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Immer geradeheraus -  Jörg Dahlmann
Systemvoraussetzungen
15,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Jörg Dahlmann war fast 40 Jahre im deutschen Fernsehen als Fußball-Kommentator tätig, arbeitete u.a. für ZDF, Sat1, Sport1 und Sky. Seinen Kultstatus beim Publikum verdankt er seinem außergewöhnlichen Reportage-Stil, seine z.T. preisgekrönten Reportagen, wie über Otto Rehagels legendären Wechselfehler oder das Jahrhundert-Tor von Jay-Jay Okocha, werden hunderttausendfach im Internet abgerufen. Mit seiner ureigenen Art polarisierte Dahlmann aber auch immer wieder und wurde zuletzt wegen zweier zu salopper Sprüche beim Sender Sky ausgemustert. In seinem Buch erzählt er von den sportlichen und persönlichen Highlights in seinem Reporterleben, von magischen Fußballmomenten und besonderen Begegnungen in der glitzernden Welt des Profisports. Er berichtet von Machtkämpfen und Intrigen hinter den Kulissen des TV-Geschäfts und scheut sich nicht, Ross und Reiter beim Namen zu nennen, wenn es um Lob und Kritik geht. Und natürlich schreibt er über seinen unrühmlichen Abgang als Fernsehjournalist und das, was man Cancel Culture nennt, geht dabei mit den eigenen Fehlern offen und ehrlich um.

Jörg Dahlmann, geboren 1959 in Gelsenkirchen, lernte Journalismus von der Pieke auf. Nach Zivildienst, Volontariat und Studium begann er beim ZDF als Fußballreporter.Jahrzehntelang berichtete er für verschiedene TV-Sender aus der Bundesliga und der Champions League, von Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen. Jörg Dahlmann hat drei Krebserkrankungen überstanden und engagiert sich für die Deutsche Krebshilfe. Er ist Botschafter für die Initiative »Respekt! Kein Platz für Rassismus«. Heute lebt er auf Mallorca und in Wiesbaden.

Jörg Dahlmann, geboren 1959 in Gelsenkirchen, lernte Journalismus von der Pieke auf. Nach Zivildienst, Volontariat und Studium begann er beim ZDF als Fußballreporter.Jahrzehntelang berichtete er für verschiedene TV-Sender aus der Bundesliga und der Champions League, von Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen. Jörg Dahlmann hat drei Krebserkrankungen überstanden und engagiert sich für die Deutsche Krebshilfe. Er ist Botschafter für die Initiative »Respekt! Kein Platz für Rassismus«. Heute lebt er auf Mallorca und in Wiesbaden.

VOM DJ ZUM HARRY HIRSCH – JOURNALISTISCHE ANFÄNGE


Ein Kreuzworträtsel. Es begann mit einem Kreuzworträtsel. Meine erste journalistische Arbeit. Was bitte schön ist daran journalistisch, wird sich manch einer fragen. Vermutlich auch zu Recht. Journalismus ist ein nicht geschützter, sehr dehnbarer Begriff. Ich lege ihn an dieser Stelle sehr weit aus und bezeichne das Kreuzworträtsel einfach als den Anfang meiner journalistischen Tätigkeit.

Schon vorher hätte ich gerne etwas geschrieben. Für die Schülerzeitung des Ratsgymnasiums in Gladbeck. Aber ich traute mich nicht. Mangelndes Selbstbewusstsein, gepaart mit einer Portion Scham. Also musste ein Kreuzworträtsel her. Ich war vielleicht 15 Jahre alt, als ich das Rätsel entwickelte. Veröffentlicht wurde es in den Lamberti-Nachrichten.

Nun findet man die Lamberti-Nachrichten nicht zwischen der WAZ oder den Ruhr-Nachrichten. So hieß die Pfarrzeitung der katholischen Gemeinde St. Lamberti im Zentrum von Gladbeck. Gladbeck, das später traurige Berühmtheit als Tatort eines der schlimmsten Geiseldramen der deutschen Geschichte erlangen sollte (bei den Namen Degowski und Rösner dürften bei vielen noch heute die Alarmglocken klingen). Die Artikel der Lamberti-Nachrichten wurden auf eine Matrix geschrieben, abgezogen, händisch Seite für Seite zusammengefügt und am Ende oben links getackert. Für 50 Pfennig konnte man sie am Wochenende nach den Messen erwerben.

Chefredakteur war mein Freund und Mitschüler Thomas Felder, der sich vorzugsweise mit geschichtlichen und politischen Themen befasste. Andere Mitarbeiter behandelten kirchliche Themen. Aber das war alles nicht mein Ding.

Mein Ding war Sport! Vorzugsweise die Ballsportarten wie Basketball, Handball, Fußball. Ich selbst hatte bei Preußen Gladbeck auf dem Ascheplatz mittrainiert, fand aber mehr Gefallen an Basketball. Vor allem im Winter war es angenehmer, indoor zu spielen, als sich draußen den Hintern abzufrieren.

Zwischen Pfarrteam und Straßenkicks


Dennoch gründete ich selbst eine Fußballmannschaft, und zwar in der Pfarrei. Fast alle katholischen Pfarreien hatten Auswahlmannschaften, die dann untereinander auf Stadtebene gegeneinander antraten. In unserer Mannschaft war ich Kapitän, wie auch in der Klassenmannschaft. Ich spielte in der Schulmannschaft sowie in einer Straßenmannschaft. Querstraße und Hermannstraße in Gladbeck-City hatten ein schlagkräftiges Team zusammen.

Meine Position war die des zentralen Stürmers. Ausgereifte Technik war für mich ein Fremdwort, auch Schnelligkeit fehlte mir. Dribbeln konnte ich auch nicht. Ich war indes früh ein begeisterter Anhänger des One-Touch-Fußballs (den Begriff gab es damals natürlich noch nicht). Wobei der One-Touch eher ein Zwang war. Ich sah lieber zu, dass der Ball schnell wieder verschwand.

In der Straßenmannschaft spielten wir mal auf Asche, mal mit einem Tennisball auf kleine Tore auf dem Schulhof des Ratsgymnasiums, aber am liebsten auf Rasen. Wir hatten einen Platz im nahen Nordpark ausgewählt, wo Jacken und Pullover als Pfosten dienten. Das Problem: Die seitliche Abgrenzung zu einer Seite war ein Teich. Und so landete das Leder – und daraus war der Ball damals wirklich noch – oft im Wasser. Wir haben mehr gefischt als Fußball gespielt. Mit Stöcken und Ästen versuchten wir, das Objekt unserer Begierde wieder auf den Rasen zu bringen. Manchmal mussten uns Touristen in den Ruderbooten helfen. Oder auch der Wind.

Die Bildung der Mannschaften verlief immer gleich. Die beiden Besten hießen Wegmann und Wegmann. Bernd, der Ältere, genannt „Fuchs“, und Klaus, der Wendigere, nur einfallslos Klausi genannt. Die beiden Brüder waren immer die Kapitäne. Per Tip-Top, so nannten wir es, wurde gewählt. Aus einer gewissen Entfernung ging man Fuß für Fuß aufeinander zu. Wer als Letztes seinen Fuß in die Lücke stellen konnte, durfte mit der Wahl der Mitspieler im ABBA-Verfahren beginnen. Klar, dass der mit dem kleineren Fuß (also Klaus) Vorteile besaß. Aber das hinterfragten wir nicht.

Die Wegmann-Brüder stritten sich dauernd. Deswegen war es wichtig, dass sie in zwei Teams auseinanderdividiert waren. In EINEM Team – das ging gar nicht. Wichtige Regel bei unserem Spielchen: drei Ecken – ein Elfer. Die schoss oft ich. Und auch gut. Immer unten links. Immer. Sie waren immer so platziert, dass die Torhüter nicht drankamen. Um ein Vorurteil zu bestätigen: Die Dicken kamen zwischen die Trainingsjackenpfosten. Das wollten sie auch oft selbst so. Ersparte die lästige Lauferei.

Das Spiel endete übrigens nicht, wenn ein gewisses Ergebnis erreicht war. Oder wenn die Zeit verstrichen war. Es gab nur zwei Beendigungsszenarien: Entweder lag es am Ball (er war im Teich unerreichbar oder die Blase an der Seite platzte aus der Naht). Oder – und das war meistens der Fall – die Wegmann-Brüder zofften sich und waren unversöhnlich. Der ältere und bulligere Bruder, Bernd, der „Fuchs“, verpasste dem schmächtigen Klausi eine Backpfeife. Und so begann und endete es immer wieder mit den Wegmännern. Und mit unserem Kick.

Im Spiel gaben wir uns alle Namen. Wir waren – bedingt durch die Nähe zu Gelsenkirchen – Klaus Fischer, Tanne Fichtel oder Stan Libuda. Nationalspieler wie Franz Beckenbauer oder Wolfgang Overath kamen nicht vor. Alle, wirklich alle waren Schalke-Fans. Und bei mir kam noch hinzu, dass ich in Gelsenkirchen-Buer geboren worden war.

Mein Jugendzimmer daheim: Als ich 15 war, hing dort ein Poster von der Weltmeisterschaft 1974. Im Partykeller ein lebensgroßer Bravo-Starschnitt von Helmut und Erwin Kremers. Die beiden waren die Sunnyboys jener Zeit. In der RTL-Radiohitparade mit Moderator Jochen Pützenbacher waren sie Nummer eins mit ihrem Hit „Das Mädchen meiner Träume“. Ich weiß nicht, wie viele Postkarten ich nach Luxemburg geschickt habe. Einmal gewann ich dadurch sogar eine Jeans. Zwei Schalke-Fahnen hatte ich im Zimmer stehen. Eine riesige, die die Schwiegermutter meiner Schwester genäht hatte. Und eine kleine, sozusagen eine Fahne „to go“.

Ich, der gebürtige Gelsenkirchener, geboren in der Saison 58/59, als Schalke amtierender Deutscher Meister war: Die ersten fünf Monate meines Lebens war ich Meister. Bis auf viereinhalb Minuten im Mai 2001 sollte dazu nicht mehr Zeit kommen.

Blau und Weiß, wie lieb ich dich


Einen BVB-Fan gab es damals in Gladbeck, das von Gelsenkirchen, Bottrop und Essen umzingelt wird, nicht. Auch kaum Bayern-Anhänger. Gelegentlich mal einen Gladbach-Fan, denn die spielten damals unter Weisweiler den ansehnlichsten Fußball in der Liga. Aber ansonsten floss blau-weißes Blut durch die Venen der Gladbecker. In den Discos – das ist für viele andere Regionen unvorstellbar – wurde abends ähnlich wie in England „God Save The Queen“ die S04-Hymne „Blau und Weiß, wie lieb ich dich“ gespielt. Und keiner pfiff oder beschwerte sich. Im Gegenteil: Voller Inbrunst sangen alle mit. Den Text kannten wir alle besser als den der deutschen Nationalhymne.

Die Schalke-Hymne führte ja Jahrzehnte später, als die Empörungswellen über Deutschland schwappten, zu heftigen Diskussionen. Da heißt es nämlich: „Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht. Doch aus all der schönen Farbenpracht, ja Farbenpracht, hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht.“

Ja, Schalkes Farbenfinder war ein Moslem. Kein Katholik oder Protestant. Mohammed sei Dank. Schalke verband. Schalke war – als wir klein waren – mehr als eine Liebe. Und anders als andere. Oder können Sie sich vorstellen, dass „Bayern – Stern des Südens“ im P1 (falls es das damals schon gab) gespielt würde? Auch von „Heia BVB“ aus den Discos im östlichen Ruhrgebiet ist mir nichts bekannt.

Schalke war überall. Mein Klassenlehrer, Josef Naber, war auch Blau-Weißer. Montags die Deutschstunde war eigentlich Schalke-Stunde. Wir redeten nicht über Goethe oder Hölderlin, sondern über Norbert Nigbur, Aki Lütkebohmert und die Kremers-Zwillinge. Es wurde analysiert und kritisiert. Meistens musste unser Klassensprecher, Andreas Stienen, ran. Ein supersympathischer Mitschüler, der leider später beim nächtlichen Überqueren der Autobahn A 2 ums Leben kam.

Als Schalker hat man mit Niederlagen umzugehen gelernt. Ich erinnere mich an einen Montag nach einem Desaster-Spiel beim 1. FC Köln. Aus lauter Frust malte ich ein düsteres Bild mit dem Schriftzug 0:8. 1969 war das. Achtmal hatte Norbert Nigbur hinter sich greifen müssen. Rudi Gutendorf, genannt Riegel-Rudi aufgrund seiner einstigen Defensivverdienste beim Meidericher SV, war unser Trainer. Hätte er mal in Köln den Kasten abgeriegelt! Hornig, Overath, zweimal Thielen, zweimal Löhr, zweimal Rupp – das war eine fette Klatsche. Am Montagmorgen saßen wir in der Deutschstunde wie eine Trauergemeinde in unseren Schulbänken. Ich frage mich, ob das heute noch so ähnlich ist? Vermutlich nicht.

Leider gab es damals noch keine Schalke-Bettwäsche. Merchandising war noch ein Begriff aus einer fernen Galaxie. Ich hätte garantiert in solchem Bettzeug geschlafen.

Die Rivalität zwischen den Blau-Weißen und den Schwarz-Gelben war damals schon enorm. Ja, es war manchmal blanker Hass. Leider! Ich fand das immer blöd, das so sehr schwarz-weiß zu sehen. Irgendwie steckte schon damals in mir der Gedanke der gelebten Toleranz. Oder wie der Kölner so herrlich sagt: „Man muss auch jönne könne!“

Ich mochte auch Borussia Dortmund. Klar, wenn sie gegeneinander spielten, dann natürlich hob mich S04 aus dem Sessel. Aber wenn der BVB gegen Stuttgart...

Erscheint lt. Verlag 4.3.2022
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte arnd zeigler • Bela Rethy • Bericht • Biografie • Buch • Bundesliga • bundesliga aktuell • Champions League • Dahlmann • Debatte • Experte • Fernsehen • Frank Buschmann • Fußball • Fußball Reporter • Hattrick • Jay Jay Okocha • Kommerz • Marcel Reif • Otto Rehagel • Premiere • Reporter • SAT 1 • Sky • Sport im Fernsehen • Sportjournalismus • Sportreporter • Uli Potofski • Wolff-Christoph Fuss • Wolf Fuss
ISBN-10 3-98588-005-0 / 3985880050
ISBN-13 978-3-98588-005-8 / 9783985880058
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 5,9 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten

von Florian Illies

eBook Download (2023)
S. Fischer Verlag GmbH
22,99
Unternehmensgeschichte

von Gregor Schöllgen

eBook Download (2023)
Deutsche Verlags-Anstalt
34,99
Eine Familiengeschichte der Menschheit

von Simon Sebag Montefiore

eBook Download (2023)
Klett-Cotta (Verlag)
38,99