Dorian Hunter 92 (eBook)

Das Heer der Untoten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3061-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 92 - Hugh Walker
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Vor langer Zeit ...
»Ah, Dorian«, sagte Mr Jeffers. »Setz dich. Trinkst du eine Tasse mit mir?«
Der Junge nickte zögernd. »Bitte.«
»Ich weiß, dass du in Mr. Sykes' Laden warst. Er sagte mir einmal, dass er eine Sammlung aufgekauft habe, die einige unschätzbare Bände enthielt, darunter einige unveröffentlichte Schriften des Paracelsus ... Formeln ... Skizzen ... Geheimnisse, nach denen selbst die Alchimisten vergeblich geforscht haben ...«

Schweißgebadet erwacht der Dämonenkiller Dorian Hunter aus einem Albtraum. Er erinnert sich an seine Jugend, an den Tag, an dem er zum ersten Mal auf die Mächte des Bösen traf. Er muss sich der Vergangenheit stellen, denn er weiß, dass sein Leben sonst an einem seidenen Faden hängt ...


2. Kapitel


Als die beiden auf das Haus zuliefen, entlud sich das Gewitter über dem See. Blitze zuckten fast ununterbrochen, und der Donner wurde zu einem langen, anhaltenden Dröhnen. Im bleichen zuckenden Licht wirkte das Haus mit seinen Giebeln und Erkern, seinen spitzen Türmen und verwachsenen Mauern wie ein verwunschenes Schloss unheimlich und vom Bösen bewohnt. Die Fenster erschienen den beiden wie drohende blinde Augen, hinter denen etwas lauerte, etwas, das zu schrecklich war, als dass man es erahnen konnte.

Als die ersten Tropfen fielen, hatten sie die dunklen alten Mauern erreicht und hielten lauschend an. Dorians Herz schlug so heftig, dass er glaubte, es würde ihm aus der Brust springen. Davon abgesehen war alles still.

Fast.

Nur ein leises stetes Geräusch ließ ihn schaudern. Es kam aus den Mauern. Es klang fast wie sein Herzschlag. Es war, als ob das Haus lebte, als ob es ein eigenes Herz hätte, das leise schlug – leise, wie im Schlaf.

Wenn es aufwachte ...

»Was hast du?«, flüsterte Alex. »Hörst du etwas?«

»Ich glaube – nicht«, erwiderte Dorian ebenso leise. Vielleicht hatte er sich getäuscht. Der Wind rüttelte an den Mauern. Der Regen trommelte gegen die Dachziegel und das Laub der Bäume.

»Wo sind die anderen? Ich kann sie nicht mehr sehen«, flüsterte Alex erneut. »Sie haben sich verdrückt und uns allein gelassen.«

»Das glaube ich nicht«, meinte Dorian. »Und wenn schon ...«

»Es ist gleich Mitternacht«, sagte Alex zitternd.

»Wir müssen ein Fenster finden, das wir erreichen können. Die meisten sind ziemlich hoch. Komm schon. Vielleicht sollten wir uns trennen und es auf verschiedenen Seiten versuchen.«

»Nein!«, widersprach Alex hastig. »Dann könnte einer in Versuchung kommen abzuhauen.«

»Vergiss nicht, sie erwarten, dass wir etwas aus dem Haus mitbringen«, erinnerte Dorian ihn.

Sie duckten sich unwillkürlich unter einem gewaltigen Donnerschlag.

»Hören wird man uns wenigstens nicht«, stellte Dorian fest. »Komm.«

Er eilte voran, ohne sich nach Alex umzusehen. Wenn er noch lange zögerte und überlegte, kam er ins Wanken. Er hätte viel für eine Taschenlampe gegeben. Immerhin hatte er eine Schachtel Streichhölzer in der Tasche. Er hatte sie fast immer bei sich, obwohl das im Internat verboten war. Feuer war ein guter Schutz gegen die Dämonen der Dunkelheit. Hexen hatte man verbrannt.

Er erinnerte sich plötzlich an eine Stelle in einem der Bücher. Da hatte gestanden, wie man sich gegen Hexen schützen konnte. Er versuchte, sich den Wortlaut ins Gedächtnis zurückzurufen. Es war etwas mit einer Unruhe, die man an die Stubendecke hängen sollte, und etwas mit Eierschalen. Aber da war auch noch etwas Einfacheres gewesen, das keiner größeren Vorbereitungen bedurfte.

Etwas mit zweierlei Schuhen, die man anziehen sollte.

Man trägt vierblättrigen Klee. Daran erinnerte er sich. Und dann hieß es: Man zieht zweierlei Schuhe an, oder das Hemd und einen Strumpf verkehrt.

Das war es.

»He, Alex!«, rief er unterdrückt. Ein blendender Blitz zeigte ihm, dass Alex nicht weit hinter ihm stehen geblieben war und nun hastig herankam.

»Was ist?« Es klang, als ob er mit den Zähnen klapperte.

»Zieh einen Schuh aus!«

»Einen Schuh? Bist du übergeschnappt?«

»Mach schon.« Dorian beugte sich hinab, um seinen Schuh auszuziehen. »Warum denn?«

»Ein altes Mittel gegen Hexen. Zwei verschiedene Schuhe.« Er schob Alex seinen rechten hin.

»Dann glaubst du also auch, dass sie eine ist?«

»Ich glaube gar nichts. Ich gehe nur kein Risiko ein.« Ungeduldig sagte er: »Gib schon her! Du kriegst ihn ja wieder.«

Alex bückte sich hastig und zog ihn aus. »Woher weißt du das?«

»Aus einem Buch.«

»Und du glaubst wirklich, das hilft?«

»Weiß ich nicht.« Alex' Schuh passte ihm nicht gerade gut. Er machte ein paar Schritte und wich in den Schutz der Mauer zurück, als es in Strömen zu gießen begann.

Direkt über ihm war ein Fenster. Aber er konnte es nicht ganz erreichen. »Mach die Leiter. Hilf mir hoch«, flüsterte er Alex zu.

Der wollte protestieren.

»Willst du lieber zuerst?«, schlug ihm Dorian vor.

Alex stellte sich rasch bereit. »Steig schon.«

Dorian kletterte hoch und schwang sich auf den breiten Fenstersims. Er presste sein Gesicht an die Scheibe und starrte ins Innere. Nichts war zu erkennen.

Er rüttelte leicht am Fenster und spürte, dass es nachgab. Nur ein kleines Stück. Dann schien der lockere Riegel es zu halten.

»Was siehst du?«, hörte er Alex' Stimme von unten.

Er beugte sich hinab. »Nichts. Das Fenster geht nicht auf. Wir müssen es woanders versuchen.« Er machte sich daran hinabzusteigen. Da rüttelte ein Windstoß am Fenster und stieß es auf, sodass es gegen die Wand knallte.

Die beiden hielten den Atem an. Nichts regte sich drinnen. Aber der Donner verschluckte ja die meisten Geräusche, und der Regen verursachte selbst ein hohles Echo.

Als nichts geschah, beugte sich Dorian hinab, um Alex hochzuhelfen. Aber das erwies sich als zu schwierig. Dorian schaffte es nicht, ihn hochzuziehen.

»Was machen wir?«, keuchte Alex. »Warte hier auf mich. Wenn ich zurück bin, helfe ich dir hoch.« Er winkte und verschwand im Innern. Er glaubte nicht, dass Alex wirklich auf ihn warten würde. Aber das war jetzt nicht von Bedeutung. Auch die Mutprobe war nicht mehr wichtig. Nur noch seine Neugier. Er war einer der Ersten, die das Kuckuckshaus betraten.

Er stand da mit klopfendem Herzen und lauschte in das Innere des Hauses hinein. Er vernahm das leise Pochen wieder. Es klang jetzt mehr wie ein Ticken von Uhren. Es war deutlich zu unterscheiden vom Rauschen des Regens und vom Donner, der sich nun entfernte.

Er konnte nichts erkennen, nur, dass er auf hölzernen Dielen stand. Ein wenig gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Doch dann zuckten Blitze, erhellten den Raum für Bruchteile von Sekunden. Es war zu kurz, als dass er etwas deutlich hätte erkennen können.

Er tastete sich ein paar Schritte vorwärts, ohne auf ein Hindernis zu stoßen. Dann griff er nach der Streichholzschachtel, mit nassen zitternden Fingern. Nach dem vierten Versuch flammte ein Hölzchen auf. Bis es verlöschte, erkannte er, dass Schränke an den Wänden standen, die alt und wuchtig wirkten, mit seltsamen Schnitzereien, deren Anblick ihn frösteln ließ. Dazwischen hingen Bilder an den Wänden, Porträts, die ihn mit funkelnden Augen anzustarren schienen. Ein zweites Streichholz zeigte ihm, dass kleine Figuren auf den Schränken standen. Er dachte an das Beweisstück, das er mitbringen sollte, und griff nach einer. Seine Finger zuckten zurück.

Nadeln ragten aus der kleinen Puppe und stachen in seinen Finger. Puppen und Nadeln!

»Sie ist eine Hexe«, flüsterte er. Seine Stimme hatte ein leises Echo, das wie unterdrücktes Lachen klang. Ihm war eiskalt. Nur mit Mühe unterdrückte er den Wunsch, einfach kehrtzumachen und hinauszuklettern.

Aber dann siegte die Neugier. Ein drittes Streichholz zeigte ihm den Weg zur Tür und hinaus in einen Korridor. Von hier klangen Donner und Regen fern wie aus einer anderen Welt. Nur das grelle Licht der Blitze flackerte durch ein Fenster weit vor ihm.

Er zögerte. In diesem großen Haus konnte man sich leicht verirren. Es mochte sein, dass er das Zimmer und das offene Fenster, vor dem Alex wartete, nicht wiederfand.

Aber es ließ sich wohl jedes Fenster öffnen, falls ein rascher Rückzug nötig sein sollte.

Er tastete sich vorwärts, wagte aber nicht, weitere Streichhölzer anzuzünden. Ihr Schein mochte verräterisch weit dringen. Er unterdrückte seine instinktive Furcht vor der Dunkelheit und versuchte, das Gefühl zu ignorieren, dass jemand ihn aus dieser Schwärze heraus beobachtete.

Dennoch kribbelte sein Rücken, und seine Nackenhaare sträubten sich. Irgendwo vermeinte er Tuscheln und Scharren zu hören. Aber dann erkannte er, dass es nur das Ticken war. Es wurde lauter, mit jedem Schritt, den er tat. Er hatte das Gefühl, dass er sich auf das Ticken zubewegte.

Unvermittelt stieß er gegen ein Hindernis. Es war ein Geländer. Während er es vorsichtig berührte, entdeckte er einen fernen Lichtschimmer, der nicht vom Gewitter herrührte, sondern gelblich wie Kerzenlicht war. Gleichzeitig erkannte er, dass eine Stiege nach unten in einen großen Raum führte.

Dann zuckte er zusammen. Ein Lufthauch berührte ihn, als habe sich in seiner Nähe eine Tür geöffnet.

»Dorian!«, flüsterte eine Stimme. »Sei ...«

Er hörte nicht mehr, was sie sagte, denn ein Pendelwerk schlug an und kündigte mit hallendem Dröhnen Mitternacht an.

Als sei dies ein Signal gewesen, erwachten die Wände um ihn zu schnarrendem mechanischem Leben. Um den erstarrten Jungen herum, in allen Räumen und Winkeln, selbst über und...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2022
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-3061-3 / 3751730613
ISBN-13 978-3-7517-3061-7 / 9783751730617
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