Sterne über dem Salzgarten (eBook)
400 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-1686-4 (ISBN)
Julia ist rundum angekommen in ihrem neuen Leben, und auch die Inselbewohner sind mit ihr versöhnt. Allerdings nicht mit ihrem Bruder Jens, der seine touristischen Aktivitäten inzwischen den Vulkanen der Insel zugewandt hat: Er bietet Trekking-Touren zu den Kratern an. Dabei sind diese nicht alle vollständig erloschen, und es gibt immer wieder Warnungen der Behörden, diese Regionen zu meiden.
Dies macht Julia genauso Sorgen wie die Tatsache, dass Naira offenbar alles dafür tut, um Álvaro doch noch für sich zu gewinnen. Als einer der Vulkane tatsächlich erneut auszubrechen droht, überschlagen sich die Ereignisse und Julia steht vor großen Herausforderungen ...
Eine mitreißende Geschichte über das, worauf es im Leben wirklich ankommt
Der dritte Band der erfolgreichen Salzgarten-Saga
Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie wuchs in Süddeutschland und Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald. Ihre KAMELIEN-INSEL-Romane gelangten alle auf die Bestsellerliste - ebenso wie die SEIDENVILLA-Saga, die in einer Seidenweberei spielt. Die neue Reihe handelt von einem Salzgarten auf den Kanarischen Inseln.
Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie wuchs in Süddeutschland und Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald. Ihre KAMELIEN-INSEL-Romane gelangten alle auf die Bestsellerliste - ebenso wie die SEIDENVILLA-Saga, die in einer Seidenweberei spielt. Die neue Reihe handelt von einem Salzgarten auf den Kanarischen Inseln.
1
Die Taufe
Als sie aus der Kirche traten, ließ der Jakarandabaum blaue Blüten auf sie herunterregnen. Es war ein wunderschöner Sonntag Ende Mai, und die Sonne stand hoch über dem Weiler, dessen hell getünchte Häuser sich in eine Mulde am Hang oberhalb der Ortschaft Santo Domingo aneinanderzudrängen schienen wie eine Herde Ziegen. Die Kirche, deren Glocken ein Festgeläut angestimmt hatten, erstrahlte in blendendem Weiß, sodass die meisten Gäste der Taufgesellschaft eilig ihre Sonnenbrillen aufsetzten.
»Seht nur«, rief Fayna fasziniert aus und hob eine der kleinen glockenförmigen Blüten auf, die auf das Taufkleid ihres Töchterchens herabgesegelt waren. »Was für ein schönes Omen!«
Julia sog den würzigen Duft des Baumes tief in sich ein und lehnte sich glücklich an Álvaro, der ihr den Arm um die Schulter gelegt hatte und sie sanft auf die Schläfe küsste.
»Du hast Blumen im Haar.« Julias dreizehnjähriger Neffe Emil grinste sie an und bemerkte gar nicht, dass auch sein mit Gel mühsam gebändigter Haarschopf inzwischen voller blauer Blüten war. »Bald siehst du aus wie eine Hippiebraut.«
Julia lachte. »Wo hast du denn diesen Ausdruck her?«, fragte sie ihn und tastete vorsichtig ihre Aufsteckfrisur ab.
»Selber Hippie«, spottete El Rostro, Emils bester Freund, und wuschelte ihm durch das Haar, was zu einer kleinen Rangelei zwischen den Jungen führte. Denn seit Neuestem achtete Emil peinlich genau auf sein Aussehen und hatte heimlich stets einen Kamm in seiner Hosentasche, was Julia amüsiert beobachtet hatte. Natürlich würde sie sich hüten, ihren heftig pubertierenden Neffen darauf anzusprechen. El Rostro, der mit seinen Eltern und seinem Bruder auf dem Ziegenhof seiner Großeltern Maribel und Paco lebte, fand sein Verhalten offenbar ziemlich albern.
»Lass ruhig alles so, wie es ist«, riet ihr Álvaro zärtlich, als sie begann, einige Blüten aus ihrem Haar zu zupfen. »Du siehst wunderschön aus.«
»Wir alle haben jetzt Blüten im Haar«, bemerkte Belén, Álvaros Großmutter, und wies lachend auf die anderen Gäste.
»Es ist, als hätte der Baum uns mit einem besonderen Segen überschüttet«, erklärte Maribel und betrachtete gerührt die kleine Martina auf dem Arm ihrer Nichte Fayna, die sich gerade mit ihrem Mann Pablo und den beiden Taufpaten zu einem Gruppenbild aufstellten.
Julia sah auf die Uhr. Es war höchste Zeit für sie aufzubrechen. »Ich muss los«, sagte sie. Die Feierlichkeiten zu Martinas Taufe würden selbstverständlich in ihrem Landgasthof Flor de Sal stattfinden. »Lasst euch ruhig noch Zeit, und vergesst nicht, auch für uns ein paar schöne Erinnerungsfotos zu machen.«
Sie warf Fayna eine Kusshand zu und ging eilig zu ihrem Wagen. Von Faynas Heimatdorf im Landesinnern zum Mesón Flor de Sal waren es zwar nur wenige Kilometer, und doch brauchte man für die kurvenreiche Strecke fast eine halbe Stunde. Julia lebte nun seit mehr als einem Jahr auf der Insel und hatte sich daran gewöhnt, dass die Entfernungen zwar nicht groß waren, man allerdings viel Zeit für die Fahrten einrechnen musste. Denn La Palma war das Ergebnis von unzähligen gewaltigen Vulkanausbrüchen, die vor Millionen von Jahren in einer Tiefe von fünftausend Metern unter dem Wasserspiegel begonnen hatten, das Innere der Erde nach außen zu kehren, bis dieses Eiland entstanden war, dessen höchster Punkt stattliche 2426 Meter aus dem Atlantik herausragte. Entsprechend gefurcht und zerklüftet waren die Flanken der Insel, die es zu umrunden galt. Ihr vulkanischer Ursprung machte aber die atemberaubende Schönheit dieser kanarischen Insel aus mit ihren bizarren Felsformationen, die die Lava gebildet hatte, und den vielfarbigen Gesteinsschichten, die durch die Verwitterung sichtbar geworden waren. Und natürlich trug auch die einzigartige Pflanzenwelt mit ihren wilden Blüten, Sträuchern und Bäumen zum besonderen Charme dieser Insel bei.
Der Landgasthof Flor de Sal, dessen Name übersetzt Salzblume bedeutete, war in den 1960er-Jahren auf einer mächtigen Klippe hoch über dem Atlantik von Álvaros Großeltern erbaut worden. Seinen Namen hatte er von dem Salzgarten, der am Fuße des Felsens lag und in dem Álvaro in traditioneller Manier köstliches Meersalz erntete. Die Anlage, die in den Naturfelsen geschlagen worden war, bestand seit Menschengedenken, war lange vergessen gewesen und von Álvaros Großvater wieder in Betrieb genommen worden. Heute war die modernisierte und erweiterte Saline ein Geheimtipp der internationalen gehobenen Gastronomie. Vor allem die Salzblumen, große kostbare Kristalle, die nur bei bestimmten Witterungsbedingungen in mühevoller Handarbeit von den Becken abgeschöpft werden konnten, das sogenannte Flor de Sal, waren berühmt und begehrt.
Julia umrundete eine letzte Kurve, und der Blick hinunter zur Küste war frei. Wie eine kleine Trutzburg thronte die Finca mit dem Landgasthof im strahlenden Mittagslicht auf dem mächtigen Felsen. Ein uralter Drachenbaum schien die große zweistöckige Anlage zu bewachen. Hinter dem Haus befand sich, von hohen Mauern vor dem stetigen Passatwind geschützt, ein Garten mit Obstbäumen und zahlreichen Küchenkräutern.
Julia erreichte die Landstraße und nahm die ungeteerte Piste, die zum Mesón führte. Unter dem Drachenbaum parkten bereits die Autos von Devi und Sam sowie von Julias Küchenhilfe Paola. Kaum hatte Julia ihren Wagen daneben abgestellt, kam Amo, ein wunderschöner Garafianorüde, der ihr zugelaufen war und seither das Anwesen mit großem Verantwortungsbewusstsein bewachte, aufgeregt angerannt. Winselnd sprang er an ihr hoch und hinterließ staubige Pfotenspuren auf ihrem roten Kleid.
»Na, na, nicht so stürmisch«, wehrte Julia ihn verwundert ab. Das war so gar nicht seine Art. »Was ist denn los mit dir?« Zur Antwort bellte Amo zweimal und rannte ein Stück den Fahrweg entlang in Richtung Straße, blieb dann stehen und blickte sich auffordernd um, so als wolle er, dass Julia ihm folgte.
Kopfschüttelnd betrat sie den Innenhof, wo ihr Team bereits emsig dabei war, die letzten Vorbereitungen für den Sektempfang hier im Freien zu treffen. Devi verteilte gemeinsam mit ihrer dreizehnjährigen Tochter Parvati Servietten und kleine Blumengestecke auf den Stehtischen, während Amelie Gläser auf einem der Buffettische aufreihte. Tina, die jüngere Schwester von Álvaros bestem Freund Toto, ging Amelie an diesem Tag, wie schon oft zuvor, zur Hand.
»Hey«, rief Amelie Julia zu. Ihre blauen Augen blitzten, und ihr kurzes blondes Haar war wie immer tadellos frisiert. »Wie war die Zeremonie?« Amelie und Julia kannten sich schon seit einer Ewigkeit und hatten gemeinsam in den besten Restaurants Europas gearbeitet – Amelie als Serviceleiterin und Julia als Chef de Cuisine. Julia beglückwünschte sich jeden Tag aufs Neue dazu, dass ihre Freundin eine internationale Karriere in den größten Häusern zugunsten ihres kleinen Landgasthofs mitten im Atlantik aufgegeben hatte.
»Sehr schön«, antwortete Julia. »Der Priester hat zwar ein bisschen lange gepredigt, aber die kleine Martina hat das auf ihre Weise geregelt: Irgendwann hat sie die Geduld verloren und ihm laut und deutlich zu verstehen gegeben, dass er zu einem Ende kommen sollte.«
Amelie lachte. »Die Kleine ist so süß«, schwärmte sie. »Wenn man sie anschaut, könnte man direkt Lust bekommen, selbst so etwas in die Welt zu setzen.«
»Kinder sind etwas Wunderbares«, pflichtete Devi ihr bei und warf ihrer Tochter einen liebevollen Blick zu. Die beiden sahen an diesem Tag hinreißend aus in ihren hellen Tuniken über den indisch geschnittenen Baumwollhosen. Parvati hatte in ihr langes goldblondes Haar ein fuchsiafarbenes Seidenband eingeflochten, was ihr ausgezeichnet stand.
»Nun«, meinte Julia an Amelie gewandt, »du und Toto könntet das doch durchaus in Erwägung ziehen.«
»Na ja, so weit sind wir noch lange nicht«, entgegnete Amelie verlegen. Sie war seit einem guten halben Jahr mit Álvaros bestem Freund zusammen. Wenn man bedachte, dass keine ihrer früheren Beziehungen länger als zwei Wochen gedauert hatte, war das schon eine halbe Ewigkeit. »Und stell dir vor, ich müsste so wie Fayna während der gesamten Schwangerschaft liegen …« Amelie stieß geräuschvoll die Luft aus. »Das würde ich nicht überleben.«
»Das kommt zum Glück nur ganz selten vor«, versicherte ihr Devi. »Als ich mit Parvati schwanger war, hab ich die ersten sechs Monate fast nichts davon bemerkt.«
»Deine Tochter war eben schon von Anfang an extrem rücksichtsvoll«, entgegnete Amelie und sah dem Mädchen nach, das gerade im Haus verschwand. Dann wandte sie sich Julia zu. »Wann kommen denn die Gäste?«
»Sie können jeden Moment hier sein«, antwortete Julia und ging in die Küche, wo Paola schon den Salat mit den Wildkräutern vorbereitet hatte, der zusammen mit Pacos Ziegenkäse als Vorspeise serviert werden würde.
Als Hauptgericht hatte sich Fayna fangfrischen Felsenfisch mit hausgemachtem grünen Mojo gewünscht, jener pikanten Kräutersauce aus frischem Korianderkraut, Petersilie und Knoblauch sowie diversen Gewürzen, die für die Kanaren so typisch war. Diego, ein befreundeter Fischer, hatte sie nicht enttäuscht und Julia in aller Herrgottsfrühe mit ausreichend Zackenbarsch, Rotrandbrasse und Drachenkopf versorgt. Vor dem Kirchgang hatte Julia die Fische bereits zum Garen vorbereitet.
»Zeit für die Tapas!« Mit Schwung betrat Amelie die Küche.
»Hier sind sie.« Julia öffnete den Kühlraum und reichte ihr Platte um Platte, damit sie auf dem Buffet draußen im Hof angeordnet werden konnten. Schließlich ging Julia...
Erscheint lt. Verlag | 24.2.2023 |
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Reihe/Serie | Salzgarten-Saga | Salzgarten-Saga |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Anne Jacobs Tuchvilla • Atmosphäre • Bestsellerautorin • Familienroman • Familiensaga • Fleur de Sel • Flor de Sal • Jenny Colgan Die kleine Bäckerei am Strandweg • Kameliengarten • Kamelieninsel • Kamelien-Insel • Kanaren • Kanarische Inseln • Katie Fforde • Köchin • Landschaft • Landschaftsromane • La Palma • Liebe • Liebesroman • Meersalz • Rezepte • Roman • Rosamunde Pilcher • Salzgarten • Salzgarten-Saga • Schmöker • Seidenvilla • Seidenweberei • Stimmungsvoll • Sylvia Lott Die Inselfrauen • Tabea Bach • traditionelle Salzgewinnung • Träumen • Vulkan • Vulkanausbruch |
ISBN-10 | 3-7517-1686-6 / 3751716866 |
ISBN-13 | 978-3-7517-1686-4 / 9783751716864 |
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