Verloren in den Wogen der Leidenschaft (eBook)

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2022 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0748-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verloren in den Wogen der Leidenschaft -  Elisabeth Hobbes
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Verwirrt und ohne Erinnerungen erwacht der Händler Jack an der Küste der Bretagne. Wie ist er hierhergekommen? Wer ist die schöne Fremde, die sich besorgt über ihn beugt und der er im Delirium einen Kuss raubt? Blanche Tanet pflegt ihn gesund und erklärt ihm, dass sein Schiff bei einem Überfall des berüchtigten Piraten 'Weißer Wolf' auf Grund gelaufen ist. Von Jacks altem Leben ist nichts mehr übrig außer einem Wrack. Am liebsten würde er sich mit der verführerischen Blanche eine neue Zukunft aufbauen, doch sie ist seltsam zurückhaltend. Welches Geheimnis verbirgt Blanche vor ihm

1. KAPITEL

März 1346

Wollt Ihr etwa behaupten, dass vor Anfang nächster Woche kein Schiff nach Saint-Malo abfährt?“

Mit beiden Händen stützte Captain John Sutton sich auf den Tisch, hinter dem der Hafenmeister auf seinem Stuhl saß und versuchte, sich trotz seines Ärgers zu beherrschen. „Ihr habt mir versichert, ich hätte nicht länger als zwei Tage zu warten!“

Um zu betonen, wie unrealistisch die Forderungen des Engländers waren, rollte der wackere Vertreter des Hafenamts mit den Augen, zuckte mit den Achseln und warf den Männern, die weintrinkend an der Feuerstelle versammelt waren, einen vielsagenden Blick zu. John unterdrückte einen Fluch, denn seit er vergeblich versuchte, eine Schiffspassage aufzutreiben, hatte er das Hafenamt von Concarneau eher als Gelegenheit für geselliges Beisammensein hiesiger Kaufleute und Seeleute kennengelernt denn als Ort, an dem man sich um den Schiffsverkehr kümmerte.

Wütend packte er die Tischkante mit beiden Händen und grub seine Fingernägel ins Holz. Ein Kapitän wie er brauchte sein eigenes Schiff, auf das eines anderen zurückgreifen zu müssen war das allerletzte Mittel. Nur zu gern hätte er diesem bretonischen Sturkopf mehr Respekt vor sich eingeflößt, doch wäre ihm das sicher nicht gut bekommen. Nicht, dass ihn das eigentlich groß bekümmerte. Seit dem Tod seiner geliebten Frau Margaret war er oft versucht, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um ihr im Jenseits wiederzubegegnen.

„Die Zeiten sind schwierig“, fuhr der Hafenmeister ungerührt fort. „Der Krieg mit den Engländern hat nicht nur dem Handel geschadet. In der Bretagne haben viele …“

Er lehnte sich vorsichtig zurück, weil John, der gerade wegen der Probleme in der Bretagne so unter Zeitdruck stand, ihn zornig anfunkelte. Obwohl die englischen und die französischen Könige inzwischen einen Waffenstillstand vereinbart hatten, wurde der erbitterte Konflikt zwischen den Anhängern Charles de Blois’ und denen John de Montforts’ um die bretonische Herzogswürde fortgesetzt. Die Belagerung der Stadt Quimper durch die Franzosen, gefolgt vom Sieg der Engländer bei Cadoret, hatte auf beiden Seiten hohe Verluste gefordert. John de Monfort war letzten Herbst gestorben und hatte einen erst sechsjährigen Thronfolger hinterlassen. Es war daher ein vorübergehendes Machtvakuum entstanden. Während dieser Zeitspanne konnte John sicher nach England gelangen, daher seine Eile.

„Gerade wegen der Verhältnisse in der Bretagne muss ich meinen Geschäftspartnern in Bristol dringend Bericht über den Wein vom letzten Jahr erstatten. Es ist auch im Interesse der hiesigen Kaufleute, dass der Handel zwischen unseren Ländern nicht stärker als nötig beeinträchtigt wird.“

Er lächelte angestrengt und sprach mit erhobener Stimme, damit alle Anwesenden seine Worte hören konnten.

„Man versicherte mir, dass Concarneau eine florierende Hafenstadt sei und ich hier ohne Weiteres ein Schiff nach Plymouth finden würde. Jetzt wird von hier aus nicht einmal die bretonische Küste umschifft! Mein Informant war wohl schlecht unterrichtet. Doch wenn ich erst zu Hause bin, werde ich überall die Wahrheit sagen, damit es anderen Reisenden erspart bleibt, in diesem gottverlassenen Nest festzusitzen, so wie ich!“

Die Männer am Feuer, denen die Beleidigungen in Johns Rede nicht entgingen, begannen zu murren. Abfällige Bemerkungen über ihren Heimatort mochten sie nicht hinnehmen. Instinktiv ballte John die Fäuste und hoffte fast auf eine Schlägerei, um Dampf abzulassen und um für eine Weile zu vergessen, dass sein Herz schwer wie Blei war.

Der Hafenmeister, durch die Anwesenheit seiner Gäste angespornt, stand auf und kam hinter seinem Tisch hervor. Er reckte sich, um größer zu wirken – denn er war einen guten Kopf kleiner als der Engländer –, und richtete erneut das Wort an ihn.

„Es ist erst März, Monsieur. Wenn Ihr wollt, kann ich Euch vielleicht innerhalb von zehn Tagen zu einer Passage auf einem Flussschiff verhelfen.“

Die Jahreszeit hätte für John nicht ungünstiger sein können. Bis er es schaffte, nach England auszureisen, würden sich die Anhänger des Herzogtums Montfort soweit wieder formieren, dass die Auseinandersetzungen mit dem Haus de Blois aufs Neue begannen. Ihm sank der Mut.

„Ich frage morgen wieder nach“, murmelte er resigniert und wandte sich mit kurzem Kopfnicken zum Gehen.

Der Hafenmeister, dem er in den letzten Tagen häufig Trinkgeld gegeben hatte, ohne damit etwas zu erreichen, schaute ihm enttäuscht hinterher.

Draußen fluchte John mit gedämpfter Stimme erst einmal kräftig auf Englisch, sodass ihn die Passanten befremdet musterten. Nach vier Jahren, die er vor allem in Frankreich verbracht hatte, klang seine Muttersprache auch in seinen Ohren hart. Schließlich sprach er fließend Französisch, was ihm seine tägliche Arbeit erleichterte. Er träumte sogar in der fremden Sprache. Doch bei dem Gedanken daran, was ihm sein selbstgewähltes Exil eingebracht hatte, befiel ihn unvermittelt heftiges Heimweh.

Der Hals war ihm wie zugeschnürt, und ihm kam die Idee, seinen Kummer in einer der Spelunken am Hafen zu ertränken, wo ein blonder Engländer wenig willkommen war und er vielleicht mit einer Prügelei rechnen konnte.

Als er sich aber in Richtung der verwinkelten Gassen bei den Ankerplätzen in Bewegung setzte, schloss sich ihm einer der Männer aus dem Hafenamt an.

„Wie heißt Ihr und was ist Euer Beruf, Monsieur, und was der Grund für Eure Eile?“, fragte dieser.

John störte es, so unverblümt befragt zu werden, und er fuhr unwillkürlich mit der Hand an den Griff seines Dolches – jedoch ohne ihn zu ziehen. Er musterte den Fragesteller, der einen dicken, mit Fell besetzten Umhang aus geöltem Leder trug, dazu den für Seeleute typischen Hut. Vielleicht war dieser Mann seine Rettung.

„Ich heiße Jack Langdon und bin ein einfacher Kaufmann“, antwortete er. „Zurzeit arbeite ich für einige Weinimporteure in Bristol, denen ich über Mengen und Qualität des hier angebauten Weines berichten soll. In England werde ich dringend erwartet.“

Das war nicht die ganze Wahrheit. Bis vor Kurzem war Captain John Sutton noch Berater des vom englischen König unterstützten Herzogs John de Montfort gewesen. Nach dessen Tod im Herbst des Vorjahres aber bereiste er als einfacher Bürger unter dem Namen Jack Langdon die bretonische Küste und meldete alles, was von Interesse sein konnte, einer anderen, geheimen Stelle.

Sein Begleiter strahlte eine solche Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit aus, dass John argwöhnte, es könnte eine Gaunerei im Spiel sein.

„Dann ist es ja ein Glück, dass wir uns treffen, Monsieur“, bemerkte der Mann. „Ich hörte, was dieser nichtsnutzige Sohn einer Hure behauptete, doch hat er keine Ahnung. Ich heiße Petrus Nevez und bin Captain auf der ‚Sant Christophe‘. Ich bringe über die Küstenroute Fracht in meinen Heimathafen Roscoff und setze beim ersten Tageslicht die Segel. Mein Schiff ist nicht groß, wenn Ihr aber zahlen könnt, habt Ihr eine Koje.“

John überlegte kurz. Roscoff lag ein gutes Stück näher an seinem Zielort. Dort konnte er ein anderes Schiff nehmen oder sogar auf dem Landweg nach Saint-Malo reisen.

„Macht es Euch denn nichts aus, zu dieser Jahreszeit zu fahren?“, fragte er.

Nevez grinste nur durchtrieben, und John bezweifelte, dass die Ladung geltendem Recht entsprach. Das würde er noch herausfinden, doch konnten sogar Schmuggler seiner Sache manchmal nützlich sein, wenn sie auf der richtigen Seite standen.

„Was sind Eure Bedingungen?“, fragte er.

Der Preis, den Nevez nannte, war unangemessen hoch, doch blieb John nichts anderes übrig, als scheinbar freudig den Handel mit ihm per Handschlag zu besiegeln und sich erklären zu lassen, wo der Ankerplatz des Schiffes war.

Darauf schlenderte Nevez zum Hafen hinunter, und John entschloss sich, zu seiner Unterkunft zurückzukehren anstatt eine Taverne aufzusuchen. Dort ließ er sich so dicht wie möglich am Feuer nieder und bestellte Wein und etwas zu essen bei Jeanne, der jüngsten Tochter des Gastwirts, die bei seinem Anblick den Kopf in den Nacken warf, ihre Brüste vorschob und lockend die Hüften bewegte. Ihr Lächeln schien John beinahe echt.

„Habt Ihr heute ein Schiff gefunden, Monsieur Langdon?“, fragte sie, während sie eine dampfende Schüssel mit sahniger Fischsuppe auftischte. John nahm den ersten Löffel und fand sie köstlich.

„Tatsächlich, Mademoiselle, heute hatte ich Glück. Bitte sagt Eurem Vater, dass ich im Morgengrauen abfahre.“

Jeanne machte einen Schmollmund und reichte ihm einen Becher mit Wein. „Wie schade“, meinte sie. „Euch sehe ich nicht gern abreisen.“

Und als John den Becher nahm, legte sie ihre Finger auf seine und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, das jedoch durch die Berechnung in ihren Augen Lügen gestraft wurde. „Vielleicht wollt Ihr diese Nacht nicht allein verbringen?“, fragte sie.

John entzog ihr seine Hand und stellte den Becher neben seine Schüssel auf den Tisch. „Danke, aber nein. Meine Antwort ist dieselbe wie immer. Ich möchte mein Lager mit keiner Frau teilen.“

Wie ihre Schwestern hatte auch Jeanne sich ihm jede Nacht angeboten, seit er angekommen war. Dass er auch sie stets abwies, nahm sie ihm nicht übel, sondern fand in der Regel schnell einen anderen potenziellen Kunden. Heute aber setzte sie den Weinkrug ab, blieb neben ihm stehen und blickte ihn mit ihren dunklen Augen an.

„Monsieur Langdon, in Eurem...

Erscheint lt. Verlag 5.4.2022
Reihe/Serie Historical
Historical
Übersetzer Martina Manecke
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historical_Herbst_Sale23 • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7515-0748-5 / 3751507485
ISBN-13 978-3-7515-0748-6 / 9783751507486
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