Emmy Lou - Das Rotkäppchen gegen Dick "Wulfman" Parker -  Tobias Sessler

Emmy Lou - Das Rotkäppchen gegen Dick "Wulfman" Parker (eBook)

Ein Roman frei nach den Märchen der Gebrüder Grimm
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2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-9029-7 (ISBN)
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Stell Dir vor, bekannte Märchenfiguren wie das Rotkäppchen und Rapunzel sind die Hauptdarsteller in einem packenden Western. Im ersten Abenteuer der mehrbändigen Romanreihe bekommt es Emmy Lou - ihre Haare sind bestens unter einer roten Kappe versteckt - mit dem mordlustigen Fallensteller Dick "Wulfman" Parker zu tun. Das 17-jährige Mädchen kann dem Trunkenbold gerade noch entkommen, aber die beiden werden sich schon bald ein zweites Mal gegenüberstehen. Das wird spannend! Und verdammt lustig! Ein mitreißend geschriebener Genremix aus Abenteuerroman, Komödie und Märchen.

Die Romanreihe "Emmy Lou" stammt aus der Feder von Tobias Sessler. Der in Deutschland geborene Schriftsteller hat an der Friedrich-Schiller-Universität studiert und widmet sich seit vielen Jahren dem Verfassen belletristischer Literatur.

- Kapitel 1 -


Der böse Mann


Es war einmal ein Mädchen… Ach, lassen wir das!

23. August 1869, 01:24 p.m. »Bong. Bong. Klack.« In den Little Red Hills über Darlington war eine seltsame Melodie zu hören. Der Verursacher der sich ständig wiederholenden Tonfolge war ein Pferd, das sich mit gemächlichen Schritten den Hang emporarbeitete. Der Name des gutmütigen Schimmels war Toulouse und bei näherer Betrachtung konnte man doch leicht erraten, woher die Geräusche stammten. Im Sattel saß kein Reiter. Nein, stattdessen waren über den beiden Steigbügeln je zwei leere Milchkannen am Gurtzeug angebunden. Durch die schwankenden Bewegungen des Tieres schlugen sie im Wechsel aneinander. Da eine der Kannen zudem eine hier ebenfalls angehängte Wasserflasche berührte, wurde die wohltönende Melodie durch ein heller klingendes »Klack.« ergänzt.

Unmittelbar vor Toulouse ging eine junge Dame, die mit der linken Hand den Zügel über der Schulter führte. Ihr Alter ließ sich nur schwer erraten. Ein Fremder hätte sie vielleicht auf Mitte 20 geschätzt - doch Emmy Lou Morisseau war tatsächlich erst 17 Jahre alt. Das Mädchen, welches es offensichtlich gerade sehr eilig hatte, trug schwarze Lederstiefel, die ihr in erheblichem Maße zu groß waren. Über den Rändern des schweren Schuhwerks sah man schneeweiße, mit feinem Garn gestrickte Strümpfe hervorblitzen. Es folgte ein schlichtes, knielanges Baumwollkleid, wie man es unten in der Schneiderwerkstatt von Mary Rosewood für 2 Dollar kaufen konnte. Sie hatte das Gewand, welches von der Hüfte abwärts von einer Schürze überdeckt wurde, mit der Schere vorn und hinten etwas eingeschnitten, so dass sie bequem im Sattel sitzen konnte. Bequem sitzen konnte man freilich nur, wenn man keine Milchkannen mit sich führen musste - aber das war in den letzten Wochen so gut wie nie vorgekommen. Den krönenden Abschluss der Kleidung bildete eine rote Kappe. Die bemerkenswerte, ja durchaus kuriose Kopfbedeckung war aus fein gebürstetem Samt gemacht und suchte westlich des Mississippi ihresgleichen. Ja, sie trug die Kappe seit ihrer frühesten Kindheit. Josephine hatte sie ihr gegeben. Kurz nachdem die Mutter gestorben war...

Und dann hatte man ihr »den« Beinamen gegeben. Ein Bursche namens Benjamin Frisco hatte vor zwei Jahren in der Schule - nach einer Leseübung in seinem heißgeliebten Märchenbuch - auf sie gezeigt und dabei ganz fröhlich gerufen: »Seht nur, das ist das Rotkäppchen!« Seitdem gehörte der Name zum allgemeinen Wortschatz der Einwohner Darlingtons und er wurde immer gebraucht, wenn das Mädchen mit seinen scheppernden Milchkannen am Morgen die Hauptstraße entlanglief.

Man rätselte über die Haarfarbe der jungen Dame, da man ihren Schopf nie zu sehen bekam. Ein gewisser Randy Petrell, der später zum Gehilfen des Bürgermeisters und dann zum Sheriff werden sollte, hatte vor vielen Jahren das Gerücht in die Welt gesetzt, dass es sich um feuerrote Locken von größter Peinlichkeit handeln müsse, die das Mädchen vor den Augen der Öffentlichkeit zu verstecken suchte. Das stimmte aber nicht. Sue Carson hatte zusammen mit einem der Cowboys von der Ranch sogar einmal versucht, der jungen Dame die Kappe vom Kopf zu reißen. Aber da waren sie mit Emmy Lou Morisseau an die Falsche geraten. Sie hatte sich mit ihren Fäusten so sehr zur Wehr gesetzt, dass ein solcher Streich seitdem nie wieder vorgekommen war und so blieb die Haarfarbe des hübschen Mädchens doch ein großes Geheimnis.

»Bong. Bong. Klack.« Das Rotkäppchen machte große Schritte - getreu dem Motto: »Lieber einmal weit mit den Beinen ausgeholt als zweimal gestolpert.« Toulouse eilte hinterher und das Ende des Hanges war schon fast erreicht. Da blieb das Mädchen aber doch einmal stehen und drehte sich um. War dort drüben vorhin nicht ein riesiger Ballon zu sehen gewesen? Unmittelbar über Fort Palousa hatte er doch am Himmel gestanden. Emmy Lou Morisseau legte die flache Hand über ihre haselnussbraunen Augen, um sich vor der Helligkeit der Sonne zu schützen. Sie musterte aufmerksam den Horizont jenseits des Flusses und stellte fest, dass der Fesselballon tatsächlich verschwunden war. An seiner Stelle stieg nun eine Rauchsäule in den texanischen Himmel empor und wurde langsam vom Wind verweht. Das Mädchen schüttelte ungläubig den Kopf. Vermutlich hatte ein Wachposten der U.S. Army mit dem modernen Fluggerät die Zeltdörfer der draußen in der Prärie lagernden Comanchen beobachten wollen und dann hatte es offenbar einen Unfall gegeben.

Schon das Erscheinen des Fluggerätes am Himmel war doch ein unerhörtes Ereignis gewesen und an einem normalen Tag hätte sie sich nun sicherlich eine Stunde hingesetzt und das spektakuläre Geschehen aus der Ferne beobachtet. Aber heute war kein normaler Tag. Ihre hellwachen Augen wanderten schnell hinüber zum Wasserturm der Eisenbahngesellschaft, der ganz einsam am südlichen Ortsende von Darlington stand. Oben auf der Überdachung des hölzernen Tanks, der im Eigentum der Union Pacific Railroad stand, saß eine blau gekleidete Person. Von dieser Position aus konnte man gut erkennen, dass sie die Knie herangezogen hatte und einen großen Strohhut trug. »Gut so, Rebecca!«, murmelte das Rotkäppchen.

Nachdem es eine Weile hinübergeschaut hatte, legte es Daumen und Zeigefinger zwischen die Lippen und pfiff hindurch. Fast noch im gleichen Augenblick trat etwas weiter unten ein grauer Esel aus dem Buschwerk hervor, wo er einige Blätter abgezupft hatte. Bei seinem Anblick wusste man nie so recht, ob man schmunzeln oder sich ein wenig fürchten sollte. Da das Fell um die Augen herum deutlich heller gefärbt war, konnte man meinen, dass das Tier eine Brille trug. Andererseits erinnerte die skurrile Zeichnung aber auch an den Anblick eines Schädels, wie man ihn in Mexiko am »Día de Muertos« - dem Tag der Toten - zur Schau trug. Da der Esel sich standhaft weigerte, schwere Lasten zu tragen, war sein Rücken lediglich mit einer alten Satteldecke beschwert. Zumindest glaubte das der Esel. Das Rotkäppchen hatte aber schon vor geraumer Zeit die eine Seite der Decke so umgenäht, dass eine versteckte, schlauchförmige Tasche entstanden war. Hierin verstaute es jeden Morgen heimlich das Gewehr, in dessen Kammer bereits vorsorglich eine Patrone eingelegt war. Der Esel wusste hiervon nichts und so trug er doch Tag für Tag eine kleine Last den Steilhang hinauf. »Komm schon, Sancho! Wir müssen uns beeilen.« Dann setzte Emmy Lou Morisseau den Aufstieg fort und schon nach 2 Minuten war die Anhöhe erklommen.

Die Hänge über Darlington führten keineswegs auf verschiedene Hügel, wie es der Name »Little Red Hills« vermuten ließ. Es handelte sich vielmehr um den Rand eines weitläufigen Flusstals, das der Rio del Gato im Laufe der Zeit beachtlich tief eingegraben hatte. Hier oben sah man nun über eine schier endlose Prärie, die den Übergang zu den Great Plains im zentralen Teil Nordamerikas darstellte. Die grasigen Ebenen am Horizont gehörten mithin bereits zu Oklahoma, wohin man die verschiedensten Indianerstämme zurückgedrängt hatte. Das Rotkäppchen verstand nicht viel von der amerikanischen Siedlungspolitik, doch es wusste genau, dass man nach einem Schwenk gen Westen und zahlreichen Tagesritten zum großen Felsengebirge gelangen konnte und wenn man den richtigen Pass überquerte, so sollten Kalifornien und der Pazifische Ozean vor einem liegen. Emmy Lou Morisseau hätte sich nur zu gern auf ein solches Abenteuer begeben und eines Tages hätte sie es vielleicht wirklich getan, wenn nicht dieser gottverdammte Zaun im Weg gestanden hätte.

Das Rotkäppchen lies den Zügel fallen und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den in der Sonne glänzenden Stacheldraht. Der Zaun umschloss ein Weideland von schier unvorstellbarer Größe, welches der alte Walter P. Carson als sein Eigentum ansah. Es ragte weit in das Territorium der Indianer hinein, so dass er sich die Comanchen an den Hals geholt hatte. Obwohl er durch den Zaun die Beschäftigung von 10 rechtschaffenen Cowboys einsparte, hatte er schon eine Woche später genau die gleiche Zahl an schießwütigen Halunken anstellen müssen, um sich der wütenden Angriffe der um ihr Jagdrevier betrogenen Roten erwehren zu können. Das alles hätte dem Rotkäppchen egal sein können, wenn nicht… ja, wenn nicht die kleine Farm seiner Großmutter inmitten des umzäunten Geländes gelegen hätte. Genauer gesagt gab es dort zwei Farmen, denn auch die Familie Johansson pflanzte hier oben in redlicher Arbeit allerlei Feldfrüchte. Wie ein Gürtel teilten die Grundstücke das riesige Weideland in zwei Hälften und das wollte Walter P. Carson so gar nicht gefallen. Da er das Gras und einen freien Zugang zu seinen Rinderherden haben wollte, hatte er die Johanssons und die Morisseaus immer wieder zur Aufgabe der Grundstücke gedrängt. Weit hinter Darlington waren zwei Flächen zum Tausch vorgeschlagen worden....

Erscheint lt. Verlag 25.1.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7557-9029-7 / 3755790297
ISBN-13 978-3-7557-9029-7 / 9783755790297
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