Swipe. Meet. Repeat. (eBook)
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98900-8 (ISBN)
Ivonne Ludwig, Jahrgang 1988, absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, bevor sie das Fernweh packte und für über ein Jahr als AuPair in die USA ging. Nach ihrer Rückkehr zog es sie zurück in ihren alten Job und so arbeitet sie heute als Rechtsfachwirtin in einer großen Steuer- und Rechtsanwaltskanzlei. Ihre Freizeit gestaltet sie allerdings weniger trocken; statt Gesetzestexten widmet sie sich lieber dem Schreiben gefühlvoller Geschichten. Wenn sie die Welt nicht gerade zu Fuß erkundet, findet man sie vermutlich mit einem Buch und Katze auf dem heimischen Sofa. Aktuell lebt, arbeitet und schreibt Ivonne an der wunderschönen Mosel in der Nähe von Trier.
Ivonne Ludwig, Jahrgang 1988, absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, bevor sie das Fernweh packte und für über ein Jahr als AuPair in die USA ging. Nach ihrer Rückkehr zog es sie zurück in ihren alten Job und so arbeitet sie heute als Rechtsfachwirtin in einer großen Steuer- und Rechtsanwaltskanzlei. Ihre Freizeit gestaltet sie allerdings weniger trocken; statt Gesetzestexten widmet sie sich lieber dem Schreiben gefühlvoller Geschichten. Wenn sie die Welt nicht gerade zu Fuß erkundet, findet man sie vermutlich mit einem Buch und Katze auf dem heimischen Sofa. Aktuell lebt, arbeitet und schreibt Ivonne an der wunderschönen Mosel in der Nähe von Trier.
Der Ausnutzer: Aaron
Er: Hey, bin neu auf Tinder. Bedeutet ein Match, dass wir uns jetzt treffen müssen?
Ich: Müssen nicht … Ein Match bedeutet zunächst, dass wir gegenseitiges Interesse bekundet haben. Der Rest liegt dann wohl an uns.
Er: Das finde ich gut.
Ich: Und ich finde gut, dass du boxt. Ich boxe auch.
Er: Haha, dann suchst du hier einen Boxpartner?
Ich: Wer weiß, vielleicht?
Aaron ist groß, sportlich, hat dunkle Haare und boxt. Irgendwie macht ihn das ziemlich attraktiv, zumindest für mich. Wir unterhalten uns zunächst über Belangloses, wo er wohnt, wo ich wohne, dass er gern Sport treibt und was er zu Abend gegessen hat. Eine angenehme Unterhaltung entsteht, bis er mich nur einen Tag später nach meiner Handynummer fragt.
Er: Hast du Snapchat oder WhatsApp?
Ich: Letzteres ja, aber meine Nummer gebe ich nicht so schnell raus.
Ich habe zu viele Horrorfilme gesehen und zu viele True Crime Podcasts gehört, als dass ich sofort meine Handynummer hergeben würde.
Er: Okay, wie du willst.
Danach herrscht erst einmal Funkstille. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich meine erste Tinder-Erfahrung damit bereits erledigt hat, doch wider Erwarten löst er das Match nicht auf. Ich ebenfalls nicht.
Während ich die nächsten Tage damit verbringe, häufiger auch mal nach rechts, statt immer nur nach links zu wischen, meldet sich Aaron noch mal. Wir unterhalten uns, länger diesmal, intensiver, schreiben uns fast im Stundentakt und tauschen ein paar Tage später unsere Instagram-Accounts aus. Ich will ihm nicht schon wieder einen Korb geben, doch bereit, ihm meine Handynummer zu schicken, bin ich noch immer nicht. Also verlagern wir unsere Unterhaltung zunächst auf Instagram.
Zwei weitere Tage vergehen, bis er vorschlägt, sich zu treffen. Mittlerweile hatte ich Gelegenheit, mir einen ersten Eindruck von ihm zu verschaffen. Ich mag seine interessierten Fragen, die vielen Emojis, die er in seinen Nachrichten benutzt. Also gebe ich ihm dann letztendlich doch meine Nummer und hoffe inständig, es nicht irgendwann zu bereuen.
Er wohnt irgendwo im Saarland, ungefähr eine Stunde entfernt. Für mich kein Problem. Für ihn offensichtlich auch nicht. Und auch wenn er mit seinem Kommentar, für eine Frau wie mich überall hinfahren zu wollen, ein leichtes Augenrollen in mir auslöst, so stimme ich dennoch einem Treffen zu.
Es ist Anfang August, unglaublich heiß, und ich habe ohnehin nichts anderes vor. Wir verabreden uns für den nächsten Tag, einen Sonntag. Wir wollen uns bei mir in der Nähe treffen, irgendwo in der Stadt – auf ein Eis oder einen Kaffee.
Der Sonntagmorgen vergeht ohne eine Nachricht von ihm. Da wir noch keine Uhrzeit, geschweige denn einen genauen Treffpunkt ausgemacht haben, schreibe ich ihm. Er antwortet sofort und bittet mich, ihn anzurufen.
Minutenlang halte ich das Handy in meiner Hand, starre auf das Display, auf seine Nachricht. Mein Herz poltert ein wenig. Allein die Vorstellung, ihn anzurufen und gleich seine Stimme zu hören, löst in mir ein immenses Gefühl der Aufregung aus.
Ich hatte völlig vergessen, wie nervenaufreibend diese Kennenlernphasen sind. Die kribbelnden Momente des langsamen Herantastens. Um ehrlich zu sein, habe ich kaum Erfahrung damit. Vielleicht fühlt sich meine Brust ja genau deswegen gerade so an, als hätte sie jemand zugeschnürt.
Fünf Minuten später starre ich noch immer auf das Display meines Handys. Dann fasse ich mir ein Herz, hole einmal tief Luft und wähle seine Nummer. Es klingelt. Einmal. Zweimal. Dreimal. Er geht nicht dran, stattdessen lande ich direkt auf seiner Mailbox.
Ein Teil von mir ist erleichtert, der andere verwundert.
Also schreibe ich ihm eine Nachricht.
Ich: Ruf einfach an, wenn du Zeit hast :-)
Wenige Minuten später klingelt mein Handy. Ich begrüße ihn mit einem zittrigen »Hi« und einem unbeholfenen Kichern. Dann erzählt er mir, dass er am Abend zuvor ein Fußballspiel hatte und im Moment noch im Schwimmbad sei. Er sei Rettungsschwimmer und arbeite dort nebenbei an den Wochenenden. Er sei müde, müsse noch bis mindestens 16:00 Uhr arbeiten und fände es besser, wenn ich zu ihm statt er zu mir käme.
Ich muss gestehen, ich bin enttäuscht. Vielleicht auch ein bisschen genervt. Nicht nur, weil er mir das schon früher hätte schreiben können, sondern auch, weil ich Unzuverlässigkeit hasse. Außerdem fühle ich mich nicht wohl bei dem Gedanken, zu ihm zu fahren. Wie gesagt, zu viele Horrorfilme und so.
Nervös sitze ich auf dem Sofa, wandere dann nachdenklich in meiner Wohnung auf und ab, überlege hin und her, stelle schon fast eine Pro- und Kontraliste auf und entscheide mich dann doch, zu ihm zu fahren. Seit Monaten habe ich nichts mehr unternommen, Corona sei Dank, und ich möchte endlich mal wieder raus unter Leute, möchte Spaß haben, Neues erleben und vor allem das Wetter genießen – den Sommer einfach gebührend feiern.
Wir verabreden uns für 16:30 Uhr. Er gibt mir eine Adresse, die ich natürlich sofort google. Die Adresse befindet sich in der Nähe eines Krankenhauses, augenscheinlich eine anständige Gegend. Nichts zu befürchten also. Hoffe ich zumindest.
Als ich dort ankomme, parke ich mein Auto irgendwo am Straßenrand, weil ich keinen Parkplatz finde, und lasse ihn wissen, dass ich da bin. Er sei noch auf dem Rückweg vom Schwimmbad, brauche noch fünf Minuten. Schon wieder zu spät, denke ich mir. Ich steige aus meinem Auto, weil es darin einfach viel zu heiß und stickig ist, und laufe die Straße auf und ab, schaue mir die Häuser an, beobachte die Kinder, die in den Vorgärten spielen, und werfe immer mal wieder einen Blick auf die Uhr, bis schließlich ein Auto vorfährt.
Er steigt aus, groß, dunkle Haare, braun gebrannt. Er ist schmal gebaut, aber sportlich, trägt Shorts und ein rotes Shirt. Ich gehe auf ihn zu, begrüße ihn mit einem Lächeln und einer flüchtigen Umarmung. Nervös, wie ich bin, plappere ich gleich drauf los, erzähle ihm, dass ich keinen Parkplatz gefunden und stattdessen mein Auto ein Stück irgendwo die Straße runter abgestellt habe.
»Ich muss noch kurz rein, mich umziehen. Kommst du mit?«
Sämtliche meiner Alarmglocken gehen an. Ich stocke für den Bruchteil einer Sekunde. Dann lächle ich. »Schon okay«, sage ich dann. »Ich warte einfach hier draußen.«
Er runzelt die Stirn. »Sicher? Es ist ziemlich heiß hier in der Sonne. Komm doch einfach schnell mit hoch. Dauert auch nicht lange.«
Ich schüttle den Kopf, lächle verlegen. »Ne, ne. Ich warte einfach hier, kein Ding«, erwidere ich und halte mein Gesicht demonstrativ in die pralle Sonne, als würde ich diese Hitze genießen. Dabei sterbe ich gerade und spüre schon, wie mir vereinzelte Schweißtropfen den Rücken runterrinnen.
»Du hast kein Vertrauen, was?« Er grinst.
»Ehrlich gesagt nein.« Ich zucke mit den Achseln, dann grinse ich auch.
»Es ist alles gut. Wirklich. Komm einfach kurz mit hoch. Dauert nicht lange. Versprochen.« Der Schlüssel in seiner Hand klimpert leise.
Ich schaue ihn an, muss wieder grinsen, er ebenfalls, und irgendwie macht ihn das sympathisch. Und er hat recht, es ist wirklich verdammt heiß hier in der Sonne. Viel zu viel Sonne für meine natürliche Blässe. Also begleite ich ihn in seine Wohnung.
Er ist zuvorkommend und freundlich, hält mir die Tür auf, bietet mir Wasser an und sagt, er müsse noch schnell die Blumen auf seinem Balkon gießen, weil er das heute Morgen vergessen habe.
Jemand, der sich um seine Pflanzen kümmert, kann kein böser Mensch sein, oder? Oder?
Etwa zwanzig Minuten später haben wir seine Wohnung wieder verlassen und stehen vor seinem Auto. Wir wollen in die Stadt, etwas essen. Doch auch jetzt zögere ich einen Moment.
»Ich habe nicht vor, dich zu...
Erscheint lt. Verlag | 28.4.2022 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Buch Dating • bücher selbstfindung • bücher selbstliebe • Buch Influencer • Daten auf Tinder • Dating Erfahrungen • Dating mit 30 • dating stories • Dating Tipps • Flirten Buch • glücklich single • Horror Dates • Instagram • lustige dates • Marie-Luise Ritter • Midlifecrisis • Online-Dating • Online-Dating Erfahrungen • Selbstfindung • Selbstliebe • Single • Singledasein • Singlefrust • Tinder Roman • Tinder Stories |
ISBN-10 | 3-492-98900-4 / 3492989004 |
ISBN-13 | 978-3-492-98900-8 / 9783492989008 |
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