Dark Touch - Wer Böses sät (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
330 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98892-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dark Touch - Wer Böses sät -  Sarah Koch
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Mit dem Teufel spielt man nicht ... ein packender Mystery-Psychothriller für LeserInnen ab 16 Jahren »Die Grenzen der menschlichen Moral sind oft vielmehr Linien aus verwaschener Tinte, die immer weiter fließt und manchmal sogar Formen ergibt, die dem Auge gefallen.« Als zwei Priester tot im Straßengraben gefunden werden, gibt es zunächst keine eindeutigen Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Dennoch werden Fragen laut: Waren die Priester wirklich drogenabhängig? Und ist es Zufall, dass beide als Exorzisten tätig waren? Obwohl er selbst nicht für den Fall zuständig ist, beginnt der schrullige Kommissar Mertens mit seiner jungen Kollegin Lola zu ermitteln. Dabei stoßen sie auf ein Forum von Hobbydetektiven, das so manchen Hinweis liefert, und werden mit religiösem Fanatismus konfrontiert. Doch die Schuldfrage ist gar nicht so einfach ... 

Sarah Koch, geboren 1992 in Oberbayern, ist gelernte Filmdesignerin und studierte Germanistin. Nach zehn Jahren in der Nähe von Stuttgart lebt und arbeitet sie aktuell in München. Ihr Herz schlägt für die düsteren Geschichten und die Abgründe der menschlichen Moral. Auf Instagram nimmt sie ihre Leser*innen als @buchstabensarah mit in ihren Autorenalltag. 

Sarah Koch, geboren 1992 in Oberbayern, ist gelernte Filmdesignerin und studierte Germanistin. Nach zehn Jahren in der Nähe von Stuttgart lebt und arbeitet sie aktuell in München. Ihr Herz schlägt für die düsteren Geschichten und die Abgründe der menschlichen Moral. Auf Instagram nimmt sie ihre Leser*innen als @buchstabensarah mit in ihren Autorenalltag. 

1. Kapitel


Ruth

Jesus trieb einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mithilfe von Beelzebub, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.

Lukas 11,14–23

Ich hasse sie beide, wie sie jetzt angekrochen kommen, als wäre nie etwas geschehen. Jakob in seinem schwarzen Trenchcoat, obwohl es draußen milde dreizehn Grad hat und die Sonne scheint. Er sieht genauso aus wie in jener Nacht vor zwei Jahren, in der ich beschloss, ihm für geraume Zeit den Rücken zu kehren. Sein kurz geschorenes schwarzes Haar schmiegt sich an seinen schmalen Kopf so plump wie seine Persönlichkeit. Nur seine Geheimratsecken sind kahler geworden, was die strenge Eckigkeit seines Ausdrucks gepaart mit seinen undurchdringlichen Blicken verstärkt. Er sah schon immer aus wie die Karikatur eines Mörders. Wie ironisch Gott seine Schäfchen doch manchmal zeichnet.

Jeremias hat sein übliches Lächeln aufgesetzt, das sogar ein Blinder als falsch entlarven würde. Auch er hat sich kaum verändert. Er ist genauso rund und weißhaarig wie eh und je, sein Bart unsauber gestutzt. Als wollte er mich ärgern, trägt er seine Hornbrille, die ich nie leiden konnte. Die kreisförmigen Gläser sind kaum größer als seine Augen und die Bügel nicht breit genug für sein Mondgesicht, weshalb sie sich komisch biegen und immer direkt auf seiner Haut aufliegen. Sein Anblick verstärkt die Gänsehaut, die sich heute schon den ganzen Tag über meinen Rücken zieht.

»Hallo, Ruth«, begrüßt mich Jakob. Er sieht mich direkt an und ich zwinge mich, seinen Blick zu erwidern. »Du hast mir gefehlt.«

»Kommt rein, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Ich halte ihnen die Haustür weit auf und nicke in Richtung Flur.

»Wo ist er?«, will Jeremias wissen. Sicher scharrt er schon seit meinem Anruf mit den Hufen.

»Im Keller. Wollt ihr etwas trinken?«

»Wie du schon sagtest, mein Kind, wir haben keine Zeit zu verlieren.«

Ich kann es nicht ausstehen, wenn mich Jeremias »mein Kind« nennt. »Bitte, erkläre uns noch einmal, wie er sich verhält und was dich zu der Annahme bewegt, böse Mächte hätten Besitz von ihm ergriffen.«

Ich bedeute den beiden Männern, sich zu setzen, doch sie bleiben stehen. Jakob sieht sich in meiner bescheidenen Küche um, die wahrscheinlich schon den Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Er verzieht keine Miene, aber ich weiß, dass er jeden Winkel meines neuen Lebens beurteilt.

»Er hat wirre Dinge erzählt, er wirkt, als wäre er nicht bei sich.«

»Was für Dinge?«, fragt Jakob. Es ist eine seiner Angewohnheiten, jede meiner Geschichten nach nur einem Satz zu unterbrechen. Meistens tut er das, um sie zu hinterfragen.

»Wirre Dinge eben, sie haben keinen Sinn ergeben.«

»Hat er dich beleidigt?«, wirft Jeremias ein.

»Ja.«

»Was hat er genau gesagt?« Jakob macht einen Schritt auf mich zu, scheint sich dann aber nicht sicher zu sein, wie viel Nähe ich schon bereit bin, ihm zuzugestehen, und verweilt.

»Spielt das eine Rolle? Ich möchte seine Worte ungern wiederholen.«

Jeremias, der gerade noch das Kruzifix an der Küchenwand inspiziert hat, dreht sich zu mir um. »Es spielt eine Rolle, mein Kind. Ich würde dennoch nicht wollen, dass du diese grässlichen Wörter für uns wiederholen musst.«

»Welche Auffälligkeiten zeigt er noch?« Jakob starrt mich nieder. Ich kann nicht deuten, ob Sorge, Ärger oder Nervosität in seinen Augen liegen.

»Das habe ich doch am Telefon schon gesagt.«

»Ruth«, bittet mich Jeremias und legt mir seine Hand auf den Unterarm. Ich erschaudere bei seiner Berührung.

»Er hat hysterisch gelacht, einfach so. Er wehrt sich, er hat versucht, die Kruzifixe im Raum zu zerstören. Und er hat komische Anfälle.«

»Was für Anfälle?« Jakob kaut auf seiner Unterlippe herum.

»Krampfanfälle. Sein Körper hat sich … seltsam bewegt. Und verkrümmt. Es war angsteinflößend.«

»Danke, Ruth, das hilft mir weiter. Ich würde jetzt gerne nach ihm sehen«, sagt Jeremias.

»Natürlich.«

Ich gehe voraus und steuere den Flur hinunter in Richtung der Kellertür. Die Lampen flackern, als ich auf den Lichtschalter drücke und wir uns die Treppe hinunter bewegen. Unten angekommen beleuchten sie die Szenerie gedämmt, aber mit ruhigen, stetigen Lichtkegeln. Das einzige Möbelstück im Keller ist ein zwei Meter breites Bett. Inmitten der violetten Bezüge liegt Benito in gekrümmter Haltung. An den Wänden lehnen Kruzifixe in sämtlichen Größen. Der Steinboden um das Bett herum ist mit halb heruntergebrannten Stumpenkerzen und antiken Kerzenständern mit länglichen Kerzen verschiedener Größen gesäumt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich uns in ein Gruselkabinett auf einem Jahrmarkt einordnen. Doch das hier ist real.

»Padre Rossi«, haucht Jeremias und geht auf das Bett zu. Jakob hält sich die Hand vor den Mund. Es stinkt im Zimmer. Nach Schweiß, Erbrochenem und Urin. Zwar gibt es im Keller eine Toilette mit kleiner Dusche. Trotzdem kann ich nicht ununterbrochen hier unten sein und mich um Benitos Stoffwechsel kümmern, wenn er es nicht selbst schafft. Das einzige Fenster befindet sich am oberen Rand der Toilettenwand und ist winzig. Obwohl es die ganze Zeit über gekippt ist, lässt es wenig Luft bis in den großen Raum weichen.

Benito zuckt zusammen, als Jeremias ihn sachte an der Schulter berührt. Von Nahem sehe ich, dass das Bettlaken von Schweiß und weiß Gott was für anderen Flüssigkeiten durchtränkt ist.

»Chi«, nuschelt Benito. »Chi è?«

»Er will wissen, wer da ist«, übersetzt Jakob. Als ob Jeremias kein Italienisch könnte. Sogar ich verstehe das Meiste. Wer als Kind gezwungen wurde, fließend Lateinisch zu sprechen, hat mit Italienisch nicht das geringste Problem.

»Ist es der Dämon, der aus ihm spricht?« Jeremias ignoriert mich und wendet sich stattdessen an Benito. Er setzt sich zu ihm auf die Bettkante. »Sono io, Padre Graf, della congregazione Ministris Dei.«

Oh ja, da kommt er her, der werte Pater Jeremias Graf. Von unserer ach so heiligen Gemeinde Ministris Dei.

»Padre Graf«, wiederholt Benito. Schwach hebt er den Kopf ein Stück und lässt ihn wieder sinken, sobald er ihm zu schwer wird, wie ein Baby. »Il male«, winselt er. Jakob versteift sich neben mir. »Das Böse«, nuschelt er. Seine Stimme klingt nach der düsteren Vorahnung, die Benitos Gestotter impliziert.

»Il male … è entrato … in me.«

Jeremias schluckt hörbar, bevor er sich zu uns umdreht und schließlich meine Frage beantwortet. »Das ist nicht der Dämon. Gerade spricht Pater Rossi selbst.«

So viel hätte ich mir auch denken können. Immerhin hat er uns mitgeteilt, dass das Böse in ihn gefahren ist.

Benito ist noch nicht fertig. Er macht ein gurgelndes Geräusch, was Jeremias instinktiv von ihm weichen lässt. Doch es kommt kein weiterer Schreckenslaut aus seinem Rachen. Stattdessen krächzt er: »Il demone di Padre Kaminski.«

»Der Dämon von Pater Kaminski? Was meint er damit?« Jakob wendet sich mir zu. Wieder zwinge ich mich, ihm direkt in die Augen zu sehen. Männern wie ihm muss man mit unbändiger Standhaftigkeit begegnen.

»Padre Kaminski«, nuschelt Jeremias in seinen Bart. »Der Padre Kaminski? Bartosz Kaminski aus Krakau?«

Beide sehen mich fragend an. Natürlich, sie wissen noch nicht, dass ihr langjähriger Priestergefährte aus dem Nachbarland tot ist. Sie sind zu mir aufgebrochen, bevor die Zeitungen und Sender davon berichten konnten.

»Padre Kaminski war hier«, gestehe ich.

»Was?!« Jakob schreit beinahe. »Und wo ist er jetzt?«

»Fort.«

»Was meinst du damit, Ruth?« Jakobs Augen funkeln so böse, als wäre er selbst von Dämonen besessen.

»Padre Kaminski ist tot.«

Ein Lachen entkommt Jakob und er schüttelt ungläubig den Kopf. »Nein, was redest du denn da?«

»Ist das wirklich wahr, mein Kind?« Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Jeremias Hand zittert, in der er einen Rosenkranz hält. Die einzelnen Perlen klackern, wenn sie...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Austreibung • EIFFEL • Ermittler-Duo • Eschenheimer Forst • Exorzismus • Hobbydetektiv • Horror • Kommissar • Krimi • Kriminalromane für Frauen • Mystery • Psychothriller • Rache • Religiöser Fanatismus • Romane für junge Erwachsene • Sekte • spannende Romane • Teufelsaustreibung • Thriller
ISBN-10 3-492-98892-X / 349298892X
ISBN-13 978-3-492-98892-6 / 9783492988926
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