Siena Carciofine und die Toten im Weinberg (eBook)

Ein Toskana-Krimi

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
352 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0333-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Siena Carciofine und die Toten im Weinberg - Laura Fiore
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Wenn du einen Schuss hörst, dann ist auch einer gefallen!
Italienische Lebensweisheit
Schon lange träumt Siena davon, Ermittlerin zu werden. Die zwei Toten, die unweit vom Haus ihrer Nonna in den Weinbergen der Toskana gefunden werden, kommen ihr da gerade recht. Endlich passiert mal etwas! Nicht ganz so gelegen kommt Siena hingegen, dass sie plötzlich zu den Verdächtigen zählt. Und dann wird sie auch noch von einem Stalker verfolgt, der ihr überall Rosen hinterlässt - genau solche roten Rosen, wie am Tatort gefunden wurden. Aber die Polizei schenkt Sienas Theorie, wer der Mörder sei, keine Beachtung. Da hilft nur eins: Sie muss die Sache selbst in die Hand nehmen. Wäre doch gelacht, wenn sich Sienas gesamtes selbst angeeignetes Spionage-Wissen hier nicht auszahlen würde ...


»Wer Italien - besonders Florenz - und turbulente Unterhaltung liebt, wird die spaßig erzählte, action- und handlungsreiche Geschichte mögen.« HALLO München

»Ein Sommer-Krimi, so leicht wie Cappuccino-Schaum.« GONG



Laura Fiore heißt im wahren Leben Jessica Kremser und liebt Italien schon seit ihrer Kindheit. Nach dem Abitur lebte sie eine Weile in Florenz und studierte anschließend unter anderem italienische Literaturwissenschaft. Auch wenn sie mittlerweile in München wohnt, verbringt sie ihren Urlaub nach wie vor (natürlich!) am liebsten in der Toskana.

ERKENNTNIS NUMMER 1:


Eine Brandblase
kommt selten allein

Es war Samstagmorgen, kurz nach halb elf, und Siena Carciofine hatte sich gerade den Daumen an der Espressomaschine verbrannt. Noch hatte sie keine Ahnung, dass dies der Tag war, der ihr Leben verändern sollte.

»Che cavolo«, fluchte Siena und steckte den schmerzenden Daumen in den Mund. Mit der anderen Hand riss sie das Kühlfach auf und tastete nach der Plastikform mit den Eiswürfeln. Sie zerrte daran, weil sie eingekeilt zwischen mehreren Tüten mit geschnittenem Gemüse war. Plötzlich flutschte die Form unerwartet aus dem Fach, und es regnete Eiswürfel in der Küche. »Cavolo, cavolo, cavolo«, fluchte Siena noch lauter.

»Gianni!«, brüllte sie in Richtung des kleinen Geräteschuppens. Keine Antwort. »Gianni?«, versuchte sie es erneut. Aber Gianni hörte sie nicht. In letzter Zeit war ihr schon einige Male aufgefallen, dass seine Ohren nicht mehr die besten waren. Egal. Er würde schon nichts dagegen haben, dass sie sich sein altes Mofa auslieh.

Siena schwang sich in den Sattel. Wie immer startete das Mofa erst beim dritten Anlauf und machte dabei Geräusche irgendwo zwischen einem Stottern und einem Rülpsen. Das Tor zum Hof stand offen, und Siena brauste an Zypressen und Olivenbäumen vorbei den kleinen Abhang hinunter. Es war ein sonniger Tag, nur kleine weiße Schleierwolken waren vereinzelt am hellblauen toskanischen Himmel zu sehen.

Zwischen dem Haus der Nonna und der nächsten größeren Straße lagen etwa zwei Kilometer unbefestigten Kieswegs. Es staubte nur so, als Siena den Weg entlangbretterte. Von der Schönheit der sanften Chianti-Weinberge ringsum sah sie in der dichten weißen Wolke, die sie umhüllte, nichts. Sie musste die Augen ziemlich fest zusammenkneifen, um überhaupt etwas zu sehen und dem Verlauf des Kieswegs einigermaßen geradlinig zu folgen. Zum Glück war sie mit dem Problem vertraut und hatte deshalb extra auf ihre Kontaktlinsen verzichtet. Ob ihre alte Jeans staubig wurde, war ihr egal. Und auf dem weißen T-Shirt sah man den Staub sowieso nicht. Perfekt.

Als sie rasant um die nächste Kurve bog, entfuhr ihr ein Schrei: Beinahe wäre sie mit einem Auto kollidiert, das dort völlig unerwartet am Straßenrand parkte. Genauer gesagt wäre sie fast mit dem Fahrer des Autos kollidiert, der an seinem Wagen lehnte, ein Tramezzino aß und seine langen Beine ziemlich weit in den Kiesweg streckte.

»Madonna mia« rief Siena und bremste scharf. »Hätten Sie sich nicht einen noch blöderen Platz für Ihr Picknick aussuchen können?«

Erst als die Worte bereits ihren Mund verlassen hatten, registrierten ihre Gehirnzellen, dass der Mann eine Uniform trug. Und dass es sich bei dem Auto um ein Polizeiauto handelte. »Cazzo«, fluchte sie leise.

Der Polizist legte langsam sein Tramezzino aufs Autodach und trat zu ihr. Er musterte erst das Motorino und dann Siena. Eindringlich. Und aus sehr, sehr blauen Augen. Jetzt, wo sich die Staubwolken langsam legten, musste Siena zugeben, dass der Polizist eine ziemlich schmucke Erscheinung war. Groß, breitschultrig, mit dunklen Locken und blitzblauen Augen …

»Führerschein?«

Das Wort riss Siena aus ihrer wohlwollenden Betrachtung des Beamten wie das unliebsame Klingeln eines Weckers aus süßen Träumen.

»Führerschein?«, wiederholte sie ungläubig.

»Führerschein!«, bestätigte der Polizist und klang jetzt ein wenig ungeduldig. »Sie wissen schon, dieses Dokument, auf dem Ihr Name steht und …«

»Ich weiß sehr wohl, was ein Führerschein ist«, unterbrach Siena ihn. »Aber mich hat auf dieser Straße noch nie jemand danach gefragt, deshalb bin ich ein wenig überrascht.«

»Na gut, dann gebe ich Ihnen jetzt ein paar Sekunden Zeit, damit Sie die Überraschung verarbeiten können, und dann zeigen Sie mir bitte Ihren Führerschein. Einverstanden?«

Siena tat so, als würde sie in Ihrer knallgelben Umhängetasche nach dem Führerschein suchen, obwohl sie natürlich wusste, dass sie ihn nicht dabeihatte. Er lag im Handschuhfach ihres Autos. Sie wühlte immer weiter und fluchte leise, weil ihr die vielen Armreife, die an ihrem Handgelenk klapperten, dabei im Weg waren. Sie liebte die Armreife, weil sie jeden Einzelnen von einer anderen Reise mit nach Hause gebracht hatte. Den senfgelben aus Marokko, den roten aus Thailand, den …

»Und wenn ich mir Ihr Motorino so anschaue, dann frage ich mich, ob da nicht längst mal wieder eine Revisione fällig wäre?«, hörte sie plötzlich die Stimme des Polizisten. »Ach ja … und nach einem Helm hat Sie auf dieser Straße vermutlich auch noch nie jemand gefragt, oder?«

Langsam schaute Siena auf. War das denn zu fassen? Konnte sich hinter einer so ansehnlichen Fassade tatsächlich ein so nervtötender Erbsenzähler verbergen?

Der Polizist beobachtete sie amüsiert, während sie wieder nervös in der Tasche wühlte. Siena blickte auf und starrte zurück. Irgendwie sah der Kerl ziemlich zufrieden aus.

»Träumen Sie gerade von Ihrer Beförderung?«, entfuhr es ihr genervt.

Der Polizist grinste.

»Was gibt es denn da zu grinsen?«, fragte Siena energisch. »Und können Sie sich eigentlich ausweisen? Vielleicht sind Sie gar kein echter Polizist. Soll ja vorkommen.«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn auffordernd an. »Außerdem sind Sie doch noch nicht mal von der Verkehrspolizei und überhaupt …« Plötzlich begann Sienas Herz, schneller zu schlagen. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, kam ihr die ganze Situation tatsächlich etwas seltsam vor. Der Polizist war, dem Auto und der Uniform nach zu urteilen, von der Staatspolizei. Aber warum lungerte er hier auf dieser abgelegenen Straße herum, und das auch noch ganz alleine? Waren Polizisten nicht normalerweise immer zu zweit unterwegs? Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück und packte das Lenkrad des Mofas. Erst vor Kurzem hatte sie einen langen Artikel darüber gelesen, wie falsche Polizisten immer wieder Verbrechen begingen und warum ihre ahnungslosen Opfer dabei so leichte Beute waren …

Ein Ausweis tauchte plötzlich direkt vor ihrem Gesicht auf. »Hier, mein Dienstausweis«, sagte der Polizist und hielt ihn ihr mit seinem ausgestreckten Arm vor die Nase. Täuschte sie sich, oder lachte er dabei ein wenig? Es fiel ihr schwer, etwas zu entziffern, sie hatte ja extra ihre Kontaktlinsen nicht eingelegt. Gut, dass der Polizist wenigstens nicht wusste, dass sie nicht nur zu schnell, ohne Helm und ohne Führerschein und auf einem Motorino ohne gültige Revisione, sondern auch noch halb blind durch die Gegend fuhr. Sie kniff die Augen zusammen.

»Sind Sie kurzsichtig?«, fragte der nervtötende Polizist prompt.

»Nein, ich habe Staub in den Augen«, erwiderte Siena bestimmt. Sie schob seine Hand mit dem Ausweis zur Seite. »Und außerdem: Was beweist das schon, so ein Ausweis. Kann man doch alles fälschen.«

»Völlig richtig«, sagte der Beamte gelassen. Er musterte sie aus seinen blauen Augen. Und jetzt war sich Siena fast sicher, ein schelmisches Grinsen darin zu entdecken.

»Fassen wir zusammen«, sagte er. »Überhöhte Geschwindigkeit, Fahren ohne Führerschein …«

»Moment! Ich habe einen Führerschein, ich habe ihn nur nicht dabei!«, warf Siena ein. Sie kramte hastig ihr Portemonnaie aus der Umhängetasche hervor. Ihr Daumen tat dabei verflixt weh. Egal: Sie hatte sich gerade daran erinnert, dass zumindest ihr Personalausweis immer im Geldbeutel steckte. Vielleicht würde das den Erbsenzähler ein wenig besänftigen, wenn sie sich wenigstens ordentlich ausweisen konnte. Sie streckte dem Polizisten den Ausweis entgegen und rang sich dazu noch ein Lächeln ab. »Hier, bitte schön. Ich kann mich ausweisen«, sagte sie bemüht freundlich.

Der Polizist nahm den Ausweis, studierte ihn eine Weile und musterte Siena dann eindringlich. Einen Tick zu lange für ihren Geschmack. Sie starrte zurück und lächelte nicht mehr.

»Fahren ohne Führerschein«, wiederholte der Polizist unbeirrt. »Fahren ohne Helm, Fahrzeug ohne gültige Revisione.« Er ging zu seinem Auto, nahm einen Block heraus und fing an, etwas darauf zu kritzeln. Dabei betrachtete er immer wieder den Personalausweis – vermutlich, um ihre Daten auf dem Strafzettel korrekt anzugeben.

Siena schwitzte in ihren Stiefeletten in der warmen Spätsommersonne. Der verbrannte Daumen pulsierte und schmerzte. Und auch der Gedanke an ihr Konto schmerzte. Endlich befand es sich einmal in den schwarzen Zahlen, aber damit war es bestimmt wieder vorbei, wenn sie erst einmal diese fette Strafe zu bezahlen hatte. Oder noch schlimmer – konnte der Erbsenzähler ihr den Führerschein entziehen? Wie sollte sie dann die Wochenenden bei der Nonna verbringen? Unter der Woche lebte und arbeitete sie in Florenz, das waren fast vierzig Kilometer Entfernung und ohne Auto kaum machbar: Ein Bus hielt an der staubigen Straße hier genau einmal am Tag. Wenn überhaupt. Neben ihrem Daumen begann jetzt auch ihr Kopf zu pochen. Plötzlich fühlte sich der Pferdeschwanz, mit dem sie ihre Haare schnell noch zusammengebunden hatte, damit sie ihr auf dem Motorino nicht ins Gesicht wehten, viel zu straff an. Ihre Schläfen zwickten.

»Hören Sie«, versuchte sie es noch einmal in versöhnlichem Tonfall. Sogar ein kleines Lächeln rang sie sich ein zweites Mal ab. »Ich weiß, ich war zu schnell unterwegs, aber ich habe mich am Daumen verletzt und …«

Der Polizist hörte ihr offensichtlich gar nicht zu, sondern drückte ihr ohne Umschweife den Ausweis wieder in die Hand. »Wie ich sehe,...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2022
Reihe/Serie Siena Carciofine
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agentin • Bella Italia • bücher krimi • ciao • Dolce Vita • Erster Fall • Hobbydetektivin • Italien Krimi • Journalistin • Krimi • Krimi Italien • Kriminalroman • Liebespaar • lustiger Krimi • nonna • Pasta • Signora • tollpatschige Ermittlerin • Weinberge
ISBN-10 3-7499-0333-6 / 3749903336
ISBN-13 978-3-7499-0333-7 / 9783749903337
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