Potenzial mit Wissen (eBook)
139 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-7893-6 (ISBN)
Jörg Becker ist Inhaber eines Denkstudios für strategisches Wissensmanagement zur Analyse mittelstandsorientierter Businessoptionen auf der Basis von Personalbilanzen und Standortbilanzen.
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Steht die Sonne neben einem Stern, krümmt sie den Weg des Lichts zur Erde, so dass er einem Beobachter dort etwas von der Sonne weggerückt erscheint. Bei Entscheidungen, die von der Menschheit in den nächsten Jahrzehnten getroffen werden, beispielsweise zu Zuwanderung, Atomkrieg, Terrorismus, Big Data, Zivilisation, Nationalismus u.a., könnte es um die Zukunft des Lebens also solchem gehen. Und diese Entscheidungen können immer auch nur auf der Basis des gegenwärtigen Weltbildes getroffen werden. In mancher philosophischen Denkweise müssten wir uns beim Rätsel Mensch von dem traditionellen Bild jenes Wesens verabschieden, das so stolz auf seine Freiheit und seinen Willen ist. Denn je mehr Macht und Einfluss der Datensysteme wachsen desto mehr muss der Mensch die Illusion, Souverän der eigenen Entscheidungen zu sein, aufgeben.
"Weil sein Bewusstsein mit den Computern nicht mehr mithalten kann?"
"Ja, und er sich mehr und mehr in ein Geschöpf der Algorithmen verwandelt."
Das heißt, wer noch die Kontrolle über sein persönliches Dasein und die Zukunft seines Lebens behalten will, muss sich selbst erkennen?"
"Und schneller sein als die Algorithmen."
"Illusionen sind dabei zu viel Gepäck."
"Und sollten deswegen besser zurückgelassen werden."
"Dafür braucht es aber eine Menge an geistiger Flexibilität."
"Und große Reserven an emotionaler Ausgeglichenheit."
"Ein überraschender Fluchtpunkt könnte dabei der geheimnisvolle, unentdeckte Geist eines jeden Menschen sein."
"Also nicht sein von Algorithmen gekapertes, klapperndes Bewusstsein?"
"Nee, man muss sich eben anstrengen, um erkennen zu können, wer man wirklich ist."
"?"
"Um auf diese Weise in einer viel zu komplizierten übermächtigen Welt der perfekten technologischen Täuschungen und Manipulationen eine letzte persönliche Gewissheit zu retten."
Die Stadtentwicklung und Raumplanung steht vor einem Umbruch: an vielen Standorten haben Wanderungsbewegungen, Alterung der Gesellschaft u.a. unübersehbare Probleme geschaffen. Während sich die Planungsüberlegungen der meisten Standorte in der Vergangenheit überwiegend wachstumsbezogen orientiert haben, geht es heute um eine mehr differenzierte Betrachtungsweise. Für die erforderliche Neuorientierung für den Umgang mit der sich weiter ausdifferenzierenden räumlichen Entwicklung müssen Städte und Gemeinden daher eigenständige Leitbilder entwickeln. Da die Menschen aufgrund der Konzentration der nicht lokalgebundenen Arbeitsplätze in den Metropolregionen häufiger umziehen, erhöhen sich in vielen Wohngebieten auch die Fluktuationsraten.
"Eigenständige Leitbilder der Standorte müssen daher auch eine Antwort darauf geben, wie Hektik und Enge der Arbeitswelt mit zukunftsfesten Wohn- und Lebensbedingungen in Einklang gebracht werden sollen."
"Richtig, beim Standortmarketing bewegt sich eine Kommune aber in einem Wettbewerbsumfeld bis hin zum Ausscheidungskampf."
"Kommunen mit Defiziten, nur "Dabei sein" alleine reicht nicht mehr, werden nicht nur Chancen verschenken."
?"
"Sondern riskieren auch ins Hintertreffen zu geraten."
"Und um solches zu vermeiden, muss sich das Standortmarketing konsequent auf den "Kundennutzen" konzentrieren.
"?"
"Das heißt, die Sichtweise und Anforderungen der betreffenden Zielgruppe wie Investoren oder Gewerbeansiedlung, ausrichten, eine Sichtweise nur aus dem Blickwinkel der Kommune ist zu vermeiden."
Förderung und Festigung bestehender "Kundenbeziehungen" (Customer Relation Management, Pflege ansässiger Betriebe aus Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistung). Mit der Zielsetzung "Kundenbindung" wird eine örtliche Zielgruppe von Unternehmen besonders angesprochen (man kümmert sich um die, die hier sind). Die Bestandspflege von bereits ansässigen Firmen ist genauso wichtig wie Neuansiedlungen. Voraussetzung ist, dass die Wirtschaftsförderung mit den kommunalen Verwaltungsstellen und der Wirtschaft des Standortes möglichst tief vernetzt ist und hierbei stark kommunikativ arbeitet.
"Man muss denjenigen, die hier sind, seitens des Standortes das Gefühl geben, dass man sich um sie kümmert."
"Genau, zwar wird man Abwanderungen niemals gänzlich verhindern können, kann aber durch Vernetzung in die Unternehmen hinein frühzeitig von geplanten Bewegungen erfahren."
"?"
"Wenn sich Veränderungen ankündigen, sollte die Wirtschaftsförderung in jedem Fall zu den ersten Adressen der Informationsempfänger gehören."
"?"
"Damit Sinn und Sein möglichst gut zusammenpassen."
In Zeiten der Aufklärung und des Rationalismus standen Gefühle tendenziell unter Verdacht, Vernunft und Reflexion zu untergraben. Im Zuge der Akademisierung und des Aufstiegs einer urbanen, kosmopolitischen Mittelklasse machen sich in der kleinstädtischen traditionellen Mittelklasse subtile Entwertungserfahrungen breit. Einstmals positive Gefühle nutzen sich ab oder kippen ins Negative. Nach außen gesehen perfekte Lebensbedingungen können im subjektiven Erleben schal erscheinen. Dies alles liefert den Nährboden für mannigfache Verlustgefühle, von Hilflosigkeit und Zukunftsangst.
"Seitdem wir dem Ideal des intensiven Lebens nachjagen, werden wir immer wütender und aggressiver."
"Ja, viele fühlen sich in einem ständigen Wettbewerb gefangen, in dem es Gewinner und Verlierer gibt."
"Kein Wunder auch in hochqualifizierten Berufen der Informatiker, Juristen, Mediziner, Wissenschaftler oder Journalisten tut sich mittlerweile eine Schere zwischen den mehr und minder Erfolgreichen ihrer Zunft auf."
"Ja, Arbeitsmärkte sind zu hochumkämpften Arenen geworden, auf denen Niederlagen oder Fehlentscheidungen sichtbar werden."
"Und die postmoderne Gesellschaft hält hierfür kaum kulturelle Werkzeuge bereit, um aufdringlichen Ratings und Rankings des Erfolgs und Wohllebens zu widerstehen."
Bingen – Land der Hildegard, kulturhistorische Tourismusförderung
Keine Kommune kann es sich heute noch leisten, dass ihre immateriellen, unter Umständen aber sehr wertvollen Standortressourcen vielleicht nicht voll ausgeschöpft bleiben. Hildegard von Bingen gilt zum Beispiel als Ärztin, Naturforscherin, Dichterin, Komponistin, Mystikerin und zählt zu den herausragenden Frauengestalten des deutschen Mittelalters. Hildegard von Bingen leitete Klöster, hielt Predigten auf Marktplätzen und führte Briefwechsel auch mit Papst und Kaiser. Veröffentlichungen über sie füllen Bibliotheken, eine einfache Google-Suchanfrage produziert bereits einen Informationsdschungel von mehr als 1,3 Millionen Ergebnissen. Für ein Heiligsprechungsverfahren bedurfte es sieben verschiedener Anläufe bei insgesamt fünf Päpsten und einer Geschichte von insgesamt etwa 850 Jahren. Von der 2012 schlussendlich erfolgten Heiligsprechung der Hildegard versprechen sich jetzt sowohl Bingen als auch Rüdesheim langfristig wirtschaftliche Impulse für ihre Region. So erhofft man sich noch mehr Besucher, Pilgerfahrten u.a. an die früheren Wirkungsstätten. Die Standortverantwortlichen für Bingen und Rüdesheim sind sich einig: die Heiligsprechung der Hildegard von Bingen berge für die Zukunft noch vieles an noch nicht ausgeschöpftem Potential für ihre Region. Es gäbe gewissermaßen so etwas wie einen Standortfaktor Hildegard
Angesichts solcher Möglichkeiten hat man sich denn zur Nutzung des weltweiten Bekanntheitsgrades der Hildegard von Bingen auch zu einer grenz- und stromüberschreitenden Zusammenarbeit entschlossen. Die Stadtväter von Bingen haben hierzu klare Vorstellungen entwickelt. So möchte man sich kulturtouristisch als Hildegard-Stadt etablieren. In Rüdesheim will man die Wirkungsstätten der Heiligen durch den grenz- und stromüberschreitenden Hildegardweg noch besser miteinander verbinden.
"Dabei geht es eben um eine Bewertung des Unbewertbaren.
"?"
"Das heißt eine Bewertung von nach manchen Auffassungen nicht bilanzierbaren Standortwerten."
"?"
"Einen wichtigen Beitrag hierzu können Instrumente leisten, mit denen sich eine umfassende Bestandsaufnahme und Bewertung auch von immateriellen Faktoren realisieren lässt."
"Ja und?"
"Mit dem Konzept einer Standortbilanz lässt sich eine Systematik anwenden, die auch zu den zahlenorientierten Denkstrukturen von Finanzbereichen passt."
Neue soziale Zeitordnung
Vielleicht hat der menschlich gemachte Klimawandel ja sogar das Zeug, die nächste Eiszeit zu verhindern. Jedenfalls weitgehend unstrittig ist wohl: "dass Staudämme die Deltagebiete absacken lassen, weil sie Sedimente zurückhalten, dass synthetische Chemikalien in den entlegensten Weltgegenden detektierbar sind, dass der Mensch Tierarten ausrottet und so aus dem Fossilienbestand der Zukunft entfernt".
"Auch scheint es, dass wir die erste neue Erdepoche haben, die eine Konsequenz des eigenen Handelns ist."
"Ist es wirkliche eine Epoche, in der Wünsche, Pläne, Wissen und Handlungen einer einzigen Spezies den Fortgang der Erdgeschichte beeinflussen?"
"Jedenfalls werden Generationen von Wissenschaftlern einzig dafür ausgebildet, um Tunnel zu graben, Erze und fossile Brennstoffe zu fördern, Deponien für Abfälle zu schaffen."
"Das soziale Chaos, das die industrielle Revolution hervorgerufen hat und das die Gesellschaft an den Rand des Zusammenbruchs alter Strukturen führen sollte, wird auch als neue soziale Zeitordnung beschrieben."
"?"
"Architekten entwerfen Städte, die sich in den Stoffwechsel der Biosphäre integrieren."
"Und Wissenschaftler suchen nach einer Antwort, wie...
Erscheint lt. Verlag | 14.2.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
ISBN-10 | 3-7557-7893-9 / 3755778939 |
ISBN-13 | 978-3-7557-7893-6 / 9783755778936 |
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