Mordseefest (eBook)
302 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2094-6 (ISBN)
Mordsparty auf Borkum
Caro Falk amüsiert sich bestens auf der großen Party, die jedes Jahr im Sommer am Borkumer Nordstrand gefeiert wird. Traditionell endet das Fest mit dem Fallschirmspringen der Inseljungs, die nacheinander neben dem großen Strandfeuer landen. Bis auf einen. Sein Schirm öffnet sich nicht, ungebremst stürzt der junge Mann in den Tod. War es wirklich ein Unfall, so wie die Polizei vermutet? Immerhin war der Tote ein erfahrener Springer - und hatte viele Feinde, wie Caro bald herausfindet. Dann macht Jan Akkermann, Caros Partner in allen kriminalistischen Angelegenheiten, auf der Beerdigung des Toten eine unheimliche Entdeckung. Spätestens jetzt gibt es keinen Zweifel mehr, dass die beiden Hobbydetektive einem heimtückischen Verbrechen auf der Spur sind ...
Caro Falk und Jan Akkermann ermitteln in ihrem dritten Fall
Emmi Johannsen ist das Pseudonym der Autorin Christine Drews, deren Romane, Thriller und Krimis seit vielen Jahren eine stetig wachsende Leserschaft im In- und Ausland begeistern. Mit ihren Borkum-Krimis erfüllt sie sich einen besonderen Traum: Inspiriert von ihrer liebsten Urlaubsinsel schickt sie nun als Emmi Johannsen das sympathische Ermittlerduo Caro Falk und Jan Akkermann auf Borkum gemeinsam auf Verbrecherjagd.
Emmi Johannsen ist das Pseudonym der Autorin Christine Drews, deren Romane, Thriller und Krimis seit vielen Jahren eine stetig wachsende Leserschaft im In- und Ausland begeistern. Mit ihren Borkum-Krimis erfüllt sie sich einen besonderen Traum: Inspiriert von ihrer liebsten Urlaubsinsel schickt sie nun als Emmi Johannsen das sympathische Ermittlerduo Caro Falk und Jan Akkermann auf Borkum gemeinsam auf Verbrecherjagd.
2
Die Geräuschkulisse, die vom Nordstrand über das Kite-Buggy-Areal bis hin zum Wellenstrand schwappte, löste bei Caro grundsätzlich ein wohliges Gefühl aus. Es waren die Geräusche des Sommers, die wunderbare Mischung aus Kinderlachen und Erwachsenengeplauder, untermalt vom Meeresrauschen und vom Kreischen der Möwen, für die die Saison im Pommes- und Waffelklauen auf Hochtouren lief. Die Schulferien in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überlappten sich für einige Wochen, und man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass es die meisten Familien mit schulpflichtigen Kindern für den Urlaub nach Borkum gezogen hatte. Es gab kein einziges freies Bett mehr auf der Insel, und überall herrschte geschäftiges Treiben.
Caro liebte diese Stimmung. Nachdem sie im letzten Jahr ihre erste Hochsaison auf Borkum miterlebt hatte, wusste sie zwar, wie anstrengend es sein konnte, den ganzen Tag auf den Beinen zu sein und die Wünsche und Launen der Urlauber auszuhalten. Aber so viele neue Menschen zu treffen, Gespräche mit Wildfremden zu führen und gleichzeitig mit Kollegen zusammenzuarbeiten, die fast zu Freunden geworden waren, ließ sie den ganzen Stress vergessen. Es war Sommer, es waren Ferien, und überall waren Menschen. Es war herrlich.
Von der DLRG-Station hörte sie das Borkumlied, das das Ende der Strandüberwachung ankündigte. Auch ohne Uhr wusste sie, dass es somit kurz vor sechs war. Caro konnte nicht anders, als den Refrain gut gelaunt mitzusingen.
»Die Insel meiner Träume ist Borkum ganz allein, eine Nordseeinsel, ja, auch dort gibt’s Sonnenschein …«
Aila warf ihr von der Seite einen erstaunten Blick zu, in dem Caro einen Hauch von Missbilligung zu erkennen glaubte. Lächelnd ging sie in die Hocke und streichelte ihrer finnischen Lapphündin über das weiße Fell.
»Sag mir nicht, ich kann nicht singen, Süße.«
Aila jaulte auf, als wollte sie einen Wolf imitieren, und Caro musste lachen. Dann löste sie die Leine vom Halsband der Hündin.
»Wir sind weit genug vom Strand weg«, sagte Caro und kraulte Aila noch mal an deren Lieblingsstelle hinter dem Ohr. »Bevor du dich weiter über meine Sangeskünste lustig machst, kannst du besser ein bisschen frei laufen.«
Wie zur Bestätigung bellte die Hündin einmal kurz auf. Dann schnupperte sie über den Sand und lief ein paar Meter voraus, ohne ihre Nase noch einmal vom Boden zu heben.
Caro ließ ihren Blick über den weiten Strand schweifen und atmete tief durch. Es war ein anstrengender Tag am Flughafen gewesen, sie konnte sich nicht erinnern, jemals so viele Kunden an ihrem Kiosk bedient zu haben wie heute. Es war eine Wohltat, jetzt einfach nur in der puren Natur zu sein. Das Meer war von hier aus kaum zu sehen, mehrere Kilometer Sand lagen zwischen dem Dünenrand und der Wasserkante − fast wie eine Wüstenlandschaft, die immer wieder von Strandseglern durchquert wurde. Neben Sankt Peter-Ording konnte man nur auf Borkum Kite-Buggy fahren, kein anderer Ort bot diese Weite, die die Sportler dafür brauchten.
Caro schreckte auf, als Aila plötzlich lautstark bellte. Im selben Moment rannte die Hündin in einem solchen Tempo los, dass der Sand hinter ihr zu einer Staubwolke verweht wurde.
»Mist«, stöhnte Caro, als sie das Kaninchen sah, dem Aila auf den Fersen war. »Das kriegst du sowieso nicht!«, rief sie ihr noch hinterher, wohl wissend, dass das ihre Hündin nicht im Geringsten interessierte. »Komm zurück! Hier! Aila! Hiiiiier!«
Erwartungsgemäß überhörte Aila die Rufe, und Caro fragte sich, wie andere Hundebesitzer es schafften, dass ihre Tiere auf Kommando zu ihnen zurückkehrten, egal ob sie ein Karnickel oder eine überdimensionale Leberwurst gewittert hatten.
Caro lief los. Es machte sie etwas nervös, dass ihre Hündin im Affenzahn und ohne Leine durch die Dünen raste. Zum einen war das verboten, und zum anderen kannte sie ihre eigentlich recht treue Gefährtin nur zu gut. Sollte ein Kind plötzlich in den Dünen auftauchen und etwas Essbares in der Hand halten, dann würde Aila das Karnickel schlagartig vergessen und sich mit Begeisterung auf Eis oder Wurst stürzen, sie dem baffen Besitzer quasi im Flug entreißen und gierig mampfend davoneilen, während die Eltern des beklauten Nachwuchses in eine hysterische Schimpftirade verfallen würden, für die Caro durchaus Verständnis hatte. Dieses Szenario hatte sie nicht nur einmal mit Aila erlebt, und sie war beim besten Willen nicht scharf darauf, sich heute noch mal für das Benehmen ihrer Hündin entschuldigen zu müssen.
»Aila, verflucht! Hiiiier!«
Der Schweiß lief ihr den Rücken herunter, die Rennerei durch den Sand brachte sie an den Rand der Erschöpfung.
»Wieso hörst du denn nicht?« Weil du es nie mit ihr geübt hast, gab sich Caro selbst die Antwort. Hektisch eilte sie ihr durch die Dünen nach. Das Karnickel schlug noch ein paar bemerkenswerte Haken, bevor es zielstrebig in einen Turm aus kunstvoll aufgeschichteten Holzscheiten raste, der auf einer Ebene zwischen den Dünen errichtet worden war. Aila schien nicht eine Sekunde nachzudenken, und ohne ihr Tempo zu verringern, hetzte sie hinter dem Kaninchen in das Holz. Einen Augenblick später brach der meterhohe Holzturm lautstark in sich zusammen.
»Aila!!«
Kaninchen und Hund waren vom Holz begraben.
Hoffentlich ist ihr nichts passiert, dachte Caro, als sie fieberhaft die Holzscheite zur Seite räumte.
»Wo steckst du? Aila!«
Konnten die Scheite ein Tier erschlagen? Hoffentlich nicht. Aber verletzen bestimmt. Vielleicht war ihre Hündin ohnmächtig? Oder lag irgendwo blutend unter dem ganzen Holz und konnte sich nicht mehr selbst befreien?
Schließlich hörte Caro ein Fiepen, und nachdem sie noch einiges an Holz hinter sich geworfen hatte, sah sie endlich das wuschelige weiße Fell.
»Na Gott sei Dank! Alles in Ordnung, Mausi? Komm mal her, du Rübennase …«
Ihre Hündin war sichtlich erschrocken, schien aber unverletzt. Mit weit aufgerissenen Augen drückte sie sich in Caros Arm.
»Was machst du denn da, du hast doch noch nie ein Kaninchen gekriegt, was soll denn das Theater …«, murmelte sie, während sie Aila aus den Holzscheiten trug. Als Caro wieder den lockeren Sand unter den Füßen spürte, blickte sie auf und zuckte sofort erschrocken zusammen.
»Scheiße …«, sagte sie leise.
»Das kann man wohl laut sagen!«, schimpfte ein junger Mann, der die Arme voller Treibholz hatte. Gemeinsam mit vier weiteren Männern, die offensichtlich Holz und Geäst gesammelt hatten, blickte er Caro vorwurfsvoll an. Erst jetzt realisierte sie, dass sie auf dem Fetenplatz der Borkumer Inseljungs stand. Hier würde in ein paar Tagen die große Strandfete stattfinden, wie jedes Jahr in den Sommerferien. Traditionell wurde am Ende der Feier ein riesiges Strandfeuer angezündet, für das die Männer schon Wochen vorher Treibholz sammelten. Caro kannte einige der Inseljungs, die seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Borkumer Gemeinde waren, einheimische junge Männer, die sich bei der freiwilligen Feuerwehr oder der Seenotrettung auf Borkum engagierten und ohne die vieles auf der Insel nicht funktionieren würde. Hinnerks Inselclub unterstützte die Jungs und war auch an der Organisation der Strandfete beteiligt. Seit Tagen suchte ihr Schwiegervater die alten Rezepte von seiner verstorbenen Frau Lefke heraus, um Kuchen und Salate für die Feier vorbereiten zu können.
»Jungs, das tut mir echt leid«, sagte Caro mit Blick auf den eingestürzten Scheiterhaufen. »Aber so brennt er doch bestimmt auch.«
Olaf Venne sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. Olaf war einer der wenigen Inselpiloten und gleichzeitig Leiter der Fallschirmgruppe. Sie kannte ihn vom Flughafen, wo er regelmäßig einen Kaffee bei ihr am Kiosk trank und sich von Inge anflirten ließ. Ihre Kollegin stand ganz offensichtlich auf den gut aussehenden Mann, der Caro manchmal an einen Piloten aus einer Fernsehserie erinnerte. Braun gebrannt und durchtrainiert, immer einen flotten Spruch auf den Lippen und bester Laune. Im Moment ließ die allerdings zu wünschen übrig.
»Das Feuer sollte aber aussehen wie ein brennender Leuchtturm«, sagte er, und der genervte Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie lange wir gebraucht haben, um den so aufzutürmen?«
»Tut mir leid, Olaf.«
»Du hast deine Töle nicht im Griff«, sagte er.
Caro, die Aila immer noch auf dem Arm hatte, streichelte der Hündin über den Kopf. »Ich weiß. Aber sag nicht Töle, das hört sie nicht gerne.«
Olaf rollte mit den Augen. »Soll das ein Witz sein?«
»Ehrlich gesagt ja.« Caro grinste ihn an. »Ich wollte dich aufheitern.«
»Hm.«
Caro wurde wieder ernst. Offensichtlich war Olaf nicht nach Scherzen zumute. »Es tut mir wirklich leid. Kriegt ihr das bis Samstag wieder hin?«
Olaf warf einen Blick zu einem der anderen Männer, die neben ihm standen. »Roland, kriegen wir das bis Samstag wieder hin?«
Der angesprochene Roland zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber sich einfach nur lapidar zu entschuldigen kann irgendwie nicht reichen.«
»Ich habe mich nicht lapidar entschuldigt, sondern aufrichtig«, entgegnete Caro, die langsam fand, dass die Männer übertrieben. Ein bisschen Holz war zusammengekracht, meine Güte, das war doch kein Weltuntergang. »Ich kann den Turm leider nicht alleine wieder aufbauen, sonst würde ich es machen. Ich kann mich nur entschuldigen.«
»Nö. Du...
Erscheint lt. Verlag | 25.3.2022 |
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Reihe/Serie | Borkum-Krimireihe | Borkum-Krimireihe |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Borkum • COSY • Cozy • Fallschirm • Ferien • Friesland • Hobbyermittler • Insel • Krimis • Küstenkrimi • Meer • Miss Marple • Norden • Nordsee • Party • Sommer • Strand • Urlaubskrimi |
ISBN-10 | 3-7517-2094-4 / 3751720944 |
ISBN-13 | 978-3-7517-2094-6 / 9783751720946 |
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