Agatha Raisin und das tödliche Kirchenfest (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
272 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2068-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Agatha Raisin und das tödliche Kirchenfest -  M. C. Beaton
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Agatha Raisin kommt es mehr als gelegen, dass der attraktive Witwer George Selby sie bittet, ihn bei der Organisation eines Kirchenfestes zu unterstützen. Die Freude ist groß, als dieses ein großer Erfolg zu werden scheint und die Gäste von überallher herbeiströmen. Doch dann geschieht das Unfassbare: Einigen der Marmeladen, die auf dem Fest angeboten werden, wurde Gift beigemischt, und die fröhliche Feier wird zum Tatort, als gleich zwei Menschen daran sterben. Gemeinsam mit ihrer Assistentin Toni macht sich Agatha auf die Suche nach dem hinterhältigen Mörder und stößt dabei auf die dunklen Geheimnisse des Dorfes ...



M. C. Beaton ist ein Pseudonym der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen tätig war, beschloss sie, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Mit ihren Krimi-Reihen um die englische Detektivin Agatha Raisin und den schottischen Dorfpolizisten Hamish Macbeth feierte sie weltweit große Erfolge. Sie verstarb im Dezember 2019 im Alter von 83 Jahren.

M. C. Beaton ist ein Pseudonym der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen tätig war, beschloss sie, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Mit ihren Krimi-Reihen um die englische Detektivin Agatha Raisin und den schottischen Dorfpolizisten Hamish Macbeth feierte sie weltweit große Erfolge. Sie verstarb im Dezember 2019 im Alter von 83 Jahren.

Eins


Nervös blickte Mrs. Bloxby, Ehefrau des Vikars von Carsely, ihren Besucher an. »Ja, Mrs. Raisin ist eine Freundin von mir, eine sehr gute Freundin, doch sie ist sehr mit ihrer Detektei beschäftigt und hat keine Zeit für …«

»Aber es ist für solch einen guten Zweck«, unterbrach Arthur Chance sie, der Vikar von Saint Odo The Severe im Dorf Comfrey Magna. »Die Dienste einer richtigen PR-Expertin, die Besucherscharen zu unserem jährlichen Dorffest locken kann, wären überaus willkommen. Immerhin dient der Erlös der Renovierung des Kirchendachs und geht überdies an zahlreiche wohltätige Organisationen.«

»Ja, aber …«

»Es würde nicht schaden, einmal zu fragen, oder? Das ist Ihre christliche Pflicht.«

»Sie brauchen mich nicht an meine Pflichten zu erinnern, danke«, sagte Mrs. Bloxby gereizt und musste an all die Gemeindebesuche denken, an die Müttertreffen und den Frauenverein von Carsely. Also wirklich, dachte sie, während sie den Vikar ansah, für so einen milde und zurückhaltend wirkenden Mann ist er entsetzlich bevormundend. Arthur Chance war ein kleiner Mann mit einer dicken Brille und grauem Haar, das in Büscheln seitlich von seinem faltigen Gesicht abstand und an Stoßzähne gemahnte. Mrs. Bloxby erinnerte sich, dass er eine zwanzig Jahre jüngere Frau geheiratet hatte. Wahrscheinlich hatte er der Armen auch keine andere Wahl gelassen.

»Hören Sie, ich werde tun, was ich kann, aber ich verspreche Ihnen nichts. Wann ist das Fest?«

»Am Samstag in einer Woche.«

»Nur noch eine Woche? Da bleibt Mrs. Raisin ja überhaupt keine Zeit!«

»Gott wird ihr helfen«, entgegnete Mr. Chance.

Agatha Raisin, eine Frau mittleren Alters, die ihre erfolgreiche PR-Agentur verkauft hatte, um frühzeitig in den Ruhestand zu gehen und sich in ein Cottage in den Cotswolds zurückzuziehen, hatte festgestellt, dass Untätigkeit nichts für sie war, und ihre eigene Privatdetektei gegründet. Nun, da die ebenfalls erfolgreich war, wünschte sie sich allerdings, sie hätte mehr Zeit zum Ausspannen. Obendrein handelte es sich bei den Fällen, die ihr angetragen wurden, um hässliche Scheidungen, vermisste Kinder, entlaufene Katzen und Hunde und nur hin und wieder um etwas so Spannendes wie Industriespionage. Agatha hatte begonnen, die Detektei an den Wochenenden zu schließen, weil sie das Gefühl hatte, überhaupt keine Freizeit mehr zu haben. Doch sie vergaß, dass sie mit zu viel davon auch nichts anfangen konnte.

Für eine Frau von Anfang fünfzig sah sie immer noch gut aus. Ihr Haar war zwar getönt, glänzte aber hübsch, und sie hatte schöne Beine. Leider waren ihre Augen eher klein geraten, dafür hatte sie nur sehr wenige Falten. Sie hatte einen üppigen Busen und zu ihrem Leidwesen auch sehr runde Hüften.

Als sie am Freitagabend nach Hause kam, begrüßte sie überschwänglich ihre beiden Kater, Hodge und Boswell, streifte ihre Schuhe ab, mixte sich einen starken Gin Tonic, zündete sich eine Zigarette an und sank seufzend auf ihr Sofa.

Beiläufig fragte sie sich, wo ihr Exmann, James Lacey, sein mochte. Er wohnte nebenan, arbeitete jedoch als Reisebuchautor und war deshalb viel im Ausland. Wie üblich kramte Agatha in ihrem Hirn nach der alten Obsession, der alten Sehnsucht nach ihm, aber die schien für immer verschwunden zu sein. Ohne eine Obsession hatte Agatha nur noch sich selbst, was ihr nicht gefiel. Inzwischen hatte sie all den Schmerz und das Elend verdrängt, die ihr die Besessenheit von ihrem Ex beschert hatte. Stattdessen erinnerte sie sich nur an die wenigen, sehr kurzen Glücksmomente.

Die Türklingel schrillte. Agatha schwang die Beine vom Sofa und ging öffnen. Ihre Miene erhellte sich, als sie Mrs. Bloxby sah. »Kommen Sie rein«, rief sie. »Ich trinke gerade einen Gin Tonic. Möchten Sie auch einen?«

»Nein, aber einen Sherry nehme ich gerne.«

Manchmal überlegte Agatha, die in einem Armenviertel aufgewachsen war, wie es wäre, innerlich wie äußerlich eine Dame wie Mrs. Bloxby zu sein. Die Vikarsfrau trug einen recht ausgeleierten Tweedrock, und ihre rosa Bluse hatte schon bessere Tage gesehen. Einige dünne Strähnen ihres grauen Haars hatten sich aus dem Knoten in ihrem Nacken gelöst, dennoch strahlte sie wie immer Freundlichkeit und Würde aus.

Wie es im Frauenverein von Carsely Sitte war, siezten sich die beiden Frauen bis heute.

Agatha schenkte Mrs. Bloxby einen Sherry ein. »Ich habe Sie länger nicht gesehen«, sagte Agatha. »Es war so viel los.«

Für einen kurzen Moment blitzten Schuldgefühle in Mrs. Bloxbys grauen Augen auf. »Arbeitet diese junge Detektivin noch bei Ihnen, Toni Gilmour?«

»Ja, dem Himmel sei Dank! Sie leistet hervorragende Arbeit. Doch ich denke, wir müssen anfangen, Fälle abzulehnen. Ich will wirklich nicht noch mehr Leute einstellen.«

Mrs. Bloxby trank von ihrem Sherry und sagte halb zu sich: »Ich habe doch gewusst, dass Sie zu viel zu tun haben. Das habe ich ihm auch gesagt.«

»Wem gesagt?«

»Mr. Arthur Chance, dem Vikar von Saint Odo The Severe.«

»Odo wer?«

»Ein angelsächsischer Heiliger. Ich weiß nicht mehr, was er getan hat. Es gibt so viele Heilige.«

»Und warum haben Sie mit Mr. Chance über mich gesprochen?«

»Er wohnt in Comfrey Magna …«

»Da war ich nie.«

»Die wenigsten Menschen waren da schon mal. Es liegt abseits der Touristenrouten. Jedenfalls findet dort morgen in einer Woche das jährliche Dorffest statt, und Mr. Chance bat mich, Sie zu bitten, dafür Werbung zu machen.«

»Ist irgendwas an diesem Vikar besonders? Gibt es einen Grund, warum ich das wollen würde?«

»Nun, es ist für einen wohltätigen Zweck. Und der Vikar ist ziemlich beharrlich.«

Agatha lächelte. »Sie sehen wie eine Frau aus, die gerade drangsaliert wurde. Wissen Sie was? Wir fahren morgen Vormittag zu ihm, und ich werde ihm ein schallendes Nein entgegenschmettern, dann belästigt er Sie nicht wieder.«

»Das ist so nett von Ihnen, Mrs. Raisin! Ich bin noch nie sonderlich stark gewesen, wenn es um ein Nein zu wohltätigen Dingen ging.«

An Wintertagen, wenn es endlos regnete und dicker, nasser Nebel die Hügel verhüllte, fragte Agatha sich hin und wieder, warum sie sich in den Cotswolds unter dem Reetdach ihres Cottage vergrub.

Doch als sie am nächsten Morgen mit Mrs. Bloxby losfuhr, zeigte sich die Landschaft im Mantel eines richtig warmen Frühlingstags. Schlehdorn sprenkelte die Hecken, Blauregen und Clematis rankten an Gartenmauern, Glockenblumen erzitterten in einer hauchzarten Brise, und über allem wölbte sich ein makellos blauer Himmel.

Mrs. Bloxby dirigierte Agatha durch ein Labyrinth von Landstraßen. »Hier sind wir endlich«, sagte sie schließlich. »Parken Sie einfach vor der Kirche.«

Agatha fand, dass Comfrey Magna wie ein seltsames, verschlossenes Dorf wirkte. Es gab keine neuen Häuser zwischen den uralten Cottages zu beiden Seiten der Straße. Und es war niemand auf der Hauptstraße, in den Gärten oder auch bloß an den Fenstern zu sehen.

»Schrecklich ruhig«, bemerkte sie.

»Zu wenige junge Leute, das ist das Problem«, sagte Mrs. Bloxby. »Keine jungen Familien, die herziehen, weil sie sich die Preise nicht leisten können. Entsprechend überaltert ist der Ort.«

»In solch einem toten Nest können die Häuser doch nicht so furchtbar teuer sein«, sagte Agatha und stellte den Wagen ab.

»Sie sind überall entsetzlich teuer.«

Sie stiegen aus. »Da drüben ist das Pfarrhaus«, sagte Mrs. Bloxby. »Wir nehmen die Abkürzung über den Friedhof.«

Das Pfarrhaus war ein altes graues Gebäude mit alten Cotswolds-Steinziegeln auf dem Dach, die ein Vermögen kosteten. Oder vielmehr: Kosten würden, denn die Gemeindeverwaltungen erlaubten einen Verkauf nur, wenn man sie durch exakt die gleichen ersetzte, was natürlich absurd war.

Als sie den Friedhof betraten, sah Agatha einen Mann, der sich an einem der Gräber aufrichtete, auf dem er Blumen niedergelegt hatte. Er drehte sich um, sah sie und lächelte.

Agatha blinzelte hektisch. Er war groß, hatte helles Haar, ein leicht sonnengebräuntes Gesicht und grüne Augen. Seine Augen sind richtig grün, dachte Agatha, ohne einen Flecken Braun darin. Er trug ein Sportsakko aus Tweed und eine Hose aus Cavalry-Twill.

»Guten Morgen«, sagte Mrs. Bloxby höflich und zupfte an Agathas Arm, denn sie schien auf der Stelle festgefroren zu sein.

»Guten Morgen«, antwortete der Mann.

»Wer war das?«, flüsterte Agatha, als sie sich der Pfarrhaustür näherten.

»Weiß ich nicht.«

Mrs. Bloxby läutete. Eine große Frau in einem Gymnastikanzug öffnete ihnen. Ihr Haar war auberginefarben getönt, lang und glatt. Sie hatte ziemlich unangenehme Gesichtszüge – ihr Mund war schmal, und ihre Augen standen zu dicht zusammen. Ihre dünne Nase hatte einen seltsamen Buckel in der Mitte, als wäre sie schon mal gebrochen gewesen und schlecht wieder zusammengewachsen. Ende dreißig, schätzte Agatha.

»Sie stören bei meinen Pilates-Übungen«, sagte die Frau.

»Wir möchten zu Mr. Chance«, entgegnete Mrs. Bloxby.

»Dann müssen Sie die PR-Leute sein. Er ist im Arbeitszimmer. Ich bin Trixie Chance.«

Du liebe Güte, dachte Mrs. Bloxby. Sie hatte schon häufiger gedacht, dass modische Vikarsfrauen ebenso sehr zum Schrumpfen der Gemeinden beitrugen wie modische Vikare. Mrs. Chance war ein ihr durchaus vertrauter Frauentyp: immerfort verzweifelt bemüht, »cool« zu sein, den neuesten Trends zu folgen und mit den Namen...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2022
Reihe/Serie Agatha Raisin Mysteries
Übersetzer Sabine Schilasky
Sprache deutsch
Original-Titel Spoonful of Poison
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Amateurdetektivin • Ann Granger • Cosy Crime • Cotswolds • England • Englisch • Ermittlerin • Häkelkrimi • Hamish Macbeth • jessica campbell • Krimis • Landhauskrimi • Miss Marple • Mitchell und Markby • Mord in bester Tradition • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-7517-2068-5 / 3751720685
ISBN-13 978-3-7517-2068-7 / 9783751720687
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