Im Leben wie im Tod (eBook)

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2022 | 1. Auflage
448 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-5127-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Leben wie im Tod -  Faye Kellerman
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Peter Decker und Rina Lazarus ermitteln wieder
Das Verschwinden eines Bewohners aus einer betreuten Wohneinrichtung wird Peter und seinem Partner übertragen - scheinbar ein leichter Fall.Doch je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto sicherer ist Peter sich, dass der Mann nicht einfach weggelaufen ist, sondern entführt wurde. Doch der einzige Anhaltspunkt, eine ehemalige Pflegerin der Einrichtung, verschwindet, bevor Peter mit ihr sprechen kann. Als dann bei der groß angelegten Suche im Wald von Greenbury auch noch die Leiche eines Jungen auftaucht, der bereits seit Längerem vermisst wird, ermittelt Peter plötzlich in zwei Fällen gleichzeitig, immer im Ungewissen, ob der Wald seine dunklen Geheimnisse preisgeben wird ...



Faye Kellerman hat Mathematik und Zahnmedizin studiert, es dann aber vorgezogen, hauptberuflich zu schreiben. Ihre Krimis, insbesondere um das jüdische Ermittler-Ehepaar Peter Decker und Rina Lazarus, haben sich weltweit über 20 Millionen Mal verkauft. Mit ihren vier Kindern und ihrem Ehemann, dem New York Times-Bestseller Autor Jonathan Kellerman, lebt die Autorin in Kalifornien und New Mexico.

Faye Kellerman hat Mathematik und Zahnmedizin studiert, es dann aber vorgezogen, hauptberuflich zu schreiben. Ihre Krimis, insbesondere um das jüdische Ermittler-Ehepaar Peter Decker und Rina Lazarus, haben sich weltweit über 20 Millionen Mal verkauft. Mit ihren vier Kindern und ihrem Ehemann, dem New York Times-Bestseller Autor Jonathan Kellerman, lebt die Autorin in Kalifornien und New Mexico.

KAPITEL 1

In seinen vier Jahrzehnten als Detective hatte Decker das ein oder andere gelernt. Einer der erfreulichen Aspekte von Vermisstenfällen war die Tatsache, dass sie häufig gut ausgingen. Allerdings nicht immer. Denn Menschen verschwinden aus einer ganzen Bandbreite von Gründen.

Manche fielen einem Unfall zum Opfer: eine falsche Abzweigung auf einem Wanderweg oder eine plötzliche Riesenwelle beim Segeln trotz eigentlich ruhiger See. Manchmal wurde ein Leben mit böser Absicht ausgelöscht: eine aus dem Ruder gelaufene Zufallsbekanntschaft oder jemand, der bei einer Autopanne an die falsche Art von Hilfe geriet. Andere wiederum kamen bei augenscheinlich harmlosen Begegnungen um, die furchtbar schiefgingen, sodass die fassungslosen Täter nur noch versuchen konnten, die böse Tat zu verbergen und ein sie von innen her zerfressendes Geheimnis zu bewahren, mit dem sie sich nicht auseinandersetzen wollten oder konnten.

Aber bisweilen verschwanden Menschen auch ganz einfach, weil sie es wollten.

Bislang wusste niemand so genau, welcher dieser Gründe auf Bertram Lanz, einen fünfunddreißigjährigen Mann mit kognitiver Beeinträchtigung zutraf, der auf einem Ausflug organisiert von der Loving-Care-Einrichtung, einem Heim für betreutes Wohnen, verschwunden war. An dem Ausflug hatten fünfzig Männer und Frauen mit kognitiven Einschränkungen teilgenommen. Als die Begleitpersonen die Gruppe nach der zweistündigen gemütlichen Wanderung wieder zurück in den Bus lotsten, war Bertram gesund und munter gewesen. Als alle nach einem Aufenthalt von einer Stunde in einem örtlichen Diner für die Heimfahrt wieder den Bus bestiegen, bemerkten die Betreuer jedoch rasch, dass ihnen eine Person fehlte. Und egal, wie oft sie nachzählten, jedes Mal kamen die Loving-Care-Begleiter zu demselben Ergebnis. Noch länger dauerte es herauszufinden, wer vermisst wurde.

Das war vor sechs Stunden gewesen, und jetzt war es zehn Uhr abends. Seit dem Anruf beim Polizeirevier Greenbury durchkämmten sowohl Officers als auch Freiwillige die unmittelbare Umgebung nach Bertram. Der Einbruch der Nacht hatte auch den letzten Rest Tageslicht verschluckt: kein Mond, nur unzählige winzige Lichtpunkte waren am dunklen Firmament zu sehen. In den zahlreichen Waldgebieten war es jetzt stockfinster, was eine Suche unmöglich machte. Sogar in der Stadt selbst sorgte die Straßenbeleuchtung eher für Atmosphäre als für Licht. Detective Peter Decker war vom Wald in die Wohngebiete gewechselt und hatte während der letzten zwei Stunden Runde um Runde durch die Straßen gedreht, wobei er immer wieder Anwohnern begegnet war, die dieselben Blocks absuchten. Er machte sich Sorgen um das Wohlergehen des Vermissten. Bertram war nicht krank und musste auch keine lebenswichtigen Medikamente einnehmen, aber seine eingeschränkten Alltagsfähigkeiten erschwerten es ihm vermutlich, in einer Umgebung mit komplexen Anforderungen zurechtzukommen. Weil es Sommer war, würde Bertram zumindest den Vorteil der wärmeren Nächte haben.

Decker fischte sein Handy aus der Tasche und rief seine Frau Rina an, die sich dem Suchtrupp angeschlossen hatte. In einem anderen Leben – vor fünf Jahren – war er Detective Lieutenant beim LAPD gewesen. Dem Leben in der Großstadt hatte er den Rücken gekehrt, aber aus dem Polizeidienst hatte er sich nicht ganz zurückziehen wollen. Als dann ein Posten am Greenbury PD frei geworden war, hatte er die Gelegenheit beim Schopf gepackt, in einem verschlafenen kleinen Universitätsstädtchen in Upstate New York zu arbeiten. Es war nicht so, dass es hier kein Verbrechen gab, aber wenn etwas passierte, kam es immer völlig unerwartet.

Nach zweimaligem Klingeln nahm Rina ab. »Hallo, Schatz. Gibt’s was Neues?«, sagte er.

»Das wollte ich dich auch gerade fragen.«

»Leider nein.« Er hielt inne. »Warum gehst du nicht nach Hause, Rina? Wir haben jetzt Unterstützung aus den benachbarten Departments. Es besteht kein Grund, dass alle von uns immer weiter dieselben Straßen absuchen.«

»Wo könnte er nur hingegangen sein, Peter? Der Diner liegt vollkommen abgelegen.«

»Wenn er zu Fuß unterwegs ist, kann er nicht allzu weit gekommen sein. Das Problem ist der Wald. Falls er beschlossen hat, einen Spaziergang zu machen – es ist selbst tagsüber sehr leicht, die Orientierung zu verlieren. Momentan ist es zu dunkel, um nach ihm zu suchen. Wir vermuten, dass er sich in irgendeine Garage oder Hütte verkrochen hat. Du weißt ja, wie es ist in dieser Stadt. Voll mit Ruheständlern, die einen Teil ihrer Zeit anderswo verbringen, und niemand ist zu Hause. Wir versuchen gerade, die Eigentümer zu erreichen, um ihre Erlaubnis einzuholen, ihren Wohnbesitz zu betreten. All das ist zeitaufwendig.«

»Was meintest du mit ›wenn er zu Fuß unterwegs ist‹?«

»Ist nicht ausgeschlossen, dass diese Sache geplant war. Wir müssen alles in Betracht ziehen, auch wenn es unwahrscheinlich ist.«

»Ganz abwegig ist das nicht«, sagte Rina. »Wie kann man sonst jemanden einfach verlieren?«

»Wir haben gleich zu Anfang mit den vier Betreuerinnen und Betreuern gesprochen, allerdings nur kurz. Sobald der Bus am Diner angekommen war, herrschte ein wildes Durcheinander. Alle drängten ins Lokal, gaben Bestellungen auf und suchten nach Stühlen. Der Diner kann maximal fünfunddreißig Leute unterbringen, aber sie waren über fünfzig Personen.«

»Dann hat sich der Laden strafbar gemacht.«

»Ja, hat er. Aber es ist eine Raststätte in einer abgelegenen Gegend, und vermutlich wog die Aussicht auf zahlende Gäste schwerer als die Furcht vor einer Anzeige.«

»Dann haben die Betreuer ihn aus den Augen verloren?«, fragte Rina.

»Sie haben nicht die einzelnen Personen von der Liste abgehakt, sondern nur durchgezählt. Als die Bewohner des Heims in den Bus stiegen, fiel ihnen auf, dass jemand fehlte.«

»Habt ihr schon mit den restlichen Teilnehmern des Ausflugs gesprochen?«

»Nein, noch nicht. Die stehen zu sehr unter Schock.«

»Das glaube ich gerne«, sagte Rina. »Kommst du heute Abend nach Hause?«

»Ich bleibe hier vor Ort, bis die Suche offiziell bis morgen früh abgebrochen wird.«

»Wann könnte das ungefähr sein?«

»Vor Mitternacht, aber ich suche vielleicht trotzdem weiter. Ich bin ziemlich aufgedreht.«

»Ist Tyler bei dir?«

»Nein. Jeder vom Department ist allein unterwegs. Bleib nicht wegen mir auf.«

»Mach ich vielleicht trotzdem«, entgegnete Rina. »Ich bin auch ein bisschen aufgedreht.«

»Versuch, etwas Schlaf zu bekommen, Liebling. Ruf mich an, sobald du zu Hause bist.«

»Mach ich. Hab dich lieb. Sei vorsichtig.«

»Dito und dito.«

Als Rina in die Einfahrt fuhr, war sie perplex, dass dort bereits jemand stand – überrascht, aber nicht beunruhigt, denn sie erkannte den Wagen. Ein kurzer Blick in alle Richtungen, dann flitzte sie zur Haustür und schloss auf. Als sie eintrat, stand Gabe auf. »Hallo!«

»Was für eine schöne Überraschung!« Rina ging auf ihn zu und umarmte ihn freudig. Gabe hatte bei ihnen gelebt, seit er vierzehn gewesen war. Jetzt, zehn Jahre darauf, war er knapp eins neunzig, schlank und drahtig. In sein hellbraunes Haar mischten sich aschblonde Strähnchen. Seine Augen waren leuchtend grün und spähten hinter einer randlosen Brille hervor. Er trug ein kurzärmeliges Hemd mit Cocktailglas-Muster zu schwarzen Jeans und Sandalen.

Gabe erwiderte die Umarmung. »Wie geht’s meinen Lieblings-Pflegeeltern?«

Rina lachte. »So viele gibt’s ja nicht zur Auswahl.«

»Dann vielleicht: Wie geht’s meinen beiden Lieblings-Eltern?«

»Davon hast du auch nicht so viele.«

Jetzt musste Gabe lachen. »Du wirst einfach nicht älter, weißt du das?«

Rina warf ihm einen skeptischen Blick zu. Sie war in den Fünfzigern und fühlte sich abwechselnd wie ein Teenager und wie eine Hundertjährige. Meistens setzte sich allerdings die Jugend durch. Sie hatte noch immer eine schlanke Figur, und das trug dazu bei, dass sie sich fit und energiegeladen fühlte. »Das liegt daran, dass ich ein Kopftuch trage und du meine ganzen grauen Haare nicht sehen kannst.«

»Alles, was ich sehe, sind deine strahlend blauen Augen und dein fröhliches Lächeln.«

»Du Schmeichler.« Sie knuffte ihn spielerisch in den Arm. »Wie geht’s denn dir, Schätzchen?« Ein rascher Blick auf die Uhr. »Wann bist du angekommen?«

»Vor ungefähr einer Stunde. Ich weiß, es ist schon spät. Störe ich?«

»Nein, natürlich nicht.«

»Wo ist der Chef?«

»Die ganze Stadt ist gerade unterwegs und sucht nach einem Vermissten. Der Mann ist in der Nähe des Waldes verschwunden; er hat eine kognitive Beeinträchtigung. Ich komme gerade von der Suche.«

»Ist ja furchtbar. Kann ich irgendwas tun? Ich habe ein Auto.«

»Nein, gar nicht. Die haben mich gerade nach Hause geschickt. Hast du Hunger?«

»Nein, alles gut. Ich habe gegessen, bevor ich nach Greenbury gekommen bin, und dann hab ich euren Kühlschrank geplündert. Ich habe mir den Rest Hackbraten genommen. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«

»Natürlich ist es in Ordnung. Setz dich. Erzähl mir, was bei dir gerade so los ist.«

Die beiden setzten sich nebeneinander auf ein blau-weiß gemustertes Sofa. Ursprünglich hatte Rina für die Ausstattung der Zimmer farbigen Chintz und Blumenmuster gewählt. Vor einem Jahr hatte sie alles auf Muster in Blau und Weiß umgestellt. Das Haus sah aus wie eine Ming-Vase, mit hier und...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2022
Reihe/Serie Ein Decker/Lazarus-Krimi
Übersetzer Mirga Nekvedavicius
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel The Lost Boys
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Decker & Lazarus • gute Krimis • Krimi • Krimi 2021 • Krimi Bücher • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen 2021 • Krimi Thriller • krimi und thriller • Serienkiller • Thriller Krimi
ISBN-10 3-7499-5127-6 / 3749951276
ISBN-13 978-3-7499-5127-7 / 9783749951277
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