Wie stiehlt man das Herz eines Ritters? (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0747-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie stiehlt man das Herz eines Ritters? - Nicole Locke
Systemvoraussetzungen
4,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Reynold of Warstone, der düstere Ritter, will Rache nehmen an allen, die ihm Unrecht getan haben. Ausgerechnet jetzt taucht eine uneheliche Tochter auf, die seines Schutzes bedarf! Wem kann er sein Kind anvertrauen? Die schöne Aliette, eine einfache Diebin niedrigen Standes, sieht der Kleinen ähnlich genug, um sie als ihre Mutter auszugeben. Reynold holt sie in sein Haus, und schon bald ist er verzaubert von der Zärtlichkeit und Wärme, mit der sie seine kleine Tochter umsorgt. Wird es ihm gelingen, die finsteren Rachepläne hinter sich zu lassen und mit Aliette in eine strahlende Zukunft zu blicken?



Nicole Locke las ihren ersten Liebesroman als Kind im Wandschrank ihrer Großmutter. Später siedelte sie dann mit ihrer Lektüre ins Wohnzimmer um. Und noch später fing sie an, selbst Liebesromane zu schreiben. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern in Seattle.

1. KAPITEL

Frankreich, 1297

Ich versichere Euch, Monsieur, es ist Euer Kind.“

Reynold machte sich nicht die Mühe, sich zu der Frau umzuwenden, die hinter ihm stand. Überhaupt nahm er von kaum jemandem Notiz, außer es kam ihm gelegen. Der kehlige Akzent der Frau und der von ihr ausgehende Gestank nach altem Schweiß waren für ihn eindeutige Anzeichen, sich nicht umdrehen zu müssen.

Genau genommen galt das für nahezu jeden. Wenn Reynold gezwungen war, sich unter die Schmarotzer am Hof zu mischen, nahm er deren Gesellschaft notgedrungen hin, doch für den König von England war er unter niemandes Würde.

Im Schutz seiner eigenen vier Wände wollte er ja kaum anerkennen, dass er unter Gottes Würde war.

Er war ein Ritter, auf das Beste ausgebildet und fähig, mit so gut wie jeder von Menschenhand erschaffenen Klinge einem anderen den Tod zu bringen. Was jedoch niemand wusste, war die Tatsache, dass er bei den Spielen, auf die er sich einließ, todbringender war als jeder andere. Wer seine verborgene Gabe entdeckte, der lebte nicht lange genug, um anderen davon zu erzählen.

Zudem hatte er das Glück, so reich zu sein, dass er es mit König Edward hätte aufnehmen können. Etwas von diesem Reichtum stellte er in seinen Privatgemächern zur Schau, und genau dort hielten er und die Bäuerin hinter ihm sich in diesem Moment auf. Üppig drapierte Seidenstoffe, feinste mit Goldfäden durchwirkte Stickereien in Farben, die an Edelsteine erinnerten, dazu eine Vielzahl an Büchern. Er besaß mehr Orte, die er sein Zuhause nennen konnte, als jeder andere Mann, den er kannte. Ebenso war er weit öfter auf Reisen, auf denen ihn seine Bücher stets begleiteten.

Das Einzige, was ihn zu ärgern vermochte, war der Umstand, dass die Kirche noch reicher war als er. Aber er tröstete sich mit der Tatsache, dass die Kirche schon tausend Jahre und länger Plünderei hatte betreiben können, während er noch viele Jahre vor sich hatte, um den Vorsprung der Kirche aufzuholen.

All diese Dinge machten ihn aus, doch es war sein Familienname, der jeden anderen hinter ihm zurücktreten ließ: Warstone. Ein Name, der ihm unvorstellbare Macht gewährte und der überall eine nie dagewesene Furcht auslöste. Zwar strebte er danach, jede Verbindung zu diesem Namen auszulöschen, jedes für ihn errichtete Monument niederzureißen und jede Schriftrolle zu verbrennen, auf der er Erwähnung fand. Dennoch würde er vorerst den Namen, der ihm mit seiner Geburt mitgegeben worden war, weiter verwenden, solange der seiner Sache dienlich war.

Schließlich passte der Name zu dem Spiel, das er spielte, und dennoch freute er sich schon auf den Tag, an dem dieser Name keine Bedeutung mehr hatte. Dann würde er von dem Warstone-Vermächtnis ebenso keine Notiz mehr nehmen wie von der Bürgerlichen hinter ihm, die ungeduldig von einem Bein aufs andere trat.

Bürgerliche machten das in seiner Gegenwart oft, meistens in der Absicht, darauf gefasst zu sein, sich mit einem Sprung in Sicherheit zu bringen. Es half ihnen nie. Sie konnten rennen, so weit sie wollten, doch wenn er ihren Tod wünschte, würde der sie auch ereilen. Die Adligen waren oftmals zu dumm oder zu träge, um zu begreifen, dass sie in seiner Anwesenheit mehr Vorsicht walten lassen sollten. Stattdessen jedoch erzählten sie ihm aus ihrem Leben oder machten sogar Geständnisse, als glaubten sie, er würde Mitleid mit ihnen haben.

Er fragte sich, ob er die Frau hinter ihm würde töten müssen, und wandte den Blick von der Aussicht jenseits des Fensters ab, um die Spiegelung im Fensterglas zu betrachten, die ein verzerrtes Abbild der Frau hinter ihm zeigte … und ein ebenfalls verzerrtes Abbild des Kindes, das sie in ihren Armen hielt.

Ihre dunklen Haare und ihre zerlumpte Kleidung waren für ihn Beweis genug, dass das Kind nicht seines sein konnte, falls es das war, was sie ihm weismachen wollte. Was ihr Anblick ihm verriet, war weder überraschend noch behagte es ihm. Daher wartete er ab, was ihre Angst ihr raten sollte: Lauf weg.

Vielleicht strömte ein wenig adliges Blut durch ihre Adern, und sie wusste nicht, dass ihr Leben bald enden würde. Jedoch nicht hier, nicht in diesem speziellen unauffälligen Zuhause im Herzen von Paris. Diesen Zufluchtsort würde er nicht mit ihrem Blut besudeln.

Sterben musste sie dennoch. Er tat nie, was Lügner und Betrüger von ihm forderten, und nach ihrer Kleidung und ihrer Haarfarbe zu urteilen, trafen beide Bezeichnungen auf sie zu.

Im Augenblick wartete er weiter ab. Der Nachthimmel war schwarz, aber die Nacht war noch nicht ganz finster, denn hier und da war in den eleganten Häusern ringsum flackernder Kerzenschein auszumachen. Wenn er seine Ohren anstrengte, konnte er in weiter Ferne Gelächter und Rufe vernehmen. Paris schlief niemals, was einer der Gründe dafür war, dass er so gern herkam. Auch gefiel ihm, dass diese Stadt so gut wie jedem Unterschlupf gewährte, ganz gleich aus welcher Schicht, ganz gleich ob Mensch oder Tier. Ihm erlaubte es, sich hier völlig unerkannt zu bewegen. Schließlich wollte er ja auch nicht entdeckt werden, solange sein Spiel noch nicht beendet war.

„Monsieur?“

„Bist du immer noch hier?“, gab er zurück.

Das leise erschrockene Keuchen der Frau erinnerte ihn daran, wieso er ihr überhaupt Zutritt zu seinem Heim gewährt hatte. Derart Ungeziefer sorgte in den langen Winternächten für Abwechslung. Das war auch der einzige Zweck, dem sie hatte dienen sollen, als seine Wachen ihn hatten wissen lassen, dass eine Frau darum bat, ihn zu sehen. Der einzige Unterschied zwischen ihr und allen anderen, die zu ihm wollten, war der, dass sie ein Kind bei sich hatte.

Als er sie zu sich gelassen hatte, war Neugier nicht die treibende Kraft gewesen. Das hätte eine Gefühlsregung vorausgesetzt, doch wie üblich empfand er gar nichts. Schließlich würde sie nicht die erste Frau sein, die behauptete, von ihm ein Kind bekommen zu haben. Solche Behauptungen hatte es immer wieder gegeben, seit er alt genug war, um Nachkommen in die Welt zu setzen. Die vielen falschen Behauptungen hatten zuerst seine Sehnsucht nach einem Kind geweckt, dann aber zusammen mit seinem Herzen irgendwo auf den dunklen Pfaden begraben, die er hatte gehen müssen. Und doch sehnte er sich nach dem, was er einmal in einem Buch gelesen hatte: nämlich nach einer langen Reise an den heimischen Herd zurückkehren zu können. Jedoch hatte er das Leben mit einer Familie, mit einer echten, richtigen Familie nie erfahren können, und deshalb hatte er dieser Frau gestattet, ihm ihr Anliegen vorzutragen.

Da er nun aber ihr Spiegelbild gesehen hatte, bedauerte er seine unüberlegte Entscheidung, denn nun musste er ihre Verneinungen über sich ergehen lassen und ihr vielleicht sogar Geld zustecken. Sehr wahrscheinlich würde er ihre Ermordung anordnen müssen. Was für eine Enttäuschung!

Sein Blick kehrte zurück zu ihrem Spiegelbild, und er fuhr fort: „Das Kind ist nicht von mir, aber die Münze, die ich dir geben werde, könnte dir gehören.“ Zumindest für eine Weile. „Jedoch nur, wenn du sofort gehst und kein weiteres Wort mehr sagst.“

Er betete, sie möge den Mund halten, wusste aber, dass sie das nicht tun würde. Was für eine Verschwendung von Leben und welche Vergeudung seiner kostbaren Zeit.

Er hatte nie mit dieser Frau das Bett geteilt. Dabei war es nicht ihre Armut, die ihm das verriet, sondern ihre Haarfarbe. Er teilte niemals das Bett mit einer dunkelhaarigen Frau, waren doch schon seine eigenen Haare so schwarz wie seine Seele. Er wollte nicht, dass man von einem Kind sagen konnte, es sei seins. Natürlich wusste er, dass es keine Gewissheit gab. Doch dafür war er ein Meister darin, die Gunst auf seine Seite zu ziehen.

Daher teilte er nie zweimal mit der gleichen Frau das Bett, und er achtete gewissenhaft darauf, weder eine Spur von sich in ihrem Bett noch seine Saat in ihrem Leib zurückzulassen. Er mied alle Frauen mit dunklen Haaren und solche mit grauen Augen, denn wenn die Frau dennoch ein Kind bekam, bestand die Möglichkeit, dass es genauso blond war wie die Mutter. Damit konnte er jede Beteiligung von sich weisen.

„Es ist Euer Kind. Ihr müsst es Euch nur ansehen.“ Die Frau machte einen Schritt nach vorn, was auf dem Holzboden deutlich zu hören war. Sie war für die herrschende Kälte nicht warm genug gekleidet, eine von vielen verzweifelten Frauen, die alle irgendwie versuchten, die restlichen Wintermonate zu überleben. Zu dumm, dass sie den Mund aufgemacht und so dafür gesorgt hatte, dass sie das Ende dieses Abends nicht erleben würde.

„Da du redest“, erwiderte er, „scheinst du mein Geld nicht haben zu wollen. Ich könnte dich von meinen Wachen aus diesem Gemach schaffen lassen, aber mir ist klar, dass du ein Kind in den Armen hältst. Deshalb werde ich bis drei zählen, damit du jetzt noch gehen kannst. Gehst du nicht, dann hast du alles, was dir danach zustößt, nur dir selbst zuzuschreiben …“

Die Frau stieß ein raues Gelächter aus. „Ich wusste, dass Ihr so reagieren würdet. Kaltherzig und unerbittlich. Aber das soll mich nicht stören, mir kommt das nur gelegen.“

Diese Frau … hegte eine Absicht. Wie interessant. Wenn diese Bürgerliche eine Absicht hegte, wusste sie etwas über ihn. Und wenn dem so war, dann bewegte er sich nicht länger unerkannt durch die Stadt, was ihm keineswegs gelegen kam. Sein Überleben hing davon ab, dass niemand wusste, wer er war. Also würde diese Frau tatsächlich sterben müssen – aber erst nachdem sie ihm einige Fragen beantwortet hatte.

Bedächtig drehte sich Reynold um, sah zunächst...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2022
Reihe/Serie Historical
Historical
Übersetzer Ralph Sander
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historical_Herbst_Sale23 • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Lovers and Legends • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7515-0747-7 / 3751507477
ISBN-13 978-3-7515-0747-9 / 9783751507479
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99