Die Spionin des Kaufmanns (eBook)

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2022 | 1. Auflage
438 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2146-2 (ISBN)

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Die Spionin des Kaufmanns -  Jessica Weber
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Hamburg 1624: Lisbeth lebt mit ihrer Familie im ärmlichen Gängeviertel. Gemeinsam mit ihrem Bruder Johann, der eine Anstellung bei dem reichen Händler van Heuvel ergattern konnte, kämpft sie jedoch unermüdlich für ihren Traum, ein Handelshaus in London aufzubauen und das Armenviertel endlich hinter sich zu lassen. Doch van Heuvel hat ganz andere Pläne für Lisbeth. Als ihr Bruder plötzlich verschwindet und die Familie kaum noch über die Runden kommt, bleibt ihr keine andere Wahl, als sich auf einen gefährlichen Handel mit ihm einzulassen. Wird Lisbeth es schaffen, dem Kaufmann zu entkommen und doch noch ihr Glück zu finden?

Der neue packende historische Roman von Jessica Weber erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die trotz aller Widerstände ihre Träume nicht aufgibt.

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<p>Die Kieler Autorin Jessica Weber ist gelernte Schifffahrtskauffrau und liebt es, das Meer vor der Tür zu haben. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie als Lektorin, Korrektorin und Sekretärin. In ihrer Freizeit reist sie viel, gern auch zu Recherchezwecken. Außer historischen Romanen mit und ohne Romantik schreibt sie Kurzgeschichten und liebt Gemeinschaftsprojekte mit Autorenkolleginnen.</p>

Die Kieler Autorin Jessica Weber ist gelernte Schifffahrtskauffrau und liebt es, das Meer vor der Tür zu haben. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie als Lektorin, Korrektorin und Sekretärin. In ihrer Freizeit reist sie viel, gern auch zu Recherchezwecken. Außer historischen Romanen mit und ohne Romantik schreibt sie Kurzgeschichten und liebt Gemeinschaftsprojekte mit Autorenkolleginnen.

2


Bei Sankt Katharinen, Hamburg, April 1623

»Es gefällt mir nicht, dass du so viel Zeit mit dem Bönhasen verbringst.«

»Nenn ihn nicht so, Johann. Er heißt Richard.« Lisbeth bemühte sich, mit ihrem Bruder Schritt zu halten. Sie verlor kurz den Anschluss, da ihr ein Gürtler seinen schwer mit noch unbearbeiteten Lederriemen beladenen Karren in den Weg schob und sie zu allem Überfluss anschnauzte, als sie dagegenprallte. Dabei war es seine Schuld gewesen! Sie unterdrückte eine scharfe Erwiderung, murmelte sogar eine Entschuldigung und ließ den Mann ziehen. Zwar ging es ihr gegen den Strich, aber sie wollte seine Aufmerksamkeit nicht auf sich und damit auf das lange, schmale Stück Leder lenken, das bei dem Zusammenstoß von seinem Eigentümer unbemerkt vom Wagen gerutscht war. Das würde einen schönen neuen Gürtel ergeben, und sie musste es nicht einmal stehlen. Es war ihr sozusagen in den Schoß gefallen, ohne dass sie etwas dafürkonnte. Sie grinste in sich hinein, hob den Riemen rasch auf, schlang ihn sich um die Mitte und verknotete ihn. Dann schloss sie im Laufschritt zu Johann auf, der offenbar nichts von dem Zwischenfall bemerkt hatte.

»Du kommst jedenfalls nicht aus dem Kehrwieder heraus, wenn du weiterhin auf dem Dachboden hockst und ihm bei seiner unzünftigen Tätigkeit zusiehst«, fuhr ihr Bruder fort, als sei ihr Gespräch nie unterbrochen worden. »Und weiß Gott, was ihr da oben sonst noch treibt.«

Lisbeth packte Johann am Arm und zwang ihn, seine Schritte zu verlangsamen. Mit der anderen Hand hob sie den Saum ihres Umhangs an. »Sieh mal, was für ein schönes Kleid er mir genäht hat.« Sie liebte das hübsche dunkelgrüne Gewand, das viel zu fein für eine Frau ihres Standes war. »Er ist begabt, und nur weil ihn die Zunft nicht aufnehmen will ...«

»Es gibt gute Gründe für diese Gesetze. Die Qualität des Handw...«

»Ach ja? So wie für das Gesetz, das uns gebürtigen Hamburgern das Bürgerrecht verwehrt und verhindert, dass du hier ein Geschäft eröffnest?«

Johann blieb stehen und musterte sie. Er runzelte die Stirn und deutete auf den Riemen, der bald zu ihrem neuen Gürtel werden würde. »Wo kommt der denn her?«

Lisbeth verdrehte die Augen. »Hab ich gefunden. Aber darum geht es nicht.« Sie ließ Johanns Arm los, öffnete den Knoten des Lederriemens und schlug ihren Umhang zurück. »Darum geht es.«

Es dauerte einen Augenblick, aber schließlich grinste Johann. »Das ist wirklich ein schönes Kleid. Was hat er dafür verlangt?«

»Nichts!«, rief Lisbeth. Wobei – das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Zwar hätte Richard nie etwas gefordert, das sie ihm nicht freiwillig gewährt hätte, dennoch hatte er deutlich zum Ausdruck gebracht, was er sich von ihr wünschte: einen Kuss. Bei dem es nicht geblieben war, aber das war ihre Entscheidung gewesen. Der Gedanke an die Nacht, die sie gemeinsam auf dem Dachboden verbracht hatten, ließ Lisbeth die Hitze in die Wangen schießen.

Johann runzelte die Stirn, dann schüttelte er den Kopf und nahm seinen schnellen Gang wieder auf. Lisbeth beeilte sich, ihm zu folgen.

»Du willst wohl enden wie Mutter, was?«, raunzte er sie an. »Sieben Schwangerschaften, davon vier lebende Kinder am Hals und inzwischen drei Enkel, deren Väter genauso verschwunden sind wie unserer. Jetzt, mit dreiundvierzig, ist sie eine Greisin. Willst du das?« Unvermittelt blieb er stehen und packte Lisbeths Oberarme. »Willst du das, Bess?«

So nannte er sie ständig. Bess, nach dem angeblichen Spitznamen der verstorbenen englischen Königin. Manchmal gefiel es ihr, aber in diesem Augenblick machte es sie wütend. Sie riss sich von ihm los und konnte sich im letzten Moment zügeln, ihm nicht den Lederriemen um die Ohren zu schlagen. Vorsichtshalber knotete sie ihn sich wieder um den Leib, ehe sie doch noch in Versuchung geraten konnte. »Ich heiße Lisbeth, und am Hals hat Mutter höchstens zwei von uns vieren«, schimpfte sie.

Augenblicklich überkam sie das schlechte Gewissen. Sybille konnte schließlich nichts dafür, dass sie so war, wie sie eben war. Und Christa ...

»Genau genommen heißt du Elisabeth«, sagte Johann in einem derart herablassenden Tonfall, dass sie schon wieder ärgerlich wurde.

»Dann eben Elisabeth, du Klookschieter. Und ich bin schon drei Jahre älter, als Mutter es war, als sie dich bekommen hat. Verdammi, was willst du von mir, Johann?«

Sein Gesichtsausdruck wurde weich. »Ich will nur, dass du glücklich wirst, kleine Schwester. Du weißt, du bist mir die Liebste von allen. Keine andere ist so klug wie du. Wirf das nicht fort für einen Mann.«

»Werd ich nicht«, murmelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich will schließlich auch raus aus dem Elend.« Aber Richard würde sie mitnehmen. Nur musste Johann das ja nicht wissen.

»Gut, dann komm und lass uns etwas für deine Zukunft tun.«

Aufregung verdrängte den Ärger. »Was hast du vor, Johann?«

Bisher hatte er nichts als geheimnisvolle Andeutungen gemacht. Schon ihr Treffen war seltsam abgelaufen. Er hatte einen Boten zu ihr geschickt, einen schmutzigen, frechen kleinen Jungen, der ihr ausgerichtet hatte, sie solle ihr bestes Kleid anziehen und ihren Bruder an der Brooksbrücke treffen, aber drüben auf der anderen Seite des Hafens. Gemeinsam waren sie dann in östlicher Richtung gegangen, an Sankt Katharinen vorbei, und nun führte er sie zurück über das Fleet auf die Wandrahm-Insel. Das hätten sie einfacher haben können. Warum waren sie nicht den direkten Weg über den Schiffbauerbrook gegangen?

Lisbeth kam nicht oft hierher, denn sie fühlte sich fehl am Platz. Die erst in den letzten Jahren errichtete Bebauung zeigte den Wohlstand der Bewohner. Anders als die eng aneinandergedrängten Fachwerkhäuser auf dem Kehrwieder, dieser schmalen Insel mit ihren winzigen Wohnungen, die an arme Familien wie Lisbeths vermietet wurden, und auf dem Brook, wo die Schiffszimmerer und andere Handwerker lebten. Auf dem Wandrahm hatten zumeist ausländische Kaufleute ihre Wohn- und Arbeitsstätten errichtet – schöne, stabile Häuser mit Portalen und Fassaden, von denen viele mit Figuren, steinernen Schnörkeln oder Schnitzwerk an den Balken verziert waren. Hübsch, dabei aber nicht übermäßig prunkvoll. Prunk war in Hamburg untersagt. Katholiken standen im Ruf, verschwenderisch und arbeitsscheu zu sein, während sich anständige Lutheraner, wie es die Einwohner der Stadt nach dem Willen des Rates sein sollten, in Mäßigung zu üben hatten, was Kleidung, Ausstattung und Benehmen betraf. Lisbeth maßte sich nicht an, diese Aussagen für wahr oder unwahr zu halten, zumal sie keinen einzigen Katholiken persönlich kannte. Zum Protzen verfügte sie ohnehin nicht über genügend Mittel, als dass ihr die Gesetze Probleme verursacht hätten.

Betriebsamkeit erfüllte die Gassen. Mit dem Frühling hatte der Seehandel wieder Fahrt aufgenommen, und offenbar waren mit der Flut Schiffe eingetroffen, die Ladung für die Händler auf dem Wandrahm gebracht hatten. Entlang des Fleets standen Seilwinden, mit denen Arbeiter die Kisten, Ballen, Fässer und Säcke von den flachen Booten auf den Kai hoben. Von dort aus schleppten sie sie in die Speicher der Kaufmannshäuser. Neugier erfasste Lisbeth. Was sich wohl in den ganzen Warenverpackungen befand? Und welch lange Reise hatten die Güter hinter sich gebracht, ehe sie in Hamburg angekommen waren? Die ganze Welt handelte mittlerweile miteinander, immer häufiger trafen sogar Schiffe aus Indien und China ein, aus diesen unvorstellbar weit entfernten Gegenden. Wenn sie nur endlich ein Teil dieser aufregenden Gemeinschaft hätte sein dürfen!

Sie gingen weiter und mussten einem Pferdefuhrwerk ausweichen, dessen Wagen mit aufgetürmten Fässern so hoch beladen war, dass Lisbeth befürchtete, sie würden hinabrollen und sie erschlagen. Rasch überquerten sie die Fahrbahn, und kurz darauf blieb Johann vor einem hohen, massiven Steinhaus stehen. Auch Lisbeth hielt inne und betrachtete das Gebäude. Die vier Treppenstufen hinauf zur Eingangstür säumte ein hübsches, in sich gedrehtes Metallgeländer, am dunkelbraunen Türblatt hing ein goldener Klopfer mit einem Löwenkopf, und über der Tür war ein steinernes Schild angebracht, das wie ein Wappen aussah. Es zeigte ein Segelschiff mit zwei Masten oberhalb von drei Wellenlinien. Auf einem der Segel waren verschlungene Buchstaben zu sehen. Lisbeth blickte an der Fassade hinauf. Drei Stockwerke mit jeweils vier hohen, rechteckigen Sprossenfenstern, die von steinernen Rankenornamenten gekrönt waren, darüber ein zweigeschossiger Speicherboden.

Lisbeth sah ihren Bruder an. »Wer wohnt denn hier?«

Johann grinste. »Na, ich.«

»Du nimmst mich mit zu deinem Dienstherrn?«, fragte sie entgeistert. »Zu van Heuvel?«

Sie sah zurück zu dem Wappen und erkannte, dass die verschlungenen Buchstaben auf dem Segel HvH lauteten – Hendrik van...

Erscheint lt. Verlag 29.4.2022
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 30-jähriger Krieg • Arm und Reich • Armut • Beziehung • Das Leuchten der Freiheit • Die Malerin von Paris • Die Walfängerin von Borkum • Dreißigjähriger Krieg • England • Gängeviertel • Gerlinde Friewald • Glück • Hamburg • Handel • Handelshaus • Historische Romane • Kaufleute • Liebe • Lisbeth • Marie Caroline Bonnet • Nikolaifleet • Spionieren • Spionin • Träume • Verlust
ISBN-10 3-7517-2146-0 / 3751721460
ISBN-13 978-3-7517-2146-2 / 9783751721462
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