Der Todeswirbel (eBook)

Ein Fall für Poirot
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2022 | 1. Auflage
304 Seiten
Atlantik Verlag
978-3-455-01339-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Todeswirbel -  Agatha Christie
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Eine schrecklich abgründige Familie  Gordon Cloade war ein reicher Mann. So reich, dass er Zeit seines Lebens seinem gesamten Familienclan unter die Arme greifen konnte. Nun ist er tot und die Familie muss mit ansehen, wie sein Reichtum komplett an die Frau geht, die er gerade erst geheiratet hat. Womit das Erbe für die junge Witwe zu einer äußerst ungemütlichen Angelegenheit wird, zumal nicht nur der gesamte Clan hinter ihm her ist. Spätestens als ein Mord geschieht, sind die Dinge so verwickelt, dass nur noch einer sie lösen kann: Hercule Poirot. 

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Cover
Verlagslogo
Titelseite
Motto
Prolog
Buch I
Buch II
Über Agatha Christie
Impressum

II


An einem schönen Maimorgen saß Hercule Poirot an seinem ordentlich aufgeräumten Schreibtisch, als sein Diener George auf ihn zutrat und ehrerbietig murmelte:

»Eine Dame, Sir, bittet um eine Unterredung.«

»Was für eine Art von Dame?«, erkundigte sich Poirot vorsichtig.

An Georges akribisch genauen Beschreibungen erfreute er sich immer wieder.

»Sie dürfte zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt sein, Sir. Ein ungepflegtes und leicht bohemienhaftes Äußeres. Gute Straßenschuhe, Brogues. Ein Tweedkostüm, allerdings mit einer Spitzenbluse. Fragwürdige ägyptische Perlen sowie ein blauer Chiffonschal.«

Poirot erschauerte leicht.

»Ich glaube nicht«, sagte er, »dass ich sie empfangen möchte.«

»Soll ich ihr ausrichten, Sie seien unpässlich, Sir?«

Nachdenklich sah Poirot ihn an.

»Sie haben ihr, nehme ich an, bereits gesagt, dass ich mit wichtigen Dingen beschäftigt bin und keinesfalls gestört werden darf?«

George hüstelte.

»Sie meinte, Sir, sie sei extra aus dem Umland angereist, und es sei ihr gleichgültig, wie lange sie warten müsse.«

Poirot seufzte.

»Man sollte nie gegen das Unvermeidliche aufbegehren«, sagte er. »Wenn es sich eine Dame mittleren Alters, die unechte ägyptische Perlen trägt, in den Kopf gesetzt hat, dem berühmten Hercule Poirot einen Besuch abzustatten, und dazu aus dem Umland angereist ist, wird sie sich durch nichts davon abhalten lassen. Sie wird hier im Flur sitzen, bis sie ihren Willen bekommt. Führen Sie sie herein, George.«

George entschwand, kehrte kurz darauf zurück und verkündete förmlich:

»Mrs Cloade.«

Die Person, die in einem abgetragenen Tweedkostüm und mit wehendem Schal hereintrat, strahlte über das ganze Gesicht. Die Hand ausgestreckt, ging sie mit schwingenden, klimpernden Perlenketten auf Poirot zu.

»Monsieur Poirot«, sagte sie, »ich bin unter geistiger Führung zu Ihnen gekommen.«

Poirot blinzelte.

»Ganz recht, Madame. Vielleicht nehmen Sie Platz und erzählen mir …«

Weiter kam er nicht.

»Unter doppelter geistiger Führung, Monsieur Poirot. Durch das automatische Schreiben und das Ouija-Brett. Es passierte vorgestern Abend. Madame Elvary – wirklich eine wunderbare Frau – und ich haben das Brett befragt. Wiederholt erhielten wir die gleiche Nachricht, die gleichen Initialen: H. P. H. P. H. P. Natürlich habe ich die wahre Bedeutung nicht sofort begriffen. Es braucht schon etwas Zeit, verstehen Sie. Man kann, auf dieser irdischen Ebene, nicht immer sofort klar sehen. Ich habe mir das Gehirn zermartert, wer diese Initialen haben könnte. Ich wusste, es musste etwas mit der letzten Séance zu tun haben, die wirklich höchst eindringlich gewesen war, aber es dauerte ein Weilchen, bis ich es kapierte. Und dann habe ich mir ein Heft der Picture Post gekauft – sehen Sie, wieder stand ich unter geistiger Führung, denn normalerweise lese ich den New Statesman –, und da waren Sie: ein Bild von Ihnen und eine Auflistung Ihrer ganzen Erfolge. Es ist doch wunderbar, finden Sie nicht, Monsieur Poirot, dass alles seinen Sinn hat? Sie sind ganz eindeutig die Person, die die Geistführer dazu bestimmt haben, diese Angelegenheit aufzuhellen.«

Poirot musterte sie nachdenklich. Was wirklich seine Aufmerksamkeit erregte, waren seltsamerweise ihre klugen hellblauen Augen. Sie verliehen ihren weitschweifigen Ausführungen sozusagen Nachdruck.

»Und was, Mrs – Cloade, ja?« Er runzelte die Stirn. »Ich meine, den Namen vor einiger Zeit schon einmal gehört zu haben …«

Sie nickte ungestüm.

»Mein armer Schwager – Gordon. Enorm reich und sehr oft in der Presse erwähnt. Er kam vor über einem Jahr bei einem Luftangriff um – für uns alle ein schwerer Schlag. Mein Ehemann ist sein jüngerer Bruder. Er ist Arzt. Dr. Lionel Cloade. Natürlich«, sie senkte die Stimme, »hat er keine Ahnung, dass ich Sie zurate ziehe. Er würde es nicht gutheißen. Ärzte haben, wie ich finde, eine sehr materialistische Einstellung. Das Geistige scheint ihnen seltsam verborgen. Sie setzen ihr ganzes Vertrauen auf die Wissenschaft. Aber ich sage nur: Was ist die Wissenschaft denn, was vermag sie eigentlich?«

Für Hercule Poirot schien es auf diese Frage keine andere Antwort zu geben als eine gewissenhafte, akribische Darstellung, die etwa Pasteur, Lister und Humphry Davys Sicherheitslampe einschloss – die Annehmlichkeit, bei sich zu Hause elektrischen Strom zu haben, und Hunderte ähnliche Dinge mehr. Aber das war natürlich nicht die Antwort, die Mrs Lionel Cloade hören wollte. Im Grunde war ihre Frage, wie so viele Fragen, gar keine echte Frage, sondern eine rein rhetorische Geste.

Hercule Poirot begnügte sich damit, einen ganz praktischen Aspekt anzusprechen:

»Auf welche Weise, meinen Sie, kann ich Ihnen behilflich sein, Mrs Cloade?«

»Glauben Sie an die Existenz der geistigen Welt, Monsieur Poirot?«

»Ich bin ein guter Katholik«, erwiderte Poirot vorsichtig.

Mit einem mitleidigen Lächeln wischte Mrs Cloade den katholischen Glauben beiseite.

»Blind! Die Kirche ist blind, voreingenommen, dumm – sie heißt die Existenz und die Schönheit der Welt, die hinter dieser Welt liegt, nicht willkommen.«

»Um zwölf Uhr«, sagte Hercule Poirot, »habe ich einen wichtigen Termin.«

Die Bemerkung kam zur rechten Zeit. Mrs Cloade beugte sich vor.

»Ich werde sofort zur Sache kommen. Wäre es Ihnen möglich, Monsieur Poirot, einen Vermissten zu finden?«

Poirots Augenbrauen gingen in die Höhe.

»Es wäre schon möglich, ja«, sagte er zurückhaltend. »Aber der Polizei, meine liebe Mrs Cloade, würde das sehr viel leichter fallen als mir. Sie verfügt über die notwendige Maschinerie.«

Mrs Cloade wischte die Polizei genauso beiseite wie kurz zuvor die katholische Kirche.

»Nein, Monsieur Poirot, ich bin – von den Wesen jenseits des Schleiers – zu Ihnen geführt worden. Hören Sie. Mein Bruder Gordon hat wenige Wochen vor seinem Tod geheiratet, und zwar eine junge Witwe, eine Mrs Underhay. Ihr erster Ehemann – die Ärmste, welch großer Schmerz für sie – war in Afrika als verstorben gemeldet worden. Ein geheimnisvolles Land, dieses Afrika.«

»Ein geheimnisvoller Kontinent«, berichtigte Poirot sie. »Vielleicht. In welchem Teil …«

»In Zentralafrika«, schwadronierte sie weiter. »Der Heimat des Voodoo, des Zombie …«

»Den Zombie gibt es in der Karibik.«

Mrs Cloade fuhr ungezügelt fort:

»… der schwarzen Magie und seltsamer, geheimer Praktiken – ein Land, in dem ein Mensch verschwinden könnte und man nie mehr etwas von ihm hören würde.«

»Vielleicht, vielleicht«, sagte Poirot. »Das Gleiche gilt aber auch für den Piccadilly Circus.«

Mrs Cloade wischte den Piccadilly Circus beiseite.

»Zweimal in letzter Zeit, Monsieur Poirot, kam eine Botschaft von einem Geist, der sich Robert nennt. Beide Male war der Wortlaut der gleiche: ›Nicht tot …‹ Wir waren verwirrt, kannten keinen Robert. Als wir um weitere Führung baten, kam dies: ›R. U. R. U. R. U.‹, dann: ›Sagt es R. Sagt es R.‹ ›Sagt es Robert?‹, fragten wir. ›Nein, von Robert. R. U.‹ ›Wofür steht das U?‹ Und dann, Monsieur Poirot, kam die bedeutungsvollste Antwort: ›Kleiner Junge Blau. Kleiner Junge Blau. Hahaha!‹ Verstehen Sie?«

»Nein, tue ich nicht.«

Mitleidig sah sie ihn an.

»Der Kinderreim ›Little Boy Blue‹: ›Fest schläft er unter einem Heuhaufen.‹ Underhay, verstehen Sie?«

Poirot nickte. Er verzichtete darauf zu fragen, warum man, wenn der Name »Robert« ausbuchstabiert werden konnte, mit dem Namen »Underhay« nicht genauso hätte verfahren können und warum es stattdessen nötig gewesen sei, sich einer Art Geheimdienstjargon und billigen Spionagesprache zu bedienen.

»Und meine Schwägerin heißt Rosaleen«, schloss Mrs  Cloade triumphierend. »Verstehen Sie? Verwirrend, diese ganzen R. Aber die Bedeutung ist ganz klar: ›Sagt Rosaleen, dass Robert Underhay nicht tot ist.‹«

»Aha. Und, haben Sie es ihr gesagt?«

Mrs Cloade wirkte leicht konsterniert.

»Äh, also – nein. Sehen Sie, ich meine, also, die Leute sind ja so etwas von skeptisch. Rosaleen wäre es auf alle Fälle, da bin ich mir sicher. Und außerdem könnte es der Ärmsten richtig an die Nieren gehen, wenn sie sich fragen müsste, wo er ist, verstehen Sie, und was er eigentlich macht.«

»Außer seine Stimme durch den Äther zu schicken? Allerdings. Zweifellos eine seltsame Art zu verkünden, dass man in Sicherheit ist, oder?«

»Ach, Monsieur Poirot, Sie sind eben kein Eingeweihter. Und woher sollen wir die Umstände kennen? Der arme Captain Underhay – oder ist es Major Underhay? – könnte irgendwo im dunklen Inneren Afrikas gefangen gehalten werden. Wenn man ihn jedoch finden könnte, Monsieur Poirot! Wenn man ihn seiner lieben jungen Rosaleen zurückgeben könnte. Denken Sie doch nur, wie glücklich sie wäre! Ach, Monsieur Poirot, ich wurde schließlich zu Ihnen geschickt, da werden Sie sich doch jetzt sicher, sicher nicht weigern, die Weisung der geistigen Welt zu befolgen.«

Poirot blickte sie nachdenklich an.

»Mein Honorar«, sagte er leise, »ist sehr hoch. Man könnte sogar sagen, enorm hoch! Und der Auftrag, den Sie mir...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2022
Übersetzer Michael Mundhenk
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abhängigkeit • Erbe • Erbstreit • Ermittler • Erpressung • falsche Identität • Familiendrama • Familiengeheimnis • Familienstreit • Kriminalroman • London • london blitz • Luftangriff • Mord • Neid • Poirot • Poirot Hercule • Polizeiarbeit • Privatdetektiv • Queen of Crime • Spannungsroman • Totschlag
ISBN-10 3-455-01339-2 / 3455013392
ISBN-13 978-3-455-01339-9 / 9783455013399
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