Was längst vergessen schien (eBook)

Das Geheimnis einer Familie in Cornwall
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
561 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2384-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Was längst vergessen schien -  Sara MacDonald
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Manchmal ist es besser, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, Angst und Schmerz zu vergessen und an die Zukunft zu glauben ...

In dem Haus der Tremains an der Küste von Cornwall haben drei Generationen gelebt: Fred mit seiner Frau Martha, ihre Kinder Anna und Barney und ihre Enkelin Lucy, die ihre Großeltern über alles liebt. Und sie ist es, die eines Tages auf dem Dachboden ein Geheimnis entdeckt: alte Papiere und das Tagebuch ihrer Großmutter. Plötzlich führen alle Fragen zurück in die Vergangenheit und lassen eine Zeit wiederaufleben, deren Schrecken niemals vergessen werden kann ...

Ein wunderschöner und berührender Roman um Liebe und Krieg, Vertrauen und Enttäuschung, gestern wie heute.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.





<p>Sara MacDonald wurde in Yorkshire geboren und bereiste mit ihren Eltern schon früh die ganze Welt. Sie machte eine Schreibausbildung und arbeitete für das Fernsehen und am Theater, bevor sie heiratete und mehrere Jahre im Ausland verbrachte. Mittlerweile lebt Sara MacDonald mit ihren beiden Söhnen in Cornwall und widmet sich ganz dem Schreiben.<br></p>

Sara MacDonald wurde in Yorkshire geboren und bereiste mit ihren Eltern schon früh die ganze Welt. Sie machte eine Schreibausbildung und arbeitete für das Fernsehen und am Theater, bevor sie heiratete und mehrere Jahre im Ausland verbrachte. Mittlerweile lebt Sara MacDonald mit ihren beiden Söhnen in Cornwall und widmet sich ganz dem Schreiben.

1. Kapitel


Lucy findet Abi tot unter dem Kirschbaum. Die kleine Katze ist zu ihrem Lieblingsplatz gekrochen, um zu sterben. Lucy spürt noch ihre Wärme. Sie weiß, dass es albern ist, wegen einer alten, getigerten Katze so niedergeschlagen zu sein, wo doch überall auf dem Balkan Menschen getötet werden, aber Abi war etwas ganz Besonderes. Diese kleine Katze hat sie fast ihre ganze Kindheit über begleitet.

Lucy gräbt ein tiefes Loch, um Abi neben Puck zu begraben. Sie will nicht, dass die Katze von Dachsen oder Füchsen gefunden und ausgegraben wird. Die Gliedmaßen der Katze sind noch weich und schlaff, und Lucy legt sie in das Loch, auf Wurzeln gebettet, als würde sie noch immer in der Sonne schlafen, aber sie bringt es nicht über sich, Erde über das kleine Katzengesicht zu werfen.

Sie pflückt Glockenblumen und Pfefferminze und Knoblauchpflanzen und legt sie über Abis Augen und Kopf, bildet so eine Decke zwischen der Katze und der regendurchtränkten Erde. Dann nimmt sie den Spaten und begräbt sie. Als Abi aus ihrer Sicht verschwindet, sieht Lucy auf einmal sich selbst unter der Erde liegen, ein kalter und nüchterner Gang über ihr eigenes Grab.

Barnaby kommt aus dem Haus zu ihr und nimmt ihr den Spaten ab. Er klopft die Erde über dem kleinen Grab fest und sinniert laut vor sich hin, welches blühende Gewächs sie hier für Abi pflanzen könnten. Lucy erzählt ihm von ihrer schrecklichen Vision und überlegt, ob es vielleicht ein Omen ist. Barnaby sagt lächelnd, auf die tröstliche Art, die für ihn typisch ist: »Lucy, weißt du noch, als wir beide sie von dem Bauernhof abgeholt haben? Du warst erst sechs, und diese kleine Katze ist ein Teil deiner Kindheit gewesen. Du hast soeben ein Stück deines Lebens begraben, darum bist du so traurig.«

Lucy weiß, dass er vermutlich recht hat. Barnaby war immer schon für sie da, solang sie denken kann. Er hat ihr Sicherheit und bedingungslose Liebe gegeben. Er hat sie nie enttäuscht, niemals.

Sie dreht sich um, schützt die Augen mit einer Hand vor der Sonne und starrt zurück zum Haus. Im Wintergarten schlurfen ihre Großeltern scheinbar ziellos herum. Fred sucht nach seiner Zeitung, und Martha trägt etliche wollene Kleidungsstücke, trotz der Wärme des Tages. Es wirkt wie der bizarre Hintergrund zu einem surrealen Theaterstück.

Lucy schnürt es die Kehle zu. Sie lässt sie alle im Stich. Sie lässt Barnaby damit allein, und sie hat noch nicht einmal den Mut gefasst, es ihm zu sagen. Sie ist innerlich zerrissen und auf einmal voller Befürchtungen. Um Barnaby, um Tristan und um sich selbst. Fred und Martha sind ihre Großeltern, und sie sollte hier und für sie da sein. Lucy wendet sich ab, beugt sich über das kleine Grab und klopft noch einmal die Erde flach.

Barnaby beobachtet sie. »Was ist los, Lucy?«

»Tristan ist soeben in den Kosovo abkommandiert worden.«

Barnaby seufzt. »Ach, Lucy, das tut mir leid.« Er hebt den Spaten auf, zieht sie hoch und legt den Arm um sie, als sie zum Haus zurückgehen. »Tristan macht das schon, Lu, da bin ich mir ganz sicher.«

Martha winkt ihnen zu. Lucy glaubt nicht, dass ihre Großmutter eine Vorstellung davon hat, wer sie sind, aber sie und Barnaby winken beide zurück und lächeln.

Gran. Wieder spürt Lucy die Traurigkeit wie eine Schlange in sich hochkriechen. Sie will alles in diesem Haus beschützen und behüten. Es soll so bleiben, wie es ihr Leben lang gewesen ist, aber sie weiß, dass das unmöglich ist. Sie hat keine Macht über das Alter, über den Geisteszustand oder letztendlich den Tod ihrer Großeltern.

Barnaby sperrt die Kirchentür ab und bleibt auf der Schwelle stehen. Er sieht auf das Meer hinaus, das sich in einem Halbkreis um den Friedhof erstreckt. Es ist Flut, und die Flussmündung liegt schwarz und voll hinter der Silhouette kleiner, krummer Eichen.

Barnaby geht an den alten Grabsteinen vorbei in Richtung Wasser. Es widerstrebt ihm, den kurzen Weg über die Straße zurück zum Haus zu nehmen. Er steht da, sieht zum Hafen hinüber und lauscht auf das Tuckern der Bootsmotoren in der Abendluft, als sich die kleine, farbenfrohe Fischkutterflotte vorsichtig über die Sandbank und zurück zum Kai schiebt.

Barnaby sehnt sich danach, diesen Frühlingsabend mit einem anderen Erwachsenen zu verbringen – einer Frau, wenn er ehrlich ist. Das vertraute Gefühl verschwendeter Jahre durchzuckt ihn kurz und schmerzhaft. Es ist nicht nur die Einsamkeit, die sein Leben akzentuiert; es ist die allmähliche, tragikomische und unschuldige Rückkehr seiner Eltern in die Kindheit, als hätten sie es gemeinsam aufgegeben, erwachsen zu sein. Es ist niemand da außer Lucy, um das mit ihm zu teilen – um mit ihm zu lachen, damit er nicht weint.

Lucy ist wundervoll, selten ungeduldig und stets besorgt und zärtlich im Umgang mit ihren Großeltern. Aber sie gehört zu einer anderen Generation, und sie kann seine Erinnerungen nicht teilen. Sie hat Tristan, hat ihr eigenes Leben zu führen.

Wie Anna, seine Schwester, die nicht wahrhaben will, was mit ihren Eltern geschieht. Sie ist wie immer schwer beschäftigt mit ihrer Karriere und mit einem Ehemann. Anna, normalerweise so realistisch und praktisch veranlagt, verschließt ihre Augen vor der bitteren Wahrheit.

Barnaby wendet sich um und geht über den Kirchweg und die Straße zurück zum Haus. Martha späht aus dem Fenster in der Diele, hält nach ihm Ausschau oder nach irgendjemand anderem, den sie in dem verschwommenen Nebel, in dem sie nun lebt, wiedererkennt.

Er öffnet die Tür und ruft: »Ich bin zu Hause.«

Seine Mutter tänzelt auf winzigen Füßen auf ihn zu. »Es freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Martha Tremain«, sagt sie huldvoll.

Barnaby ergreift ihre kleine Hand. »Und ich bin Barnaby Tremain, Ihr Sohn.« Er lächelt zu ihr hinunter, betrachtet die verwunderten, zweifelnden Züge, die über ihr noch immer schönes Gesicht gleiten.

Martha sieht das Lachen in seinen Augen, und sie lacht ebenfalls, ein leiser Ausbruch der Erleichterung. Natürlich. Es ist Barnaby.

»Oh, Darling«, sagt sie. »Wie dumm von mir! Ich bin allmählich ganz schön verkalkt, weißt du.«

»Unsinn«, sagt Barnaby und gibt ihr einen Kuss. »Wo ist Fred?«

»Fred?« Martha zuckt vielsagend mit den Schultern. Sie weiß es nicht, ihr Gesicht ist wieder völlig ausdruckslos, aber Barnaby kann seinen Vater und Mrs. Biddulph draußen auf dem Rasen erkennen. Sein Vater führt Eric, den rötlich-gelben Kater, an der Leine und versucht, ihm das Sitzen beizubringen. Eric ist von der Lektion überhaupt nicht angetan, und Homer, sein kleiner Labradormischling, sitzt im Gras und schaut verwirrt.

Die arme Mrs. Biddulph fröstelt und sehnt sich offensichtlich danach, nach Hause gehen zu können. Barnaby öffnet die Verandatür und ruft zu seinem Vater hinaus. Die Miene des alten Mannes hellt sich auf, und er steuert mit verblüffender Geschwindigkeit auf seinen Sohn zu. Mrs. Biddulph lässt Eric von der Leine, der sich ins Gebüsch verkriecht, wobei sein dünner Schwanz entrüstet zuckt.

Mrs. Biddulph ist nicht erfreut. »Ich versuche seit mindestens einer Stunde, Dr. Tremain ins Haus zu bekommen. Er hat noch nicht zu Abend gegessen.«

Barnaby schenkt ihr sein schönstes Lächeln. »Das macht nichts. Whiskyzeit, was, Dad?«

»Gute Idee, alter Knabe. Die Sonne ist schon über alle Berge.«

Barnaby lacht und nimmt seinen Vater beim Arm. »Das ist sie allerdings. Mrs. Biddulph, haben Sie vielen Dank. Sehen wir Sie morgen wieder?«

»Das kann ich noch gar nicht sagen. Mrs. Thomas hat neue Mitarbeiterinnen eingestellt. Aber die jungen Mädchen bleiben ja keine fünf Minuten«, sagt Mrs. Biddulph bissig. »Es wundert mich, ehrlich gesagt, dass sie noch nicht angerufen und es Ihnen gesagt hat.«

Barnaby betet, dass nicht ein Strom gleichgültiger junger Mädchen folgen wird. Das würde Martha noch mehr verwirren. Mrs. Thomas, die Leiterin der Pflegeagentur, ist bei ihren Mitarbeiterinnen allseits unbeliebt.

»Sie zahlt miserabel, erwartet Höchstleistungen und kommandiert alle nur herum«, wurde Barnaby von einem tüchtigen Mädchen mit lila gefärbtem Haar aufgeklärt, das eine Woche blieb.

Sobald sie im Haus sind, schließt Barnaby die Verandatür. Mrs. Biddulph schlüpft in ihren unförmigen Wollmantel, ein Kleidungsstück, das sie das ganze Jahr über begleitet. »Vielleicht sehe ich Sie morgen, vielleicht auch nicht, Herr Pfarrer. Gute Nacht allerseits.« Mrs. Biddulph verabschiedet sich eilig, in Gedanken bereits bei Mr. Biddulphs Abendessen, dem Bus und der Antiquitätenshow, für die sie rechtzeitig zu Hause sein will.

Barnaby rafft sich auf, hilft seinen Eltern hoch, drängt sie sanft ins Wohnzimmer und schenkt ihnen Whisky in ihre vertrauten schweren Tumbler. Sie beobachten ihn dabei wie Kinder und nehmen ihre Gläser erwartungsvoll entgegen.

»Danke, Darling.« Seine Mutter prostet ihm...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2022
Übersetzer Veronika Dünninger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Sea Music
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Auschwitz • Australien • Cornwall • Deutschland • Enttäuschung • Familie • Familiengeheimnis-Romane • Ferne Länder • Fernweh • Geheimnis • Generationen • Groß Britannien • Großmutter • Haran • herzkino • Jenseits des Sommers • Juden • Kauri • Konzentrationslager • Krieg • Landschaftsbild • landschaftsroman • Liebe • Love and Landscape • Maori • Natur • Nazi • Neuseeland • Pilcher • Sarah Lark • Schmerz • Schmöker • Tagebuch • Verdrängen • Vergangenheit • Vergessen • Verrat • Vertrauen • Was einst aus Liebe geschah • Wohin die Liebe dich auch führt • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-7517-2384-6 / 3751723846
ISBN-13 978-3-7517-2384-8 / 9783751723848
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