Barbarossa - Im Schatten des Kaisers (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
542 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2106-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Barbarossa - Im Schatten des Kaisers -  Michael Peinkofer
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Zeitlebens steht er im Schatten des Kaisers: der Findelknabe Arndt von Cappenberg, später Diener und Leibwächter des legendären Herrschers. Er begleitet Barbarossa im Kampf um das Königtum und im Krieg gegen Mailand. Er folgt ihm auf den Kreuzügen, und sogar als Arndt sich unsterblich in Beatrix verliebt, die zukünftige Frau Barbarossas, hält er ihm die Treue, innerlich zerrissen zwischen Loyalität und Leidenschaft, Hass und Liebe. Im Schatten des Kaisers beobachtete er, wie dessen Entscheidungen Wohlstand und Frieden bringen, aber auch Trauer und Leid. Und so muss er am Ende eine Entscheidung treffen - eine Entscheidung, die nicht nur ihn betrifft, sondern das Schicksal eines ganzen Reichs.



<p><strong>Michael Peinkofer</strong>, Jahrgang 1969, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft. Seit 1995 arbeitet er als freier Autor, Filmjournalist und Übersetzer. Unter diversen Pseudonymen hat er zahlreiche Romane verschiedener Genres verfasst. Bekannt wurde er durch den Bestseller Die Bruderschaft der Runen, der wie viele seiner Romane in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Michael Peinkofer lebt mit seiner Familie im Allgäu.</p>

Michael Peinkofer, Jahrgang 1969, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft. Seit 1995 arbeitet er als freier Autor, Filmjournalist und Übersetzer. Unter diversen Pseudonymen hat er zahlreiche Romane verschiedener Genres verfasst. Bekannt wurde er durch den Bestseller Die Bruderschaft der Runen, der wie viele seiner Romane in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Michael Peinkofer lebt mit seiner Familie im Allgäu.

PROLOG

Heerlager am Fluss Saleph, Kleinarmenien
Nacht des 10. Juni 1190


Die Zeit schien stillzustehen.

Es war, als hätte der Allmächtige selbst die Tiere verstummen lassen und den Lüften verboten, sich zu regen.

Schweigen hatte sich über das Lager gebreitet, so steinern wie die karge Landschaft, die es umgab, und so endgültig wie der Tod auf Erden selbst. Die Banner über den Zelten hingen träge herab, da war kein Wind mehr, der sie bewegt hätte. Und sogar der einstmals reißende Fluss schien jetzt zäh und langsam dahinzuziehen, nachdem er sein Mordwerk verrichtet hatte.

Der Kaiser war tot.

Friedrich von den Staufern, Kaiser und König, dem sie seines roten Haares wegen den Namen Rotbart gegeben hatten, weilte nicht mehr unter den Lebenden. Und es war, als hätte mit dem Ableben des Herrschers auch jeder Mut und alle Hoffnung das Heer der Kreuzfahrer verlassen.

Strapazen lagen hinter uns, die jeder Beschreibung spotteten, Hunger und Entbehrung. Sengende Hitze und brennender Durst hatten uns ebenso zugesetzt wie die Seldschuken, die uns immer wieder überfallen hatten, eine Taktik gezielter Nadelstiche, die früher oder später jeden Kämpfer ermüden musste. Doch selbst in dieser scheinbar aussichtslosen Lage war es dem Herrscher gelungen, die Seinen stets mit frischem Mut und neuer Kraft zu erfüllen und bei Iconium zum Triumph über die Heiden zu führen. Noch keinen Mond lag dies zurück – doch schien es, als wären seither Ewigkeiten verstrichen.

Friedrich war nicht mehr unter uns.

Das Licht des Abendlands war erloschen, und drückende Trauer hatte sich über uns alle gelegt, die wir dem Kaiser ins Heilige Land gefolgt waren: Von den zehn Bischöfen und dreißig Grafen und ihren Bannerträgern und Rittern bis hinab zum Fußvolk und dem gemeinsten Knecht. Und nun, als sich der Tag dem Ende neigte, als die Sonne im Westen blutrot versank und die Felsen und verkrüppelten Bäume in der kargen Landschaft lange Schatten warfen, gesellte sich dunkle Furcht zur Trauer der Männer. Eine Angst, die bereits als dumpfe Vorahnung ihre Herzen verfinstert und ihnen in kalten Wüstennächten den Schlaf geraubt hatte und die nun mehr und mehr zur Gewissheit wurde – dass dieses ganze Unternehmen, dieser Heereszug zur Ehre des Allmächtigen und seiner himmlischen Scharen, nicht unter günstigen Sternen stand und von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen war, vom ersten Tage an, seit der Kaiser vor drei Jahren auf dem Hoftag Jesu Christi das Kreuz genommen und feierlich gelobt hatte, das Heilige Land von den Heiden zu befreien.

Auch ich konnte mich dem nicht entziehen.

Furcht war mein Begleiter gewesen, seit wir Regensburg vor mehr als einem Jahr verlassen hatten und gen Osten aufgebrochen waren: zunächst auf Schiffen den großen Fluss hinab bis Alba Graeca, hinein in das Östliche Imperium, durch die Wälder und über die Pässe der Bulgaren nach Adrianopel. Versorgungsnot und ständige Überfälle hatten uns bis dahin bereits zugesetzt, und nur dem eisernen Willen und der Führungskraft des Kaisers war es zu verdanken gewesen, dass wir zum Osterfest den Hellespont erreichten und ihn auf byzantinischen Schiffen überquerten. In Anatolien freilich stießen wir erneut auf Widerstand. Heidnische Türkenstämme und kriegerische Seldschuken setzten uns zu, deren Hauptstadt Iconion wir mit Gottes Hilfe und unter großen Opfern eroberten – und nun, da wir mit dem Königreich von Kleinarmenien endlich wieder befreundetes, christliches Gebiet erreichen sollten und uns nur noch der Lauf des Saleph von den rettenden Mauern von Seleukia trennte, war unser geliebter Herrscher eines ebenso jähen wie unerwarteten Todes gestorben.

Es gab solche im Lager, die sich an die Heilige Schrift erinnert fühlten und an Moses, dem es nicht vergönnt gewesen war, das Land der Verheißung zu betreten; aber auch andere, die von dunklen Vorzeichen sprachen und von drohendem Untergang. Und alle stellten sie dieselben Fragen: Was genau war an der Furt geschehen? Wie hatte es zu dem furchtbaren Unglück kommen können, das nun womöglich Tod und Verderben über uns alle bringen würde?

Und wenn mich die Erfahrung meines langen Lebens eines gelehrt hatte, dann, dass vor allem die Mächtigen es nicht ertrugen, wenn solche Fragen ohne Antwort blieben …

Als die Wachen kamen, hielt ich mich vor dem Zelt des Kaisers auf. Hell erleuchtet stand es inmitten des Heerlagers, und obgleich es kein Prunkzelt war wie das, welches Heinrich von England dem Kaiser einst zum Geschenk gemacht hatte, war es doch größer als alle anderen und mit purpurfarbenem Stoff ausgeschlagen, der Farbe des Herrschers. Von hellem Fackelschein erfüllt, leuchtete es in roter Glut und beschien die Gesichter jener, die sich eingefunden hatten, um ihrem König und Kaiser die letzte Ehre zu erweisen, seiner zu gedenken und für seine unsterbliche Seele zu beten. Aus dem Inneren des Zeltes drangen leise lateinische Worte – Litaneien der Prämonstratenser-Mönche, die die Wallfahrt begleiteten und sich um den aufgebahrten Leichnam des Herrschers versammelt hatten. Auch wenn die meisten, die hier draußen ausharrten, kein Wort davon verstanden, legte sich der monotone Gesang wie Balsam um ihre Seelen, gab ihnen Trost und Hoffnung inmitten der Trauer … anders als mir.

Am Boden kniend, bemerkte ich den Schatten, der auf mich fiel. Ich blickte auf und sah im Zwielicht zwei Waffenknechte. Auf ihren zerschlissenen Röcken, die vor Schweiß und Dreck ebenso standen wie vom Blut erschlagener Feinde, prangte neben dem Kreuz der Pilger das Wappen des schwäbischen Herzogs.

»Folge uns«, sagte einer der beiden mit einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.

Warum hätte ich mich auch wehren sollen? Ich hatte damit gerechnet und war bereit, die verlangte Auskunft zu geben. Ein leises Stöhnen entfuhr mir, als ich mich auf die Beine raffte. Das rechte Knie machte noch immer Schwierigkeiten, seit der seldschukische Pfeil mich getroffen hatte. Ein Splitter der Pfeilspitze steckte noch in der Wunde, die sich immer wieder öffnete – und nach dem heutigen Tag bezweifelte ich, dass sie sich jemals wieder schließen würde.

Einer der Posten bot mir den Arm als Stütze, und ich nahm dankbar an. Gemessenen Schrittes führten sie mich zu einem Zelt, das nicht weit entfernt von dem des Herrschers stand, jedoch kleiner und schlichter gehalten war. Das Banner über dem Eingang kennzeichnete es als die Unterkunft des Kaisersohnes Friedrich, der den Titel des Herzogs von Schwaben trug und seinen Vater auf der Pilgerfahrt begleitet hatte – nicht unbedingt freiwillig, aber davon sprach inzwischen niemand mehr. Denn in den verlustreichen Kämpfen hatte sich der junge Herzog mehr als nur hervorgetan, und es galt schon jetzt als sicher, dass er anstelle seines Vaters die Führung des Kreuzfahrerheeres übernehmen würde.

Auch wenn das Zelt weniger prächtig anzusehen war als das des Kaisers, war es dennoch geräumiger als alles, worin gewöhnliche Edelmänner nächtigten. Zwei große Kammern umfasste es, von denen die größere auch als Versammlungsort diente. Dort hinein führte man mich.

Die vier Ritter, die dort bereits warteten, kannte ich. Auch ihre Waffenröcke waren schmutzig, die Gesichtszüge ausgemergelt von der Entbehrung und gezeichnet von den Schrecken des zurückliegenden Tages. Es waren nicht die Höchsten und Nobelsten, die im Heer der Kreuzfahrer ritten, gleichwohl waren sie enge Vertraute des Herzogs: Hermann, Bischof von Münster, der sich im Verlauf der Wallfahrt als kühner Anführer erwiesen hatte; des Kaisers Marschall Heinrich von Kalden sowie die Ritter Gottfried von Wiesenbach und Ludwig von Helfenstein, dem nachgesagt wurde, dass zuweilen himmlische Mächte zu ihm sprachen – wie am Tag vor dem Triumph von Iconion, als er in einer Vision gesehen haben wollte, dass der Heilige Georg selbst dem Heer der Kreuzfahrer vorausritt und es zum Sieg über die Heiden führte.

Die Ereignisse des zu Ende gehenden Tages freilich hatte auch er nicht kommen sehen …

Ich beugte das Haupt, um den hohen Herren Respekt zu erweisen. Ihre ratlosen Gesichter verrieten, dass auch sie nicht wussten, warum sie zu dieser späten Stunde an diesen Ort bestellt worden waren, noch dazu, wo nebenan Andacht für den verstorbenen Kaiser gehalten wurde. Kein Wort wurde gesprochen, und mir kam es vor, als würde die Hitze des Tages, die noch drückend unter dem Zeltdach hing, mit der Stille zu zäher, giftiger Schlacke verschmelzen.

In diesem Moment trat der junge Herzog aus der angrenzenden Kammer. Seine bartlosen Gesichtszüge, die eine gewisse, jedoch nicht frappante Ähnlichkeit zu seinem Vater aufwiesen, wirkten müde und ausgezehrt, in Strähnen hängendes blondes Haar umrahmte sie. In Friedrichs blauen Augen jedoch brannte ein Feuer, das verriet, dass sich die anfängliche Trauer um seinen Vater inzwischen in blanken Zorn verwandelt hatte.

Und Zorn pflegte stets nach einem Schuldigen zu rufen …

»Nehmt Platz, ihr Herren«, wies er die vier Rittern an und deutete auf die Hocker, die in der Kammer aufgestellt waren, auf einem Teppich, wie die Türken ihn woben, ein Beutestück aus vorangegangenen Kämpfen. Die Herren leisteten der Aufforderung Folge, auch Friedrich selbst nahm Platz, während ich weiter stehen blieb. Es kam mir nicht zu, mich ohne Aufforderung zu setzen, auch nicht nach all den Jahren.

Mit loderndem Blick sah Friedrich reihum. Sein Waffenrock ließ die Spuren zurückliegender Kämpfe erkennen; auf der Brust trug er den Löwen der schwäbischen Herzöge, auf der Schulter das Kreuz der Kämpfer Christi, so wie auch ich und alle anderen im Raum es trugen und wie es auch...

Erscheint lt. Verlag 25.2.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Barbarossakopf • Beatrix von Burgund • Cappenberg • Friedrich I. • Historische Romane • Kaisertum • Lombardei • Mailand • Papsttum • Schisma • Stadtstaaten • Staufer • Stauferland
ISBN-10 3-7517-2106-1 / 3751721061
ISBN-13 978-3-7517-2106-6 / 9783751721066
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