Nebelopfer (eBook)

Kriminalroman. Atmosphärische Spannung aus Norddeutschland: Band 5 der SPIEGEL-Bestsellerserie

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
399 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-1036-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nebelopfer -  Romy Fölck
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Ein alter Galgenbaum. Ein toter Zeuge. Eine dunkle Drohung ...

An einem nebligen Februarmorgen wird zwischen den Dörfern der Geest an einem uralten Galgenbaum eine Leiche gefunden. Am Hals des Toten baumelt ein Schild, das Kriminalkommissarin Frida Paulsen Rätsel aufgibt: Ich gestehe, im Prozess gegen Cord Johannsen falsch ausgesagt zu haben. Ihr Kollege Haverkorn erinnert sich sofort an den Fall. Vor vielen Jahren wurde der Bauer Johannsen für den kaltblütigen Mord an seiner Familie verurteilt, seither sitzt er im Gefängnis. Als kurz nach dem Leichenfund in der Geest ein weiterer Zeuge getötet wird, der im Prozess gegen Johannsen aussagte, ahnen die beiden Kommissare: Sie müssen den wahren Täter von damals finden, sonst wird es weitere Opfer geben ...

Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn auf der Spur eines eiskalten Racheengels - Band 5 der SPIEGEL-Bestsellerserie



Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in der Elbmarsch bei Hamburg. Die ersten fünf Bände ihrer Krimiserie um das ungleiche Ermittlerduo Paulsen und Haverkorn schafften es allesamt auf die SPIEGEL-Bestsellerliste und wurden von Rezensenten und Lesern vielfach begeistert besprochen.

Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in der Elbmarsch bei Hamburg. Die ersten fünf Bände ihrer Krimiserie um das ungleiche Ermittlerduo Paulsen und Haverkorn schafften es allesamt auf die SPIEGEL-Bestsellerliste und wurden von Rezensenten und Lesern vielfach begeistert besprochen.

Kapitel 1


Dienstag, 1. Februar 2022


Schaumige Wellenkämme schlugen auf den menschenleeren Strand. Torben lachte und rannte durch das Wasser. Wie ein junger Hund, der einem Ball hinterherspringt. Seine Sneakers und Socken lagen vor Frida im Sand. Er hatte die Hosenbeine hochgekrempelt und war in die Nordsee gewatet. Sie stand frierend am Strand, hatte die Kapuze des Hoodies über den Kopf gezogen, den Parka bis zum Kinn geschlossen. Er musste verrückt sein, bei dieser Kälte ins Wasser zu gehen.

»Komm! Es ist herrlich!«, rief er und wich vor einer Welle zurück. »Du verpasst was!«

»Ja, eine Blasenentzündung!«, schrie sie durch das Wellenrauschen.

Er kam aus dem Wasser. Zu spät ging ihr auf, dass es keine Einsicht war, sondern dass er vorhatte, sie ins Wasser zu ziehen. Gleich so, mit Schuhen und Socken. Sie wand sich kurz vor der Wasserkante aus seinem Griff. »Warte!« Sie warf ihre Boots und Socken auf den Sand und folgte ihm ins Wasser. Frida gab einen kleinen Schrei von sich. Der Kälteschock war kurz, dann fühlte es sich gut an. Nach Spontaneität. Und nach Glück.

Glück, Torben wiederzuhaben nach den sechs Wochen in der Rehaklinik.

Glück, ihn endlich wieder lachen zu sehen nach dem Unfall, der ihn beinahe sein Leben gekostet hatte.

Er zog sie an sich und küsste sie. Eine Welle brach sich an ihnen, machte ihre Hosen bis zu den Knien nass. Aber sie merkten es nicht. Sie küssten und hielten sich, während dick vermummte Strandbesucher mit ihren Hunden sich zu ihnen umdrehten. Jemand zeigte auf sie.

Doch es gab nur sie beide und das Meer.

Frida fuhr mit ihren Händen durch sein flatterndes Haar. »Ich bin froh, dass du wieder da bist. Jetzt wird alles gut.«

Ein harter Zug legte sich um seinen Mund. Er löste sich von ihr, ging aus dem Wasser und zog wortlos Socken und Schuhe an.

Frida watete noch einen Moment durch das flache Wasser, dann folgte sie ihm, umarmte ihn von hinten. Seine Körperhaltung war abwehrend, sein Blick auf den Horizont gerichtet.

»Wir schaffen das! Du wirst wieder gesund.«

»Hör auf!«, sagte er. Sie konnte in seiner Stimme die Tränen hören, die er zurückhielt. Beide Hände waren beim Einsturz einer Steindecke schwer verletzt worden. Die Linke konnte er nach der Reha wieder gut bewegen. Aber die rechte Hand war fast steif geblieben. Wenn Torben die Feinmotorik seiner Finger nicht wiedererlangte, würde er seinen Job an den Nagel hängen müssen. Als Rechtsmediziner musste er ein Skalpell führen können. Das Wort Berufsunfähigkeit schwebte über ihm wie ein Damoklesschwert.

»Lass uns fahren«, sagte er und versuchte ein Lächeln, um sie zu beschwichtigen. So war das schon vor der Reha gewesen. Sie sagte etwas, was ihn aufbauen sollte, tappte ins Fettnäpfchen, er zog sich zurück. Dann dieses Lächeln, das keines war.

»Ja, komm! Sie warten schon auf uns!« Frida streifte die Socken über die nassen und sandigen Füße, zog ihre Boots an. Sie fror, musste schnellstens ins Warme. Auch wenn sie nicht wusste, was sie auf der Fahrt sagen durfte, ohne Torben wieder vor den Kopf zu stoßen. Sie begann, von ihrem letzten Fall zu erzählen. Ein Nachbarschaftsstreit war eskaliert, am Ende war ein Mann tot. Die Mordkommission war gerufen worden, hatte aber den Fall bald abgegeben, weil kein Fremdverschulden vorlag. Der Mann war einem Herzinfarkt erlegen.

Torben sah aus dem Fenster, hörte ihr kaum zu. Sie warf ihm kurze Blicke zu. Sie liebte ihn, und es machte sie traurig, ihn so verzweifelt zu sehen. Aber würde ihr das nicht auch so gehen, wenn sie ihren Beruf als Polizistin wegen eines körperlichen Handicaps nicht mehr ausüben könnte? Er war aufgegangen in seiner Arbeit, musste sich nun fühlen wie ein Invalide, den niemand mehr brauchte. Er versank in Selbstmitleid, vielleicht war es schon eine depressive Verstimmung.

Zwei Stunden später erreichten sie den Paulsenhof in der Elbmarsch. Es war inzwischen dunkel geworden. Der Hof von Fridas Eltern wurde von Strahlern erleuchtet, als sie den Volvo vor dem Haus parkte. Nebenan in der ehemaligen Scheune, wo sich der Boxclub befand, standen drei Autos neben dem altem Bulli, der dem kroatischen Boxtrainer Milan gehörte. Die Leuchtschrift surrte auf dem Backstein. MIJO und darunter Boxen & Fitness. Als sie ausstieg, hörte Frida den dumpfen Aufprall der Handschuhe auf den Sandsäcken.

»Ist Milan da?«, fragte Torben und blickte ebenfalls hinüber. »Dann geh ich gleich mal auf ein Bier zu ihm.«

Frida wollte die Überraschung nicht verraten. »Ich glaube schon. Lass uns erst mal meine Eltern begrüßen«, sagte sie und blickte hinüber zum Wohnhaus. Ein altes Bettlaken flatterte einsam über der Haustür. Willkommen! hatte jemand draufgepinselt. Wahrscheinlich Cat. Die Ausreißerin war im Herbst bei ihnen gestrandet, und Frida hatte die Vormundschaft für das Mädchen übernommen, bis sie im nächsten Frühjahr achtzehn würde. Cat hatte einen alten Bauwagen, der hinten neben der Koppel auf dem Gelände des Paulsenhofs stand, ausgebaut und eine gemütliche Bleibe für sich darin hergerichtet. Seitdem füllte sie das Haus mit ihrem Lachen und machte sich auf dem Hof mit viel Arbeitseifer und kesser Zunge unverzichtbar.

Frida bewohnte ein Zimmer in dem riesigen Reetdachhaus, wo nun auch Torben für die nächsten Wochen oder Monate einziehen würde. Sie hatte ihn überzeugt, nicht in seine Hamburger Wohnung zurückzukehren, wo er auf sich allein gestellt wäre. Ihre Mutter Marta würde »den Jungen« gut bekochen, ihr Vater Fridtjof freute sich schon darauf, ihm Gesellschaft zu leisten und seine Lebensweisheiten mit ihm zu teilen, während Frida arbeitete. Und das Boxstudio, das Milan, Fridas Hamburger Boxtrainer, mit Jo, ihrer ältesten Freundin, die in der Hansestadt als Detektivin arbeitete, in der ehemaligen Scheune eröffnet hatten, war mittlerweile ein Treffpunkt für Jung und Alt. Dort würde Torben jederzeit Ablenkung finden. Und Freunde, die er dringender brauchte, als er es sich selbst eingestand.

Als sie Torbens Reisetasche auf die Schulter nahm, wirbelte plötzlich der braune Setter um ihre Beine. Der junge Hund sprang an dem Neuankömmling hoch und leckte ihm die Hände.

»Ist ja gut, Bruno!« Er sah sich um. »Wo liegt Arthur?«

Frida atmete tief durch. »Sein Grab ist hinter dem Pumpenhaus. Wir gehen morgen zu ihm, okay?«

Der uralte Hütehund war letzte Woche eines Morgens nicht mehr aufgewacht. Bruno war noch in Trauer, so wie die ganze Familie. Der junge Hund suchte seinen Freund, mochte kaum fressen, lag in Arthurs Körbchen und winselte leise. Umso schöner war es zu sehen, wie sehr er sich über Torbens Rückkehr freute.

Sie standen Spalier vor der Tür. Fridtjof und Marta, ihre Eltern, Jo, Milan und Cat, das neue Familienmitglied. Sogar Fridas Kollege Bjarne Haverkorn und seine Tochter Henni waren gekommen, um Torben zu begrüßen. Er warf Frida einen Blick zu, als müsse er Kraft sammeln, atmete tief durch, dann kam er auf sie zu.

Frida blieb am Auto stehen und beobachtete die fröhliche Willkommensszene. Das war genau das, was Torben jetzt brauchte. Familiären Halt, Freunde, die ihn von seinem Kummer ablenkten, und eine Chance auf Heilung. Die nächsten Wochen und Monate waren entscheidend für ihn. Und auch für ihre Liebe. Es würde sie viel Kraft kosten, neben ihrer beruflichen Herausforderung in der Mordkommission genug Zeit für Torben freizuschaufeln. Aber sie war stark, sie würde das schaffen!

Mit Torbens Tasche über der Schulter ging Frida zum Haus.

Schon in der Diele roch es nach Rehkeule. Ihre Mutter hatte einen Festtagsbraten zubereitet.

»Frida!«, rief ihr Vater. »Wo bleibst du denn? Das Essen wird kalt!«

Sie stellte die Tasche neben der Treppe ab, zog die Stiefel aus und musste lachen, als der Sand von den Socken rieselte. Es war Torbens Idee gewesen, an die Nordsee zu fahren, nachdem sie ihn in der Rehaklinik im Harz abgeholt hatte. Die Zeit am Wasser war großartig gewesen. Aber es hatte sie erschreckt, wie schnell seine gute Laune in eine Verstimmung umgeschlagen war. Ob sie mit einem Kollegen des sozialtherapeutischen Dienstes über ihn sprechen und sich Rat holen sollte?

Sie trat in die heimelige Wohnküche. Torben saß in der Mitte der gemütlichen Eckbank, Familie und Gäste hatten sich um ihn und den großen Holztisch geschart, und alle redeten durcheinander. Ihre Mutter setzte die gusseiserne Pfanne mit dem Braten in die Mitte.

Fridtjof hob sein Weinglas. Er hatte zur Feier des Tages einen guten Roten aus dem Keller geholt, obwohl er lieber Bier trank. Mit dem Messer schlug er ans Glas. Die Gespräche am Tisch verstummten.

»Torben, wir sind froh, dass du wieder da bist! Du kannst so lange hierbleiben, wie du willst. In diesem Haus wirst du immer ein Zuhause haben.« Er sah seine Frau an, die sich neben Henni auf die Bank gesetzt hatte. »Du bist der Sohn, den wir nie hatten.«

Alle hoben die Gläser. Auch Frida, die sah, dass Torben verstohlen eine Träne wegdrückte. Seit dem Unfall war er nah am Wasser gebaut. Und diese Begrüßung rührte ihn mehr, als er zugeben wollte. Er nahm das Weinglas mit der linken Hand und erhob es. Die rechte lag in seinem Schoß wie ein Stiefkind, das er am Essen nicht teilhaben lassen wollte. »Ich danke euch!« Er schluckte. »Auf euch!«

»Auf die Gesundheit!«, sagte Haverkorn.

»Auf die Gesundheit«, stimmten alle ein. Die Gläser klirrten beim Anstoßen.

»Kommst du mal kurz mit raus?« Nach dem Apfelkuchen, den es zum Nachtisch gegeben hatte, machte Haverkorn Frida ein Zeichen und stand...

Erscheint lt. Verlag 25.2.2022
Reihe/Serie Elbmarsch-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Almstädt • Cold Case • Dorf • Elbe • Elbmarsch • Hamburg • Itzehoe • Justizirrtum • Kommissarin • Krimis • Küstenkrimi • Norden • Nordsee • Ostsee • Rache • Regionalkrimi • Schleswig-Holstein • Tatort • Winter
ISBN-10 3-7517-1036-1 / 3751710361
ISBN-13 978-3-7517-1036-7 / 9783751710367
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