Die Pestärztin (eBook)

Historischer Roman
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2022 | 1. Auflage
544 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2141-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Pestärztin -  Ricarda Jordan
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Sie lebt in einer dunklen Zeit. Sie ist ein Spielball des launischen Schicksals. Ein fesselnder Roman - prächtig und gefühlvoll.

Mainz 1348: Der schwarze Tod wütet in der Stadt, und eine junge Heilkundige nimmt den Kampf mit ihm auf: Lucia verfügt über außergewöhnliche medizinische Kenntnisse. Doch auf dem Höhepunkt der Epidemie verliert sie ihren wichtigsten Mitstreiter und den Mann, den sie liebt: den Pestarzt Clemens von Treist. Die Stimmung in der Stadt schlägt um, und Lucia muss nach Landshut fliehen. Dort holen sie die Schatten ihrer Herkunft ein ...

Die Autorin entführt uns als Sarah Lark ins ferne Neuseeland, als Ricarda Jordan zeigt sie uns das farbenprächtige Mittelalter.

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<p>Ricarda Jordan ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Schriftstellerin. Sie wurde 1958 in Bochum geboren, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft und promovierte. Sie lebt als freie Autorin in Spanien. <br>Unter dem Autorennamen Sarah Lark schreibt sie mitreißende Neuseeland- und Karibikschmöker, die allesamt Bestseller sind und auch international ein großes Lesepublikum erfreuen. Als Ricarda Jordan entführt sie ihre Leser ins farbenprächtige Mittelalter. <br></p>

Ricarda Jordan ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Schriftstellerin. Sie wurde 1958 in Bochum geboren, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft und promovierte. Sie lebt als freie Autorin in Spanien. Unter dem Autorennamen Sarah Lark schreibt sie mitreißende Neuseeland- und Karibikschmöker, die allesamt Bestseller sind und auch international ein großes Lesepublikum erfreuen. Als Ricarda Jordan entführt sie ihre Leser ins farbenprächtige Mittelalter.

1


Der Regenvorhang tat sich wie eine Wand vor Rachel auf, als sie das Haus der Familie von Metz verließ. Müde und mutlos zog sie die Kapuze ihres wollenen Mantels über den Kopf. Lange würde er sie nicht vor den Fluten schützen, die sich an diesem Herbstabend über das Mainzer Judenviertel ergossen. Rachel machte den ersten Schritt in die Nässe und Dunkelheit und dachte sehnsüchtig an das warme, vom offenen Feuer erleuchtete Zimmer der Wöchnerin, das sie soeben verlassen hatte. Doch ein ruhiger, trockener Abend in einem der ersten Bürgerhäuser der Stadt sollte ihr heute nicht vergönnt sein. Gleich nachdem sie den neugeborenen Ezekiel gebadet und in seine Wiege gebettet hatte, war ein verhuschtes und völlig durchnässtes Küchenmädchen im Hause Metz erschienen.

»Die Hebamme, ist sie noch hier? Es ist dringend, meine Herrin liegt in den Wehen! Und wir haben große Angst, dass sie stirbt, der Herr und die Köchin. Obwohl die Maurin sagt, sie stirbt nicht, aber die meint ja immer, alles zu wissen …« Das Mädchen sprudelte die Worte nur so hervor und vermochte zwischendurch kaum Luft zu holen.

»Nun mal langsam.« Judith, die Amme, reichte der Kleinen ein Tuch, sodass sie sich ein wenig abtrocknen konnte. Das Mädchen musste völlig kopflos und ohne Regenschutz aus dem Haus gestürmt sein. Seine Haube hing schlaff und traurig wie ein nasser Vogel auf seinem krausen braunen Haar. »So schnell stirbt man nicht. Erzähl uns jetzt ganz ruhig, was geschehen ist und wer dich überhaupt schickt.«

Dabei wusste Rachel es längst. Schon als die Kleine die »Maurin« erwähnt hatte, war ihr klar gewesen, dass es Sarah von Speyer sein musste, die in den Wehen lag. Schließlich hatte nur eine einzige jüdische Familie in Mainz eine arabische Dienerin: Benjamin ben Juda von Speyer, ein Fernhandelskaufmann, hatte die maurische Sklavin vor einigen Jahren im spanischen Toledo gekauft – eine Transaktion, der ein größerer Skandal in der Bischofsstadt vorausgegangen war. Rachel wusste nicht genau, worum es ging, aber die Maurin, Al Shifa mit Namen, war offenbar knapp dem Scheiterhaufen entgangen. Seitdem diente sie im Hause der Speyers. Sie hatte sich Rachels größte Hochachtung erworben, indem sie Sarah bei deren letzter Entbindung äußerst kundig beigestanden hatte. Rachel selbst war damals bei einer anderen Wöchnerin aufgehalten worden und kam gerade noch zurecht, um Al Shifa bei der Arbeit zu beobachten. Während die anderen Frauen des Haushalts hilflos um das erstickende Kind herumstanden, hatte die Maurin seinen Hals kundig vom Schleim befreit, ihm Luft in die Lungen geblasen und es schließlich zum Atmen gebracht.

Rachel hatte sich seitdem oft gefragt, ob das auch mit den Mitteln möglich gewesen wäre, die sie selbst anwandte. Auf jeden Fall traute sie Al Shifas Urteil vorbehaltlos. Ihre Einschätzung von Sarah Speyers jetzigem Zustand war zweifellos richtig. Doch auch wenn die Speyerin sich nicht in Lebensgefahr befand – für Rachel bedeutete die Nachricht weitere Stunden harter Arbeit. Sie würde Sarah selbstverständlich beistehen und deshalb ihr eigenes Bett in dieser Nacht kaum zu sehen bekommen. Und wenn es weiter so regnete, würde sie obendrein bis auf die Haut durchnässt sein, ehe sie bei den Speyers ankam.

Rachel seufzte tief, als sie sich durch Kälte und Nässe kämpfte. Nach kurzer Überlegung wählte sie den kürzesten, wenn auch gefährlicheren Weg zum Stadthaus der Speyers in der Schulgasse. Bei Nacht bevorzugte sie größere und belebtere Straßen, denn sie fürchtete die verschlungenen Gassen im Viertel um die Synagoge. Zwischen den kleinen Geschäften und Wohnhäusern, in denen sowohl jüdische Familien als auch ein paar ärmere christliche Bürger lebten, befanden sich zwei berüchtigte Schenken. Sie zogen oft übelsten Abschaum an. Wahrscheinlich hätten die Stadtbüttel diese Spelunken schärfer überwacht, hätten sie sich nicht gerade im Judenviertel angesiedelt. Die Sicherheit der jüdischen Bürger kümmerte die Stadtwache allerdings kaum. Selbst schuld, wenn ein Mann mit gefüllter Börse oder gar eine schutzlose Frau sich zur Unzeit im Umkreis des »Blauen Bären« oder des »Güldenen Rads« aufhielt!

Rachel, die ihr Beruf zwangsläufig auch nachts auf die Straßen zwang, fragte sich zum wiederholten Mal, warum Mainz nicht über ein abgeschlossenes Judenviertel verfügte, wie die meisten anderen Städte. Manchmal wünschte sie sich schützende Mauern um sich – obwohl sie natürlich wusste, dass es im Zweifelsfall für Menschen ihres Glaubens keinen Schutz gab. Wenn eine Seuche ausbrach, wenn Missernten sich häuften oder ein Feuer wütete, suchte man die Schuld gern bei den Juden. Und brach der christliche Mob erst einmal ins Ghetto ein, waren die Mauern dem Überleben eher hinderlich, da sie jede Flucht unmöglich machten.

Rachel wappnete sich gegen den Gestank von billigem Bier und Spanferkel am Spieß, der um diese Zeit meist aus dem »Güldenen Rad« drang und die Nasen der umwohnenden Gläubigen beleidigte. Nun sollte in einer so kalten, nassen Nacht zumindest nicht allzu viel Betrieb herrschen. Selbst das lichtscheue Gesindel, das sich sonst hier herumtrieb, drängte sich heute in den dunklen Ecken schäbiger Kaschemmen. Dennoch hatte Rachel ihren Lohn sicherheitshalber bei den Metzens gelassen. Um ihr Leben und ihre Ehre fürchtete sie nicht so sehr. Schließlich war sie nicht mehr jung, und schön war sie nie gewesen. Und Fleisch war billig in der Gegend um das »Güldene Rad«! Der Wirt verschacherte junge Huren für wenig Geld; obendrein lungerten meist ein paar verzweifelte Mädchen in den Gassen rund um die Schenke und versuchten, auf eigene Rechnung ein paar Kupferpfennige zu verdienen.

Tatsächlich waren die Gassen vor der Wirtschaft in dieser Nacht menschenleer, auch wenn drinnen reger Betrieb herrschte. Man hörte Gläserklirren und obszöne Lieder. Angewidert zog Rachel ihren Umhang straffer um den Körper und mühte sich, rasch vorbei zu kommen. Aber dann vernahm ihr geübtes Ohr Frauenschreie. In dem Grölen und Lärmen, das aus der Kneipe drang, waren die Schreie kaum zu vernehmen. Ob die Kerle da drinnen ein Mädchen schändeten? Rachel zwang sich, weiterzugehen. Sollte ihre Befürchtung zutreffen, konnte sie dem armen Ding ohnehin nicht helfen. Sie murmelte rasch ein Gebet.

Doch als sie den Durchgang zum Innenhof der Schenke erreichte, wurden die Schreie lauter. Und sie kamen nicht aus der Schenke, sondern vom Hof dahinter. Rachel packte das kleine Messer, das sie immer bei sich trug, wenn sie diesen Teil des Viertels durchquerte. Sie war eine couragierte Frau, und selbst wenn sie am Galgen enden sollte, falls sie tatsächlich einmal einen christlichen Gauner vor seinen himmlischen Richter befördern sollte: Kampflos ergeben würde sie sich nicht! Und dieses Mädchen konnte sie nicht ihrem Schicksal überlassen, ohne sich wenigstens davon zu überzeugen, was vor sich ging. Vielleicht schrie ja bloß eine Hure in Ausübung ihrer Profession. Aber das arme Ding konnte durchaus auch Jüdin sein! Für die Kerle wäre das eine zusätzliche Verlockung, denn in diesem Fall wäre das Mädchen sicher noch Jungfrau – und ihre Schändung würde von den Stadtbütteln kaum geahndet werden. Sicher, die Juden standen auf dem Papier unter dem Schutz des Bischofs, doch bis eine Klage zu diesem hohen Herrn durchdrang, war die Untat wohl schon verjährt.

Beherzt betrat Rachel den Hof hinter der Schenke. Hier befand sich der Abtritt, der bestialisch stank, wobei er mit dem Abfallhaufen in einer anderen Ecke des Gelasses konkurrierte. Ein paar streunende Katzen, die sich an halb verfaulten Innereien gütlich getan hatten, stoben auseinander. Es gab allerdings auch einen Pferdestall, und Rachel fand schnell heraus, dass die Schreie des Mädchens aus diesem Verschlag drangen. Sie wurden nun schwächer, jedoch langgezogener, kläglicher, und in Rachel, der erfahrenen Hebamme, keimte ein Verdacht: Diese Frau wehrte sich nicht gegen männliche Angreifer. Wenn Vergewaltigung die Ursache ihrer Schmerzensschreie war, so lag die Untat neun Monate zurück.

Rachel folgte den Schreien, die von Wimmern und Weinen unterbrochen wurden, und hörte bald weitere Frauenstimmen.

»So viel Blut! Das darf nicht sein, Annchen, da stimmt was nicht … und das Kind sollte auch mal zu sehen sein. Aber sie presst nur und presst, und da kommt nichts!«

»Was verstehst du schon davon, Lene! Die einzigen Kinder, die aus dir rausgekommen sind, hat doch der Engelmacher rausgekratzt.« Die Angst in der noch jungen Stimme strafte die harte Wortwahl Lüge.

Rachel sah die Sprecherinnen nun vor sich: zwei Mädchen, die eine schmutzige Tranlampe in der äußersten Ecke des zurzeit leeren Stalles entzündet hatten und sich nun in deren trübem Funzellicht über ein wimmerndes, zartes Frauenzimmer beugten, das offensichtlich in den Wehen lag. Eine der besorgten Helferinnen war rotblond und lang aufgeschossen, die andere drall und dunkelhaarig.

»Sie stirbt, Annchen!«, flüsterte die Blonde. »Gott sei ihrer Seele gnädig. Meiner Treu, kann nicht ein Priester …«

»Ein Priester kommt nicht in ein Hurenhaus, dummes Lenchen.« Annas Stimme klang jetzt nachsichtig. Sie schien als Hübschlerin erfahrener zu sein als die lange Lene.

»Vielleicht reicht ja auch eine Hebamme!«, bemerkte Rachel und erschreckte die Mädchen damit beinahe zu Tode. Beide fuhren zu ihr herum und erschauerten beim Anblick der schwarz gekleideten, dick in ihre Schals und Umhänge vermummten Frau, die sich plötzlich aus dem Dunkel schälte.

»Der Tod …!«, wimmerte Lene.

Das beherztere Annchen schüttelte den Kopf. »Das wär’s erste Mal, dass der Sensenmann sein Weib schickt«, spottete sie. »Nein, die da kenn ich. Ist...

Erscheint lt. Verlag 25.1.2022
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arzt • Ärztin • Epidemie • Flucht • Herkunft • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Jahrhundert Trilogie • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kreuzzüge • Landshut • Liebe • Medizin • Mittelalter • Pest • Pestarzt • Pestärztin • Rebecca Gable • Sarah Lark • Schicksal • Schwarzer Tod • Warringham
ISBN-10 3-7517-2141-X / 375172141X
ISBN-13 978-3-7517-2141-7 / 9783751721417
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