Four Walls - Nur ein einziger Ausweg (eBook)
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46164-8 (ISBN)
Chris McGeorge erzählte schon als Kind mit Begeisterung Geschichten und zeichnete seine eigenen Comics. Er studierte Creative Writing an der City University London. Seinen ersten Thriller, »Dead Room«, reichte er dort als Master-Arbeit ein. Er ist ein großer Bewunderer von Klassikern wie Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle und legt seine Geschichten gern als packende Mischung aus Alt und Neu an. Verwinkelte Plots mit überraschenden Wendungen sind seine Spezialität.
Chris McGeorge erzählte schon als Kind mit Begeisterung Geschichten und zeichnete seine eigenen Comics. Er studierte Creative Writing an der City University London. Seinen ersten Thriller, »Dead Room«, reichte er dort als Master-Arbeit ein. Er ist ein großer Bewunderer von Klassikern wie Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle und legt seine Geschichten gern als packende Mischung aus Alt und Neu an. Verwinkelte Plots mit überraschenden Wendungen sind seine Spezialität.
Erster Teil
Willkommen in North Fern
1
39 Tage zuvor …
Cara wurde mitten in der Nacht abgeholt – sie kamen in ihre Zelle und sagten ihr, sie solle ihre Sachen packen. Keine Zeit, um den anderen Lebewohl zu sagen. Keine große Verabschiedung. Nur zwei kalte Handschellen, dann wie im Delirium durch einen größtenteils schlafenden Zellenblock, angetrieben vom Finger des Wärters im Rücken, bis sie in der kalten Nachtluft im Hof stand. Ein Kastenwagen wartete. Daneben zwei weitere Strafgefangene mit jeweils eigenem Wärter. Die Wärter trugen SWAT-Westen.
Sie wurden alle drei in den Wagen gepackt, jede in eine eigene Box – die im Grunde nichts anderes war als eine Zelle im Wagen mit Gittertür. Von den Wärtern war nichts mehr zu sehen, sie nahmen irgendwo Platz, wo sie nicht im Blickfeld waren.
Keiner sagte ihr, wohin es ging. Sie fragte nicht.
So hatte die Reise begonnen. Es kam ihr so vor, als wäre das alles bereits einen Tag her.
Der Wagen fuhr mit gleichmäßigem Tempo. Waren sie auf einem Motorway? Wenn ja, wie lange schon? Warum darüber nachdenken, wenn es sowieso egal war?
Aus der Box nebenan war ein leises Schluchzen zu hören. Die Frau dort weinte. Seit Stunden schon – und so anhaltend, dass Cara es inzwischen fast vollständig ausgeblendet hatte. Es sei denn, das Schluchzen wurde lauter.
Wie jetzt, dazu waren noch einzelne Sätze zu verstehen: »Wohin fahren wir? Das dürfen Sie nicht. Man hätte mir erlauben müssen, meinen Sohn zu sehen, mit meiner Familie zu reden … Wohin fahren wir?«
Einige Sekunden Schweigen. Die zu einer Minute wurden. Zu zehn Minuten – die Frage hing in der Luft. Irgendwann setzte wieder das Schluchzen ein.
So blieb es dann. Für eine Stunde oder zwei.
Plötzlich bog der Wagen in eine scharfe Kurve, Cara wurde gegen die Wand geworfen, bald darauf wurde die Straße holpriger. Eine Stunde lang rumpelte der Wagen ohne Unterlass so weiter, bis sie sich wieder auf einer anscheinend befestigten Straße befanden. Kein Asphalt, dennoch eine glatte Fahrbahn. Sie waren definitiv nicht mehr auf dem Motorway.
Endlich hielten sie an. Mit einem entschiedenen Ruck blieb der Kastenwagen stehen.
»He, Fahrer?«, rief einer der Wärter und pochte gegen das Gitter – so hörte es sich an –, das sich zwischen der Fahrerkabine und dem Aufbau befand. »Wie sieht’s aus?« Keine Antwort.
Stattdessen verstummten der Motor und das Funkgerät. Dann nichts mehr.
Nervös sah sich Cara zwischen ihren vier weißen PVC-Wänden um und hoffte, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, was hier los war. Natürlich fand sie nichts.
Von draußen waren Stimmen zu hören. Ein Tor, das geöffnet wurde. Der Motor sprang wieder an. Im niedrigen Gang fuhr der Wagen vielleicht fünfhundert Meter weiter. Dann nichts.
Cara spürte eine Ungeduld, wie man sie hatte, wenn ein Flugzeug gelandet war und das Anschnallzeichen einfach nicht erlöschen wollte. Als würde es immer den Bruchteil einer Sekunde zu lange leuchten, bis es endlich ausging.
Dann schwangen die Hecktüren auf. Mattes Sonnenlicht flutete in den Wagen, blinzelnd sah sie den Schatten des Fahrers.
»Wir sind da«, sagte er nüchtern. Nicht zu ihr.
Die beiden Wärter machten sich zu schaffen. Caras Box wurde als letzte aufgesperrt, anschließend wurden alle drei gleichzeitig aus dem Wagen geführt. Cara sprang nach unten. Sie befanden sich in einer umschlossenen Ladebucht. Hinter ihnen ging das große Rolltor nieder, hinter dem langsam, Zentimeter für Zentimeter, die Sonne verschwand. Als das Tor ganz unten war, hatte sie das dumpfe Gefühl, dass sie die Sonne nie wiedersehen würde.
Ihre Gefährtinnen schienen das Gleiche zu denken. Ihre Nachbarin im Wagen, die Schluchzende, weinte immer noch, Tränenspuren zogen sich über ihre Wangen. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie sie kannte. Aus New Hall – ihrem Trakt. Die andere Frau versuchte ihr Unbehagen zu verbergen, was ihr aber nicht ganz gelang. Sie wirkte tough – schwarze Haare, schwarze Mascara (die in New Hall einiges gekostet haben musste), ein Haarschnitt, der bei Caras Einlieferung nicht unbedingt als stylish gegolten hatte, es jetzt aber sein könnte – links ausrasiert, die übrigen langen Haare zur anderen Seite drapiert. Ihre Besorgnis konnte die Frau aber nicht verbergen. »Was geht hier ab?«, fragte sie.
Sonst wäre Cara diejenige gewesen, die den Mut hatte, den Mund aufzumachen. Jetzt erschien ihr das sinnlos. So war es auch. Es kam keine Antwort auf die Frage.
Wortlos drehte sich der Fahrer um und ging zu einer hohen roten Tür, die aussah wie der Eingang zu einem Bunker. Die Wärter schienen den Wink zu verstehen und gaben ihr und den beiden anderen Gefangenen ein Zeichen, dass sie ihnen folgen sollten.
Der Fahrer pochte gegen die Tür – ein lauter, durchdringender, in ihren Ohren dröhnender Schlag.
Nichts.
Cara sah sich um, ihr Blick fiel auf den Nächststehenden der seltsamen Gruppe. Der jüngere Wärter sah zu ihr, ihre Blicke trafen sich, bevor er sich schnell abwandte. Er schien vor etwas Angst zu haben – er zitterte sogar ein wenig. Warum hatte er Angst?
Zum ersten Mal spürte sie Unsicherheit.
Der Fahrer schien auf etwas zu warten, als würde er im Stillen einen Countdown runterzählen, bevor er noch mal an die Tür klopfte.
Endlich ging die Tür auf. Ein stämmiger Mann stand vor ihnen – schwarz, mit angegrautem Goatee. Sein Wärterpullover, auf dem der Name Harper eingestickt war, passte irgendwie nicht zu seiner muskulösen Statur. Er hatte ein Tablet bei sich, das in seinen Händen klein aussah. Er betrachtete der Reihe nach jeden Einzelnen von ihnen – sie mussten ein komisches Bild abgeben. »Wir haben FO112, NH597 und FE773?«
Cara spürte, wie der ältere Wärter hinter ihr nickte.
»Und wir haben neue Wärter … mal sehen, Dale Michael und John Anderson.«
Der ältere der beiden Wärter grunzte. »Na, danke.«
Harper seufzte. »Entspannen Sie sich, Mr Anderson, die werden Sie schon nicht auf Facebook zu ihren Freunden hinzufügen, was?«
Anderson grummelte etwas. Er klang nicht unbedingt erfreut.
Harper schien es egal zu sein. »Okay, die Strafgefangenen mir nach. Wärter, Sie folgen dem Fahrer zum Haupteingang.«
Hinter Cara setzte Bewegung ein. Sie drehte sich um. Michael, der jüngere Wärter, hatte sich mit dem Fahrer bereits abgewandt, Anderson allerdings rührte sich nicht. »Tut mir leid, meine Aufgabe lautet, die Gefangenen in ihre neuen Zellen zu bringen. Nicht zur Eingangstür. Ich habe einen Auftrag. Und den werde ich erfüllen. Ich kann die Frauen nicht einfach vor der Tür stehen lassen – sie sind gefährlich.«
Harper runzelte die Stirn. »Wenn Sie sich nicht an die hiesigen Regeln halten, darf ich Ihnen versichern, werde ich das auch nicht tun.«
Anderson sah ihn finster an, dann drehte er sich um und folgte Michael und dem Fahrer.
Harper sah ihnen hinterher. Gleich darauf tat er aber etwas Komisches, etwas, bei dem sich Cara in den kommenden Tagen fragte, ob sie es wirklich gesehen hatte. Er zwinkerte ihr zu und lächelte.
»Ladys, wenn Sie mir folgen möchten.«
»Auch die Wärter wurden hierherversetzt?«, fragte die Frau mit der Goth-Frisur, als sie Harper durch einen weißen Gang mit einem grässlichen grau gestreiften Teppichboden folgten.
»Die Wärter Anderson und Michael wurden ausgewählt, um beim Aufbau dieser neuen Einrichtung mitzuwirken, ja.«
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«, flüsterte die Goth Cara ins Ohr.
Cara zuckte mit den Schultern.
Die andere Frau hatte aufgehört zu weinen, kaute jetzt aber auf einer Strähne ihrer kastanienbraunen Haare herum. Zum ersten Mal sah sie Cara in die Augen und machte dabei einen ebenso verwunderten Eindruck wie die anderen beiden.
Hinter der nächsten Ecke tauchte ein Tisch auf – dort standen zwei uniformierte Frauen, eine mittleren Alters, blond, die andere älter und schon leicht grau. Cara hatte keine Zeit, die Namen an ihren Pullovern zu lesen. Sie hatten ein Whiteboard und begannen, als die drei sich ihnen näherten, darauf herumzuschreiben.
»FO112?«, sagte die blonde Wärterin.
Fragend sahen sie sich an, bis Harper ihnen zu Hilfe kam. »Sie haben hier neue Identitäten. So sieht es das neue Programm vor. FO112 ist Moyley.«
Moyley – das war ihr Name, erinnerte sich Cara jetzt. Moyley war die Schluchzende, ihre Traktgenossin. Die Goth drehte sich um.
Die beiden Wärterinnen schrieben etwas auf das Whiteboard und sagten ihr, sie solle sich damit vor eine...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2022 |
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Übersetzer | Karl-Heinz Ebnet |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | brutaler Doppelmord • Cara Lockhart • Chris McGeorge • Der Tunnel • Direktorin • eingesperrt • England • englischer Thriller • escape buch für erwachsene • Escape Room • Escape Room Nur drei Stunden • Escape Room Thriller • Escape-Thriller • Experiment • Four Walls • Frauengefängnis • Frauengefängnis England • Gefängnis • Gefängnis Bücher • Gefängnisdirektorin • Gefängnis England • Gefängniszelle • Gefängnis-Zelle • Geheimnisse • Großbritannien • Haft • High Fern • Hightech-Gefängnis • Hochsicherheitsgefängnis • Insasse • Intrige • Junge Frau • Komplott • Locked-Room-Setting • Locked-Room-Thriller • Lucy Foley • Mord • Mörder • Mörderin • Mord hinter Gittern • Mord im Gefängnis • Nur ein einziger Ausweg • Psychothriller bücher • Rätsel • rätselhaft • Rätsel-Thriller • ruth ware • spannender Thriller • Thriller Action • Thriller England • Thriller Frauen • Thriller und Psychothriller • Unschuldig • Unschuldig hinter Gittern • Unschuldig im Gefängnis • Verhaftung • wendungsreich |
ISBN-10 | 3-426-46164-1 / 3426461641 |
ISBN-13 | 978-3-426-46164-8 / 9783426461648 |
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