Maddrax 575 (eBook)

Zwischen den Sternen
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2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2749-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Maddrax 575 - Sascha Vennemann
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Als Professor Dr. Jacob Smythe in einer improvisierten Rettungskapsel von dem untergehenden Stadtraumschiff Exxus floh, hatte er auf schnelle Rettung gehofft. Das war nun Ewigkeiten her, und wenn er als Roboter mit der Bewusstseinskopie des Professors auch weder Nahrung noch Luft benötigte, trieb ihn allein die Ungeduld in den Wahnsinn.
So war er hocherfreut, im All auf etwas zu treffen, das die Monotonie unterbrach. Aber da ahnte er noch nicht, dass mit dieser schicksalhaften Begegnung der Wahnsinn gerade erst begonnen hatte...


Zwischen den Sternen

von Sascha Vennemann

La'tes lächelte im Schlaf. Sie wusste, dass sie träumte, aber die Ruhe und Geborgenheit, die sie dabei empfand, fühlten sich so echt an, als wäre sie hellwach. Wie in jeder Ruhephase. Die No'ether spürte, wie sich in der wohltuenden Hitze der Vulkangesteinmulde ihre Poren öffneten. Wie lange war ich schon nicht mehr zu Hause?, dachte sie, die nebelumwogten Schwefelberge der Heimat vor ihrem geistigen Auge. Zu lange ...

Der plötzlich aufklingende Alarm ließ La'tes hochschrecken. Desorientiert fragte sie sich, warum sie die Berge nicht mehr sah, sondern nur eine kahle Metallwand. Dann wusste sie wieder, wo sie war, und aktivierte die Verbindung zur Steuerzentrale des Parabolschiffs, das sie befehligte. »Cau'mo? Was gibt es? Meine Schicht ist gerade erst vorbei!«

Bevor ihr Stellvertreter antworten konnte, hatte La'tes schon die Beine über den Schlafmuldenrand geschwungen und damit begonnen, ihre Poren wieder zu verschließen. Die aus dem heißen Gestein an ihren Körper übertragene Wärmeenergie würde kaum für die nächste Schichteinheit reichen, sollte sie diese nun gleich im Anschluss absolvieren müssen. Sie stellte sich schon einmal darauf ein, dass ihre körperliche und geistige Flexibilität früher als gewohnt nachlassen würde.

»Es tut mir leid, Sie stören zu müssen«, hörte La'tes die Stimme Cau'mos aus dem Kabinenlautsprecher dringen. Die Sichtverbindung hatte sie nicht aktiviert. Ihr lag nicht viel daran, dass ihr Stellvertreter sie ohne ihren Thermoanzug erblickte. Das Privileg hatten noch nicht viele, dachte sie amüsiert bei dem Gedanken daran, sich mit Cau'mo einzulassen.

Nein, dazu würde es nie kommen. Als Schiffsführung bildeten sie ein gutes Team – privat würde es aber nicht funktionieren. Dazu waren sie dann doch zu verschieden. Und mit seiner recht glatten Haut, die kaum Unebenheiten oder Risse aufwies, war er auch einfach nicht ihr Typ.

»Schon gut«, antwortete La'tes, während sie an ihren Spind trat. »Jetzt bin ich eh wach. Also?«

»Die Sensoren haben ein neues Ziel in einem der nahen Sektoren ausgemacht«, ließ Cau'mo sie wissen. »Wir haben so etwas noch nie geortet, aber das enthaltene Energieniveau und die Beschaffenheit des Gebildes scheinen es geradezu ideal für eine Ernte zu machen!«

La'tes wunderte sich über die Aufregung in Cau'mos Stimme. Es gehörte zu den alltäglichen Aufgaben der ANTILIUM, den Weltraum nach Energiequellen zu durchforsten. Das war schließlich die Aufgabe des Parabol-Raumers – das und das Einsammeln und Speichern der Energie natürlich, um sie an Geschäftspartner zu verkaufen oder an ihre eigenen Leute auf der No'ether-Heimatwelt weiterzugeben.

Auch die Leute in den Außenkolonien waren darauf angewiesen, dass man ihnen die günstige Energie aus dem All zuführte. Nicht alle Monde und Planeten boten entsprechende Ressourcen, die man abbauen konnte. In der Tat wäre eine Kolonisierung fremder Welten ohne Kollektorschiffe wie die ANTILIUM unmöglich gewesen. Entsprechendes Ansehen besaßen die Crews solcher Schiffe. Was ganz besonders auch für die jeweilige Führung galt.

Die Kommandantin schnappte sich einen Thermoanzug mit höherer Stoffdichte, als sie das Standardmodell aufwies. Normalerweise war er für Außenmissionen auf kälteren Welten gedacht. Mit ihm konnte La'tes die Körperwärme vielleicht noch etwas länger halten.

»Wolke oder Sonne?«, fragte sie laut, während sie in den Anzug stieg. Das waren die beiden hauptsächlichen Energiequellen, die sie mit dem Kollektornetz anzapften. Sie ruckelte den dicken Stoff an den Schultern zurecht und presste die beiden Ränder des Anzugs, dessen Einstiegsschlitz noch vor ihrer Brust offen war, aufeinander. Die Adhäsion wirkte und der Stoff fügte sich nahtlos zusammen.

»Wir sind uns nicht sicher, was es ist. Deswegen würde ich vorschlagen, dass Sie in die Steuerzentrale kommen«, meinte Cau'mo. »Wir brauchen Ihre Expertise.«

La'tes seufzte. »Ich bin unterwegs.« Mit einer Handbewegung schloss sie die Verbindung und mahlte geräuschvoll mit den Zähnen. Sie dachte an ihren Traum zurück. Warum konnte sie jetzt nicht einfach die Tür öffnen und einen schönen langen Spaziergang durch die Glutebenen von Kret'me'zur machen? Danach stand ihr jetzt viel mehr der Sinn.

Die Kommandantin warf einen letzten Blick in den Infrarotspiegel: Der Anzug war dicht und die Hornzacken auf ihrem Schädel strahlten an den Spitzen rot-weißlich auf. Nur in den Hornzwischenräumen veränderte sich das Farbspektrum ins Dunkle und wies auf ihren unterschwelligen Erschöpfungsgrad hin.

Sie hoffe, die Crew würde nicht allzu genau hinsehen, und verzichtete darauf, noch eine kosmetische Schicht Thermo-Gel aufzutragen. Dann verließ sie ihr Quartier und machte sich auf den Weg in die Steuerzentrale ihres Schiffs.

Cau'mo hatte nicht übertrieben. Das, was die Sensoren der ANTILIUM da im interstellaren Raum, den sie gerade durchflogen, aufgespürt hatte, wies eine ganz und gar ungewöhnliche Struktur auf.

Mit ihren Fingern kratzte sich La'tes nachdenklich über die Wangenzacken, während sie die Daten auf ihrem persönlichen Bildschirm betrachtete.

Die Crew in der Zentrale schwieg andächtig. Die Kommandantin spürte, wie die wärmeerfassenden Blicke ihrer Mannschaft auf sie gerichtet waren, und verfluchte sich, dass sie nicht doch das Thermo-Gel aufgelegt hatte.

»Könnte es eine Protostern-Wolke sein?«, murmelte sie halblaut und sah hinüber zur Station des Spektralanalysten Ba'tim.

Der klapperte verneinend mit den Zähnen. »Die Dichte ist nicht hoch genug«, berichtete er. »Das Objekt ist nur schwach sichtbar und scheint wenig Masse zu besitzen – eigentlich deutlich zu wenig für seine Ausdehnung. Aber es weist eine sehr hohe Konzentration an Tachyonen auf.«

Tachyonen! La'tes Poren öffneten sich unkontrolliert vor plötzlicher Anspannung. Diese überlichtschnellen Teilchen waren – abhängig von ihrer Geschwindigkeit – großartige Energielieferanten. Wenn man wusste, wie man sie handhaben musste, boten sie jede Menge Potenzial und versprachen einen hohen Ertrag.

Die Ernte selbst würde für die ANTILIUM keine Schwierigkeit darstellen. Das wie eine Schüssel geformte Schiff konnte einfach in den Nebel hinein fliegen und die energiereichen Teilchen mit dem Kollektornetz einfangen; so wie sie es auch machten, wenn sie durch Plasmawolken oder Sonnenprotuberanzen flogen. Cau'mo hatte ganz recht: Dieses Ding, was auch immer es war, durften sie sich nicht entgehen lassen.

La'tes stutzte, als ihr noch ein anderer ungewöhnlicher Wert ins Auge fiel. »Der Nebel bewegt sich?«, richtete sie ihre Frage an die Navigatorin Um'bod. »Als Folge der Anziehungskraft nahe gelegener Sternensysteme?«

Um'bod klapperte ebenfalls unsicher mit den Zähnen. »Sicher gibt es da gewisse Effekte, aber die könnten die Geschwindigkeit, mit der sich der Nebel fortbewegt, eigentlich nicht erklären. Vielleicht ist das Driften ein Effekt seiner Tachyonen-Beschaffenheit. Da wir noch nie auf so etwas gestoßen sind, ist das allerdings reine Spekulation.«

Die Kommandantin überlegte. Das Doppelstern-System, zu dem die ANTILIUM eigentlich unterwegs war, würde ihnen nicht davonlaufen. Die Sonnen würden immer noch kräftig strahlen und Materieströme von sich schleudern, nachdem sie sich den Abstecher zum Tachyonen-Nebel erlaubt hatten.

Dennoch war La'tes nicht wohl dabei, sich nur auf die ersten Scans der ANTILIUM zu verlassen. Die No'ether hatten für diesen Fall bestimmte Möglichkeiten, die in Explorationsprotokollen festgelegt worden waren.

La'tes erhob sich aus dem Kommandantensessel. »Um'bod, wir setzen Kurs auf den Nebel. Die Schilde bleiben auf höchster Intensität.«

Die Navigatorin bestätigte und wandte sich zu ihren Kontrollen um.

La'tes fixierte Cau'mo. »Sie starten unverzüglich mit dem Scoutschiff, fliegen voraus und nehmen weitere Messungen vor. Ich will wissen, worum es sich bei dem Gebilde handelt.« Sie deutete in Richtung des Spektralanalysten. »Nehmen Sie Ba'tim mit und finden Sie so viel wie möglich über das Ding heraus.«

Cau'mo sah Ba'tim an und die beiden erhoben sich von ihren Plätzen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ihr Weg zum Hangar würde sie in die Mitte der kreisrunden Hauptsektion der ANTILIUM führen. Das Hangartor lag zentral.

Auf ihrem eigenen Infrarot-Bildschirm verfolgte La'tes, wie Cau'mo den Rest der Crew des Scoutschiffs PLASMA auf das Startdeck rief und briefte. »Zeit bis zur Ankunft am Nebel?«, rief sie in die Zentrale, ohne den Blick vom Schirm zu lösen.

»Etwa zwei Drittel der Schichtzeit«, antwortete Um'bod.

La'tes strich sich über den Thermoanzug und setzte sich wieder. Als sie sich unbeobachtet fühlte, koppelte sie die Kontrollen ihrer Sesselheizung mit den Wärmefäden in ihrer Kleidung. Normalerweise verzichtete sie während ihrer Schichten darauf, gönnte sich diesen energieverschwenderischen Luxus nur manchmal in...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2022
Reihe/Serie Maddrax
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus
ISBN-10 3-7517-2749-3 / 3751727493
ISBN-13 978-3-7517-2749-5 / 9783751727495
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