Jerry Cotton 3373 (eBook)

Blutjuwelen

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2733-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3373 - Jerry Cotton
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Ein dreister Einbruch in eine Kunstgalerie rüttelte das FBI auf. Wertvolle Kunstobjekte, vor allem aus Edelsteinen und Gold, waren gestohlen worden. Der Dieb war dabei über Leichen gegangen. Die Ermittlungen liefen zunächst ins Leere. Die Tat erinnerte allerdings stark an eine frühere Serie, die nie aufgeklärt worden war. Damals hatte ein Kollege namens Vincent Lennox Hooper undercover ermittelt. Er war bis zu der Diebesbande vorgedrungen, nur der Hintermann fehlte. Hooper hatte sich als Überläufer entpuppt, der mit den Gangstern gemeinsame Sache gemacht hatte. Um seinen Seitenwechsel zu vertuschen, hatte er seinen Kontaktmann beim FBI erschossen. Phil und ich hängten uns in den Fall rein, denn die Beute war nach wie vor verschwunden - und ein kaltblütiger Killer auf freiem Fuß!


Blutjuwelen

Er ging alles andere als lautlos vor. Das hydraulische Hebegerät erzeugte einen Höllenlärm. Selbst in einer Stadt wie New York erregte er damit Aufmerksamkeit. Doch es war ihm egal. Das ausgehebelte Fenster zersplitterte am Boden. Sein Werkzeug ließ er einfach stehen. Beim Eindringen in das Gebäude löste der Bewegungsmelder den Alarm aus. Auch das war ihm egal.

Zielstrebig stürmte er zu dem Ausstellungsraum, zertrümmerte mit dem mitgebrachten Beil Eingangstüren und Vitrinen und stopfte die kostbaren Schmuckstücke in eine Jutetasche. Die Aktion dauerte ganze drei Minuten. Er wusste, dass die Cops inzwischen auf dem Weg waren. Das hatte er einkalkuliert, ebenso wie die Überwachungskameras, die seine Tat aufzeichneten. Womit er nicht gerechnet hatte, war der Securitymann, der sich ihm in den Weg stellte.

Hau ab, zischte er dem Kerl in Gedanken zu. Verschwinde, wenn dir dein Leben lieb ist! Dann sah er die gezogene Waffe.

Damit hatte der Mann sein Schicksal besiegelt. Der Dieb tötete nicht gern. Aber er tat es, wenn es sein musste.

Mit einer blitzschnellen Bewegung warf er dem Aufseher den Jutesack ins Gesicht. Gleichzeitig sprang er zur Seite. Der Schuss, den der überrumpelte Wächter abfeuerte, verfehlte ihn um Längen und ermöglichte es ihm, seine eigene Waffe zu ziehen. Kaltblütig gab er drei Schüsse ab, zwei trafen die Brust des Mannes, eine seine Stirn. Der Aufseher fiel augenblicklich zu Boden, röchelte und hauchte sein Leben aus.

Die Aktion hatte den Dieb eine weitere Minute gekostet. Er riss die Jutetasche wieder an sich. Nun war noch größere Eile geboten. Dennoch zögerte er ein weiteres Mal. Sein Blick schweifte zu dem Pulverfeuerlöscher, der nur wenige Schritte entfernt an der Wand befestigt war. Mit geübtem Griff löste er ihn aus der Verankerung und leerte ihn über den zerschlagenen Vitrinen und der Leiche des Securitymanns. Dann schlug er denselben Weg ein, den er gekommen war. Auf den Scherben des ausgehebelten Fensters stand noch sein hydraulisches Gerät, er nahm es wieder an sich und steuerte einen silbergrauen Ford Focus an, der mit laufendem Motor und geöffneter Beifahrertür auf ihn wartete.

Als der Mann am Steuer Gas gab, warf der Dieb einen Blick auf die Uhr. Sechs Minuten hatte der Einbruch gedauert. Etwa achtundfünfzig Sekunden länger als geplant. Doch da er von vorneherein einen Puffer einkalkuliert hatte, spielte die Verzögerung keine Rolle.

Schweigend lenkte der Fahrer den silbergrauen Ford in eine Tiefgarage, etwa drei Meilen vom Tatort entfernt. Dort stellte er ihn in einer dunklen Ecke ab, übergoss ihn mit Benzin und zündete ihn an.

Sie verließen die Garage zu Fuß auf einem Weg, den der Dieb zuvor erkundet hatte und auf dem keine Kamera sie erfasste. Sie liefen etwa zwanzig Minuten durch die kühle Nachtluft, dann zog der Dieb ein Bündel Scheine aus der Innentasche seiner dunklen Windjacke und überreichte sie dem Fahrer des Fluchtwagens. Er wusste, dass der Kerl schweigen würde.

Die Männer trennten sich am Union Square, und der Dieb pfiff leise vor sich hin, als er seine Schritte Richtung Bowery lenkte.

»Tut mir leid, Gentlemen, das Museum bleibt heute geschlossen.«

Ein breit gebauter Mann in der Uniform eines Aufsehers trat uns in den Weg. Sein Gesichtsausdruck war äußerst angespannt.

Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis.

»Special Agent Cotton vom FBI«, stellte ich mich vor. »Und das ist mein Partner Special Agent Decker.«

Phil nickte dem Mann knapp zu, der uns daraufhin sofort durchließ.

Ein ganzes Heer von Spurensicherungsexperten, Fotografen und Cops des NYPD wuselte herum. Die Leiche des ermordeten Securitymanns war bereits abtransportiert.

Mr. Highs telefonische Aufforderung, uns den Tatort im Museum of Arts and Design aus der Nähe anzusehen, hatte uns gegen fünf Uhr am Morgen erreicht. In größter Eile hatte ich mich angezogen, Phil abgeholt und meinen Jaguar zum Columbus Circle gelenkt. Doch der gerade einsetzende morgendliche Berufsverkehr hatte ein schnelles Vorankommen unmöglich gemacht.

»Hat Mister High dir verraten, warum der Einbruch für uns interessant sein könnte?«, erkundigte sich Phil, als wir vor dem zersplitterten Fenster standen, durch das der Dieb eingedrungen war.

»Nein«, erwiderte ich. »Aber ich gehe davon aus, dass der Chef gute Gründe hat. Sicher will er unsere Sichtweise nicht durch Vorabinformationen einschränken.«

Einbruch- und Diebstahlsdelikte gehörten eigentlich nicht zu unserem Aufgabenbereich. Selbst wenn dabei ein Mensch zu Tode kam, fiel das nicht automatisch in die Zuständigkeit des FBI.

Phil pfiff durch die Zähne, als wir den Ausstellungsraum erreichten, in dem der Einbrecher gewütet hatte.

»Ganze Arbeit!«, kommentierte er die Verwüstung, die der Kerl angerichtet hatte.

Der Boden war von Scherben unzähliger Vitrinen übersät, die mit roher Gewalt zerschlagen worden waren. Die Sockel dahinter waren leer, nur zwei Schaukästen waren der Axt des Diebs entgangen. Wir würden später klären müssen, warum er ausgerechnet diese verschont hatte.

Eine schmierige weiße Pulverschicht bedeckte den gesamten Raum. Es roch merkwürdig. An der Ausgangstür lag ein Feuerlöscher, an dem sich zwei Männer der Spurensicherung zu schaffen machten.

Wir nahmen das Bild des Raums in uns auf, versuchten, uns einen Überblick zu verschaffen. Fast immer verströmte ein Tatort eine bestimmte Stimmung, die kein Foto einfangen konnte. Manchmal war es genau diese Atmosphäre, die am Ende gemeinsam mit den konkreten Fakten den entscheidenden Hinweis zur Lösung eines Falls gab.

Der Anblick des verwüsteten Ausstellungsraums erzeugte in mir ein alarmierendes Gefühl. Das lag zum einen an der Tatsache, dass ein Mann umgekommen war. Zum anderen rief der Ort eine Erinnerung in mir wach, die ich vorerst nicht greifen konnte. An Phils gerunzelter Stirn erkannte ich, dass es ihm ähnlich erging.

Nachdem wir die Atmosphäre des Raums aufgesogen hatten, wandten wir uns den Kollegen des NYPD zu. Ein gewisser Detective Daniel Murphy leitete die Ermittlungen. Er schnaufte stark, als wir ihn in einem Nebenzimmer ausfindig gemacht hatten, wo er eine elegant gekleidete ältere Frau vernahm. Die Kurzatmigkeit mochte seiner stattlichen Erscheinung geschuldet sein, denn er wog gut und gern vierhundert Pfund. Man konnte nur hoffen, dass er niemals eine Verfolgungsjagd bewältigen musste.

Er nickte uns freundlich zu, nachdem wir uns vorgestellt hatten, und forderte uns auf, Platz zu nehmen.

»Das ist Doktor Erica Rosenthal«, stellte er die elegante Lady vor, die ihm gegenüber saß. »Die Direktorin des Museums.«

Wir schüttelten ihr die Hand, die unangenehm kalt war und ein wenig zitterte.

»Ich fürchte, ich stehe noch unter Schock«, erklärte sie. »Es ist furchtbar, dass Pete ums Leben gekommen ist. Er arbeitete seit vierundzwanzig Jahren für das Museum. Ich weiß wirklich nicht, warum er sich dem Dieb in den Weg gestellt hat. Kein Schatz der Welt ist es wert, dass man dafür sein Leben lässt!«

»Was ist gestohlen worden?«, forschte ich nach.

Detective Murphy nickte ihr zu. Sicher hatte er ihr diese Frage auch schon gestellt.

»Der Raum beherbergt eine Sonderausstellung, die wir erst seit wenigen Wochen zeigen. Es handelt sich um sehr kostbare Schmuckstücke aztekischen Ursprungs. Sie bestehen aus purem Gold und Schmucksteinen aus Jade und Türkis. Allein der Materialwert ist enorm hoch. Aber der ideelle und wissenschaftliche Wert ist nahezu unermesslich.«

Ihre Stimme schwankte ein wenig, als wäre ihr die Dimension des Verlusts gerade erst so richtig klar geworden.

»Ich nehme an, der Schmuck war versichert«, sagte ich.

»Natürlich, Agent. Doch es handelt sich um Raritäten, die mit Geld nicht aufgewogen werden können.«

»Der Dieb hat zwei Vitrinen verschont«, meldete sich Phil zu Wort. »Können Sie sich das erklären?«

Erica Rosenthal nickte traurig. »O ja. Bei den beiden Schmuckstücken handelt es sich nicht um die Originale, sondern um Nachbildungen. Der echte Schmuck befindet sich derzeit als Leihgabe im Smithsonian American Art Museum in Washington.«

Das war eine interessante Information. Sie bewies, dass sich der Dieb gut ausgekannt haben musste.

Ich wandte mich an Detective Murphy. »Ich nehme an, Ihre Leute sind schon dabei, die Angestellten des Museums zu befragen und sich in der Nachbarschaft umzuhören.«

»Selbstverständlich, Agent Cotton. Das wird ein ordentliches Stück Arbeit, wie Sie sich vorstellen können. Am Columbus Circle ist auch in der Nacht ordentlich was los. Anwohner, Taxis, späte Passanten, die vielleicht etwas beobachtet haben. Die Ermittlungen können sich hinziehen.«

»Was ist mit den Videoaufzeichnungen?«

»Sie zeigen den Tathergang, leider ist der Dieb darauf nicht zu identifizieren. Er war vermummt, trug dunkle Kleidung, Handschuhe und eine schwarze Wollmütze. Mittelgroß, schlank. Keine weiteren Auffälligkeiten. Der Kerl ging sehr präzise vor. Das Auftauchen des Securitymanns hat ihn kaum aus dem Konzept gebracht. Er muss...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2022
Reihe/Serie Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-2733-7 / 3751727337
ISBN-13 978-3-7517-2733-4 / 9783751727334
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