Der Bergdoktor 2114 (eBook)

Das Mädchen aus dem Tannenwald
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2648-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Bergdoktor 2114 - Andreas Kufsteiner
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Als Madita den feschen Burschen mit den blauen Augen und dem verwegenen Lächeln wiedersieht, der ihren Hund vor dem sicheren Ertrinken in dem eisigen Weiher gerettet hat, fliegt ihm ihr Herz sofort zu. Ständig kreisen ihre Gedanken um ihn, und sie spürt Sehnsucht in sich aufsteigen, Sehnsucht nach Liebe und Nähe. Doch dafür gibt es in ihrem Leben keinen Platz mehr. Nicht ohne Grund lebt Madita in einer abgelegenen Hütte im Tannenwald, wo ihr kaum jemals ein Mensch begegnet. Die große Enttäuschung, die sie erlebt hat, ist nicht der einzige Grund, warum sie die Einsamkeit sucht. Madita birgt in ihrem tiefsten Inneren ein Geheimnis, von dem niemals jemand etwas erfahren soll, und darum kann es keine Liebe mehr für sie geben ...


Das Mädchen aus dem Tannenwald

Warum Madita kein Vertrauen mehr zu den Menschen hat

Von Andreas Kufsteiner

Als Madita den feschen Burschen mit den blauen Augen und dem verwegenen Lächeln wiedersieht, der ihren Hund vor dem sicheren Ertrinken in dem eisigen Weiher gerettet hat, fliegt ihm ihr Herz sofort zu. Ständig kreisen ihre Gedanken um ihn, und sie spürt Sehnsucht in sich aufsteigen, Sehnsucht nach Liebe und Nähe. Doch dafür gibt es in ihrem Leben keinen Platz mehr. Nicht ohne Grund lebt Madita in einer abgelegenen Hütte im Tannenwald, wo ihr kaum jemals ein Mensch begegnet. Die große Enttäuschung, die sie erlebt hat, ist nicht der einzige Grund, warum sie die Einsamkeit sucht. Madita birgt in ihrem tiefsten Inneren ein Geheimnis, von dem niemals jemand etwas erfahren soll, und darum kann es keine Liebe mehr für sie geben ...

Als Kilian sie das erste Mal sah, stand sie auf einer bewaldeten Anhöhe. Reglos und flankiert von zwei schneeweißen Hunden wirkte sie wie eine Gestalt aus einer der alten Sagen, von denen sein Großvater gern erzählt hatte. Nebelschwaden tanzten um sie herum, als wäre sie geradewegs aus einer anderen Welt getreten.

Sie war von einer herben Schönheit, die ihn fesselte. Ihre Augen waren warm und braun wie Bernstein, und sie schienen ihm geradewegs bis ins Herz hineinzuschauen. Sekundenlang begegneten sich ihre Blicke und hielten einander fest – wie zwei Wanderer in der Fremde, die miteinander verweilten, weil sie eine verwandte Seele erkannten.

In seinem Inneren breitete sich eine wohlige Wärme aus und flutete sein Herz mit purer Freude. Es fühlte sich an, als wäre er jahrelang im Schatten gewandelt und nun ins Sonnenlicht getreten.

Und dann war sie plötzlich verschwunden, als hätte eine unsichtbare Hand sie weggeweht.

Und mit ihr schwand auch das wohlige Gefühl in seinem Inneren. Nur ein Echo blieb zurück, ein Nachhall von etwas, das wunderbar hätte werden können.

In der folgenden Nacht fand Kilian keine Ruhe.

Wer war das Madel im Wald gewesen? Hatte er sich die Begegnung womöglich nur eingebildet? Die unheimlichen Nebelschwaden konnten einem Dinge vorgaukeln, die nicht da waren. Schon so manchem einsamen Wanderer war das Wetter in den Bergen zum Verhängnis geworden. Nun auch ihm?

Kilian wälzte sich in den Kissen, und je länger er grübelte, umso wahrscheinlicher erschien es ihm, dass seine Fantasie mit ihm durchgegangen war. Ein fremdes Madel mit zwei weißen Hunden hätte ihm schon früher einmal auffallen müssen.

Doch die Erinnerung an sie wärmte noch immer sein Herz und begleitete ihn, als er sich am nächsten Nachmittag auf den Weg in den Wald machte.

Der Winter hielt das Zillertal fest umklammert. Ein bitterkalter Nordwind fegte durch das Tal. Der Schnee lag hüfthoch, und die Bäume neigten sich unter der weißen Last. Das Ächzen und Knarzen des Holzes ließ den jungen Landwirt immer wieder innehalten und prüfend nach oben schauen. Die Gefahr durch Schneebruch war hier in den Bergen nicht zu unterschätzen. Doch Kilian kam ungehindert voran.

Sein Ziel war die Futterraufe im Tannenwald. In seinem Rucksack trug er Heu, Kastanien und Körner als Futter für die Waldtiere bei sich. Das wollte er in die Raufe streuen. Der Winter mochte heuer kein Ende nehmen, und das Wild hungerte.

Kilians Skier rauschten leise über den Schnee. Er ertappte sich dabei, Ausschau nach dem Madel mit den Bernsteinaugen zu halten. Abgesehen von einem Eichhörnchen begegnete ihm jedoch niemand.

Er erreichte die Raufe und füllte sie mit Futter. Spuren im festgestampften Schnee verrieten, dass das Wild die Futterstelle regelmäßig aufsuchte.

Kilian war erst im vergangenen Sommer ins Zillertal gezogen. Er stammte aus München, wo er auch studiert hatte. In der Stadt hatte er sich jedoch nie wirklich heimisch gefühlt. Es war immer sein Traum gewesen, einen Bauernhof zu bewirtschaften. Als sich die Gelegenheit geboten hatte, den Hof seines Großonkels zu übernehmen, der sich zur Ruhe setzen wollte, hatte er nicht lange gezögert.

Vielleicht hätte ich es net tun sollen, meldete sich eine leise, zweifelnde Stimme in seinem Hinterkopf. Sie erinnerte ihn daran, wie unfassbar viel Arbeit noch vor ihm lag. Beinahe mehr, als ein einzelner Mensch bewältigen konnte. Sein Großonkel hatte schon längere Zeit keine Instandsetzungen mehr vorgenommen.

Seine Schwester hatte beim ersten Blick auf den Hof die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und etwas von einer »Ruine« und »einem Fass ohne Boden« gemurmelt. Das hatte Kilian jedoch nicht abschrecken können.

Er sah nicht die Ruine, sondern das, was einmal daraus werden konnte: sein Zuhause.

Und so arbeitete Kilian im Holzwerk des Barons, um das Geld für die hohen Instandsetzungskosten zu verdienen. In ein paar Jahren würde der Hof genug abwerfen, so hoffte er, um die Stelle kündigen zu können und von der Landwirtschaft zu leben.

Kilian hatte sich einen Plan gemacht, welche Anschaffungen und Baumaßnahmen notwendig waren, um den Hof rentabel zu machen. Von der Milchviehhaltung allein würde er nicht leben können, aber mit mehreren Standbeinen sollte es gehen: Schafe, Ferienwohnungen, dazu ein Nebenverdienst als Bergführer ...

Ja, er hatte große Pläne ... Und einen Herzenswunsch. Eine Familie wünschte er sich auch. Davon war er jedoch noch weit entfernt. Er hatte nicht einmal eine Freundin. Wie sollte er auch eine Frau kennenlernen? Wenn er nicht gerade den Hammer oder den Farbpinsel auf seinem Hof schwang, schuftete er im Holzwerk. Seine einzige Gesellschaft waren der alte Ignaz und Mausi, die dreibeinige Hofkatze. Eine Frau war weit und breit nicht in Sicht.

Ein Schritt nach dem anderen, dämpfte er seine Ungeduld und buckelte den Rucksack wieder auf.

Der Wind hatte den Nebel inzwischen vertrieben. Ein klarer eisblauer Himmel wölbte sich über den Bergen. Die verschneiten Gipfel zeichneten sich deutlich davor ab. Obwohl die Sonne schien, war es bitterkalt.

Kilian entschied sich, nicht direkt auf den Hof zurückzukehren, sondern auf seinen Skiern am Weiher vorbeizufahren. Er stemmte die Stöcke in den Schnee und glitt tiefer in den Wald hinein. Die Sonne schien schräg durch die Baumwipfel und ließ den Schnee glitzern, als wäre er mit Diamantsplittern übersät. Hier und da verrieten Abdrücke von Pfoten und Krallen im Schnee, dass der Wald nicht so verlassen war, wie es schien.

Kilian fuhr recht zügig. Sein Atem stieg wie ein Nebelhauch in die Luft. Der Weg führte ihn leicht bergan, und so schwitzte er trotz der winterlichen Temperaturen.

Nach einer Viertelstunde lichteten sich die Bäume vor ihm und gaben den Blick auf einen Weiher frei. Das Schilf am Ufer war mit einer weißen Schicht überzogen, der Weiher war zugefroren bis, ja, bis auf ein Loch in der Eisdecke. Kilian stutzte.

Aus dem Eisloch ragte ein pelziger weißer Kopf heraus! Der Schreck fuhr ihm in die Glieder.

Dort war ein Hund eingebrochen und kämpfte um sein Leben! Er reckte die Vorderpfoten aus dem Wasser und versuchte, Halt zu finden, aber das Eis bröckelte immer weiter!

Am Ufer stand die Fremde, mit der sich seine Gedanken seit dem Vortag immer wieder beschäftigt hatten. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Angst, und sie war so bleich wie der Schnee.

»Lumi! Lumi!« Ihre Rufe hallten über die Eisfläche.

Neben ihr stand der zweite Hund und drängte vorwärts. Er wäre zu seinem Gefährten gestürmt, hätte die junge Frau ihn nicht am Halsband festgehalten.

Sie steckte offensichtlich in einer Zwickmühle. Sobald sie den einen Hund zu retten versuchte, würde der andere losstürmen und vermutlich in die gleiche Klemme geraten.

Kilian überlegte nicht lange.

Er warf seinen Rucksack von sich, schnallte die Skier ab und zog das Messer aus seinem Gürtel. Rasch blickte er sich um, entdeckte eine dicht verzweigte Tanne und machte sich daran, einen dicken Ast abzuhacken. Dass ihm die Nadeln durch die Wollhandschuhe in die Finger stachen, ignorierte er.

»Bleib, wo du bist!«, rief er der jungen Frau zu und näherte sich der Eisfläche. Dort legte er sich auf den Bauch, schob den Ast vor sich her und robbte vorsichtig auf den eingebrochenen Hund zu. Unter ihm knirschte und knackte das Eis bedrohlich, doch es hielt noch.

Kilian stand der Schweiß auf der Stirn. Wenn er ins Eis einbrach, brauchte es ein Wunder, um sich noch irgendwie zu retten, und dann stand er mit klatschnasser Kleidung mitten im Wald. Da war ihm eine Lungenentzündung sicher.

Rasch verdrängte er die Bedenken und kroch weiter. Auf dem Bauch liegend, verteilte sich sein Gewicht auf die größtmögliche Fläche. Mit etwas Glück würde er den Hund erreichen, ohne selber ins Eis einzubrechen. Vorsichtig bewegte er sich weiter und nutzte den Ast als verlängerten Arm.

Noch acht Meter ... sechs ...

Eine Pfote des Hundes krallte sich in das benadelte Grün. Er fand Halt, zog sich hoch und landete mit einem Satz auf dem Ast. Mit langen Sprüngen stürmte er zum Ufer, wo ihn die junge Frau lachend und schluchzend in Empfang nahm.

Während sich der große weiße Hund erst einmal das Wasser aus dem Fell schüttelte,...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2022
Reihe/Serie Der Bergdoktor
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-2648-9 / 3751726489
ISBN-13 978-3-7517-2648-1 / 9783751726481
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