Die Heilerin von Canterbury und das Buch des Hexers (eBook)

Historischer Kriminalroman

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3010-5 (ISBN)

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Die Heilerin von Canterbury und das Buch des Hexers - Celia L. Grace
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Canterbury 1471: Als der Magier Tenebrae ermordet wird, ist niemand wirklich bestürzt. Tenebrae war ein unangenehmer Zeitgenosse und besaß ein in Menschenhaut gebundenes 'Buch des Todes' - gefüllt mit Zaubersprüchen und Geheimnissen, die ihm Macht und Geld sicherten. Doch nach seinem Tod ist das Buch des Hexers verschwunden! Die Heilerin Kathryn Swinbrooke und Colum Murtagh, Sonderbeauftragter des Königs, sollen den Mord schnellstmöglich aufklären. Bevor Dinge aus dem Buch ans Licht kommen, die der König unbedingt unter Verschluss halten möchte. Aber er ist nicht der einzige, dessen dunkle Geheimnisse aufzufliegen drohen, und Kathryn gerät bei der Suche nach dem Buch in tödliche Gefahr ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

Prolog


Tenebrae, für die einen ein großer Magier, für die anderen ein Hexenmeister, saß in seinem mit schweren Samtvorhängen geschmückten Zimmer im Haus in der Black Griffin Lane. Obwohl viele Kirchen sowie die Propstei des Ordens der Büßer ganz nah waren, interessierte sich Tenebrae nicht für die Religion, der die braven Bürger und Bürgerinnen von Canterbury angehörten. Die Messe, der Leib und das Blut Christi, die der Priester vor dem Kreuz in die Höhe hielt, waren nichts für ihn. Auch den frommen Pilgern, die jetzt, da der Frühling ins Land zog, zuhauf nach Canterbury strömten, würde sich Tenebrae niemals anschließen. Diese Menschen waren auf dem Weg zur großen Kathedrale, würden auf den Knien die Stufen zur Kapelle der Heiligen Jungfrau erklimmen und die seligen Gebeine des Märtyrers Thomas Becket anbeten.

Tenebrae glaubte an andere, finstere Gottheiten. Seine Welt war voller Kobolde und Feen, denn er hatte sich intensiv mit geheimen Überlieferungen aus uralter Zeit beschäftigt. Tenebrae nahm die Maske vom glatt rasierten Gesicht und schaute sich um. Das Zimmer lag im Dunkeln. Das war ihm lieber so. Seit er sich in seiner Kindheit auf den Straßen der Cheapside in London herumgedrückt hatte, zog er den Schatten vor – daher auch sein Name. Weder wollte er Sonne auf der Haut spüren, noch sollten andere sein Gesicht mit der gespaltenen Lippe und dem kahlen Kopf sehen oder gar die Augen, die Kindern Angst einjagten und alle, die seinem Blick begegneten, das Gruseln lehrten. Sie waren hellblau wie Eis und passten nicht recht zu den weichen Falten seines fülligen, bartlosen Gesichts. Tenebrae zog seinen dunklen, mit Pentagrammen und Tierkreiszeichen bestickten Umhang zurecht. Er vernahm ein Geräusch und wandte den Kopf in alle Richtungen, suchte den lang gestreckten Raum sorgfältig ab. Alles war in Ordnung. Die beiden Türen, Eingang und Ausgang, die man nur von innen öffnen konnte, waren fest verriegelt. Die schwarz lackierten Bodendielen glänzten und schimmerten im Licht der einzigen Kerze, die aus Wachs und dem Fett eines Erhängten gezogen war. Die Wandteppiche aus schwerem Samt bewegten sich nicht. Tenebrae schaute zur Decke und betrachtete das Bild des roten Ziegenbocks von Mendes mit seinen schrecklichen Hörnern und den glühenden Pantheraugen.

Tenebrae brummte zufrieden, blieb aber mit übereinandergeschlagenen Beinen in der Mitte des Zauberkreises sitzen, den er um sich herum gezogen hatte. Er schlug das Buch des Todes auf, das Zauberbuch des Honorius, jenes großen Magiers aus der Zeit der Römer. Das Buch war in Menschenhaut gebunden und mit roten Edelsteinen und dämonischen Siegeln verziert. Wenn man es zuklappte, hielten es Schließen aus dem Schädelknochen eines Kiebitzes geschlossen. Tenebrae betrachtete die vergilbten Seiten und die seltsam verschnörkelte Schrift. Er beugte sich vor und zog die Kerze näher heran. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über sein Gesicht und verschwand sofort wieder. Er hielt im Lesen inne, als er die Pilger vernahm, die sich auf der Straße vor seinem Haus drängten.

»Narren«, murmelte er und strich über die Seiten des Zauberbuchs: Hier stand das einzig wahre Wissen!

Leise sprach er in die Dunkelheit hinein. »Warum soll ich vor einem Sarg mit verschimmelten Gebeinen beten oder gutes Geld bezahlen, um ehrfürchtig die Kleiderfetzen eines vor dreihundert Jahren verstorbenen und längst verrotteten Mönchs zu betrachten?«

Tenebrae dachte an seine Mutter, an ihr andächtiges Gemurmel, ihre ständigen Kirchgänge und ihren gläubigen Gehorsam gegenüber allen Priestern. Es hat ihr nicht viel genutzt, dachte er. Sie war an der Pest gestorben, und ihren Sohn hatte es, sich selbst überlassen, in finstere Gesellschaft gezogen. Begierig hatte er altes Wissen studiert, nichts anderes im Sinn, als Herr der Scheidewege, ein Hexer, ein Magier zu werden. Immerhin hatte er die geheimen Überlieferungen der Templer studiert und war nach Spanien gegangen, um die Mysterien der Kabbala zu ergründen. Dann nach Rom und schließlich nach Paris, wo er durch sein Können und pure Rücksichtslosigkeit zum Hexenmeister avancierte und stolzer Besitzer des Zauberbuchs wurde.

Tenebrae berührte die große Platte vor sich; darauf lag ein schwarzer Hahn mit durchschnittener Kehle, ein armseliges Federbündel, dessen Lebenssaft in die Goldschale tropfte, die Tenebrae unter den Hals hielt. Der Hexer hatte den Großen Herrn beschworen. Drei Tage lang hatte er gefastet, um Kräfte zu sammeln für seine Bitte um Beistand. Tenebrae war kein Scharlatan. Er ließ sich nicht auf Beschwörertricks ein. Vermochte er doch ein Haus mit undurchdringlicher Dunkelheit zu füllen! Und hatte er nicht in seinem ganz persönlichen Tempel zumindest im Geiste die schrecklichsten Dämonen versammelt? Große Teufel in Pferdegestalt mit Menschengesichtern, mit den Fängen eines Löwen und einer Mähne, die sich windenden Schlangen glich, gekrönt mit goldenen Reifen, gerüstet mit eisernen Brustpanzern, auf denen grausame Stacheln saßen. Tenebrae fuhr sich mit der Zunge über die schwarzen Zähne. Hatte der Erzbischof von Toulouse nicht gesagt, dass sich um jeden großen Hexer Dämonen scharten, tausend zur Rechten, zehntausend zur Linken? Und hatte nicht derselbe Kirchenmann verkündet, dass mehr als 133 Millionen Engel mit Luzifer den Himmel verlassen hatten? Tenebrae schloss die Augen und begann langsam seine Lobpreisungen dieser geheimen, dunklen Mächte. Er klappte das Zauberbuch zu, hob es hoch und strich sanft darüber. Morgen würde er viel zu tun haben. Die Pilger würden in die Kathedrale strömen, aber es gab auch andere, die heimlich zu ihm kommen würden, um seinen Rat einzuholen. Er hatte alles vorbereitet: Der Hocker, auf dem seine Besucher sitzen würden, stand vor dem großen Tisch, sein thronähnlicher Sessel dahinter. Tenebrae würde die Knochen werfen und die Zukunft entschleiern, seine Besucher würden ihn mit reinem Gold belohnen. Einige von ihnen, die Großen, würden noch mehr zahlen, denn Tenebrae war kein Narr. Einflussreiche Kirchenfürsten hätten ihn am liebsten dingfest gemacht, ihn inhaftiert und wegen Hexerei vor Gericht gestellt. Tenebrae grinste; sie wagten es nicht. Der Hexer hatte herausgefunden, dass alle Mächtigen zwei Schwächen besitzen: ehrgeizige Pläne für die Zukunft und Geheimnisse aus der Vergangenheit. Letztere fand Tenebrae ausgesprochen nützlich. Er hatte ein Netz von Freunden und Bekannten, Klatschbasen bei Hofe, Schmarotzer, Gerüchtesammler im Kronrat. Tenebrae hörte ihnen gut zu, las hier einen Brief, dort ein Manuskript, schnüffelte wie ein guter Jagdhund, bis die saftigen Brocken eines Skandals zutage gefördert waren. Dieses Wissen pflegte der Hexer in seinem außergewöhnlichen Gedächtnis zu bewahren, bis er es brauchte, entweder zum eigenen Schutz oder zur Mehrung seines Reichtums.

Tenebraes Opfer an diesem Morgen war in der Tat eine Danksagung für die fetten Jahre, die hinter ihm lagen. Der Bürgerkrieg zwischen den Häusern York und Lancaster hatte zur Enthüllung vieler Geheimnisse und Skandale geführt. Nun, da das Haus York ans Ruder gekommen war und der goldgelockte Edward IV. auf dem Thron zu Westminster saß, versuchten viele Adlige und Kaufleute eifrig zu verbergen, welche Seite sie im kürzlich beendeten Krieg unterstützt hatten. Den Bischöfen und Priestern, die ihr Gelübde gebrochen und verabscheuungswürdige Dinge getan hatten, um einen Rivalen auszuschalten, erging es genauso. Gefolgsleute hatten ihren Herrn betrogen und Edelfrauen ihren Männern Hörner aufgesetzt.

Tenebrae hatte zugehört und dieses Wissen so sorgfältig gefiltert, wie ein Apotheker es mit Kräutern und Arzneien macht. Zufrieden schürzte der Hexer die Lippen. Wer könnte ihm schon etwas anhaben? Kam nicht sogar die Gemahlin Edwards IV., Elisabeth Woodville, zu ihm und holte seinen Rat ein? Hatte sie nicht Tenebraes Zauberkräfte zu Hilfe gerufen, um zu erreichen, was sie wollte? Ihren weißen, geschmeidigen Körper dem König dargeboten, um ihn im Bett zu beherrschen und auf diese Weise auch die Krone von England in der Hand zu halten? Als er ihr Hilfe gewährte, hatte Tenebrae über Elisabeth Woodville und ihren Gemahl noch sehr viel mehr herausgefunden.

Der Hexer erhob sich und drückte das Zauberbuch an sich. Er geriet ins Schwanken wie ein Priester mit seinem Brevier. Was er hier in Händen hielt, war nicht nur das Buch des Todes, es enthielt auch unzählige Geheimnisse. Mit dem Fuß tippte er die Goldschale an und starrte in die dunkelrote Flüssigkeit, die dort gerann. Er würde das Zimmer aufräumen und heute Abend sein Fasten mit gebratenem Schwan, Karpfen in würziger Soße und viel Wein brechen. Morgen würde er mit seinen Besuchern hierher zurückkehren, das Buch des Todes aufschlagen, die Zukunft voraussagen, Hinweise auf die Vergangenheit einflechten und Gold für sich spinnen.

Elisabeth Woodville, Königin von England, ruhte in dem Lustgarten, den ihr Gemahl, der König, im Windschatten eines kleinen Hügels, der sich vom glanzvollen Palast zur Themse hinunterzog, eigens für sie hatte errichten lassen. Elisabeth saß im Schatten der kleinen, von Blüten...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2022
Reihe/Serie Ein Fall für die Ärztin
Übersetzer Marion Balkenhol
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The Book of Shadows
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte athelstan • Bruder Cadfael • C. J. Sansom • Ellis Peters • Krimis • Paul Doherty • Rosenkriege
ISBN-10 3-7517-3010-9 / 3751730109
ISBN-13 978-3-7517-3010-5 / 9783751730105
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