Hauch Realer Zeit (eBook)

Mystery-Krimi
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
204 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-7228-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hauch Realer Zeit -  Josef von Stackelberg
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Linda, die Tochter Xavers, ist spurlos verschwunden, die Polizei zeigt erst einmal wenig Interesse, den Fall zu untersuchen, und so macht sich Xaver mit seiner Kollegin Elise auf die Suche nach Linda. Erste Spuren führen zum Mittelaltermarkt. Rätselhaft sind insbesondere einige Bemerkungen des Geschichtenerzählers und des Sohnes des Kräuterhändlers. Schaffen es Xaver und Elise, Lindas Aufenthaltsort zu finden und sie daraus zu befreien? Ihre Aktionen werden immer lebensbedrohlicher und die beiden sehen sich vor allem zunehmendem Unglauben in ihrem Umfeld ausgesetzt.

Josef von Stackelberg, ein Ingenieur, dessen Phantasie es bisweilen schafft, die Physik zu überlisten und daraus wunderbare Märchen entstehen zu lassen.

Zweiter Tag (Dienstag)


Am nächsten Morgen, nach einer Nacht sehr schlechten Schlafes, fuhr ich entsprechend gerädert in die Redaktion. Normalerweise ist ein schöner Tagesanfang mit frischer Luft, Vogelgezwitscher und Geruch nach Natur nicht an mir verschwendet, aber an diesem Morgen hatte ich für derartiges keinen Sinn übrig. Ich schloss mein Fahrrad an und ging in die Redaktion. Heute war noch niemand da. Vom gestrigen Tag lag noch einiges an Post auf meinem Tisch, die ich erst mal durchsah. Dann schaltete ich meinen Rechner ein, und während dieser hochfuhr, ging ich in die kleine Küche, um die Kaffeemaschine zu bestücken und für mich Teewasser zu erhitzen. Mit der vollen Tasse in der Hand schlenderte ich wieder zurück in meinen Kubus und öffnete mein E-Mail-Programm. Es waren einige digitale Pressemeldungen von diversen Agenturen eingegangen, die ich kurz sichtete und dann entweder löschte oder in einen speziellen Ordner für weitere Bearbeitung legte.

Anschließend startete ich die Suchmaschine und gab den Namen unseres Städtchens sowie den Begriff „Mittelaltermarkt" und die aktuelle Jahreszahl ein. Die ersten Suchergebnisse beschäftigten sich mit der Bürgerwebsite unserer Verwaltung und diversen Veranstaltungshinweisen auf diesen Termin. Mir war gar nicht bewusst gewesen, welchen Stellenwert dieser Mittelaltermarkt in unserer Stadt genoss. Dann kamen einige Informationen von Veranstaltern, die auf diesem Markt einen Stand oder ein Ereignis organisiert hatten.

Ich begann zu lesen und fand teilweise ganz interessante Informationen zu dem einen oder anderen Budenbesitzer. Da gab es Leute, die einen ganz normalen Beruf (wie ich) hatten und sich einfach ein paar Tage im Jahre „verkleideten", um einem Hobby nachzugehen. Andere reisten europaweit von Veranstaltung zu Veranstaltung und lebten von den Erzeugnissen, die sie während eines Marktes verkauften. Einer von ihnen, ein Waffenschmied, der hauptsächlich Schwerter und Hellebarden herstellte, hatte eine mobile Schmiede, die er jedes Mal auf- und abbaute. Diese Schmiede hatte er sich nach Unterlagen in Geschichtsbüchern konstruiert. Er vermied jede Arbeitserleichterung, zum Beispiel durch ein elektrisches Gebläse. Alleine die Beschaffung geeigneten Leders für den Blasebalg schien mit hohem Aufwand verbunden zu sein. Auch die Beschaffung des Halbzeugs, der Eisenstangen und -platten, aus denen er seine Gerätschaften herstellte, war nicht trivial, weil moderne Stähle nach ganz anderen Gesichtspunkten rezeptiert werden als das Eisen damals im Mittelalter. Mich verwunderten zwei Aspekte bei diesem Mann: Das eine war, dass er für die Reisen von Markt zu Markt durchaus auf moderne Hilfsmittel zurückgriff (es gab Fotos von seinem Gespann, bestehend aus einem Truck und einem umgebauten Tieflader, und der durchaus als luxuriös zu bezeichnenden Wohnung, in der er hauste) und dass er das Internet als Plattform für Werbung und Online-Handel seiner Produkte nutzte. So ein Schwert war auch nicht gerade billig. Wenn es mit den entsprechenden Verzierungen ausgestattet war, zum Beispiel das Wellenmuster, das durch spezielle Schmiedetechniken entsteht, dann konnte man dafür schon mal einen Monatslohn spendieren, und man durfte kein Kleinverdiener sein. Andererseits, wenn er die Waren wirklich nach alten Regeln herstellte, dann ging auch eine ganze Menge Stunden drauf, ehe so ein Schwert fertig war.

Eine weitere Seite, die ich aufmerksam las, war die eines Geldwechslers. Er ließ sich des langen und breiten über die Kaufkraft alter Währungen aus und wie schwierig es damals gewesen war, nachvollziehbare Wechselkurse zu definieren. Im Prinzip war das Geldwechselgeschäft schon immer um Haaresbreite neben der Halsabschneiderei angesiedelt gewesen. Mir fiel eine Erzählung Rolfs ein, der mal eine Weltreise gemacht hatte, für die er mehrere Jahresurlaube aufgespart hatte, und die Methoden, derer sich die diversen Geldwechsler bedient hatten, um sich zu bereichern, bis hin zu Geldscheinen, die schon lange keine Gültigkeit mehr hatten beziehungsweise nur in einer Stadt ausgegeben werden konnten. Was einem natürlich niemand erzählte beim Umtausch. Ich dachte an die Pfenninge in meinem Portemonnaie. Angeblich waren sie als Universalwährung für eine ganze Reihe von Mittelaltermärkten „gemünzt" worden.

Von dem Geschichtenerzähler fand ich keine Erwähnung im Netz.

Elise kam in meinen Kubus, begrüßte mich und legte einen Stapel Papier auf meinen Schreibtisch. War es schon so spät? Ich musste über meinen Recherchen die Zeit vergessen haben. Die Post kam gegen acht Uhr in die Redaktion, dann sortierte Elise die Post vor und legte den Rest Klaus-Dieter vor, der dann die Verteilerhäufchen bildete, die Elise wiederum verteilte. Sie lächelte mich mit ihrem leichten Verziehen des Gesichtes an und verschwand wieder. Ich wollte mich eben umdrehen, um ihr ein paar Worte hinterherzurufen, als das Telefon klingelte. Auf der Anzeige sah ich Klaus-Dieters Nummer und hob den Hörer ab: „Schreiner." – „Hallo Xaver, guten Morgen. Gut geschlafen?" – „Ja, danke, wie geht es Dir?" – „Alles in Ordnung. Sag mal, hast Du heute Vormittag Zeit? Ich habe gehört, dass im Rathauskeller ein Hohlraum gefunden wurde, der ein Verlies gewesen sein soll oder so ähnlich. Kannst Du mal eben rüberfahren zum Rathaus und versuchen, dazu ein paar Informationen zu erhalten für unsere Rubrik „Aktuelles"?" – „Ja, klar. Hast Du schon einen Termin mit jemandem vereinbart?" – „Nein, da müsstest Du Dich vielleicht erst mal drum kümmern. Versuch auch gleich, ein Interview mit dem Bürgermeister zu bekommen. Mit Foto, das mag er." – „Ja, mach ich. Ich melde mich wieder, sobald ich zurück bin." – „Gut, bis dann." Wir trennten die Verbindung. Ich öffnete im Internet die Seite unserer Kommunalverwaltung, selektierte dort die Ansprechpartner und wählte dann die Nummer des Bauamtes. Ich war mir zwar nicht sicher, ob dies der richtige Ansprechpartner war – wahrscheinlich nicht, aber es war mal ein Anfang. Nach ein paar Ruftönen klickte es und der Herr meldete sich: „Städtisches Bauamt, guten Morgen." – „Hier ist Schreiner von der örtlichen Zeitung. Ich habe gehört, dass in Ihrem Keller alte Verliese entdeckt wurden, und würde darüber gerne berichten. Kann ich kurzfristig vorbeikommen, um mit ein paar Leuten zu reden." – „Das ging aber schnell. Wir haben das alles erst gestern Nachmittag entdeckt. Ich weiß nicht, da sollten Sie mal mit dem Bürgermeister sprechen." – „Können Sie mich zu ihm durchstellen." – „Oh Gott, wie funktioniert das denn bei unserem Telefon?" – „Also bei uns muss man die „R"-Taste drücken ..." – „Jaja, ich weiß. Moment bitte." Es klickte, dann hörte ich als Pausenmusik sphärische Klänge. Wollten die einen einlullen, um leichter irgendwelche miesen Regularien durchzubekommen? Es klickte wieder und das Rufzeichen ertönte, dann eine weibliche Stimme: „Vorzimmer des Bürgermeisters." – „Hier ist Schreiner von der örtlichen Zeitung. Wir haben erfahren, dass in Ihrem Keller Verliese gefunden wurden und ich würde gerne darüber berichten. Kann ich mal den Bürgermeister sprechen oder am besten einen Termin bei ihm bekommen?" – „Moment." Es klickte wieder zur Einlullmusik, dann klickte es wieder nach kurzer Zeit und der Vorzimmerdrache war dran: „Sie können in einer halben Stunde mit dem Bürgermeister sprechen."

– „Das ging aber schnell. Danke und Auf Wiederhören."

– „Auf Wiederhören." Mit dem Fahrrad konnte ich innerhalb von zehn Minuten am Rathaus sein, also war noch Zeit, die Post zu sichten. Ich blätterte den Stapel durch, sortierte aus, überflog die ersten Seiten der Tageszeitungen, die wir in die Redaktion bekamen. In einer der Zeitungen fand ich einen Kommentar zur „Atomaren Bedrohung", den ich las. Er klang so ähnlich wie meiner. Witzig. Ich stand auf und legte die Seite auf den Kopierer. Die Tageszeitungen gingen einmal durch die ganze Redaktion und es war verpönt, sich Teile rauszureißen, ehe die Zeitung komplett rumgelaufen war. Die Kopie legte ich auf den dritten Stapel von links.

Als ich die Post sortiert hatte, stand ich auf und brachte die Zeitungen in Rolfs Kubus. Rolf war nicht da. Drum war es heute Morgen so still gewesen.

Dann schaltete ich meinen Rechner ab, nahm meine Jacke und ging zu Elises Büro. Dort klopfte ich an und trat ein. Sie blickte an ihrem Rechner vorbei, aber ehe sie etwas sagen konnte, sagte ich: „Ich bin mal auf eine Weile beim Bürgermeister. Bis später." – „Bis später." Sie winkte einmal und ich ging, um mein Fahrrad zu holen.

Am Rathaus angekommen, schloss ich mein Fahrrad am Ständer an und ging hinein. Ich klopfte an der Tür des Vorzimmers zum Bürgermeisterbüro und trat auf das „Herein" hinein. Frau Sandlein saß hinter ihrem Schreibtisch und lächelte mich an: „Guten Morgen, Xaver, er wartet schon auf Dich." Das ist der Vorteil einer Kleinstadt oder eines Dorfes, dass jeder jeden kennt und man formloser miteinander umgeht. Ich trat durch die Tür ins Büro des Bürgermeisters, der zwar...

Erscheint lt. Verlag 21.1.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte atmosphärische Spannung • Deutsche Kriminalliteratur • die besten krimi bücher • Einfallsreiche Krimis • Entführungen & Vermisste • Ermittler-Duo • Geschenkbuch Geburtstag • Geschenkbuch Herbst • Hexenjagd • historische Krimis Mittelalter • Krimi • Krimis die man gelesen haben muss • Krimis mit Detektivinnen • Krimis mit privaten Ermittlern • Krimis Trending on BookTok and Bookstagram • Krimis über Hobbydetektive • Mittelalter • Mittelalter Hexenjagd • mysteriöse Vorfälle • Mystery • Mystery Romane deutsch • private Ermittler • Science-Fiction-Zeitreisen-Bücher für Krimifans • SciFi Krimi • spannende Bücher für Erwachsene • Spannende Detektivromane • spannende Krimis • Spannungsroman • Suspense Roman • Tatort Deutschland • tiktok made me buy it • Top 10 Krimi • Übernatürliches • Zeitreisen
ISBN-10 3-7557-7228-0 / 3755772280
ISBN-13 978-3-7557-7228-6 / 9783755772286
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