Killout (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
416 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-5081-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Killout - Darren O'Sullivan
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Du denkst, du bist ihm entkommen. Doch er ist näher, als du ahnst ...
Vor zehn Jahren wurde Irland von einem Serienmörder terrorisiert, dem die Presse den Spitznamen Blackout-Killer gab, weil er vor seinen grausam inszenierten Morden stets Stromausfälle in der Straße seiner Opfer verursachte. Als Claire Moore ihm entkommt, stoppt das Morden plötzlich. Ist der Killer überführt? Claire, die über Nacht berühmt wurde, muss sich in ihrem neuen Leben einrichten: verstümmelt, schwersttraumatisiert, aber: am Leben. Als sie gerade wieder langsam beginnt, sich für eine neue Liebe zu öffnen, stirbt erneut eine Frau - nachdem der Strom in ihrem Haus gekappt wurde. Während die Presse noch über einen möglichen Trittbrettfahrer spekuliert, hat Claire keinen Zweifel: Der Blackout-Killer ist zurück, um sein Werk zu vollenden ...
»Düster, packend und mit Twists, die einem den Atem verschlagen.«
John Marrs, Autor von The One - Finde dein perfektes Match



Darren O'Sullivan, 1982 in der Nähe von London geboren, begann mit 17 Jahren, Schauspiel zu studieren. Seitdem ist er rund um die Bühne aktiv. Er ist der Autor mehrerer psychologischer Thriller, die zu Bestsellern wurden. »Killout« ist sein erster Roman, der auf Deutsch erscheint. Darren O'Sullivan lebt in Peterborough, wo er schreibt, Regie führt und sich für seinen Sohn gerne als Dinosaurier verkleidet.

PROLOG

28. AUGUST 2018

BETHESDA, NORDWALES

Nummer acht

Irgendwo hatte er gelesen, dass die Menschen aufgrund ihres Umfelds und ihrer Erfahrung zu dem werden, was sie sind. Ihre Kindheitserinnerungen, ihr Umgang mit Freunden, tiefgreifende Momente – gute sowie schlechte – und ihre Erfahrungen bilden sozusagen die Ziegelsteine ihrer Existenz, und wenn diese Ziegel ausgehärtet sind, sind sie fest, wie die Mauern einer Burg. Manche Menschen sind freundlich, andere stürmisch, die einen sind Siegertypen, die anderen Opfer. Wieder andere sind gewalttätig. Niemand wusste das besser als er. Und auch wenn sich die Menschen nicht fundamental ändern, können sie sich doch entwickeln, auch das wusste er aus persönlicher Erfahrung. Sich verwandeln. Ein Schalter wird umgelegt, und plötzlich entsteht eine andere Form des Daseins, ohne dass sich der Mensch an sich wirklich geändert hätte. Wie in der Natur: Die Raupe tauscht ihre DNA nicht aus, wenn sie zum Schmetterling wird, sondern entfaltet einen Teil ihrer selbst, der zuvor in ihr geschlummert und geduldig auf den richtigen Augenblick gewartet hat. Er selbst hatte mehrere solcher Metamorphosen erlebt, die seine Gedanken und Taten in eine andere Richtung lenkten. Aber sie veränderten nicht, wer er war: jemand, der tötet.

Und schon bald würde er wieder töten. Ungefähr in einer Stunde. Am liebsten hätte er seine Aufgabe sofort erfüllt, aber er musste warten, geduldig sein und beobachten. Er stand im Schatten eines ausladenden Baumes und schaute durch das Schlafzimmerfenster der Achten, er wartete darauf, sie eintreten zu sehen, stellte sich vor, wie er bei ihr in diesem Zimmer wäre, kurz bevor er ihr Leben beendete. Sie würde in Panik geraten und weinen und schreien, bevor er sie betäubte und tötete, denn das taten sie immer.

Ursprünglich hatte er vorgehabt, erst nach Einbruch der Dunkelheit vor ihrem Haus zu sein. Doch es war schon so lange her, seit er das Einzige getan hatte, was ihm das Gefühl gab, lebendig zu sein, als würde er fliegen. Deshalb war er früher gekommen – um in aller Ruhe dieses fast vergessene Glück der Vorfreude auszukosten. Außerdem hatte er so ein wenig Zeit, über die eine Person nachzudenken, bei der es ihm misslungen war, sie zu töten, sie auf diese Weise zu töten. Claire Moore. Sie beschäftigte ihn mehr, als sie sollte. Die eine, die davongekommen war, sozusagen.

Bevor er nach Bethesda gekommen war, hatte er begonnen, Claire einen Brief zu schreiben, ihr die Gründe für sein Verschwinden zu erklären. Er offenbarte ihr darin, dass er sich hatte umorganisieren, alles umwerfen müssen. Dass er nach ihr nie wieder auf dieselbe Weise hatte töten wollen. Doch dann hatte er entdeckt, dass sie ihr Leben einfach weiterlebte, dass sie jene Nacht, ihrer beider Nacht im Mai 2008 hinter sich gelassen hatte. Und daraus schloss er, dass sie dabei war, ihn zu vergessen.

Er wollte nicht, dass seine einzige Überlebende ihn vergaß, denn wenn sie es tat, vergaßen ihn auch alle anderen. Eines Tages würde sie seinen Brief lesen. Vielleicht schrieb er vorher noch mehr Briefe. Wenn ja, ließ er sie alle lesen, kurz bevor er ihr Leben beendete.

Er hätte in den letzten Monaten schon mehrmals die Gelegenheit gehabt, Claire Moore zu töten, hatte sich aber dagegen entschieden. Er wollte warten, den Moment genießen. Er wollte, dass sie ihn ebenso gut kannte wie er sie und dass sie seine Gründe verstand.

Er wollte die Verbindung, die einst zwischen ihnen bestanden hatte, auf der Zungenspitze kosten, während das Licht in ihren Augen erlosch. Claire Moore würde sterben, wie sie es vor all diesen Jahren schon sollte; aber noch war es nicht so weit. Erst wenn er sich erneut tief in ihrer Seele eingenistet hatte. Wenn jede Stimme klang wie seine, jeder Schatten so aussah wie der, den seine Gestalt im Gegenlicht warf. Das war der Grund, weshalb er in Bethesda war und weshalb er die Frau, durch deren Fenster er jetzt schaute, töten würde.

Das Wissen, was in der nächsten Stunde geschehen und in den kommenden Wochen folgen würde – die Spekulationen, die Angst –, durchzuckte ihn so heftig, dass seine Haut juckte. Er musste fokussiert bleiben, seine Erregung zügeln, bis die Nacht hereingebrochen war. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, regulierte seinen Pulsschlag, verdrängte alle Gedanken daran, was er mit der Frau im Haus gegenüber anstellen würde.

Dann ging sie, die Achte, in ihr Schlafzimmer. Er beobachtete, wie sie ihre Arbeitskleidung auszog, ihr leichter Rock fiel auf ihre Knöchel hinunter, und dann stand sie nur noch in Unterwäsche da. Er genoss den Anblick ihrer schlanken Gestalt und das Prickeln, das ihn wie ein wohliger Schauer von der Stelle hinter seinen Augen bis hinunter zu seinem Schritt durchrieselte.

Wie hatte ihm dieser Kitzel gefehlt! Seit 2008 hatte er oft getötet, doch nie war dabei das Feuer in ihm aufgelodert, das er von damals kannte. Immer wenn das Jucken in den letzten zehn Jahren unerträglich geworden war, hatte er sich diskret gekratzt, indem er sich diejenigen nahm, die niemanden hatten. Die Alten und Einsamen, die Obdachlosen, die Migranten. Doch das Töten dieser Frau, der Achten, sollte zu einem Spektakel werden – wie damals in diesen wunderbaren Tagen in Irland. Es sollte ihn dorthin zurückbringen, wohin er gehörte – in die Köpfe der Menschen, in Claires Kopf; eine zerstörerische Kraft, die wie Krebs jeden betraf.

Er vermisste es, gefürchtet zu werden. In jenen Tagen, in denen ein einfacher Stromausfall großflächig Entsetzen ausgelöst hatte, hatte er gern mal einen Straßenzug lahmgelegt, nur um zu beobachten, wie die Menschen in Panik gerieten, weil sie glaubten, er würde wieder zuschlagen. Besonders ein Erlebnis hatte ihm gefallen – es war ungefähr drei Monate nach der Nacht mit Claire Moore geschehen –, als ein Unwetter vom Atlantik her die Stromversorgung in Shannon gekappt hatte. Die ganze Stadt war in Angst und Schrecken versunken, weil alle geglaubt hatten, er sei zurückgekehrt. Die Polizei patrouillierte auf den Straßen, die Menschen verrammelten ihre Fenster und Türen. Hubschrauber kreisten, in Erwartung eines brennenden Hauses als Nachspiel – seine andere Visitenkarte. Aber es gab keinen Brand, keinen Toten, denn er war in Griechenland, auf Rhodos, und genoss völlig unbeschwert den Sonnenschein. Er wollte auf dieser Reise lernen, der Mann zu sein, der aus ihm werden würde, der Mann, zu dem er sich entwickelt hatte. Doch die Nachrichten über das Grauen, das Irland fest im Griff hatte, beflügelten seinen Wunsch zu töten erneut. Dort, an der sonnengebleichten Ägäisküste, begriff er, was ihn antrieb, verspürte er seine eigentliche, ursprüngliche Berufung, und seine Metamorphose entwickelte sich in eine andere Richtung als gedacht. Er musste töten, nicht weil es sein Vorsatz war, sondern wegen des Kicks. Nach kurzer Suche fand er sein Opfer, einen Mann, der eine Odyssee über das Mittelmeer überstanden hatte, um in Europa sein Glück zu finden. Er setzte dem Leben dieses Mannes ein Ende und schwelgte in dem Gefühl von Macht, das er dabei empfand.

Doch das währte nicht lange, denn niemand scherte sich um den Tod dieses Mannes. Und als er nach Irland zurückkehrte, spürte er, dass man dort begann, ihn zu vergessen. In dem Versuch, seine Macht zu erhalten, spielte er mit den Erinnerungen der Menschen, schaltete hin und wieder den Strom ab, nur um zu sehen, wie sich Panik ausbreitete. Dann ging er durch die Stadt und beobachtete, wie sich ganze Familien in einem einzigen, von Kerzen erleuchteten Zimmer zusammendrängten. Doch die Zeit heilt alle Wunden, und ihr blankes Entsetzen schrumpfte zu einer stillen Wachsamkeit. Am Ende war ein Stromausfall wieder weiter nichts als ein Ärgernis. Und irgendwann dachte man nur noch in den Gebieten, die er heimgesucht hatte, an den Horror der Monate zwischen April 2006 und Mai 2008.

Die Achte hatte die Badezimmertür nicht geschlossen, und er konnte sehen, wie sie ihren BH öffnete und auf den Boden fallen ließ. Er erhaschte einen Blick auf ihre Brüste, und das Prickeln wurde intensiver. Aber er wollte sie nicht vögeln; schon die Vorstellung widerte ihn an. Der Ursprung seiner Lust lag woanders …

In Gedanken spielte er die nächsten Stunden noch einmal durch, während er wartete, dass die Sonne unterging. Dann würde er im Schutz der Dunkelheit zu der weniger als zweihundert Meter entfernten Verteilerstation gehen, von der ihr Haus – und ein paar Hundert andere – seinen Strom bezog. Die fünf Meter hohe Mauer rund um den Verteiler war in den Neunzigern gebaut worden, zusammen mit den Häusern, die er versorgte, und am Tor mit einem Vorhängeschloss gesichert. Der Bolzenschneider, der schwer in seinem Rucksack lag, würde damit kurzen Prozess machen. Dann brauchte er nur noch die Schaltanlage zu isolieren und einen neu verdrahteten tragbaren Generator einzusetzen, der absichtlich überhitzte und durchbrannte. Durch diese einfache und gut eingeübte Tätigkeit würden in der ganzen Straße und darüber hinaus die Lichter ausgehen.

Er malte sich aus, wie er den Weg von der Verteilerstation bis zu ihrer Hintertür zurücklegte und dann in das Haus einbrach, während sie im oberen Stock herumstolperte und ihr Handy suchte, um es als Taschenlampe zu benutzen. Wahrscheinlich trug sie ihre Nachtwäsche. Er dachte daran, was er mit ihr machen würde. An den Spaß, den er haben würde. Den Genuss, den ihm ihre Angst bereiten würde.

Sobald er befriedigt war, würde er sie in die Badewanne legen, mit Benzin übergießen und anzünden. Wenn die...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2022
Übersetzer Sonja Häußler
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel Closer Than You Think
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte bücher krimi thriller • Bücher Thriller • Gewalt gegen Frauen • gute Thriller • Ich finde dich • Irland • Krimi • Krimi Bücher • Kriminalroman • Kriminalthriller • Krimi Thriller • krimi und thriller • lieblingskind • opferperspektive • psychologische Spannung • Psychothriller • Psychothriller bücher • Serienkiller • Serienmörder • Solange du atmest • spannender Thriller • Stalker • Täterperspektive • Thriller • Thriller Buch • Thriller UK • Traumatisierung • Überlebende
ISBN-10 3-7499-5081-4 / 3749950814
ISBN-13 978-3-7499-5081-2 / 9783749950812
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