Jerry Cotton Sammelband 36 (eBook)

5 Romane in einem Band

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0207-2 (ISBN)

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Jerry Cotton Sammelband 36 - Jerry Cotton
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Sammelband 36: Fünf actiongeladene Fälle und über 300 Seiten Spannung zum Sparpreis!
G-Man Jerry Cotton hat dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt! Von New York aus jagt der sympathische FBI-Agent Gangster und das organisierte Verbrechen, und schreckt dabei vor nichts zurück!
Damit ist er überaus erfolgreich: Mit über 3000 gelösten Fällen und einer Gesamtauflage von über 850 Millionen Exemplaren zählt er unbestritten zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Krimihelden überhaupt! Und er hat noch längst nicht vor, in Rente zu gehen!
In diesem Sammelband sind 5 Krimis um den 'besten Mann beim FBI' enthalten:
2955: Bonuszahlung für Mörder
2956: Bombenstimmung in New York
2957: Alte Bosse singen nicht
2958: Am Ziel wartet der Tod
2959: Eine Kollegin in Not
Jerry Cotton ist Kult - und das nicht nur wegen seines roten Jaguars E-Type.
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Einer zog seine Waffe. Einer von den anderen. Tierney konnte nicht erkennen, wer es war. Fest stand: Alle reagierten blitzartig, auch er selbst. Schüsse krachten wie wild. Als sein Boss im Kugelhagel zusammenbrach, dachte Ray Tierney nur noch an sich selbst. Er warf sich hin und schoss sich den Weg frei.

Keuchend kauerte er sich an die raue Backsteinwand unterhalb einer der Fensteröffnungen. Er glaubte, Schritte zu hören, die sich rasch entfernten, doch er war sich nicht sicher. Aus dem Glaspalast des Citi Field, drüben, wummerten Discobässe. Auf den Straßen in der Umgebung herrschte noch Betrieb. Ein Geräusch schluckte das andere. In der Ruine kehrte Ruhe ein.

Und verdammt, er lebte. Ray Tierney sah die Toten klar und deutlich. Von dem hell erleuchteten Parkplatz des benachbarten Stadions fiel genügend Licht herüber. Hier, in dem alten Schuppen, rund um die Werkbank, lagen sie in ihrem Blut, verkrümmt und kreuz und quer durcheinander. Keiner bewegte sich mehr. Möglich, dass noch ein oder zwei andere überlebt hatten. Zum Durchzählen fehlte ihm die Zeit.

Die beiden Koffer standen noch da, hatten das Bleigewitter unbeschadet überstanden. Tierney überlegte nicht lange. Er schob ein Reservemagazin ins Griffstück seiner Glock. Er richtete sich ein Stück auf und riskierte einen Blick durchs Fenster.

Der riesige Parkplatz, mit einem mannshohen Maschendrahtzaun von der Industriebrache abgetrennt, war fast leer. Nur etwa zwei Dutzend Autos parkten noch neben dem Citi Field.

Als sie sich in der alten Fabrik getroffen hatten, war die letzte Vorstellung längst zu Ende gewesen. Im Stadion des Citi Field hatte der Zirkus Circo Hermanos Vazquez aus Mexico City seine Zelte aufgeschlagen. Die Autos gehörten wahrscheinlich Leuten, die noch in den Restaurants, Bars und Clubs arbeiteten. In Kürze würden sie Feierabend haben.

Tierney duckte sich und lief los. Er machte sich nichts vor. So ruhig wie jetzt würde es nicht lange bleiben. Es war nur die Ruhe vor dem Sturm. Sehr bald würde hier der Teufel los sein. Mit der schussbereiten Waffe in der Rechten näherte er sich der Werkbank.

Vorsichtig trat er über die Toten hinweg. Seinen Boss und all die anderen hatte es voll erwischt. Sorry, Boss, sagte er in Gedanken, als dein Leibwächter habe ich wohl total versagt. Aber dafür bin ich jetzt ein gemachter Mann.

Bei dem Treffen war es um einen Deal über hunderttausend Dollar gegangen. Die befanden sich hübsch gebündelt und gestapelt in dem Koffer des Bosses. Die Kokainpäckchen lagen nicht weniger ordentlich in dem Koffer gegenüber. Tierney klappte beide zu. Er steckte die Glock in das Gürtelholster, das er unter seinem Jackett auf dem Rücken trug.

Er schnappte sich die Koffer und nahm den direkten Weg zum nächsten Fenster. Noch bevor er dort ankam, hörte er die ersten Polizeisirenen. Verdammt, er hatte es geahnt. Der Deal war verraten worden.

Sein Wagen parkte in der Zufahrt zu der ehemaligen Fabrik. Dorthin zurückzukehren war zum jetzigen Zeitpunkt zu gefährlich. Das sagte ihm sein Instinkt. Als zuverlässiger Leibwächter hatte er die gesamte Gegend bei Tageslicht erforscht, sowohl die jetzt stockfinstere Industriebrache als auch den Stadionparkplatz nebenan. Deshalb wusste er, aus welchen Richtungen die Cops kommen würden. Und er wusste, dass der Maschendrahtzaun seine Schlupflöcher hatte.

Eines davon befand sich zwanzig Yards von dem Fenster entfernt. Der Draht war verrostet, aufgeschnitten und als Dreieck hochgebogen – vermutlich zu einer Zeit, als es in der verlassenen Fabrik noch Altmetalle gegeben hatte. Niemand hatte den Zaun repariert. So war New York. Was einmal kaputt war, blieb lange kaputt, manchmal für immer.

Mit einem Koffer in jeder Hand schwang Ray Tierney sich über den schrundigen Fenstersims. Geduckt huschte er durch kniehohes Unkraut, das aus den Rissen im Betonboden wuchs. Auf der anderen Seite des Zauns waren die Betonplatten neu und doch schon von dem Unrat übersät, den Menschenmassen hinterließen – Bierdosen, Kaffeebecher, Pizzakartons. Als Tierney seine Koffer durch das Loch im Zaun schob, war das Sirenengeheul bereits lauter geworden.

***

»Schon fast Mitternacht«, sagte Clarice Howell nach einem Blick auf ihre Armbanduhr. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Dana Nugent verließ sie das Shake Shack at Citi Field, ihren Arbeitsplatz. Der Parkplatz war fast leer, aber noch vollständig beleuchtet. In den umliegenden Straßen von Queens heulten Polizeisirenen. Da das fast ständig vorkam, achteten die beiden jungen Frauen nicht weiter darauf.

Sie hatten bereits vor einer Stunde Feierabend gehabt und die Arbeitsuniform gegen ihre privaten Jeans, Pullover und Windbreaker getauscht. Weiche weihnachtliche Instrumentalmusik aus den Lautsprecherboxen der Stadionläden begleitete sie. Elektrische Weihnachtssterne strahlten an den Fassaden.

»Wir hätten längst zu Hause sein können«, fuhr Clarice fort, entkräftete ihren Vorwurf aber mit einem Zwinkern. »Außerdem hast du einen in der Krone.« Sie hakte Dana unter, als diese neben ihr durch die sich automatisch öffnende Tür des populären Hamburger-Restaurants stolperte.

»Na und?« Dana kicherte. »Du bist ja bloß neidisch, dass ich mir noch einen kleinen Drink gönnen durfte – in netter Gesellschaft.«

»Neidisch!«, wiederholte Clarice und tippte sich an die Stirn. Dann, als sie ihre Kollegin auf den Parkplatz hinausführte, sagte sie: »Im Gegensatz zu dir respektiere ich, dass unser verehrter Filialleiter in festen Händen ist.«

»Und wenn schon. Einen Drink abzulehnen wäre eine Beleidigung.« Dana blieb folgsam stehen, nachdem Clarice für sie die Beifahrertür ihres roten Chevrolet Sonic geöffnet hatte. »Du hast es getan, und dafür hast du jetzt schlechte Karten bei ihm.«

»Sei froh, dass ich nichts getrunken habe«, entgegnete Clarice über das Autodach hinweg. »So kann wenigstens eine von uns fahren.« Energisch zog sie die Fahrertür auf und schwang sich hinter das Lenkrad.

»Danke für deine Aufmerksamkeit.« Dana kicherte wieder. In ihr Kichern mischte sich eine Männerstimme wie aus dem Nichts. Sie verstummte erschrocken.

»Aufgepasst, Ladys«, sagte der Mann barsch. »Kein Grund zur Aufregung. Ganz ruhig bleiben. Und immer schön tun, was ich sage.«

Dana fuhr herum und erstarrte. Der Kerl sprang auf sie zu und ließ ihr zwei Koffer vor die Füße fallen. Bevor sie ihre Schrecksekunde überwinden konnte, packte er ihren Oberarm und presste ihr die Mündung einer Pistole unter das Kinn. Die Waffe war auf furchteinflößende Weise hässlich, schwarz und klobig. Der Mann zwang sie, sich in die Türöffnung des Wagens zu beugen, damit ihre Kollegin sehen konnte, was geschah.

Clarice zuckte zusammen. Sie hatte das Smartphone schon aus der Jackentasche gezogen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, das Smartphone fiel ihr aus der Hand und landete unter ihren Beinen auf dem Bodenteppich. Sie öffnete den Mund, doch sie brachte keinen Laut hervor. Ihr Blick fraß sich an dem tödlichen Stahl fest, der eine tiefe Mulde in die weiche Haut unter Danas Kinn drückte.

Das Sirenengeheul war lauter geworden, doch die beiden Frauen nahmen es nun erst recht nicht mehr wahr. Zu groß war die Angst vor dem Fremden und seiner Waffe. Obwohl er sich äußerlich ruhig gab, sah zumindest Clarice ihm an, dass seine Nerven aufs Äußerste angespannt waren.

»Die Hände aufs Lenkrad!«, befahl er. »Den Wagen noch nicht anlassen. Du tust nur das, was ich sage, verstanden? Wenn du nicht parierst, muss ich deiner Freundin wehtun. Klar?«

»Ja, ja«, beeilte sich Clarice, zu antworten, und sie flehte: »Bitte tun Sie ihr nichts. Bitte! Ich tue alles, was Sie …«

»Was denn sonst?«, schnitt ihr der Mann das Wort ab.

Er handelte schnell und zielstrebig. Während er Dana zwang, sich zu bücken und die Koffer auf die hintere Sitzbank zu legen, hielt er ihr den Pistolenlauf in den Nacken. Das Sirenengeheul schwoll an, als er sich mit ihr auf den Beifahrersitz zwängte, sodass er zwischen den Frauen zu sitzen kam.

»Los, mach die Tür zu!«, herrschte er Dana an und drückte ihr erneut die Pistolenmündung unter das Kinn. In Clarice’ Richtung bellte er: »Abschließen! Alle Türen abschließen!«

Clarice gehorchte. Die Schlösser rasteten hörbar ein. Erste Scheinwerferpaare fächerten auf den Parkplatz, begleitet vom gellenden Sirenenlärm. Clarice begriff, was Dana in ihrer Todesangst womöglich noch gar nicht erfasste. Die Pistole und ihr schreckensbleiches Gesicht waren deutlich zu sehen – sowohl durch die Windschutzscheibe als auch durch die Seitenscheibe.

Deshalb dauerte es nur Sekunden, bis die Streifenwagenbesatzungen ihr Ziel erfassten. Ohne Zweifel wussten sie, wonach sie suchten. Sternförmig stachen die Scheinwerfer auf den kompakten roten Chevy zu.

***

Im Fernsehen redeten sie sich die Köpfe heiß. Ich hatte Bereitschaftsdienst. Daher saß ich trotz der späten Stunde noch in meinem Lieblingssessel und verfolgte das Geschehen auf dem Bildschirm. Der Sender New York One brachte eine Live-Diskussion zum Dauerbrenner-Thema Stop and Frisk – willkürliche Polizeikontrollen. Entspannt lauschte ich den Argumenten, die eine Kommunalpolitikerin, ein Polizeigewerkschaftler, eine Fachanwältin für Strafrecht und ein Kriminalreporter vorzubringen hatten.

Auf dem Tisch neben mir klingelte das Telefon. Ich angelte mir den Hörer und meldete mich.

»Gut, dass du da bist, Jerry«, sagte Myrna. Ihre rauchige Stimme war die...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2022
Reihe/Serie Jerry Cotton Sammelbände
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Anthologie • Bastei • Bestseller • Box • Bundle • Collection • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • e-bundle • eBundle • erste-fälle • Fall • gman • G-Man • Großband • Hamburg • Horst-Bosetzky • international • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Krimis • krimis&thriller • letzte fälle • martin-barkawitz • morland • nick-carter • Paket • Polizeiroman • Reihe • Roman-Heft • Sammelband • Sammlung • schwerste-fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannungsroman • Staffel • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • uksak • Urlaub • Wegner
ISBN-10 3-7517-0207-5 / 3751702075
ISBN-13 978-3-7517-0207-2 / 9783751702072
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