G. F. Unger Western-Bestseller 2550 (eBook)

Die bittere Stunde

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2638-2 (ISBN)

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G. F. Unger Western-Bestseller 2550 - G. F. Unger
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Kirby Allan Campifer und das Mädchen Reva hören den trommelnden Hufschlag zweier Reiter. Bald darauf tauchen die beiden Reiter rechts und links neben dem Wagen auf. Einer der beiden sagt: »Reva, ihr wollt es wirklich wagen?«
»Es ist kein Wagnis«, sagt sie herb.
»Für dich nicht, Reva, denn du bist eine Frau. Aber für jeden Mann wird es schlimm. In diesem Land werden keine Stacheldrahtzäune errichtet. Wir Howells sind dagegen. Jeder Mann, der einen Stacheldraht anfasst, ist deshalb ein Dummkopf. Wussten Sie das, Fremder?«
Die Frage ist an Kirby Campifer gerichtet.
Er zögert unmerklich mit der Antwort. Doch dann sagt er sanft und ganz ruhig: »Ich weiß nichts über dieses Land hier. Ich bat diese Lady um Arbeit und erhielt sie. Dafür, dass ich den Stacheldraht auflud, bekomme ich zwei Hufeisen für mein Pferd und reite weiter. Das ist alles.«
»Es ist nicht alles«, sagt der Mann hart. »Mein Name ist Clyde Howell. Reva, fahr den Wagen zur Schlucht hinüber! Bis an den Rand der Schlucht! Verstanden?«
»Und wenn ich es nicht tue, Clyde Howell?«
»Du bist eine Frau, Reva, aber du hast dir einen Helfer angeworben, einen Mann! Wir Howells halten uns immer an die Männer und achten die Frauen. Wie willst du es haben, Mädel?«
»Du Schuft!«, sagt sie unnatürlich ruhig.


Die bittere Stunde

Kirby Allan Campifer und das Mädchen Reva hören den trommelnden Hufschlag zweier Reiter. Bald darauf tauchen die beiden Reiter rechts und links neben dem Wagen auf. Einer der beiden sagt: »Reva, ihr wollt es wirklich wagen?«

»Es ist kein Wagnis«, sagt sie herb.

»Für dich nicht, Reva, denn du bist eine Frau. Aber für jeden Mann wird es schlimm. In diesem Land werden keine Stacheldrahtzäune errichtet. Wir Howells sind dagegen. Jeder Mann, der einen Stacheldraht anfasst, ist deshalb ein Dummkopf. Wussten Sie das, Fremder?«

Die Frage ist an Kirby Campifer gerichtet.

Er zögert unmerklich mit der Antwort. Doch dann sagt er sanft und ganz ruhig: »Ich weiß nichts über dieses Land hier. Ich bat diese Lady um Arbeit und erhielt sie. Dafür, dass ich den Stacheldraht auflud, bekomme ich zwei Hufeisen für mein Pferd und reite weiter. Das ist alles.«

»Es ist nicht alles«, sagt der Mann hart. »Mein Name ist Clyde Howell. Reva, fahr den Wagen zur Schlucht hinüber! Bis an den Rand der Schlucht! Verstanden?«

»Und wenn ich es nicht tue, Clyde Howell?«

»Du bist eine Frau, Reva, aber du hast dir einen Helfer angeworben, einen Mann! Wir Howells halten uns immer an die Männer und achten die Frauen. Wie willst du es haben, Mädel?«

»Du Schuft!«, sagt sie unnatürlich ruhig.

Clyde Howell lacht nur leise. Sein Begleiter verhält sich vollkommen still und abwartend. Er ist ein großer, blonder und hartgesichtiger Bursche.

Campifer weiß, dass dieser schweigsame Mann nichts anderes als ein Revolvermann ist. Und Kirby Campifer kennt sich aus. Er ist schon durch viele raue Weidefehden geritten und war in wilden Städten und Camps. Er kennt sich aus mit Männern und jeder Art von Verdruss. Und dass es hier im Land eine Menge Verdruss gibt, darüber ist er sich schon eine ganze Weile klar.

Er sagt ruhig zu dem Mädchen neben sich: »Nehmen Sie nur auf mich keine Rücksicht, Lady. Ich habe schon oft Prügel erhalten. Es macht mir nicht viel aus.«

Das Mädchen seufzt leise. Dann hebt sie die Zügel wieder an und fährt vom Weg. Es sind nur wenig mehr als hundert Yards. Dann erreichen sie den Rand einer Schlucht. Kirby kann nicht viel erkennen, aber er glaubt, dass der tiefe Bodenriss wohl entstanden ist, weil unter der Erde ein riesiger Hohlraum zusammenbrach. Denn dieses Loch hier hat gewiss keinen Aus- und Eingang. Es ist ein tiefes, langes und schmales Loch.

»So ist es gut«, sagt Clyde Howells Stimme mit böser Freude. »Und nun, Sattelstrolch, nun bekommst du von mir einen Job! Du kannst dir zwei Dollar verdienen! Wirf den verdammten Draht in das Loch! Und mach es schnell!«

Kirby Campifer bewegt sich nicht. Er atmet nur tief. Wieder einmal erlebt er jenen bitteren Moment, da Gewalttat und Unrecht droht und ein Mann wie er sich entscheiden muss, ob er sich beugen oder kämpfen soll. Es ist jener bittere Moment, der am Stolz eines Mannes frisst und der in einem Mann wie Kirby den Wunsch nach Rebellion entfacht, nach Rebellion gegen Gewalt, Unrecht und Terror.

»Zum Teufel«, sagt er endlich, »zum Teufel, ich ...«

»Tun Sie es, Fremder!«, unterbricht ihn das Mädchen fest. »Es kommt mir nicht auf einige Drahtrollen an. Führen Sie die Befehle dieser Männer aus, oder Sie werden übel zurechtgestutzt. In diesem Land sind schon eine ganze Anzahl Männer von der Howell-Bande so schlimm verprügelt worden, dass sie die Zeichen ihr ganzes Leben lang behalten werden. In diesem Land herrscht nämlich Terror, Fremder. Die Howells haben eine riesengroße Ranch, geben die Befehle und halten sich für Halbgötter. Der nächste Sheriff aber ist hundert Meilen von hier entfernt. Hier gibt es vom Gesetz keinen Schutz. Hier gibt es nur die nackte Gewalt der Howells. Jetzt wissen Sie wohl Bescheid, Fremder?«

»Genau«, murmelt Kirby Campifer.

»Vorwärts, Sattelstrolch!«, sagt Clyde Howell scharf.

Kirby zögert noch drei Sekunden. Dann erhebt er sich vom Wagenbock, klettert nach hinten in den Wagen und beginnt mit der Arbeit. Er stemmt Drahtrolle nach Drahtrolle hoch und stößt sie vom Wagen über den Rand des tiefen Bodenrisses.

Nach jeder fünften Rolle macht er eine kleine Pause. Sein Atem keucht. Er schwitzt am ganzen Körper, obwohl die Nachtluft nun immer frischer wird. Er spürt auch seine Schwäche, denn er hat zu viele Tage keine richtige Mahlzeit bekommen. Sein Ritt war tausend Meilen lang.

Irgendwie schafft er es trotzdem, nicht vor Schwäche zu versagen. Er wirft alle dreißig Rollen in den Abgrund und setzt sich dann keuchend auf den Rand des Wagenkastens.

Clyde Howell lacht wieder leise und spöttisch. Er kommt dicht an den Wagen geritten und greift in seine Westentasche.

»Gute und schnelle Arbeit, Satteltramp«, sagt er. »Hier ist der versprochene Lohn.«

Zwei Dollarstücke klingeln vor Kirby Campifers Füße auf den Wagenboden. Clyde Howell wendet sich jetzt an Reva, die steif und unbeweglich auf dem Fahrersitz sitzt.

»Das ist es, Reva«, sagt er. »In dieser Schlucht ist noch viel Platz. Und nicht nur für Stacheldraht!«

»Eines Tages wirst du an den falschen Mann geraten und schnell tot sein, Clyde Howell«, sagt das Mädchen. »Eines Tages wird ein Mann kommen, der dich und deinen großen Bruder von dieser Erde tilgt.«

»Mädchenwünsche und Mädchenträume.« Clyde Howells Stimme lacht. Sein schwerer Körper bewegt sich im Sattel. »Setz dich doch als Preis aus, Reva«, kichert er. »Du bist prächtig! Es wäre dann wie in einem Märchen. Eine wunderschöne Prinzessin schenkt sich ihrem Befreier aus der Not. Und die Kunde eilt durch das ganze Land. Alle mutigen Burschen kommen. Aber dieser Sattelstrolch da ist nicht mutig.«

Wieder lacht er leise auf. Dann sagt er zu seinem Begleiter: »Komm, Harry, reiten wir!«

»Einen Moment«, brummt der Mann und kommt nun ebenfalls näher an den Wagen heran. Er beugt sich im Sattel vor, sodass er Kirby im ersten Licht der immer zahlreicher aufblinkenden Sterne besser betrachten kann.

»Wie ist dein Name, Fremder?«, fragt er ruhig.

»Kirby Allan«, sagt dieser, und er nennt nur seine beiden Vornamen.

»Ich bin Harry Vaughn. Schon gehört von mir?«

»Yeah«, murmelt Kirby. »Ich hörte vor zwei Jahren von einem Harry Vaughn. Er hatte in Dodge City drei Männer getötet. Sie hatten ihn eingekeilt und wollten ihn töten. Aber sie schafften es nicht. Es waren die berüchtigten Tamerlan-Brüder. Doch sie waren selbst zu dritt nicht gut genug, um diesen Harry Vaughn töten zu können.«

»Dieser Harry Vaughn bin ich, Kirby Allan. Und weil ich Harry Vaughn bin, kenne ich mich mit Männern aus. Du trägst keinen Revolver, Kirby, und du bist einen weiten Weg geritten. Ich kenne mich aus. Ich wette, du hast deine Waffe in dem Bündel hinter dem Sattel. Ist es so?«

»Ich habe dort einen alten Colt«, murmelt Kirby. »Doch ich besitze keine Patronen. Außerdem bin ich ein friedlicher Mann, der lieber ohne Waffe seinen Weg reitet.«

»Du kannst mich nicht täuschen, Bruder«, erwidert Harry Vaughn ganz langsam. »Ich weiß genau, zu welcher Sorte du gehörst. Ich kann das riechen, verstehst du? Und Kirby Allan ist bestimmt nicht dein richtiger Name. Nun, ich habe dich soeben bewundert. Du hast Clyde Howell gehorcht. Das hat dich viel Überwindung gekostet. Nun, reite ganz schnell aus diesem Land. Es ist besser für dich, für mich und für viele andere Männer. Du weißt genau, was ich meine, nicht wahr?«

Kirby erwidert nichts.

Aber Clyde Howell sagt böse: »Harry, du siehst in ihm etwas, was ich nicht sehe. Für mich ist er einer von diesen Sattelstrolchen. Und ich werde dir das beweisen. Pass auf!«

Er wendet sich an Kirby. »Gib mir deine Stiefel«, sagt er. »Zieh die Stiefel aus und wirf sie in das Loch! Los!«

»Es sind gute Stiefel«, murmelt Kirby.

»Los!«, gebietet Clyde Howell. »Sonst komme ich zu dir und ziehe dir auch noch die Hose aus.«

Kirby zögert wieder nur drei Sekunden. Dann gehorcht er. Er entledigt sich seiner Stiefel und wirft sie in den Abgrund.

»Was sonst noch, Sir?«, fragt er dann ruhig.

Clyde Howell erwidert nichts. Er reitet zu Kirbys Pferd und zerrt das Bündel hinter dem Sattel auseinander. Er findet dort bald Kirbys Colt, untersucht ihn und brummt: »Tatsächlich, er ist nicht geladen. Doch das ändere ich schnell.«

Nach diesen Worten nimmt er Patronen aus den Gürtelschlaufen und füllt die Trommel.

Dann wirft er den geladenen Colt in den Wagen hinein und genauso wie vorhin die beiden Dollarstücke vor Kirbys Füße.

Nun zieht er seine eigene Waffe und sagt: »Nimm deinen Colt, Kirby Allan! Wirf ihn den Stiefeln hinterher! Los!«

Kirby Campifer zögert nun länger als drei Sekunden. Sein Atem geht einige Male sehr gepresst und fast pfeifend. Vor seinen Augen erscheinen plötzlich Bilder. Er erblickt im Geiste noch einmal die verzerrten Gesichter von...

Erscheint lt. Verlag 11.1.2022
Reihe/Serie Western-Bestseller
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-2638-1 / 3751726381
ISBN-13 978-3-7517-2638-2 / 9783751726382
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