Die im Dunkeln gehen

Theaterstücke

Matthias Naumann (Herausgeber)

(Autor)

Buch | Softcover
334 Seiten
2022
Neofelis (Verlag)
978-3-95808-353-0 (ISBN)
16,00 inkl. MwSt
lt;p>Hanoch Levin war der wichtigste israelische Dramatiker des 20. Jahrhunderts, dessen Werk das israelische Theater bis heute maßgeblich beeinflusst. Aufgrund der stark gestischen, zugleich poetischen und verfremdenden Sprache seiner Texte gilt er als Klassiker des israelischen Gegenwartstheaters, dennoch begann seine Rezeption im Ausland erst spät. Die Anthologie Die im Dunkeln gehen stellt nun erstmals einen Querschnitt durch das vielfältige Werk Levins auf Deutsch vor.

Levin gilt seit seinen ersten Satiren als treffsicherer politischer Autor; seine zahlreichen Komödien setzen sich mit entfremdeten gesellschaftlichen Verhältnissen, sozialen Ansprüchen und hierarchischen Beziehungsverhältnissen auseinander. Schitz bietet eine scharfe Analyse des Materialismus der alltäglichen Figuren, der all ihre Beziehungen zersetzt, im Krieg noch stärker als im Frieden. Freundlicher ist Levins Blick in der Komödie Die Kofferpacker, die in einem Gewimmel kurzer Szenen das Leben mehrerer Familien zwischen Abreise, Wiederkehr und unerfüllten Träumen sowie zwischen Hochzeiten und Beerdigungen zeichnet.

Ab den 1980er Jahren wandte sich Levin mythologischen Stoffen zu, denen er eine ganz eigene Form gibt, indem er die Gewalt in den Beziehungen konsequent auf Basis einer Dramaturgie der Drohung auseinanderlegt. Das eindrücklichste dieser Stücke ist Hiobs Leiden, das die biblische Hiob-Geschichte in einem Imperium ohne Gott erzählt. Levins bekanntestes Stück wiederum, Das Kind träumt, greift historische Verfolgungserfahrungen auf und erzählt die Geschichte der Flucht einer Mutter und ihres Kindes vor Soldaten bis in das Land der toten Kinder, wo der Messias kommen soll.

In Die im Dunkeln gehen wird das aus den Komödien vertraute Viertel einer Großstadt selbst zum mythisch-absurd verfremdeten Ort nächtlicher Wanderer und ihrer Gedanken. In Mord wiederum gelingt es Levin, den Kreislauf der Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt nicht nur zu thematisieren, sondern in die Form des Stücks selbst zu überführen.

Aus dem Hebräischen übersetzt und mit einem einleitenden Essay von Matthias Naumann.

Hanoch Levin (1943-1999) begann seine Theaterkarriere mit mehreren scharfen Satiren nach dem Sechstagekrieg 1967, die ihn zu einem zugleich bekannten und umstrittenen Autor machten. Von den 1970er Jahren bis zu seinem Tod arbeitete er kontinuierlich an den großen Bühnen in Tel Aviv, schrieb über 50 Stücke und inszenierte zahlreiche seiner Uraufführungen selbst. Am bekanntesten wurde sein Stück Das Kind träumt ( , 1991). Bis heute gilt er als einer der wichtigsten israelischen Theatermacher*innen, dessen Stücke in Israel weiterhin und zunehmend auch im Ausland viel gespielt werden.Matthias Naumann ist Autor, Übersetzer und Verleger; studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt am Main, Tel Aviv und Paris. 2002 mit Eva Holling Gründung von manche(r)art, seither Performances, Ausstellungen, Lectures und Prosa. 2006-2008 mit Stefanie Plappert wissenschaftliche Leitung der Erstellung des Wollheim Memorials, Frankfurt am Main, dabei Umsetzung eines Interviewprojekts mit Überlebenden des KZ Buna/Monowitz. 2011 Gründung und seitdem Leitung des Neofelis Verlag, Berlin. Übersetzer israelischer Theaterstücke ins Deutsche, u.a. von Hanoch Levin, Yonatan Levy und Maya Arad; arbeitete als freier Dramaturg und Kurator u.a. für Tmuna-Theater, Tel Aviv, Deutsches Theater Göttingen, en/COUNTERs in and between Israel and Germany (Center for Contemporary Art, Tel Aviv / Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt am Main); 2013-2017 Kurator für die Mülheimer Fatzer Tage am Ringlokschuppen Ruhr. Seine Stücke waren zu den Autorentheatertagen 2013 am Deutschen Theater Berlin und zum Heidelberger Stückemarkt 2014 eingeladen. 2014 mit Johannes Wenzel Gründung des Theaterkollektivs Futur II Konjunktiv, seitdem unterschiedliche gemeinsame Arbeiten: Doppelpass "Hoch die internationale Solidarität!" am Theater Trier (2016-2018) mit u.a. dem Recherchestück Ich lege meine Heimat nach Rojava (UA 24.03.2017, abgedruckt in "Hoch die internationale Solidarität!", Neofelis 2021); nicht von hier irgendwo (UA 12.04.2018 HochX München); Auf dem Paseo del Prado mittags Don Klaus (UA 29.02.2020, Staatstheater Augsburg). Letzte Uraufführungen von Futur II Konjunktiv: Freitags vor der Zukunft (UA 24.09.2021, Staatstheater Augsburg), Hate Hate But Different (UA 14.10.2021, HAU Hebbel am Ufer Berlin).

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Drama Panorama ; 6
Übersetzer Matthias Naumann
Zusatzinfo Mit 4 Farb- u. 2 S/W-Abbildungen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Gewicht 438 g
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Cameri-Theater • Gewalt • Habima • Hebräische Literatur • Hiob • Irrfahrt der St. Louis • Israel • Israelische Literatur • israelisches Theater • israelisch-Palästinensischer Konflikt • Kameri-Theater • Komödie • Krieg • Mythologie • Politisches Theater • Tel Aviv • Theater des 20. Jahrhunderts • Tragödie • Verfremdung
ISBN-10 3-95808-353-6 / 3958083536
ISBN-13 978-3-95808-353-0 / 9783958083530
Zustand Neuware
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