Atlantis 3: Fluchtpunkt Venus (eBook)
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-5163-6 (ISBN)
1.
Caysey
Caysey war gefangen im Bauch einer stählernen Bestie und wusste nicht, ob es ihr gelingen würde, sie je wieder lebend zu verlassen.
Nein, keine Bestie, dachte sie. Ich bin in einem Raumschiff. Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger sind bei mir. Wir fliegen zu den Sternen!
»Wie viele Schiffe sind es?«, rief Perry. Caysey spürte, dass er aufgeregt war. Er starrte auf bunte Lichter, die vor ihm in einer Art kleinem Fenster erschienen waren. Ab und zu presste er die Finger darauf, und sie veränderten sich.
»Die Orter zeigen, dass neben den fünfzehn Schiffen der Wachmannschaft von Arkonis nun auch die Arkonidenflotte im Orbit von Larsaf III zehn weitere Ultraleichtkreuzer ausgeschleust hat!« Sichus grüne Haut schien einen blasseren Farbton angenommen zu haben. Auch Perrys Gefährtin war offenbar sehr aufgeregt. Ihre hektischen Bewegungen und ihr fliehender Atem waren eindeutige Signale.
Unwillkürlich ging auch Cayseys Herzschlag schneller. Sie verstand zwar nur wenig von den Worten, die ihre beiden Begleiter miteinander austauschten. Doch eines spürte sie ganz deutlich: Sie alle waren in größter Gefahr.
»Achtung, Thermostrahl!«, rief Sichu.
Caysey schrak zusammen, als helle Blitze über die durchsichtige Kuppel zuckten, die das Dach der Hauptzentrale des Raumschiffs bildete. So hatte Perry diesen Raum genannt, in den sie gerannt waren, um mit der »Bestie« zu den Sternen zu fliegen.
Caysey bemerkte Perry Rhodans kurzen, freundlichen Blick in ihre Richtung. »Keine Angst, der Schutzschirm hält.« Sofort wandte er sich wieder den bunten Dingen zu.
Aber Caysey hatte Angst. Nicht, weil sie nicht verstand, wovor eigentlich, sondern weil Sichu und Perry offenbar selbst welche hatten. Und das bedeutete, es drohte eine Gefahr, die sie nicht verstand – ihre beiden Begleiter aber schon.
Seit sie auf Perry und Sichu gestoßen war, eröffneten sich ihr in schneller Folge immer neue Welten. Sie hoffte nur, dass sie die zahlreichen Eindrücke, die auf sie einprasselten, auch irgendwie verarbeiten konnte.
Weitere Blitze überzogen die Kuppel. Offenbar hatten die anderen Raumschiffe wieder ihre Thermostrahlen abgefeuert.
Perry standen kleine Schweißperlen auf der Stirn, seine Bewegungen wirkten fahriger als noch vor wenigen Augenblicken. Jenseits der Kuppel, die wie fest gewordenes, klares Wasser wirkte, verwischte sich das Licht der Sterne.
»Ich versuche, dem Beschuss auszuweichen!«, rief Perry. »Aber je öfter sie uns treffen, desto schwächer wird unser Schutzschirm. Wir sollten uns schnell überlegen, wie wir unsere Verfolger loswerden. Gegen sie kämpfen können wir mit diesem Schiff nicht. Vielleicht können wir uns irgendwo verstecken und abwarten, bis sie die Suche aufgeben.«
Caysey runzelte die Stirn. Verstecken? So wie sie das sah, gab es jenseits der Kuppel nichts, wo man das hätte tun können.
Auch Sichu schien dieser Plan nicht ganz zu überzeugen. »Mit voll aktivierten Impulstriebwerken können sie uns trotzdem jederzeit orten.«
Perry berührte eines der leuchtenden Symbole vor sich. »Ich denke noch über eine Lösung nach.«
Caysey wusste, dass sie in dieser Situation keine große Hilfe war. »Wüsste ich schon mehr über Raumschiffe und all diese Dinge, von denen ihr sprecht, würde ich gerne helfen.«
»Ich glaube, dass du schon jede Menge Ideen dazu hast, wie das alles funktioniert«, sagte Sichu. »Aber in diesem Fall hast du wahrscheinlich recht. Du wirst noch viel Neues lernen.«
Davon ging Caysey ebenfalls aus. Sie presste sich ins Polster ihres Sessels und wartete, was Sichu und Perry einfallen würde. Um zu lernen.
*
Perry Rhodan
Mit wachsender Sorge betrachtete Perry Rhodan die Statusanzeige des Schutzschirms. Dessen Leistungskraft sank mit jedem Schuss, den die arkonidischen Verfolger auf die Leka-Disk abgaben. Noch waren es nur Warnschüsse.
Trotz seiner Erfahrung mit unzähligen Raumschiffstypen war es für Rhodan anfangs eine Herausforderung gewesen, sich mit der Steuerung der Leka-Disk älterer arkonidischer Bauart zurechtzufinden. Dieser Schiffstyp, der für die späteren terranischen Beiboote Gazelle und Space-Jet Pate gestanden hatte, war ihm zwar bestens bekannt. Aber in diesem Fall musste er mit einem Basismodell vorliebnehmen – allem voran mit einem, das nicht zur Transition fähig war, sondern nur über einen Impulsantrieb verfügte.
Rhodan unterdrückte einen Fluch, als ein weiterer Thermostrahl dem Schirm gefährlich nahe kam. Rhodan machte sich keine Illusionen: Die Arkoniden feuerten lediglich mit schwacher Intensität auf sie, weil sie ihr Schiff unversehrt zurückhaben wollten. Was mit Sichu, Caysey und ihm selbst passierte, dürfte ihnen herzlich egal sein. Schließlich waren sie gerade erst dem Todesurteil des Tato von Atlantis entkommen.
Der nächste Strahl traf den Schirm direkt. Das Schiff erzitterte, ein lauter Alarmton schrillte durch die Zentrale.
Caysey, die links neben Rhodan saß, gab ein erschrockenes Geräusch von sich. »Vrouhtou-Tam!«
Ihre Hände krallten sich in ihre Oberschenkel. Von der fast übernatürlichen Gelassenheit, die Rhodan sonst in angespannten Situationen bei ihr festgestellt hatte, war im Moment nicht mehr viel übrig.
Das kann nicht ewig so weitergehen. Bei gleichbleibendem Beschuss würde der Schirm in spätestens 15 Minuten den Geist aufgeben.
»Irgendwelche Ideen, wohin es gehen soll? Zurück zur Erde können wir auf keinen Fall.« Sichu las die Ortungsdaten. »Da sind fast eintausend arkonidische Einheiten im Orbit. Der Weg ist uns versperrt.«
»Unsere Verfolger würden uns sowieso nicht mehr zurücklassen, es sei denn, wir ergeben uns.« Was für Rhodan absolut nicht infrage kam.
Am Todesurteil, das da Masgadan ausgesprochen hatte, würde sich in der Zwischenzeit kaum etwas geändert haben. Schlimmer noch: Weil Caysey ihnen zur Flucht verholfen hatte, würde der Tato sicher auch sie nicht mehr verschonen. Und das trotz ihrer Schwangerschaft.
Der Vorteil ihres Fluchtschiffs lag darin, dass es klein und wendig war. Ihren Verfolgern dürfte eine rein optische Erfassung deswegen sehr schwer fallen. Die Arkoniden mussten sich auf ihre Hyper- und Passivortung verlassen. Im derzeitigen Betrieb der Disk waren die Flüchtenden damit aufgrund ihrer Emissionswerte problemlos zu entdecken.
Aber das können wir ändern, überlegte Rhodan.
Zunächst mussten sie sich irgendwo verstecken und alle nicht relevanten Systeme herunterfahren. Wenn ihre Verfolger das Interesse an der Suche verloren und abzogen, konnten sie sich mit geringer Geschwindigkeit weiterbewegen. Wegen der auf diese Weise nur minimal auftretenden Emissionen mochten sie vielleicht eine Chance haben, unbemerkt durchs Solsystem zu kommen.
Rhodan wandte sich an Sichu. »Gibt es in der Nähe etwas, das wir als natürlichen Ortungsschutz nutzen könnten? Irgendwelche größeren Asteroiden oder dergleichen?« Die Ator bestimmte die aktuelle Position der Disk und befahl der Bordpositronik, alle infrage kommenden Himmelskörper anzuzeigen.
Weitere Thermostrahlen zuckten am Schiff vorbei. Zwei weitere Treffer schlugen in den Schirm ein. Der Alarm erklang erneut. »Überlastungsgrenze der Schirmgeneratoren wird erreicht!«, meldete die Kunststimme der Bordpositronik.
»Hier!« Sichu rief eine Datei auf die Holoanzeige ihres Mehrzweckarmbandes. Zu sehen war ein Abbild eines Asteroiden. »Die terranischen Kataloge nennen ihn Apollo. Laut den Sensoren ist er nicht weit entfernt.«
Rhodan kannte Apollo. Der erdnahe Asteroid zog auf einer stark exzentrischen Bahn um die Sonne, kreuzte dabei auch die Umlaufbahn von Terra. Zurzeit befand er sich in der Nähe zur Erde. Wenn sie wollten, erreichten sie den anderthalb Kilometer durchmessenden Brocken mit ihren Impulstriebwerken innerhalb weniger Minuten.
»Einen Versuch ist es wert.« Rhodan brachte das Schiff auf Kurs zum Asteroiden. Es würde zwar für ihre Verfolger offensichtlich sein, dass der das Ziel ihrer Flucht war. Aber sein Plan war damit noch nicht zu Ende.
»Wenn wir uns dort verstecken, wäre das so, als würden wir uns hinter den einzigen Busch auf einem ansonsten freien Feld ducken«, meinte seine Frau mit leichtem Spott in der Stimme, der Rhodan nicht entging.
Er nickte. »Deswegen geben wir dem Tato einfach, was er will. Wir werden dort sterben.«
*
Sichu Dorksteiger
»Wie weit bist du denn da unten?« Perrys Stimme hallte durch den Schacht mit der gewundenen Treppe zum Materiallager herunter. Der Alarm wegen des überlasteten Schutzschirms schrillte im Hintergrund weiter. »Wir nähern uns Apollo.« Perry war zusammen mit Caysey in der Zentrale zurückgeblieben und informierte Sichu Dorksteiger über das Geschehen außerhalb der Disk. Der Plan erforderte eine Bastelei im Lager, und das war ihr Job. »Auch seine kleineren Begleitasteroiden erscheinen schon auf den Holos.«
Nachdem ihr Mann ihr seinen Plan erläutert hatte, war sie gleich hinabgeeilt und an die Arbeit gegangen. Noch immer machte ihr das Bein Probleme, das bei ihrer Flucht in Arkonis einen Streifschuss aus einem Paralysator abbekommen hatte. Das Taubheitsgefühl klang nur langsam wieder ab. Sie wusste, dass sie nur wenige Minuten zur Verfügung hatte, um umzusetzen, was Perry sich vorstellte. Was sich allerdings als nicht so einfach erwies, wie es ursprünglich geklungen hatte.
»Nur noch einen Augenblick«, rief Dorksteiger zurück. Ihr Blick ruhte auf der kleinen...
Erscheint lt. Verlag | 14.4.2022 |
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Reihe/Serie | PERRY RHODAN-Atlantis |
Verlagsort | Rastatt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction |
ISBN-10 | 3-8453-5163-2 / 3845351632 |
ISBN-13 | 978-3-8453-5163-6 / 9783845351636 |
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