Die Wichtigste Aufgabe: Der Werdegang von Luke Stone - Buch 6 (ein Action Thriller) (eBook)
300 Seiten
Lukeman Literary Management Ltd. (Verlag)
978-1-0943-4504-8 (ISBN)
Jack Mars ist der USA Today Bestseller Autor der LUKE STONE Thriller Serie, welche sieben Bücher umfasst (und weitere in Arbeit). Er ist außerdem der Autor der neuen WERDEGANG VON LUKE STONE Vorgeschichten Serie und der AGENT NULL Spionage-Thriller Serie. Jack würde sich freuen, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie seine Webseite www.jackmarsauthor.com und registrieren Sie sich auf seiner Email-Liste, erhalten Sie ein kostenloses Buch und gratis Kundengeschenke. Sie können ihn ebenfalls auf Facebook und Twitter finden und in Verbindung bleiben!
KAPITEL EINS
21. September 2006
08:15 Uhr Zentraleuropäische Sommerzeit
(02:15 Uhr Eastern Daylight Time)
Cañada Real
Coslada, Madrid
Spanien
»Wo ist er jetzt?«, fragte Jaafar Idrissi.
Die beiden Männer liefen gemeinsam durch die düsteren Gassen zwischen den verfallenen Holz- und Zementbauten der größten Barackenstadt Europas. Der Morgen war kalt und bedeckt und Jaafar zitterte, trotz seiner Windjacke und des Pullovers, den er darunter trug.
In der vergangenen Nacht hatte es geregnet und auf dem löchrigen Weg standen noch immer stinkende Pfützen aus braunem Wasser. Diese Menschen hatten weder Strom noch fließendes Wasser in ihren Häusern. Die beiden Männer spazierten durch dieses höllische Gelände – nicht, weil sie hier lebten, sondern weil es ein guter Ort war, um sich zu unterhalten, ohne belauscht zu werden. Die Bewohner hier waren zu hoffnungslos, um sich um das Gerede anderer zu kümmern. Und die Polizei machte sich selten die Mühe, sich einen Weg durch dieses Labyrinth der Verzweiflung zu bahnen.
Weiter vorn spielte eine Gruppe von Kindern auf drei behelfsmäßigen Rutschen. Die Rutschen bestanden aus großen PVC-Plastikrohren, die der Länge nach halbiert worden waren. Die Rohre waren gegen einen Haufen Dreck und Gerümpel gestapelt. Oben befand sich ein Haufen ausrangierter Auto- und Lkw-Reifen, an denen die Kinder hochkletterten, um in die Öffnung der Rohre zu gelangen. Unten türmte sich ein Haufen Sand, der von irgendwoher angeliefert worden war. Der Sand war durch den Regen zu einem dicken gelben Schlamm geworden.
Es war eine Schande von einem Spielplatz. Und das nur zwanzig Kilometer vom Zentrum Madrids entfernt, der wohlhabendsten Stadt des Landes, dem globalen Zentrum der Medien, der Mode, der Bildung, der Unterhaltung, des Sports und der Regierung. Jaafar ärgerte sich regelmäßig darüber.
War es so schwer? Wäre es eine so schreckliche Herausforderung, den Kindern der Armen und Verachteten etwas zu geben, das es wert war, zu haben? In dieser Barackensiedlung, dieser sogenannten »illegalen« Kolonie, lebten Tausende von Roma und marokkanischen Neueinwanderern – die Elenden Spaniens. Und das zeigte sich.
»Er ist in Barcelona«, sagte der junge Mann, der neben Jaafar herging. »Er wohnt im Hotel Arts.«
Jaafar zuckte mit den Schultern. »Und wieso interessiert mich das?«
Jaafar war einundvierzig Jahre alt. Seit drei Jahren war er der Urheber und Hauptplaner einer Idee, die so abwegig war, dass selbst er anfangs nicht daran geglaubt hatte. Die Idee war es gewesen, Rucksackbomben in Pendlerzügen zu platzieren, die zur Atocha Station, dem Hauptbahnhof von Madrid, fuhren. Der Erfolg hatte alle Erwartungen übertroffen. Bei den Anschlägen im März 2004 waren knapp zweihundert Menschen getötet und mehr als zweitausend verletzt worden. Sie verbreiteten Terror im ganzen Land und in ganz Europa.
Vier Beteiligte an den Anschlägen hatten sich selbst getötet, als die Polizei ihnen auf die Schliche gekommen war. Zwei von ihnen waren die einzigen Männer, die von Jaafars Beteiligung gewusst hatten. Einundzwanzig weitere Männer waren ins Gefängnis gewandert, wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens.
Jaafar hatte von dem Ereignis geträumt und sie dann geplant. Und als die Zeit gekommen war, aus dem vergifteten Becher zu trinken, der aus dem Ereignis resultiert war, hatte Allah selbst den Becher von Jaafars Lippen weggeführt …
Und ihm die Möglichkeit gegeben, es wieder zu tun.
Jaafar schüttelte fast ungläubig den Kopf. Er gehörte zu den Gesegneten und blieb auch jetzt noch vor den Augen des Feindes verborgen. Nach außen hin war er ein alternder Ex-Sträfling, ein Mann, der wegen Haschischhandels aus Marokko dreizehn Jahre in schmutzigen spanischen Gefängnissen verbracht hatte.
Er schien ein Ausgestoßener zu sein, ein Mann, der in einer Zweizimmerwohnung im achtzehnten Stock eines Hochhauses lebte, eines in einer endlosen Reihe identischer Hochhäuser. Er schien die winzige Wohnung mit seiner Mutter, seiner jungen Frau, ihrem kleinen Sohn und seiner neunjährigen Nichte zu teilen, dem Kind seiner drogensüchtigen Schwester, einer Prostituierten.
In der Tat waren all diese Dinge wahr. Seine Existenz schien anonym und sinnlos – nur ein weiterer verarmter Einwanderer, der im Gefängnis gesessen hatte und älter, aber nicht weiser geworden war. Die Energie seiner Jugend war verflogen, seine Zukunftsaussichten waren düster.
Das war er und das war er auch nicht. Er war der Drahtzieher des größten Terroranschlags in Europa seit Jahrzehnten und wurde weder gefasst noch verdächtigt. Er war nicht einmal befragt worden. Sie hatten Hunderte von Männern zum Verhör geschleift. Aber nicht Jaafar. Er war zu alt. Das Gefängnis hatte ihn gebrochen. Er konnte nicht daran beteiligt gewesen sein.
Ein Wunder war geschehen. Eine Botschaft von Allah war gesandt und empfangen worden. Du wurdest auserwählt.
Er blieb einen Moment stehen und sah den jüngeren Mann an. In gewisser Weise war auch dieser Mann ein Bote. Er überbrachte eine andere Art von Botschaft, aber sie könnte auch von Allah kommen. Jaafar war für diese Möglichkeit sehr empfänglich.
Hotels, Pensionen, Restaurants und Tavernen waren landauf, landab mit Marokkanern besetzt. Sie agierten als Augen und als Ohren. Sie sahen und hörten Dinge und einige dieser Dinge fanden ihren Weg zurück zu Jaafar Idrissi.
»Der Mann will in die Berge gehen, ins Tal von Aran. Ein kleines Dorf dort ist der Geburtsort seiner Großeltern.«
Bei dem Mann handelte es sich um Richard Sebastian-Vilar, einen Richter des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten. Er war in Frankreich unterwegs gewesen und hatte Spanien durchquert. Die formelle Übergabe von einem Sicherheitskommando zum anderen, von Frankreich nach Spanien, hatte es in die nationalen Fernsehnachrichten geschafft.
Jetzt wohnte Vilar im berühmten Ritz-Carlton Hotel in Barcelona, dem Hotel Arts. In diesem Hotel arbeiteten Gläubige, die Zugang zu den Zimmern hatten. Es war leicht gewesen, Abhörgeräte anzubringen – nur die großen Suiten, die für arabische Prinzen, milliardenschwere Konzernchefs und Staatsoberhäupter reserviert waren, waren unerreichbar.
Aber ein Richter? Es gab keine Grand-Suite für einen Richter.
»Ja«, sagte Jaafar. »Sehr rührend. Die Pyrenäen sind um diese Jahreszeit wunderschön. Das habe ich gehört.«
Jaafar war noch nie in den Pyrenäen gewesen. Er hatte sein ganzes Leben in einer sehr trostlosen Umgebung verbracht. Früher hatte er seine Situation als Strafe betrachtet. Aber er hatte Allahs Plan für ihn nicht verstanden. Die Jugend war blind – und er stellte da keine Ausnahme dar.
»Er will allein dorthin gehen. Er will nicht, dass sein Sicherheitsdienst die Dorfbewohner belästigt oder seine Rückkehr in die Heimat seiner Vorfahren verfälscht.«
Jaafar nickte. »Ah.«
»Ja.«
»Wie viele Männer sind verfügbar?«, fragte Jaafar.
»Mindestens zehn«, sagte der junge Mann. »Möglicherweise fünfzehn.«
»Fünfzehn Märtyrer, die ihr Leben geben werden?«
»Wenn es erforderlich sein sollte. Ein paar dieser Männer gehören zu den Besten, die wir haben.«
Jaafar dachte einen Moment lang darüber nach. »Die Besten, die wir haben.«
Wer sind wir? Die Gruppen der Gläubigen in Europa kämpften um ihr Überleben und ihre Ressourcen, wurden von einzelnen Regierungen und der internationalen Polizei gejagt und führten dennoch erfolgreiche Aktionen durch. Dann beanspruchten die fernen Anführer diese Aktivitäten als ihre eigenen.
»Und das Zielobjekt bleibt im Hotel?«
Es war eine subtile Änderung der Formulierung. Für Jaafar war dieser Vilar gerade von einem gewöhnlichen Mann zu einer Zielperson geworden.
»Ja. Er wird morgen Nachmittag in die Pyrenäen aufbrechen. Sein Reiseplan sieht vor, dass er zwei Tage dort verbringt, für eine Nacht nach Barcelona zurückkehrt und dann nach Madrid fliegt. Zwei Tage in Madrid, dann folgt die Rückkehr in die Vereinigten Staaten.«
»Sein Besuch ist sehr kurz«, sagte Jaafar. »Es gibt so viele Dinge in Spanien zu sehen. Warum hat er es so eilig?«
»Er muss rechtzeitig zurück sein, um eine wichtige Stimme abzugeben«, sagte der junge Mann.
Jaafar nickte. »Natürlich.«
»Das Dorf ist abgelegen«, sagte der junge Mann. »Dort wird er am meisten gefährdet sein. Es liegt nahe der Grenze zu Frankreich und die Grenze in den Bergen ist durchlässig. Die alten Belagerungstunnel sind noch da, aber versteckt – wir kennen viele von ihnen und haben schon Männer durch sie transportiert. Die Zielperson wird in einer kleinen Pension untergebracht, die nur begrenzt bewacht wird. Dies ist unsere beste Gelegenheit, ihn zu beseitigen.«
Jaafar hob einen Finger. »Bereite dich vor, als ob es passieren würde. Wenn er mit einem großen Aufgebot in die Berge geht, blasen wir es ab. Wir können uns kein öffentliches Feuergefecht mit den Sicherheitskräften leisten. Schon gar nicht jetzt, nicht bei dem, was auf uns zukommt. Aber wenn er mit einer kleinen Gruppe oder gar allein reist …«
Der junge Mann starrte Jaafar an. Hinter ihm kam eine alte Frau mit einem rissigen braunen Hidschab aus einem niedrigen Schuppen und kippte einen Topf mit Wasser auf den schlammigen...
Erscheint lt. Verlag | 9.12.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 1-0943-4504-0 / 1094345040 |
ISBN-13 | 978-1-0943-4504-8 / 9781094345048 |
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