Retter in höchster Not (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
224 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0249-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Retter in höchster Not - June Francis
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So ein ungehobelter schottischer Barbar! Die englische Kaufmannstochter Cecily Milburn kann nicht glauben, dass Lord Mackillin ein Freund ihres Vaters sein soll. Sie will mit ihm nichts zu tun haben. Als der Lord sie allerdings aus höchster Not rettet - und ihr einen sündigen Kuss raubt - schlägt ihr Herz plötzlich verräterisch schnell ...

1. KAPITEL

Januar 1461

Stirnrunzelnd betrachtete Cecily Milburn die blutige Schürfwunde an der Flanke des Pferdes. Wem mochte der Wallach gehören? Das Tier bebte am ganzen Körper, als Cecily ihm behutsam die Hand auf den Nacken legte. Zuerst schnupperte es vorsichtig an dem runzeligen Apfel, den sie ihm auf der flachen Hand entgegenhielt, dann nahm es die Frucht. Zufrieden lächelnd ging Cecily zu ihrem eigenen Zelter in die benachbarte Box und musste sogleich wieder voller Sorge an ihre beiden zwei Jahre jüngeren Brüder denken. Sie wünschte, Matt hätte sich nicht auf die Reise nach Kingston-upon-Hull machen müssen, um Erkundigungen nach seinem Zwillingsbruder und seinem verwitweten Vater einzuholen. Da Gerüchte im Umlauf waren, dass sich seit ungefähr einer Woche in der Umgebung von Sandal Castle, das dem Duke of York gehörte, jede Menge Lancastrianer aufhielten, hatte Matt zu seinem Schutz vorsichtshalber die meisten männlichen Bediensteten mitgenommen. Falls dort wirklich ein Kampf stattgefunden hatte, war durchaus zu erwarten, dass man auf angriffslustige marodierende Soldaten stieß. Doch nicht einmal mit ihrem Stiefbruder Diccon konnte Cecily ihre Ängste teilen. Auch ihn hatte sie in den letzten sechs Monaten nicht gesehen, und um seine Sicherheit fürchtete sie ebenfalls. Als sie Schritte hörte, die sich näherten, griff sie sofort nach dem Dolch an ihrem Gürtel. Vorsichtig sah sie sich um.

Wut wallte in ihr auf, als sie den Mann sah, der dort stand. „Master Husthwaite! Was wollt Ihr hier? Wie konntet Ihr den armen Gaul so schinden?“, fragte sie streng.

„Hier seid Ihr also, Mistress Cecily. Ich habe bereits schon nach Euch gesucht.“

Der Mann mit dem mausgrauen, strähnigen Haar musterte sie mit seinen kalten silbergrauen Augen, sodass Cecily wütend die Fäuste ballte.

„Aus welchem Grund?“, fragte sie brüsk.

Master Husthwaite sog bedächtig die Luft ein und blies sie geräuschvoll wieder aus. „Der Gaul ist eine lahme Schnecke“, ließ er sich schließlich zu einer Antwort herab. „Wenn mein Onkel darauf bestanden hätte, dass seine Kunden pünktlich bezahlen, könnte ich mir jetzt ein besseres Pferd leisten.“

„Was soll das heißen: darauf bestanden hätte?“

„Mein Onkel ist kürzlich verstorben. Ich übernehme sein Geschäft.“ Händereibend, den Blick auf ihren wohlgeformten Busen geheftet, näherte er sich ihr. „Nachdem ich in Knaresborough mit Master Matthew gesprochen habe, bin ich in aller Eile hierhergeritten. Ich dachte, Ihr könntet meine Hilfe gebrauchen.“

„Im Haus meines Vaters? Wieso sollte ich da Eure Unterstützung benötigen? Ich bin durchaus fähig, allein den Haushalt zu führen. Und falls ich wirklich auf jemanden angewiesen sein sollte, so würde ich die Frau des Verwalters rufen.“

Husthwaite strich sich über die hohlen Wangen, argwöhnisch kniff er die Augen zusammen. „Es ist eine andere Art von Hilfe, die ich Euch anbiete. Ich war zutiefst besorgt, als Master Matthew mir erzählte, dass er nach Kingston-upon-Hull reitet, um sich bei dem Handelsagenten nach Eurem Vater zu erkundigen.“ Er trat noch einen Schritt näher. „Ich fürchte, Ihr müsst Euch auf schlechte Nachrichten gefasst machen.“

„Ich weiß nicht, was Euch zu dieser Annahme führt“, erwiderte Cecily kühl, und, da sie das Gefühl hatte, Abstand halten zu müssen, trat sie neben den Kopf ihres Pferdes. „Es ist nicht das erste Mal, dass mein Vater nicht zum erwarteten Tag heimkehrt. Insbesondere in den Wintermonaten kommt das immer wieder vor. Stürmisches Wetter kann das Auslaufen des Schiffes hinauszögern.“

„Das könnte so sein, wenn sich die Rückkehr Eures Vaters und Eures Bruders ein paar Tage oder eine Woche verschoben hätte. Doch nun feiern wir bereits das Fest des Heiligen Hilarius, und wie ich von Eurem Bruder erfuhr, habt Ihr seit sechs Wochen nichts mehr von ihnen gehört. Ich glaube wirklich, Ihr müsst Euch mit dem Gedanken vertraut machen, dass Euer Vater tot sein könnte.“

„Nein!“, schrie sie. „Das kann und will ich nicht glauben.“ Sie wollte nicht an die schrecklichen Vermutungen erinnert werden, die Matts Ahnung, seinem Bruder könne etwas zugestoßen sei, in den letzten zehn Tagen in ihr wachgerufen hatten.

„Es ist schwer, aber Ihr müsst Euch mit den Tatsachen abfinden. Euer Vater lebt nicht mehr. Wir müssen jetzt über Eure Zukunft nachdenken.“

„Wir? Was soll das denn heißen? Wollt Ihr Euch etwa in meine Angelegenheiten einmischen?“ Ihre Augen sprühten gleichsam Feuer. „Das soll wirklich nicht Euer Problem sein. Ich … ich bin versprochen. Wir werden zu Ostern heiraten.“

Husthwaites tief in den Höhlen liegende Augen glänzten teuflisch. „Unter den Papieren Eures Vaters fand ich nichts über ein solches Arrangement.“

„Dennoch wird die Hochzeit stattfinden.“ Cecily war wütend darüber, dass er Einsicht in die persönlichen Unterlagen ihres Vaters hatte. Hätte Nat Milburn gewusst, dass dieser Schreiberling es wagen würde, in die Fußstapfen seines verstorbenen Onkels zu treten, dann hätte ihr Vater angeordnet, sofort einen anderen Mann mit den geschäftlichen und persönlichen Angelegenheiten der Familie Milburn zu betrauen.

„Wenn Ihr meint. Doch sagt mir, wer ist denn dieser vermeintliche Verlobte?“

„Sein Name geht Euch überhaupt nichts an. Und nun seid so gut und geht. Ich habe Vorbereitungen für die Rückkehr meiner Brüder und meines Vaters zu treffen.“

Er starrte sie begehrlich an. Anstatt den Stall zu verlassen, griff er nach der Reitpeitsche, die an seinem Sattel hing, und schlug nach Cecilys Pferd. Voller Zorn schrie Cecily auf. Alle Vorsicht außer Acht lassend, griff sie nach der Gerte, als dieser Rohling erneut zuschlagen wollte. Doch bei dem Versuch, dem Mann die Peitsche zu entreißen, wurde sie gegen ihn geworfen. Sofort nutzte Husthwaite die Situation aus. Er schlang die Arme um Cecily und drückte sie so fest an sich, dass sie kaum noch atmen konnte.

„Lasst mich sofort los. Ihr vergesst Euch“, keuchte sie.

Er lachte und legte seinen Kopf an ihren zarten Nacken. Cecily wehrte sich verzweifelt, während Husthwaite sie ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter hinunter ins feuchte Heu zwang. Im Kampf verlor sie ihre Haube. Er griff in ihr gelöstes Haar, zog ihr Gesicht ganz nahe an seines und versuchte, sie zu küssen. Sie ekelte sich vor seinen faulen Zähne und dem schlechten Geruch seines Atems. Irgendwie gelang es ihr, ihn mit den Fingern ins Kinn zu kneifen. Rüde schlug er ihre Hand beiseite. „Dafür werdet Ihr zahlen“, knurrte er.

Cecilys Rettung kam so schnell, dass sie es kaum fassen konnte. Binnen weniger Augenblicke war sie frei. Ihr Peiniger lag am Boden, und sie selbst fühlte sich leicht wie eine Feder, als sie wieder auf ihren Füßen stand. Fest hatte ihr Retter zugegriffen, wie Feuer brannten seine Hände auf der Haut unter ihrem Kleid. Ein seltsames, äußerst verwirrendes Gefühl war das, nicht zu vergleichen mit dem Schrecken, den Husthwaites Angriff ihr versetzt hatte.

Als Erstes sah sie das verschlungene Muster einer glanzlosen Zinnbrosche, die einem groben Wollumhang als Halt um einen wettergegerbten Hals diente. Ihr Blick wanderte höher, und es verschlug ihr fast den Atem, als sie das bärtige Kinn, die breiten Wangenknochen, überhaupt das markante Gesicht eines Mannes mit schulterlangem kastanienbraunem Haar sah. Rasch wandelte sich ihre anfängliche Erleichterung in Angst und Schrecken, als sie den Dialekt des Fremden hörte. Erinnerungen erwachten an die Pilgerreise, die sie mit ihrer sterbenskranken Mutter zum Kloster Alnmouth unternommen hatte, das sich nicht weit von der Grenze zwischen England und Schottland befand. Ihre Mutter stammte aus der Gegend und verehrte die keltischen Heiligen, die das Evangelium von Irland herübergebracht hatten.

„Ich hoffe, er hat Euch nicht allzu großen Schaden zugefügt, Jungfer.“ Diesmal sprach der Fremde langsamer und deutlicher.

Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass die goldenen Locken ihr über die Schultern flogen. Er griff nun mit der Hand nach einer Locke und strich sie Cecily ungelenk, aber behutsam hinters Ohr. Ihr stockte fast der Atem. All die Geschichten, die Großvater und einige Großonkel ihr und ihren Zwillingsbrüdern erzählt hatten, kamen ihr in den Sinn. Schreckliche Geschichten, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, hatte ihre Mutter immer gesagt. Selbstverständlich hielt deshalb auch Cecily die Grenzlandschotten für einen ungehobelten Menschenschlag. Sie fürchtete, dass dieser Mann sie nur vor Husthwaites hinterhältigen Absichten gerettet hatte, um sein eigenes Vergnügen mit ihr zu haben. Sicherlich wäre sie jetzt ohnmächtig geworden, wenn sie zu der Sorte Frauen gehört hätte, die leicht in Ohnmacht fallen. Sie aber tastete nach dem Dolch, der neben dem Schlüsselbund an ihrem Gürtel hing, und ihre Finger umschlossen den mit einer Kordel umwickelten Griff.

Mackillins Blick glitt über ihr bleiches Gesicht. Die Farbe ihrer Augen erinnerte ihn an die Glockenblumen, die unter den Ebereschen am Loch Trool blühten. Normalerweise gehörte er nicht zu den Menschen, die sich in Poesie versuchten. Doch angesichts dieser blauen Augen wäre vermutlich auch er durchaus fähig, ein Lied zu schreiben. Dieses Mädchen besaß zudem nicht nur wunderschöne Augen, sondern auch ein hübsches, herzförmiges Gesicht, eine edle, gerade Nase und Lippen, die geradezu danach verlangten, geküsst zu werden.

Etwas war da in seinem Blick, das Cecily unruhig machte. Fast unbewusst strich sie sich mit der Zungenspitze kurz über die...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2021
Reihe/Serie Historical Herzensbrecher
Historical Herzensbrecher
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-0249-1 / 3751502491
ISBN-13 978-3-7515-0249-8 / 9783751502498
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