Sturmtage (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die Schwestern vom Waldfriede - Roman. Die mitreißende historische Saga – jeder Band ein Bestseller!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
579 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28304-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sturmtage - Corina Bomann
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Zwischen Not und Hoffnung. Eine mutige Ärztin setzt für ihre Patienten alles aufs Spiel. Die mitreißende Waldfriede-Saga geht weiter!
Berlin-Zehlendorf, 1939. Mit Kriegsbeginn müssen die Schwestern und Ärzte im Krankenhaus Waldfriede geschlossen zusammenstehen. Doch der jungen selbstbewussten Assistenzärztin Helene fällt es schwer, den Frieden im Haus zu wahren: Immer wieder gerät sie mit dem Chefchirurgen, einem überzeugten NSDAP-Mitglied, aneinander. Trost findet sie auf Spaziergängen in den Parkanlagen der Klinik - und bei dem sympathischen Gärtner Timo. Aus ihrer anfänglichen Freundschaft entwickelt sich schnell ein inniges Verhältnis, bis Timo überraschend zum Wehrdienst eingezogen wird. Als Helene bemerkt, dass auch ein anderer Mann Gefühle für sie entwickelt, muss sie ihr Herz ergründen, doch dieses ist erfüllt von Sorge - denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Bomben über Berlin und dem Waldfriede fallen werden.

Nach wahren Begebenheiten: Inspiriert von der Chronik einer Krankenschwester erzählt Erfolgsautorin Corina Bomann die Geschichte der Berliner Waldfriede-Klinik.

Entdecken Sie die weiteren Bände der mitreißenden Waldfriede-Saga:

1. Sternstunde. Die Schwestern vom Waldfriede
2. Leuchtfeuer. Die Schwestern vom Waldfriede
3. Sturmtage. Die Schwestern vom Waldfriede
4. Wunderzeit. Die Schwestern vom Waldfriede

Alle Bände der Saga sind auch einzeln lesbar.

Corina Bomanns Romane sind mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren nicht aus den Bestsellerregalen wegzudenken. Mit ihren beliebten historischen Sagas steht sie regelmäßig auf den vorderen Plätzen der SPIEGEL-Bestsellerliste - so auch mit ihrer groß angelegten Waldfriede-Saga. Mit der vierbändigen Romanreihe um die Berliner Klinik erfüllt sie sich einen Herzenswunsch: Inspiriert durch die echte Chronik des Hauses, von deren Existenz sie während eines Aufenthalts dort erfuhr, möchte sie der Klinik und ihrer ereignisreichen Geschichte ein Denkmal setzen.

1. Kapitel


Charlottenburg, 14. August 1939


Unruhig trat Helene von einem Bein aufs andere, während sie Ausschau nach ihrer Studienkollegin hielt. Tauben gurrten auf dem Vordach des S-Bahnhofs Botanischer Garten, eine Spatzenschar huschte vorbei. Leichter Morgendunst lag über der Stadt. Die Blätter der Hecke gegenüber dem Bahndamm glitzerten feucht in der Morgensonne.

Neben ihr warteten noch andere Reisende auf den Zug. Ein Mann im leichten beigefarbenen Mantel mit Fedora-Hut blickte in die Zeitung, zwei junge Frauen standen etwas abseits von ihr und unterhielten sich. An der rot-weiß gekachelten Fassade des Bahnsteigaufbaus lehnte ein junger Soldat mit schiefem Käppi auf dem Kopf und rauchte.

Helene reckte den Hals und blickte zur Treppe, doch die Gestalt, die dort erschien, war eine kleine alte Frau in einem schwarzen Witwenkleid.

Eigentlich hätte Irene längst da sein sollen, doch nun befürchtete Helene, dass sie doch den Bus genommen hatte. Solche Umschwünge kamen bei ihr schon mal vor.

Aber davon wollte sich Helene nicht den Tag verderben lassen.

Freudige Erregung wühlte in ihrer Brust. Gleich würde sie ihre erste Stelle als Ärztin antreten! Nach den sechs Jahren Studium und zwei Jahren Medizinalpraktikum an der Charité brannte sie darauf, ihr Wissen endlich an den Menschen anzuwenden. Natürlich war sie erst einmal Assistenzärztin, aber der Anfang, eine der besten Chirurginnen Deutschlands zu werden, war gemacht. Auch wenn sich die Begeisterung ihres Vaters in Grenzen hielt, wenn sie ihm davon erzählte.

»In ein paar Jahren wirst du heiraten und Kinder haben«, hatte er heute Morgen beim Frühstück angemerkt. »Warum wirst du nicht etwas anderes? Kinderärztin vielleicht? Als Chirurgin stehst du die ganze Zeit im OP-Saal und hast nicht die Gelegenheit, einen guten Mann kennenzulernen.«

Damit traf er einen wunden Punkt. Nach der Sache mit Antonio hatte sie sich in die Arbeit gestürzt und sich geschworen, nie mehr einen Mann anzuschauen. Wenn sie glückliche Paare sah, schnitt es ihr ins Herz, und sie wandte sich schnell ab. Auch als ihre Eltern versucht hatten, sie mit den Söhnen von Bekannten zu verkuppeln, war sie standhaft geblieben.

»Ich werde Chirurgin, Papa!«, hatte sie nachdrücklich zurückgegeben. »Und ich werde niemals heiraten!« Damit war für sie die Diskussion beendet.

Der Zug fuhr ein. Surrend schob sich der Triebwagen an ihr vorbei, gefolgt von den rot-gelben Waggons, die für diese Uhrzeit überraschend leer waren.

Noch immer war nichts von Irene zu sehen. Doch Helene wollte zum Antrittsgespräch nicht zu spät kommen. Sie umklammerte ihre lederne Tasche, die neben ein paar persönlichen Dingen auch das nagelneue Stethoskop enthielt, und stieg ein. Die meisten Passagiere waren in ihre Zeitung vertieft, hier und da warf ihr jemand einen knappen Blick zu. Ganz hinten im Wagen fand Helene eine leere Bank.

Sonnenschein fiel auf ihr Gesicht. Helene schloss einen Moment lang genießerisch die Augen. Als sie sie wieder öffnete, passierte der Zug gerade ein Reklameschild. Es war bunt und zeigte ein blau gestreiftes Zirkuszelt. »Zirkus Mancini« kündigte den Beginn seiner Vorstellungen für den 16. August an. Plötzlich wurden ihre Handflächen schweißnass. Sie schloss die Augen, wollte die Erinnerung zurückdrängen, doch es war zu spät.

Zwei Jahre waren vergangen, seit sie Antonio das letzte Mal gesehen hatte. Meist gelang es ihr, nicht daran zu denken, aber wenn sie etwas sah, das mit Zirkus zu tun hatte, ein Spielzeugkarussell oder, wie hier, ein Plakat, dann kam alles wieder hoch.

Mit vor Aufregung pochendem Herzen war sie damals nach Hause gelaufen, im Kopf bereits eine Liste mit Dingen zusammenstellend, die sie mitnehmen wollte. Damit es nicht auffiel und sie auf dem Motorrad sitzen konnte, beschloss sie, ihren Rucksack nur mit dem Nötigsten zu beladen. Glücklicherweise war ihr Vater sehr wanderfreudig und hatte dafür gesorgt, dass sie entsprechend ausgerüstet war.

Zu Hause tat sie so, als käme sie von einer Freundin. Mit ihren damals vierundzwanzig Jahren fragte ihre Mutter nicht mehr groß nach, sie war erwachsen. Dies hatte es ihr auch ermöglicht, sich länger mit Antonio zu treffen, wenngleich sie auch nicht über Nacht bei ihm bleiben konnte. Aber sie war davon überzeugt, dass sich das ändern würde.

Gegen Mitternacht schlich sie sich mit dem Gepäck aus dem Haus und lief zum Asternplatz. Die Nachbarschaft war ruhig, in den meisten Fenstern brannte kein Licht mehr.

An der Ecke blieb sie stehen und blickte über den Platz. Ein wenig hatte sie gehofft, dass er schon warten würde. Doch noch war nichts von ihm zu sehen. Hatte er es sich anders überlegt?

Es war möglich, dass Antonio sich verspätete, weil sich der Abbau des Zirkuszeltes verzögerte. Sie versuchte, sich zu beruhigen, atmete tief durch und hoffte, dass ihr Vater nicht in der Nacht auf Toilette musste und ihre Abwesenheit bemerkte.

Sie hatte es nicht fertiggebracht, ihre Eltern vor vollendete Tatsachen zu stellen. Stattdessen hatte sie ihnen einen Brief hinterlassen, in dem sie ihnen ihre Entscheidung erklärte.

In der Ferne schlug eine Kirchenglocke Mitternacht, doch noch immer war Antonio nicht zu sehen …

»Ihren Fahrschein, Frollein«, holte eine Stimme sie von den Bildern fort. Sie schüttelte die Erinnerung ab und starrte den Mann in der Schaffner-Uniform an.

»Den Fahrschein, bitte«, wiederholte er ungeduldig und mit Nachdruck.

»Ja, natürlich, entschuldigen Sie«, sagte Helene und zog das Billett hervor.

Der Mann begutachtete es kritisch, dann richtete sich sein Blick auf die Tasche.

»Sind Se Hebamme?«, fragte er dann.

»Wie? Nein, ich bin Ärztin«, antwortete Helene. »Ich habe heute meinen ersten Tag im Waldfriede.«

»Ah, dit kenn ick!«, sagte er. »Da hat meene Minna unsern Sohn bekommen. Is’n nettet Haus.« Er schaute sie an, als erwarte er eine Erwiderung. Als diese nicht kam, fügte er hinzu: »Na dann viel Jlück, Frau Doktor!«

»Danke«, sagte Helene und nahm den angerissenen Fahrschein wieder an sich. Noch immer brannte es in ihrer Brust, doch als sie nach draußen schaute, sah sie die Häuser vorbeifliegen, und es gelang ihr, die Erinnerung wieder in den dunklen Winkel zu sperren, in den sie gehörte.

Eine Viertelstunde später stieg sie am Bahnhof Zehlendorf-West aus. Die Sommersonne strahlte am Himmel, nur ein paar weiße Wölkchen zogen vor dem Blau entlang. Sie kannte die Gegend von Ausflügen mit ihrer Familie. Ihr Vater hatte sie mit in den Wald genommen, um ihr botanisches Wissen zu vermitteln.

Während sie unter dicht belaubten Baumkronen entlangging, hatte sie beinahe seine Stimme im Ohr. Castanea sativa. Tilia cordata. Jeden noch so gewöhnlichen Baum benannte ihr Vater ausschließlich auf Latein. Erst in der Schule hatte sie erfahren, dass es sich um Edelkastanie oder Winterlinde handelte. Doch als Botaniker galten für ihren Vater andere Maßstäbe. Schon früh hatte er darauf geachtet, dass sie mit Wissenschaft in Berührung kam. Aber Helene hatte nicht nur etwas für die Flora übrig, auch die Fauna interessierte sie. Und die Menschen.

Es war für ihren Vater eine Enttäuschung gewesen, als sie verkündete, Ärztin werden zu wollen. Lieber hätte er gesehen, wenn sie in die Fußstapfen der großen Naturforscherin Maria Sibylla Merian getreten wäre. Doch sie wollte Menschen helfen. Je älter sie wurde, desto mehr hatte sich dieser Wunsch verfestigt.

Sie passierte ein paar noble Häuser und umrundete einen Lieferwagen, dessen Fahrer große Kisten in einen Hauseingang trug.

Schließlich tauchte das Krankenhaus Waldfriede vor ihr auf. Es war natürlich nicht so riesig wie die Charité, wirkte aber doch größer, als Helene es in Erinnerung hatte.

Das helle, villenartige Zentralgebäude mit dem roten Ziegeldach und den hohen, schmalen Fenstern schien über die Jahre einige Erweiterungen erfahren zu haben. Dazu gehörten ein turmartiger Vorbau mit breiten Kassettenfenstern und einem Satteldach, ein runder Seitenbau mit einem Schild, das sie von ihrer Position aus nicht lesen konnte, sowie ein dreistöckiges villenartiges Gebäude, das sich direkt an den Rundbau anschloss. Das rote Haus am Rande der Fischerhüttenstraße, die früher einmal Alsenstraße hieß, wirkte wie ein Torwächter. Die Fachwerk-Reihenhäuser auf dem hinteren Teil des Geländes dienten wohl als Wohnungen für das Personal oder die Handwerker.

Am meisten ins Auge stach Helene der weitläufige Park hinter der weiß gestrichenen Liegehalle, vor der ein viereckiger Brunnen plätscherte. Die Bäume und Büsche waren nach keinem erkennbaren Muster gepflanzt worden, es schien das Prinzip des Chaos zu herrschen. Dafür waren die hohen Taxuskegel, die den Zufahrtsweg säumten, akkurat getrimmt, sodass selbst ihr Vater nichts hätte aussetzen können. Der Anblick fesselte sie so sehr, dass sie die Frauengestalt am Eingangstor beinahe übersehen hätte.

Im nächsten Augenblick erkannte sie ihre Freundin Irene Murau. Sie trug ein schwarz-weiß kariertes Kleid und hatte die goldbraunen Haare zu einer Außenwelle onduliert. Ihre Füße steckten in schwarzen Lackschuhen. Die Zigarette in ihrer Hand war beinahe aufgeraucht, sie wartete hier wohl schon eine Weile.

»Mensch Irene, da bist du ja!«, rief Helene. »Ich dachte, wir wollten uns am Bahnhof treffen.«

»Bin auf dem Weg einem netten Burschen begegnet und hab mich von ihm herfahren lassen. Lothar ist sein Name.« Irene grinste breit.

...

Erscheint lt. Verlag 28.12.2022
Reihe/Serie Die Waldfriede-Saga
Die Waldfriede-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • 2. Weltkrieg • antonia blum • Berlin • Bestseller 2022 • Bestsellerautorin • Charité • Charlotte Jacobi • Corinna Bomann • Die Ärztin • Die Frauen vom Löwenhof • Die Polizeiärztin • Die Töchter der Ärztin • Drittes Reich • eBooks • Frauenromane • Helene Sommerfeld • Historische Liebesromane • Historische Romane • Historische Romane Neuerscheinungen 2022 • historische Saga • kinderklinik weißensee • Laura Baldini • Liebesromane • Nazideutschland • Neuerscheinung • Romane für Frauen • Saga • Sophias Träume • Weltkrieg • Zehlendorf
ISBN-10 3-641-28304-3 / 3641283043
ISBN-13 978-3-641-28304-9 / 9783641283049
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