Die Sternwolkenallee (eBook)
via tolino media (Verlag)
978-3-7546-2292-6 (ISBN)
Es vergeht keine Nacht, in der Ellis nicht davon träumt, ein Abenteuer zu erleben. Eines, das sein Leben verändert. Stattdessen wird er in einen Krieg geschickt. Als er am Abend vor der Abfahrt Meera kennenlernt, steht Ellis' Welt kopf.
Nach seiner Rückkehr fast ein Jahr später ist Meera fort.
Es ist der Beginn eines Abenteuers, das ihn in eine geheimnisvolle Welt führt. Und obwohl er auf seiner Reise unerwartete Hilfe bekommt, muss er erkennen, dass Meera wiederzufinden nicht allein in seiner Macht liegt.
Ein Märchen der ganz besonderen Art.
Das sagen Leserinnen auf Lovelybooks.de:
'Es hat mich komplett verzaubert.'
'Ich habe jede Seite, von der ersten bis zur letzten, einfach nur genossen.'
'Ehrlich gesagt habe ich bislang noch nichts vergleichbares gelesen.'
'Durch den malerischen Schreibstil, der super zu der traumhaften Welt passt, kann man sich alles sehr schön vorstellen und es ist einfach bezaubernd zu lesen.'
'Ein magisches Buch, das durch seinen poetischen Schreibstil und fantasievollen Inhalt überzeugt!'
'Die Sternwolkenallee ist ein Buch, das seinesgleichen sucht.'
<p>Stephan Hemming wurde 1975 geboren. Von der felsenfesten Überzeugung, sich dafür ziemlich gut gehalten zu haben, ließ er sich bislang nicht abbringen. Er mag Hunde (insbesondere, wenn sie ihn auch mögen), Videospiele, grauschwarzen Humor und sicher noch ein paar andere Dinge. Trotz eines abgeschlossenen Studiums im Technologiemanagement entschied er sich für das Schreiben fantastischer Romane. <br> Womöglich auch gerade deswegen.</p>
Bessere Zeiten
Ellis riss die Augen auf. Seine Blicke rasten panisch umher und durchwühlten den Schlamassel, in dem er bis zu den Knien steckte. Matsch, Regen und Wind. Letzterer hielt sich für arglos, machte alles aber nur schlimmer. Dennoch atmete Ellis erleichtert aus. So mies sich die Situation auch darstellte; sie war besser, als von einem Berg hinabzustürzen. Mit einem flauen Gefühl im Magen zog er sich den müffelnden Kunststofffetzen über den Kopf und seufzte. Nicht mal die Plane vermochte dem Regen etwas entgegenzusetzen. Besonders hartnäckige Tropfen ließen sich von ihr erst recht nicht aufhalten und klopften nervensägig auf den Stahlhelm.
Tok. Tok.
Der Sommer fühlte sich auf der Haut wie November an. Dunkelgrau schwebten die Wolken dorthin, wo Ellis sein Zuhause vermutete: viel zu weit hinter sich. Die gegenüberliegende Seite des etwa zwei Meter tiefen Schützengrabens war keine drei Schritte entfernt. Wasserfälle schossen über den Rand und füllten ihn unaufhörlich mit Schlamm und erdig-brauner Brühe, während seine Stiefel im Morast versanken. Ellis zitterte und sein Zähneklappern vermischte sich mit dem Takt des Regens. So unerbittlich die Sonne tagsüber auf die Erde herunterbrannte, so kalt wurde es, wenn sie bei Nacht verschwand. Seine Finger spürte er kaum noch und schlug sie abwechselnd auf die Oberschenkel.
Ein Dröhnen, plötzlich vibrierte die Erde. Instinktiv tastete er nach seinem Gewehr und umklammerte den kühlen Lauf. Nicht, dass es ihn beruhigt hätte. Um ihn herum erwachte angespannte Geschäftigkeit. Ellis holte tief Luft, schloss die Augen und wartete. Mit pochendem Herzen griff er nach seinem Fernglas und stieg auf das hölzerne Trittbrett zu seinen Füßen, schob vorsichtig den Kopf aus dem Graben und blickte auf ein grässlich entstelltes Feld. Wochenlanger Beschuss hatte es umgepflügt und in eine graubraune Wüstenlandschaft verwandelt. Bäume waren Kanonen gewichen, Bäche Schützengräben.
Vor einer finsteren Wand blinkten Lichter – irgendwo in der Ferne. Sie bewegten sich nicht von der Stelle, was aber nichts bedeuten musste. Wären sie auf direktem Weg hierher, es sähe nicht anders aus.
Kein Mündungsfeuer, keine Explosionen, keine geisterhaften Silhouetten.
Aus Sekunden wurden Minuten bangen Wartens. Dann endlich nahm das Grollen wieder ab, bis nur noch der Wind und der Regen zu hören waren. Heilfroh stieg er vom Schemel und verkroch sich abermals unter der Kunststoffplane.
Während er jeden einzelnen Regentropfen in die heißeste aller Wüsten wünschte, fiel sein Blick auf seinen Freund, der links von ihm an der Wand des Grabens gekauert tief und fest schlief und mit weit geöffnetem Mund gegen das Unwetter anschnarchte. Duns Helm ruhte leicht verdreht auf dem im Nacken liegenden Kopf. Zusammen mit einem nicht ganz so kühnen Gesichtsausdruck wirkte er bestenfalls einfältig. Ellis konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er fand, dass sein Freund den Regenschutz dringender benötigte als er – nicht, dass er ihm noch ertrank. Mit einem Ruck zog er die Plane von sich herunter, breitete sie über ihm aus und befestigte sie mit Metallbolzen am Boden. Sie zappelte einige Male, fügte sich aber in Windeseile der Trostlosigkeit des Augenblicks.
Sofort trommelten unzählige Regentropfensoldaten gegen Ellis’ jetzt schutzlosen Helm. Trotzig zuckte er mit den Schultern, als machte es ihm nichts aus. Sollten sie doch, er war eh schon durchnässt bis auf die Knochen. Wenn sich morgen früh die Sonne um sie kümmerte und verdunsten ließ, wäre er es, der lachte. Bis dahin würde er ganz einfach die Arme vor der Brust verschränken …
Tok.
… den Kopf an die Wand lehnen …
Tok.
… und warten.
Tok. Tok.
Eins stand fest: Solange Dun bei ihm war, konnte ihm nichts geschehen. Wenigstens eine Gewissheit in dieser farblosen Zeit, die oft sogar die Vergangenheit zu einem grauen Stummfilm werden ließ. Oft. Aber nicht immer. Manche Erinnerungen verblassten niemals. So wie ihre allererste Begegnung. Dun und er waren sich gerade erst über den Weg gelaufen, als jenes dicke Kind auch schon schnaufend auf seinem Bauch hockte und – als sei das sein gutes Recht – auf Ellis eindrosch. Die Hofaufsicht des städtischen Kindergartens löste sich nur transusig von ihrem Gespräch mit dem Hausmeister und befreite ihn aus seiner misslichen Lage. Beide Streithähne konnten mit dem Ausgang der Diskussion gut leben. Dun hatte ausgesprochen, was er sagen wollte, und auch der Unterlegene beschwerte sich nicht – schließlich hatte er den Meinungsaustausch glorreich überlebt.
Ihr nächstes Zusammentreffen sollte bis zur Grundschule auf sich warten lassen. Dun hatte weiter an Gewicht zugelegt, und gleiches war mit seinem Jähzorn geschehen. Bis eines Tages ein Junge, den er von irgendwoher zu kennen glaubte, vor ihm stand und mit gesenktem Kopf die Hand entgegenstreckte.
»Ich bin Ellis Galfort. Mit einem T am Ende, das man zwar schreibt, aber nicht spricht.«
Dun bestaunte die sich ihm zaghaft nähernde Hand. Entweder war dieser Galfort ohne T ausgesprochen mutig, dumm oder lebensmüde. Was es auch war, er verdiente es, angehört zu werden. Mit verschränkten Armen und zusammengekniffenen Lidern beäugte Dun den vor ihm stehenden Winzling.
»Und wenn du mich nicht noch einmal verprügelst, dann sind wir jetzt Freunde«, beendete Ellis sein Mehr-als-Friedensangebot. Die Welt konnte so einfach sein. Zuerst hob er den Blick, danach den Kopf und schaute in das runde Gesicht des sprachlosen Dunkan mit K, wartend und nervös blinzelnd.
Eindeutig ließen sich der offene Mund und die gerunzelte Stirn nicht interpretieren. Allmählich aber, so glaubte er, wurden Duns Gesichtszüge freundlicher. Da, er lächelte sogar, und Ellis atmete erleichtert aus.
Keine drei Sekunden später lag er mit blutender Nase auf dem Boden des Schulhofs.
Tok.
Dun lächelte noch immer.
Freunde wurden sie trotzdem.
Ein greller Blitz jagte über den Nachthimmel. Ellis zuckte zusammen und griff sich erschrocken an die Nase. Lautes Donnern, das ihn an eine Explosion erinnerte, folgte nur leicht versetzt. Das Unwetter steigerte sich zu einem Orkan. Regentropfenarmeen peitschten auf den Untergrund und taten so, als wäre das Dröhnen der Donnerschläge ihr Verdienst. Auch der Wind blies immer grausiger.
Dun bekam unter der Plane nichts von alldem mit. Zwar klatschten die nassen Ecken an den glitschigen Kunststoff, doch weder er noch die Bolzen dachten daran, ihre Posten zu verlassen. Dun hatte etwas an sich, etwas Überzeugendes.
Die Stunden vergingen, und so wie das Gewitter ließ auch der Regen nach, als die ersten Strahlen der Morgensonne durch die Wolken brachen. Unter der Plane kehrte Leben ein. Beine strampelten und traten ins Leere, bevor wild fuchtelnde Arme das miefende Stück Kunststoff von sich herunterrissen.
»Sndasfürneschei…«, nuschelte eine verwundert klingende Stimme. Zwei verschlafene Augen blickten irritiert hinauf.
Ellis zog die Augenbrauen in die Höhe und sah ihn an.
»Hä? ’s is los?«, blieb Dun beharrlich.
»Ach, das war’s schon? Ich dachte, da kommt vielleicht noch was.«
»Pfscht!«, machte Dun, was die sinngemäße Kurzform von »Halt bloß den Mund!« darstellte. In den ersten Minuten nach dem Aufwachen war er für gewöhnlich von allem überfordert, was über einen Schluck Kaffee hinausging. »Hab grad echt gedacht, mich hätte ein Wal verschluckt. Was ist das für ein Ding?« Mit den Fingerspitzen hielt er die vermeintliche Walhaut in die Höhe.
Ellis stutzte. »Ein – Wal? Wie kommst du auf einen …«
Dun schüttelte den Kopf. »Du hast ja keine Ahnung, was ich für einen Schwachsinn geträumt hab. Da waren irgendwelche Farben, überall. Blau und – gelb und so. Lila.« Er atmete mit geschlossenen Lippen aus, die dabei mehrmals aufeinanderschlugen.
»Farben und Wale, interessant«, erwiderte Ellis. »Waren da auch Einhörner? Feenstaub? Vielleicht ein singender Delfin?«
»Kannst mich mal«, brummelte Dun. Misstrauisch schnüffelte er an dem Kunststofffetzen und verzog das Gesicht.
Ellis grinste. »Da ihr euch bereits kennengelernt habt, darf ich nun vorstellen: kein Wal, sondern dein Regenschutz von heute Nacht.«
»Wie? Es – hat geregnet?« Duns Blicke wanderten durch den Graben, wobei er feststellte, dass er in einer matschigen Lache hockte. »Es hat geregnet«, bestätigte er sich selbst und schlug mit der flachen Hand in die Pfütze vor ihm. Dann sprang er auf, streckte sich und gähnte, so laut er konnte, und nickte einem müde vorbeitrottenden Unteroffizier zu, bevor er seinen Freund am Arm packte. »Siehst du? Kaum geht die Sonne auf, machen sich die Wolken aus dem Staub. Das wird ein richtig guter Tag, das spür ich.« Er rückte seinen Helm zurecht und klopfte mehrmals mit den Fingerknöcheln dagegen. »Tok-tok. Ist ja fast wie Topfschlagen, kennst du das noch? Spielen kleine Kinder an Geburtstagen.«
»Haben wir nie. Du fandest das immer kindisch.«
»Echt?« Dun legte die Stirn in Falten. »Hm«, machte er. Damit lag man im Zweifelsfall niemals...
Erscheint lt. Verlag | 15.12.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer • Andere Welten • Dilogie • Fantastische Geschichte • geheimnisvoll • Heldenreise • Jugendbuch • Kinderbuch • Lovestory • Märchen • Roman • Romantic Fantasy • Tiefsinnig • Urban Fantasy |
ISBN-10 | 3-7546-2292-7 / 3754622927 |
ISBN-13 | 978-3-7546-2292-6 / 9783754622926 |
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Größe: 551 KB
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