Skadinaujo - Die Welt der mystischen Wesen (eBook)

Freunde und Feinde

(Autor)

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2021 | 4. Auflage
360 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-7028-5 (ISBN)

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Skadinaujo - Die Welt der mystischen Wesen -  Tomte King
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Freunde und Feinde Auf der Flucht vor Verbrechern gelangt die vierzehnjährige Ronja in ein abgelegenes Internat im Nordwesten Schwedens. Schon bald hat sie dort neue Freunde - aber auch Feinde, die ihr nach dem Leben trachten. Denn ohne es zu wissen, hütet sie ein Geheimnis ...

Seit über dreißig Jahren mit einer Schwedin verheiratet, ist Tomte King ein begeisterter Skandinavien-Liebhaber. Angeregt durch die vielfältige nordische Mythologie entstand seine mehrteilige Fantasy-Geschichte "Skadinaujo - Die Welt der mystischen Wesen".

Die Neue


Für ihn war es eigentlich ein ganz normaler Auftrag: Er fährt zum Bahnhof und holt jemanden ab. Normalerweise machte Ben Karlsson, Gärtner und Chauffeur in Rufus Anderssons Internat, das gern, aber dieses Mal war es keine angenehme Aufgabe. Denn obwohl er sich alle Mühe gab, nett und freundlich zu sein, saß sein Passagier muffig auf der Rückbank und redete die ganze Zeit über nicht ein Wort mit ihm. Trotzdem wagte er immer wieder einen zaghaften Versuch: »Alles in Ordnung?«

Keine Antwort.

Im Rückspiegel traf sich sein Blick mit dem seines Fahrgasts, und die Botschaft war eindeutig: »Halte die Klappe und fahr!«

Ernüchtert schaute er wieder nach vorn auf die schmale Schotterpiste und versuchte, wenigstens den größten Schlaglöchern auszuweichen.

Sie ist richtig hübsch, fand er und blickte erneut in den Spiegel. Ein bildhübsches Mädchen. »Ronja ist ein schöner und ungewöhnlicher Name. Ich habe noch nie eine Frau kennengelernt, die Ronja heißt.«

Die junge Dame auf der Rückbank zog die Augenbrauen hoch, drehte sich ab und schaute gelangweilt aus dem Fenster. Sie war eine sehr harte Nuss. Das spürte er bereits auf dem Bahnsteig – dieses Mädchen hatte einen Blick, der selbst einem Hünen wie ihm Respekt einflößte.

»Du redest nicht gern.«

Sie antwortete nicht.

Er gab erst einmal auf, machte nach einer Weile jedoch einen neuen Anlauf: »Wir sind gleich da, nur noch ein paar Minuten. Siehst du?«

In einiger Entfernung vor ihnen tauchte ein imposantes Bauwerk auf, welches mit seinen hohen Mauern und Türmen aussah wie eine Festung, nicht wie eine Schule.

»Dort ist es. Ich weiß, die hiesige Einöde wirkt etwas gewöhnungsbedürftig. Aber es ist wunderschön hier, ich möchte an keinem Ort der Welt lieber leben!«

Keine Reaktion.

»Von hier aus kannst du das noch nicht sehen: Die Schule liegt auf einer Insel, vom Festland getrennt durch eine Zugbrücke. Wird die hochgezogen, kommt keiner mehr rein.«

»... und keiner mehr raus«, grummelte die junge Dame auf der Rückbank. Es waren nach einer Dreiviertelstunde ihre ersten Worte.

Wenig später fuhren sie über die Brücke auf das Schulgelände. Das uralte Gemäuer umrahmte einen Hof, der liebevoll gestaltet war mit Obstbäumen, Blumenbeeten und gemütlichen Sitzgruppen. In der Mitte blubberte ein Springbrunnen und überall tummelten sich Mädchen und Jungen, denn es war gerade Unterrichtspause.

Zum Eingang des Hauptgebäudes führten zwei aufeinander zulaufende Steintreppen. Auf die deutete Ben und erklärte: »Im fünften Obergeschoss befindet sich das Büro des Schulleiters. Ich bringe dich zu ihm, und während ihr euch kennenlernt, versorge ich dein Gepäck. Einverstanden?«

Sie antwortete nicht – was konnte sie an dieser Planung schon ändern. Stattdessen wartete sie, bis Ben vor einer der Treppen anhielt und ihr von außen die Tür öffnete. Sie stieg aus und erregte sofort großes Aufsehen. Innerhalb weniger Sekunden versammelten sich unzählige Schülerinnen und Schüler um das Auto und starrten sie neugierig an.

Ronja Beck war ein bildschönes Mädchen. Ihre blonde Mähne wehte sanft im Wind und ihre leuchtend blauen Augen strahlten ein enormes Selbstbewusstsein aus. An ihrem linken Nasenflügel funkelte ein winziger Brillant, darüber hinaus war sie an den Augenbrauen, der Unterlippe und unterhalb der Nase üppig gepierct. Sie war knapp einen Meter siebzig groß, sehr schlank und hatte dennoch einen auffallend athletischen Körper, betont durch eine gelbe Leggings und ein knappes Top. Dazu trug sie hochhackige Stiefel, nietenbesetzte Armbänder, einen locker um die Hüfte gebundenen Nietengürtel und fingerfreie, ebenfalls nietenbesetzte Handschuhe, die ihrer Erscheinung einen ziemlich martialischen Touch verliehen. Zu alledem kaute sie recht ordinär auf einem Kaugummi.

»O mein Gott«, bemerkte Pernilla Lindholm und runzelte missbilligend die Stirn. Sie und ihr Freund Rufus Andersson, Besitzer und Leiter der Schule, standen in dessen Büro am Fenster und beobachteten Ronjas Ankunft. »Was hast du gesagt, Rufus? Wie alt ist sie?«

»Vierzehn.«

»Und was hat sie alles auf dem Kerbholz?«

»Einiges.«

»Wie war das: Sie gilt als gewalttätig?«

»Als äußerst gewalttätig!«

»Glaubst du wirklich, dass dieses Mädchen hier bei uns richtig ist? Meinst du nicht, wir haben schon genug Rabauken? Brauchen wir da noch eine punkige Schlägerin?«

»Ja!«

Unter ihnen schleppte Ben Ronjas Gepäck die Eingangstreppe hinauf und erklärte ihr derweil die verschiedenen Abschnitte des Schulkomplexes. Sie folgte ihm, ohne ihre zukünftigen Mitschülerinnen und Mitschüler auch nur eines Blickes zu würdigen. Auf halber Höhe blieb sie stehen und betrachtete die gezeigten Lokalitäten – mehr aus der Not heraus als aus wirklichem Interesse. Dabei fiel ihr Blick auf einen Bereich neben Tor und Zugbrücke, in dem sich eine große Schülermenge versammelt hatte. Sie kannte das aus ihrer ehemaligen Schule: Immer wenn es irgendwo ein Gerangel oder eine Rauferei gab, bildete sich eine Traube von Zuschauern – so auch hier. Sie sah, wie einige Jungen eine deutlich jüngere Mitschülerin wiederholt hin- und herschubsten, ein großes, stämmiges Mädchen, offenbar die Freundin des Anführers, gab ihr sogar eine Ohrfeige und stieß sie zu Boden. Die Anzahl der umherstehenden Schülerinnen und Schüler wuchs stetig an, aber niemand griff ein.

»Es ist schön hier, ruhig und friedlich«, meinte Ben, der von dem Streit nichts mitbekommen hatte. »Wir müssen uns beeilen, Professor Andersson wartet schon.«

Zunächst merkte er nicht, dass sie nicht mehr hinter ihm ist, doch dann sah er Ronja unten auf dem Hof. Energischen Schrittes ging sie hinüber zu der Streiterei, drängte sich ruppig durch die Schülermenge und vorbei an zwei Lehrern, die erstaunlicherweise keine Veranlassung sahen, einzugreifen. Sie stieß die Rabauken zur Seite und nahm das schluchzend auf dem Boden kauernde Mädchen in den Arm. Mit den Worten »Keine Angst, steh auf und komm mit mir!« zog sie es an sich heran und richtete sich zusammen mit ihm auf.

»Hast du sie noch alle?«, schrie der Anführer sie an.

Ohne sich um ihn zu kümmern, bahnte sich Ronja mit der Kleinen im Arm einen Weg durch die Zuschauer. Beschämt bildeten die eine Gasse, welche sich hinter den beiden sofort wieder schloss, sodass die Übeltäter ihnen nicht folgen konnten. Wüst schrien sie Ronja alle möglichen Beschimpfungen und Drohungen hinterher. Die ging jedoch unbeirrt weiter und zeigte ihnen ohne sich umzudrehen den gestreckten Mittelfinger.

»Hmm«, staunte Rufus Andersson. »Unaufgeregt und ohne Gewalt. Nicht schlecht!«

Pernilla Lindholm war weniger begeistert und murmelte mit versteinerter Miene: »Das wird nicht gut gehen ...«

Ronja brachte ihre Mitschülerin zur Krankenstation, wo sie von Schwester Kristina, einer etwa vierzigjährigen, sehr attraktiven Frau in Empfang genommen wurde. Die musterte Ronja von oben bis unten und fragte: »Darf ich mal wissen, wer du bist?«

Ronja betrachtete die Krankenschwester mit abfälligem Blick, kaute betont vulgär auf ihrem Kaugummi und antwortete kurz angebunden: »Ja.«

»Und«, wollte Schwester Kristina nach einigen Sekunden wissen, »bekomme ich auch eine Antwort?«

»Nein!«, antwortete Ronja frech und fauchte das immer noch vor Angst zitternde Mädchen an: »Jetzt reiß dich mal zusammen! Dir wird in deinem Leben noch viel Schlimmeres passieren.« Dann gab sie ihm einen aufmunternden Klaps, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort die Krankenstation.

»Gut gemacht!«, meinte Ben, doch Ronja rollte nur die Augen, stolzierte an ihm vorbei zur Treppe, nahm ihr Gepäck und schleppte es selbst zur Eingangstür.

»Lass nur, das trage ich«, erhob er Einspruch und nahm ihr die Sachen wieder ab.

Gemeinsam gingen sie Etage für Etage die Stufen hinauf zum Büro des Schulleiters. Dessen Sekretärin Ulrika Källmark, eine elegant gekleidete Dame um die Fünfzig, betrachtete Ronja argwöhnisch, deutete auf eine schwere Holztür und sagte: »Bitte sehr, der Chef wartet bereits.«

Ronja klopfte artig und betrat den Raum. Rufus Andersson kam mit einem Lächeln auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. Sein Händedruck war fest, aber angenehm. Er war ein stattlicher Mann, hatte schneeweißes Haar und einen langen Bart – ungefähr so hatte sich Ronja als Kind den Nikolaus vorgestellt.

Nach der Begrüßung setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch, wies ihr den Platz ihm gegenüber zu und sagte: »Ich freue mich, dass du gut angekommen bist, und hoffe, dass es dir...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2021
Reihe/Serie Skadinaujo - Die Welt der mystischen Wesen
Skadinaujo - Die Welt der mystischen Wesen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy-Action • Jugend-Drama • Märchen • Märchen, Folklore • Nordische Fabelwesen • skandinavisch, nordisch, mystisch • Spionage-Krimi
ISBN-10 3-7543-7028-6 / 3754370286
ISBN-13 978-3-7543-7028-5 / 9783754370285
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