Tanz der Dämonen (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
688 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-1753-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tanz der Dämonen - Uwe Westfehling
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Eine spannende Verfolgungsjagd durch die Gassen und Winkel des historischen Kölns!

Köln 1531: Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand sind zu Gast am Rhein. Ein Ereignis, das neben Schaulustigen manch zwielichtiges Volk anlockt, denn in den Gassen herrscht heilloses Gedränge. Im Schutz einer Gauklertruppe hat sich auch die junge Katerine van der Weyden in die Domstadt aufgemacht, nicht ahnend, dass ihr Weg sie an den Hof des Herrschers führen wird - und in tödliche Gefahr. Denn auf der Suche nach ihrem Vater rührt sie an finsteren Geheimnissen ...

»Ein Vergnügen, sich durch vergangene Zeiten und Rituale zu lesen.« ARD

Für Fans von Rebecca Gablé, Richard Dübell und Philipp Vandenberg.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.






<p>Uwe Westfehling ist promovierter Kunsthistoriker und in Köln als Museumswissenschaftler und Universitätsdozent tätig. Seine Romane zeichnen sich durch Bilderreichtum und eine lebendige Atmosphäre aus.<br></p>

Uwe Westfehling ist promovierter Kunsthistoriker und in Köln als Museumswissenschaftler und Universitätsdozent tätig. Seine Romane zeichnen sich durch Bilderreichtum und eine lebendige Atmosphäre aus.

ER SKORPION


Ein schneidender Wind fegte über die Hügel; er trieb düstere Wolken über uns hin und peitschte das schwarze Gestrüpp mit eisigem Regen. Die Wege waren nichts als Schlamm, und so mussten wir immer wieder vom Wagen hinunter, weil er bis an die Achse festsaß. Eigentlich war es eher ein Karren, von einem einzigen mageren Klepper mühsam vorwärts gezerrt. Deshalb gingen wir den größten Teil des Weges zu Fuß.

Es wurde Abend, ohne dass es an diesem Tag je richtig hell gewesen wäre, und wir alle sehnten uns danach, für die Nacht rasten zu dürfen – alle außer Ahasver. Der wollte von Rast nichts wissen und trieb uns erbarmungslos an. Als Haupt unserer kleinen Gauklertruppe führte er ein strenges Regiment. Der Alte duldete keinen Widerspruch.

Wir kamen an einem Dorf vorbei, das auf einer Anhöhe lag. Da erhob sich eine große steinerne Kirche.

»Bestimmt gibt es dort eine Herberge für Pilger«, seufzte Pietro.

»Heiße Suppe«, brummte Sambo.

Aber Ahasver warf kaum einen Blick hinüber. »Der Flecken heißt Neunkirchen«, knurrte er. »Da sitzt ein Pfaffe aus Köln. Keine zehn Pferde bringen mich zu denen.«

»Er wird seine Gründe haben«, flüsterte Pietro grinsend.

Nun, das wussten wir alle, dass der Alte mit der Kölner Geistlichkeit nicht viel im Sinn hatte. Ahasver tat, als habe er nichts gehört.

Krähen flogen aus den Baumkronen auf – ein finsterer Schwarm – und segelten über unseren Köpfen dahin; sie kämpften gegen den Wind, ihre rauen Schreie gellten mir in den Ohren. Aber Ahasver hatte keine Mühe, sie zu übertönen.

»Legt euch ins Zeug!«, befahl er. »Oder wollt ihr an diesem schäbigen Hügel verrecken?«

Pietro, Sambo und ich schwiegen, weil wir alle Kraft zum Schieben brauchten. Das Dorf lag jetzt hinter uns, und vor uns stieg der Weg erneut an. Der Schlamm spritzte mir bis unter die Hutkrempe, Jacke und Hose waren schon lange durchnässt und voll Dreck.

»Gehorsam steht den Knechten an«, deklamierte der Alte. Er stieg nun ebenfalls vom Karren herunter und nahm den Gaul am Zügel. Als die Höhe fast erreicht war, schritt er voll Ungeduld voraus. Wir hörten ihn brüllen: »Und seht ihr es nicht? Gott gibt Kraft! Ihr seid bereits aus dem Dreck, ehe euer Kleinmut es wahrhaben will. Also denkt daran: Wem Gott einen großen Mann zum Herren gibt, dem schenkt er auch die Stärke, ihm zu folgen.«

Pietro, ein schwarzhaariger, ziemlich gut aussehender Bursche, war Ahasvers gelehriger Schüler und sozusagen seine rechte Hand; dennoch ließ er keine Gelegenheit aus, gegen ihn zu maulen. Er stöhnte: »Wenn er nicht endlich mit anpackt, der alte Narr, werden wir nicht einmal dieses Stück mehr schaffen.« Und zu mir: »Geh nach vorne, Kat, er hat die Zügel losgelassen …«

Der Alte deklamierte: »Pah, Dämonen der Stürme, Künder des Chaos, was vermögt ihr denn gegen Ahasverus, den Großen, den Wanderer unter den Sternen, der gefeit ist gegen den Gang der Zeit und dessen Augen die goldene Zukunft erschauen?«

»Jetzt ist er wieder in seinem Text«, sagte Pietro und verdrehte die Augen.

»Hat schon wieder zu viel getrunken«, vermutete Sambo. Ein Grinsen ging über sein schwarzes Gesicht. Der riesenhafte Kerl war der »starke Mann« in unserer Truppe. Er hatte auch eine kräftige Stimme.

»Ich höre euch«, warnte der Alte. »Ich höre euch lachen, und ich höre euch meutern. Verräterisches Pack!«

Ahasver hatte wirklich zu trinken begonnen, was sonst nicht seine Art gewesen war. Seit er nach monatelangem Zögern entschieden hatte, dass wir nun auf direktem Wege nach Köln gehen würden, war eine seltsame Unruhe über ihn gekommen. Er wirkte mürrisch und reizbar. Und er sprang heftig mit uns um.

»Es tut nichts«, schrie er, »wenn ihr nicht begreift. Aber eure Bosheit, die wird euch nicht verziehen werden.« Er war stehen geblieben.

»Seht nur, wenn ihr Augen habt. Die Sonne selbst gibt meinen Worten Recht!«

Tatsächlich. Wir hatten endlich die Höhe erreicht, und vor uns war der Wolkenhimmel aufgerissen. Gleißendes Abendlicht flutete über die Ebene zu unseren Füßen, und im Westen, weit in der Ferne, erkannten wir die Umrisse einer Stadt.

»Was ist das?«, fragte ich.

»Schau hin, Junge«, knurrte der Alte. »Das ist es, das ist Köln! Scheint näher zu sein, als es ist, bei diesem Licht. Aber morgen sind wir da. Spätestens übermorgen.«

Er winkte mich zu sich heran.

»Siehst du das da?« Er hielt ein seltsames Gerät in der Hand. Woher hatte er es so plötzlich genommen? Ich konnte mir nur vorstellen, dass er es unter seinem weiten Mantel versteckt gehalten hatte. Eine Waffe? Es war eine Art länglicher Kasten mit zwei Löchern, eines an jedem Ende, in die waren offenbar Stücke Kristall eingesetzt. Er richtete das Instrument auf die ferne Stadt und schaute hindurch.

»Der Tempel des Herrn in der Stadt Gottes«, hörte ich ihn sagen, und dann, mit einem spöttischen Lachen: »Oder die Burg des Gral. Oder der Turm zu Babel. Ha! Oder der Stall des Augias!«

Er wandte sich um und hielt mir das Ding entgegen. Erschrocken wich ich zurück, was er grinsend beobachtete.

»Keine Angst, Junge, es beißt nicht.«

Ich ärgerte mich über seinen Spott, und damit bezwang ich auch meine Scheu und trat näher heran.

»Du musst hier hineinschauen«, sagte er, ruhiger jetzt und fast begütigend.

Ich tat, was er sagte. Plötzlich stand alles unbegreiflich nahe vor meinen Augen.

Eine Stadt, so groß, wie ich noch keine gesehen hatte und wie ich mir auch niemals eine hätte vorstellen können!

»Zauberei«, flüsterte ich.

»Unsinn«, sagte er. »Es gibt für alles eine bessere Erklärung als Zauberei. Das hier habe ich aus Krakau mitgebracht. Hinterlassenschaft von einem begnadeten Spinner, den keiner ernst genommen hat. Es ist … Ach was, zerbrich dir nicht den Kopf. Schau einfach. Da! Hinter dem Baumstumpf! Siehst du es?«

Ich erkannte, was er meinte, etwas unglaublich Großes, Glänzendes, das sich fern über den winzigen Dächern der Stadt erhob wie eine unregelmäßige Gruppe merkwürdiger Türme.

»Sie bauen die Kathedrale«, erklärte er. »Du wirst staunen!«

Dann wandte er sich zu den anderen um.

»He! Worauf wartet ihr!«, brüllte er. »Haltet nicht Maulaffen feil! Da liegt das Wirtshaus, das ich uns zur Nacht bestimmt habe. Nehmt den Gaul und den Karren und geht schon voraus!«

Mich hielt er zurück. Was mochte er jetzt wieder wollen? Er hatte das unheimliche Ding weggesteckt, nestelte nun etwas anderes aus seinem Gewand und gab es mir in die Hand.

»Nimm das«, sagte er. »Nimm es und frag nicht.« Dabei hielt er den Kopf gesenkt und blickte verstohlen nach rechts und nach links.

Es war ebenfalls ein erstaunliches Ding, ein kleiner Anhänger an einer Kette. Sieht aus wie Gold, dachte ich. Und was soll das darstellen? Ich betrachtete es genau. Zweifellos ein Tier. Eine Art Wurm mit vielen Beinen.

»Ein Skorpion«, sagte er. »Ich vertraue ihn dir an. Verbirg ihn gut. Am besten unterm Wams. Es wird der Tag kommen, da ich ihn von dir zurückfordere. Aber frag nicht, verstanden?«

Ich nahm den Hut ab und streifte die Kette über den Kopf.

Er zog mich zu sich heran. Ich hätte schwören können, dass er im Begriff stand, mir übers Haar zu streichen, aber dann klopfte er mir doch nur auf die Schulter.

»Und jetzt komm.« Wir folgten den anderen. »Ich will mich auf dich stützen«, sagte er. »Ich bin ein alter Mann.«

Dabei wanderte sein Blick unter den schweren Lidern hervor misstrauisch zum Waldrand, in die Richtung, aus der wir gekommen waren, nach Osten, wo sich schon abendliches Dunkel ausbreitete, und er schob sein wuchtiges Kinn nach vorn.

Die niedrige Gaststube in der Herberge dröhnte vom Lärm der dort versammelten Menschen. Woher mochten die nur alle gekommen sein? Auf den Straßen, die hinter uns lagen, hatten wir kaum Reisende getroffen, hier aber drängten sie sich auf engstem Raum in Hitze, Qualm und Gestank. Meine Augen und meine Nase gewöhnten sich nur widerstrebend an diese Atmosphäre. Dann aber erkannte ich Einzelheiten: An den Tischen wurde gegessen, und im Hintergrund waren Spiele mit Karten und Würfeln im Gange. Ein Handelsherr, vielleicht aus Nürnberg oder Augsburg, wo die reichsten Pfeffersäcke sitzen, machte mit seinen Frachtwagen und Fuhrknechten hier Station. Für ihn war mit Hilfe von gespannten Tüchern ein gesonderter Bereich abgetrennt, damit er sich nicht vom niedrigen Pöbel belästigt fühlen musste. Dieser Kaufmann war eine stattliche Erscheinung, er trug ein pelzbesetztes Wams und hatte einen Ring am Finger, der gewiss mehr wert war als alles zusammen, was wir anderen in diesem Raum am Leibe hatten.

Er muss sich ziemlich sicher fühlen, dachte ich. Sonst würde er seinen Reichtum nicht so zur Schau stellen. Zwei Damen und ein Priester saßen mit an seinem Tisch. Die übrigen Gäste mussten mit weniger Platz vorlieb nehmen. Manche waren wohl Pilger, man erkannte sie an ihren Stäben und dicken Mänteln, fromme Leute, die zu den Heiltümern von Köln unterwegs waren, obwohl es ganz gewiss keine gute Jahreszeit für eine Wallfahrt war. Andere mochten reisende Scholaren sein, Burschen mit bunten Jacken, großen Gesten und viel Spottlust. Ein paar Mönche hielten sich abseits, einige von ihnen aßen schweigend, einer hielt einen...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2021
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Gaukler • Gefahr • Geheimnis • Herrschafft • Herrscher • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Hof • Jahrhundert Trilogie • Kaiser Karl V. • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • König • Kreuzzüge • Krimi • Mittelalter • Rebecca Gable • Warringham
ISBN-10 3-7517-1753-6 / 3751717536
ISBN-13 978-3-7517-1753-3 / 9783751717533
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