Ein skandalöser Heiratsantrag (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
264 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0095-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein skandalöser Heiratsantrag - Anne Gracie
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Auf der Flucht vor einem skrupellosen Mitgiftjäger läuft Lady Lily ausgerechnet Edward Galbraith in die Arme. Gegen jede Vernunft fühlt die unschuldige junge Erbin sich unwiderstehlich zu dem berüchtigten Lebemann hingezogen. Wie im Rausch genießt sie seine leidenschaftlichen Küsse - und setzt bald mehr als nur ihre Reputation aufs Spiel. Denn um einen Skandal zu vermeiden, gibt es nur eine Lösung: Sie muss schnellstens Edwards Antrag annehmen! Während sie insgeheim längst ihr Herz an ihn verloren hat und von einer romantischen Liebesheirat träumt, spricht er allerdings bloß von einer Pflichtehe ...



Schon als junges Mädchen begeisterte sich Anne Gracie für die Romane von Georgette Heyer - für sie die perfekte Mischung aus Geschichte, Romantik und Humor. Geschichte generell, aber auch die Geschichte ihrer eigenen Familie ist Inspirationsquelle für Anne, deren erster Roman für den RITA Award in der Kategorie beste Erstveröffentlichung nominiert war. Ihr Urgroßvater, ein Seemann, ging Ende des 19. Jahrhunderts in Australien an Land und blieb dann für immer weil er sich dort in ein Mädchen verliebt hatte, das er später heiratete. Anne selbst lebt in Melbourne in einem kleinen Holzhaus und widmet sich in ihrer Freizeit der Imkerei. Zudem unterrichtet sie an einem College Englisch um so ihre Liebe zur englischen Literatur weiterzugeben und in einem Programm zur Bekämpfung des Analphabetentums erteilt sie Erwachsenen Unterricht. Das Faszinierendste am Schreiben ist für Anne die Entstehung der Charaktere und die Entwicklung ihrer Leben. Oft wacht sie mitten in der Nacht auf und hat eine bestimmte Szene im Kopf, die dann häufig der Beginn des nächsten Romans ist.

PROLOG

„Ich könnte nie irgendwem je wichtig sein.“

„Was steht dem im Wege?“

„Alles. Meine Situation, meine Torheit und meine Ungeschicklichkeit.“

Jane Austen, Mansfield Park

Ashendon Court, Oxfordshire, 1811

Was soll das heißen, das Kind sei nicht zu unterrichten?“ Lord Ashendon, Lily Rutherfords Vater, verengte die kühlen grauen Augen und richtete den Blick auf die Gouvernante, die steif vor ihm stand. Er sprach leise, aber jener seidenweiche Ton ging stets Wutausbrüchen voraus, die seine Kinder zu fürchten gelernt hatten.

Lily stand kerzengerade neben dem väterlichen Schreibtisch, den Kopf hoch erhoben, und biss sich fest auf die bebende Unterlippe. Vor ihrem Vater Angst zu zeigen, war verheerend. Ein Rutherford fürchtete sich vor nichts.

Ihre Schwester Rose gehörte zu diesen furchtlosen Rutherfords – sie wartete draußen vor der Tür und lauschte verbotenerweise. Eigentlich hätte sie oben im Klassenzimmer sein und lernen sollen, doch als Lily zu ihrem Vater zitiert worden war, hatte Rose ihr zugeflüstert: „Keine Bange, Lily, ich werde dich beschützen.“

Miss Glass, die Gouvernante, stand unbewegt vor Lilys Vater. Sie hatte soeben gekündigt, nach gerade einmal zwei Wochen, die für Lily beinahe schlimmer gewesen waren als die Zeit, da ihre Mutter im Sterben lag. Die Wochen waren voller Prüfungen und Tränen und Strafen gewesen, gefolgt von weiteren Prüfungen. Und weiteren Tränen.

„Ich werde meine Zeit nicht an ein Kind vergeuden, das nicht einmal lesen kann. Ich habe gewisse Prinzipien. Und ich werde mir nicht die Verantwortung dafür aufbürden lassen, dass dieses Kind nicht in der Lage ist, zu lernen.“

Lilys Vater schnaubte. „Natürlich kann sie lesen. Sie ist … wie alt? Zehn, nicht wahr?“

Elf, fast zwölf, dachte Lily, ohne ihm zu widersprechen. Niemand widersprach ihrem Vater, vor allem nicht, wenn er aufgebracht war. Ihre Hände zitterten. Sie verbarg sie in den Falten ihres schwarzen Kleides. Schwarz aus Trauer um ihre Mutter.

„Meine selige Frau hat beide Mädchen unterrichtet. Sie hat nie irgendwelche Schwierigkeiten mit Lily erwähnt.“

Miss Glass deutete ein Schulterzucken an. „Ich kann es nicht ändern. Lady Rose schlägt sich ganz ordentlich und beherrscht sämtliche Fertigkeiten, in denen eine Dame bewandert sein sollte. Allerdings neigt sie dazu, beim Sticken nicht genügend Sorgfalt an den Tag zu legen und …“

Bumm! Er ließ eine Faust auf den Schreibtisch krachen. „Sticken ist mir einerlei, und wir reden nicht über Rose! Wir reden über Lily.“

„Lady Lily ist Analphabetin.“ Miss Glass betonte jede Silbe, beinahe genüsslich. An-al-pha-be-tin. Sie hatte Lily das Wort hundertmal abschreiben lassen. Zusammen mit anderen wie ig-no-rant, un-wis-send und un-ge-bil-det.

Lily zogen sich die Eingeweide zusammen.

Bislang hatten ihre Mutter und Rose dieses schmachvolle Unvermögen für sich behalten und vor dem Vater verheimlicht. Doch ihre Mutter war tot, und an ihre Stelle war diese große, einschüchternde Gouvernante getreten, diese Frau mit ihren Tabellen und Prüfungen, ihren blassen Ziegenaugen und dem kurzen, biegsamen Rohrstock, den sie begriffsstutzige Schülerinnen – also Lily – spüren ließ, um deren Lernvermögen anzuregen.

Und nun das, vor ihrem Vater. Auch dies eine Form der Züchtigung – Lily vor ihrem Vater bloßzustellen. Sie fühlte sich wie ein wissenschaftliches Musterexemplar, wie sie es einst auf einer Ausstellung gesehen hatte. Exponiert, schutzlos, beschämt.

„Wollen Sie damit sagen, sie sei faul?“

„Sie ist durchaus folgsam und bemüht, aber ihr ist nichts beizubringen. Sie kann nicht lesen, sie kann nicht einmal die einfachsten Rechenaufgaben lösen, und immerzu verwechselt sie links und rechts. Wie gesagt, Lady Lily ist Analphabetin, und was ich auch versucht habe, es blieb erfolglos.“

„Analphabetin? Unfug! Komm her, Lily!“ Ihr Vater zog sie zu sich, nahm ein Buch vom Schreibtisch und schlug es wahllos auf. „Lies das.“ Er wartete.

Angestrengt starrte Lily auf die Seite, einen dicken Kloß im Hals, und suchte nach wenigstens einem Wort, das sie kannte. Wie stets, schienen sich die Buchstaben ihrem Blick zu entwinden wie Würmer, die versuchen, sich wieder in die Erde zu bohren.

„Nun?“ Seine Ungeduld zerrte an ihren Nerven.

Sie schluckte gegen den Kloß an und bemühte sich stärker. Doch alles, was dabei herauskam, war eine einzelne, langsam hervorquellende Träne.

Ihr Vater griff stirnrunzelnd nach einer Schreibfeder und schrieb etwas nieder. „Dann lies das.“

Inzwischen schlotterte sie am ganzen Leib. Die Tränen ließen alles vor ihren Augen verschwimmen, und so konnte sie das Wort, das er geschrieben hatte, kaum erkennen. Es war kurz, aber dennoch …

„K. A. T. Z. E. Katze!“, schrie er. „Lies es!“

„Katze“, hauchte Lily. Ihr krampfte sich der Magen zusammen, und sie fürchtete, sich übergeben zu müssen.

„Und das hier?“ Er schrieb noch etwas auf, in fetten, schwarzen, bedrohlichen Buchstaben. „Lies es, na los. Das ist doch nicht schwer, Herrgott! Bloß drei verdammte Buchstaben! Drei!“ Tränen rannen ihr über die Wangen.

„Hör auf! Lass sie in Ruhe!“ Rose platzte ins Zimmer.

„Misch dich nicht ein, Rose.“ Seine Stimme klang sanft. Rose war sein Liebling.

„Doch, du regst sie auf.“

„Ich rege sie auf? Sie regt verflucht noch mal mich auf. Meine eigene Tochter – eine Rutherford – kann nicht einmal die einfachsten Wörter lesen!“

„Lily gibt ihr Bestes. Sie kann ein wenig lesen, aber dräuend vor ihr aufzuragen und sie anzufahren regt sie nur auf und macht alles schlimmer.“

Darauf folgte ein längeres Schweigen. „Es stimmt also. Deine Schwester kann nicht lesen. Und das mit zehn Jahren.“

„Sie ist fast zwölf“, erwiderte Rose leise und legte Lily einen Arm um die Schultern. „Es ist nicht ihre Schuld. Sie gibt sich wirklich die allergrößte Mühe beim Lernen. Das hat sie von Anfang an getan.“

Abermals zog sich die Stille in die Länge. „Eure Mutter wusste davon und hat es mir verschwiegen?“

Rose nickte. „Mutter sagte, es sei nicht Lily anzulasten, sondern entspreche Gottes Plan.“

„Es war Gottes Plan, sie mit Schwachsinn zu schlagen?“

„Sie ist nicht schwachsinnig“, entgegnete Rose hitzig. „Lily ist nicht dumm, sie kann schlicht nicht lesen.“

„Liegt es an ihren Augen?“ Er schaute Miss Glass an. „Vielleicht braucht sie eine Brille.“

„Ich habe ihre Sehkraft geprüft“, antwortete die Gouvernante lapidar. „Lily sieht alles klar und deutlich. Sie kann nur nicht lesen. Oder einfachste Rechenaufgaben bewältigen. Oder links von rechts unterscheiden.“

Langsam und bedächtig schob er Lily von sich. Er tat es nicht grob, doch sie spürte die Kälte, die von ihm ausging. „Eine Rutherford, die nicht lesen kann.“ Er schaute sie an, als hätte er sie nie zuvor gesehen, als hätte er nichts mit ihr zu tun. „Unbelehrbar.“

Lange sagte niemand etwas, bis er befahl: „Bring sie hinauf, Rose.“

Rose und Lily gingen, doch Rose schloss die Tür nicht ganz. „Pst“, flüsterte sie. „Ich will hören, was sie reden.“

Sie drängten sich so dicht an die Tür, wie sie sich trauten. Von drinnen hörten sie leises Gemurmel, das Lily nicht verstand, ehe sie ihren Vater sagen hörte: „Ich habe sie für normal gehalten. Sie reitet wie der Teufel …“

Ein Glas klimperte. Offenbar goss ihr Vater sich einen Drink ein. „Was soll ich mit dem Mädchen tun? Kein Mann will eine Ehefrau, die nicht lesen kann.“

„Keine Sorge, du kannst bei mir leben, wenn ich verheiratet bin“, raunte Rose. Lily blickte sie beklommen an. Sie liebte Rose, aber …

„Es gibt gewisse diskrete Einrichtungen …“, erwiderte Miss Glass gedämpft.

Lily lief es kalt über den Rücken. Sie hatte keine Ahnung, was eine solche „diskrete Einrichtung“ war, aber es klang schaurig. Sie liebte ihr Zuhause und wollte nicht fortgeschickt werden. Atemlos warteten sie beide auf die Antwort des Vaters.

„Nein.“ Er klang bedrückt. „Das kann ich ihr nicht antun. Sie mag ein Schandfleck für die Familie sein, aber sie ist eine reine kleine Seele.“

Ein Schandfleck für die Familie? Lilys Kehle war wie zugeschnürt.

Wieder ergriff er das Wort. „Nun, da ihre Mutter von uns gegangen ist, muss sich jemand der beiden annehmen. Ich habe keine Zeit für Kinder, schon gar nicht für Mädchen.“

„Keine Gouvernante, die etwas auf sich hält, wird sich mit einem solchen Kind abgeben“, erklärte Miss Glass. „Eine gute Schule würde sie vielleicht aufnehmen – Analphabetin oder nicht, die Tochter eines Earls würde ihrem Ruf Glanz verleihen.“

„Welchen Sinn sollte das haben?“

„Lesen und schreiben mag sie nicht lernen, aber zumindest könnte man ihr beibringen, eine Dame zu sein.“

Ihr Vater schwieg, vermutlich dachte er darüber nach. „Eine hervorragende Lösung. Ich werde sie beide auf eine Schule schicken – ich glaube, es gibt diverse in Bath, wo meine jüngere Schwester lebt. Sie ist ledig und könnte ein Auge auf die Mädchen haben.“

Lily zog sich der Magen...

Erscheint lt. Verlag 7.12.2021
Reihe/Serie Historical Gold
Historical Gold
Übersetzer Nina Hawranke
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historical Gold • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • marriage of convenience • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7515-0095-2 / 3751500952
ISBN-13 978-3-7515-0095-1 / 9783751500951
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