Tödlicher Herbst (eBook)

Ein Krimi aus Südtirol

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
368 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2966-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödlicher Herbst - Max Oban
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Zwei Morde im September 

Detektiv Tiberio Tanner, passionierter Weintrinker und Genussmensch, beschäftigen gleich zwei Fälle im Meraner Land: Zum einen soll er dem Verdacht auf Weinpanscherei nachgehen und dazu Beweise sicherstellen. Und dann muss er in einer Privatklinik ermitteln, in dem eine Hebamme ermordet worden ist, ohne dass der Täter gefasst werden konnte. Besonders der zweite Fall bereitet ihm Kopfzerbrechen, denn kaum hat er seine Ermittlungen aufgenommen, wird der Chefarzt der Klinik getötet - genau ein Jahr nach der Hebamme. 

Tiberio Tanner - trinkfest und lebenslustig - ermittelt im malerischen Südtirol



Max Oban, geboren in Oberösterreich, studierte in Wien und Karlsruhe. Er schlug eine Karriere als Manager ein, arbeitete für einen internationalen Konzern in Deutschland, den USA und Teheran, bevor er sich seiner Tätigkeit als Schriftsteller widmete. Max Oban ist erfolgreicher Autor zahlreicher Romane, unter anderem der Paul-Peck-Krimireihe. Er lebt in Salzburg und in der Wachau. Als Aufbau Taschenbuch erschien von ihm bisher ein Roman mit Tiberio Tanner: 'Blutroter Wein'.

Eins


Wie immer ließ Tanner sein Auto in einer Parkbucht am Bach stehen. Kühle Luft stieg herauf. Vor ihm auf der Promenade lagen die vier altertümlichen Ecktürme und die inmitten der grünen Weinranken in die Höhe ragenden Gemäuer des Schlosses Maretsch.

Nach dem quirligen Trubel der Bozner Altstadt genoss er den Weg entlang der Wassermauer, nahe am Stadtzentrum, aber doch im Grünen. Beim Haus Schönblick stieg er rechts die Stufen hinunter, die ihn zum Talfergries und in leichten Schwüngen am Fluss entlang zu seinem Büro führten.

Tanners Schritte verlangsamten sich, je näher er dem Büro kam. Heute war ihm jeglicher Enthusiasmus für die Büroarbeit abhandengekommen. Einen Moment blieb er vor der Tür stehen und starrte auf das Schild, das so blank geputzt war, dass er darin sein Spiegelbild sehen konnte.

DETEKTEI DISKRETION & FAZIT

DISCREZIONE E RISULTATO

TIBERIO TANNER

In seinem Büro war es heiß und stickig. Er hängte sein Sakko in den Schrank, setzte sich an den Schreibtisch und dachte über sein Tagesprogramm nach. Ein neuer Auftrag war nicht in Sicht, die Büroarbeit würde rasch erledigt sein: alte Unterlagen lochen und die halb leeren Ordner in seinem neuen IKEA-Regal verstauen. Von seinem letzten Auftrag hatte er noch die Rechnung an seinen Auftraggeber zu schreiben. Letzteres tat er am liebsten.

Leichte Rückenschmerzen trieben ihn ans Fenster, er sah auf die steinerne Mauer am Ufer des Talferbachs, der Richtung Süden floss, wo er sich nach Bozen mit dem Eisack vereinte. Von der Stadtpfarrkirche Sankt Nikolaus schlug es zehn Uhr. Um diese Zeit war er früher bei Fiat schon zwei Stunden damit beschäftigt gewesen, die diversen, in seinem Terminkalender vermerkten Besprechungen in die Tat umzusetzen. Tanners Gedanken wanderten zurück in die ehemalige Arbeitsumgebung in Turin und an das Ende seiner beruflichen Tätigkeit. Nach dreißig Jahren im Management, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung, war es im Zuge der Fusion des Fiat-Konzerns mit Chrysler auch zu Anpassungen im Personalbereich gekommen. Er erinnerte sich, als ihn der Chef in sein Büro beorderte und ihn mit den Worten »Nehmen Sie Platz« begrüßte. Während der Boss unruhig vor ihm auf und ab marschierte, bekam Tanner das Gefühl, nur noch Befehlsempfänger zu sein. Fünf Minuten später war sein Vertrag einseitig aufgelöst und er stand mit sechsundfünfzig und einer mageren Abfindung auf der Straße.

Ohne lange zu überlegen, beschloss er damals, Zeit und Geld in eine neue Karriere zu investieren. Einige Zeit verbrachte er als junger Nachwuchslehrling bei einem Mailänder Detektivbüro und erwarb in einer mehrmonatigen Ausbildung die Arbeitsberechtigung als sogenannter Berufsdetektiv, ausgestattet mit Kompetenz und Faktenwissen in Kriminologie, Rechtskunde und Personenschutz, amtlich examiniert und mit einer von der Behörde ausgestellten Legitimation. Mit Lichtbild.

Von seinem Büro aus sah er auf die im Wind zitternden Äste der Bäume, die entlang der Straße standen und auf die braune Wiese, die von zahlreichen umherhüpfenden Krähen bevölkert war. In den letzten Tagen war das Grün immer stärker den bunten Farben des beginnenden Herbstes gewichen.

Das Telefon klingelte, und das plötzliche Geräusch erschreckte ihn. Nicht sein Handy war es, sondern das Festnetztelefon, das auf dem Schreibtisch stand. Einen Augenblick überlegte er, das Telefon läuten zu lassen und nicht abzuheben. Ob es Paula war? Nein. Die würde auf seinem Handy anrufen. Der Blick auf das Display zeigte ihm eine unbekannte Festnetznummer. Vielleicht war es ein Kunde. Ein Detektiv hat stets für seine Kunden da zu sein, auch wenn es sich nur um einen potenziellen Klienten handelte. Zudem könnte er einen neuen Auftrag gut gebrauchen. Noch einmal läutete das Telefon und diesmal, wie es ihm schien, besonders laut. Unaufmerksam drückte Tanner den Hörer ans Ohr und brauchte einige Augenblicke, bis er den Namen des Mannes verstand.

»Wie war Ihr Name?«

»Hier ist Kogler. Henrico Kogler. Zum besseren Verständnis: Ich bin der Kellermeister von Filippo Murach.«

»Filippo wer?«

»Weingut Baron Filippo von Murach. Lassen Sie mich raten, Herr Detektiv … Sie sind leidenschaftlicher Biertrinker.«

»Ich bin leidenschaftlicher Weinliebhaber«, sagte Tanner, vielleicht eine Spur zu laut.

»Sie brauchen nicht gleich beleidigt sein. Noch mal von vorn: Henrico Kogler … ich bin der Kellermeister des Herrn Baron. Und wir brauchen Ihre Unterstützung.«

»Wer ist wir

»Ich und noch einer aus der Weinbranche. Ein Freund und Gesinnungsgenosse.«

»Und welcher Art soll die Unterstützung sein, die Sie und Ihr Gesinnungsgenosse brauchen?«

»Ihre Dienstleistung als Detektiv ist gefragt. In einer heiklen Angelegenheit, verstehen Sie?«

»Heikle Angelegenheiten sind meine Stärke. Worum geht es genau?«

»Nicht am Telefon. Die Angelegenheit ist nicht nur heikel, sondern auch bedrohlich und geradezu gefährlich.«

»Bedrohlich und geradezu gefährlich«, wiederholte Tanner.

»Kennen Sie das Gasthaus Ötzi in Vernagt? Eine Dreiviertelstunde von Meran entfernt.«

»Meinen Sie den Ort, wo der versunkene Kirchturm manchmal aus dem Stausee ragt?«

»Im Schnalstal. Genau dort.«

»Geht’s nicht etwas einfacher? Der Ort liegt fast zweitausend Meter hoch. Mitten in den Ötztaler Alpen.«

Tanner hörte den Mann, der sich mit Henrico Kogler vorgestellt hatte, heiser lachen. »Darum ist es der ideale Ort für unser konspiratives Treffen. Dort sieht und hört uns keiner.« Wieder das heisere Lachen, gefolgt von einem Hustenanfall. »Außerdem können Sie mit Ihrem Wagen bis zur Eingangstür des Gasthauses fahren. Wenn Sie ein ordentliches Auto haben. Und der Ort liegt nur eine Dreiviertelstunde von Meran entfernt.«

Tanner dachte an seinen alten Fiat und seufzte.

»Also! Wie entscheiden Sie sich, Herr Detektiv?«

»Wie sind Sie überhaupt auf mich gekommen?«

»Jemand hat Sie mir empfohlen.«

Tanner wollte schon fragen, wer ihn angepriesen hatte, überlegte es sich aber anders.

»Gut, dass Sie nicht danach fragen. Ich hätte ohnehin nicht verraten, wer Sie gelobt hat. Wenn Sie ein schlechter Detektiv wären, hätte ich Sie nicht angerufen.«

Tanner überlegte einen Moment, was er antworten sollte. »Wenn ich ein guter Detektiv wäre, würde ich nicht in die Ötztaler Alpen fahren, um einen Auftrag von Ihnen anzunehmen.«

»Also! Wie entscheiden Sie sich, Herr Detektiv?«

»Wann soll ich dort sein?«, hörte sich Tanner fragen.

*

»Was gibt’s zum Abendessen?«, fragte Tanner, als er Paulas Wohnung betrat.

»Zuerst erwarte ich einen Guten-Abend-Kuss, dann darfst du ans Essen denken.«

Tanner umarmte sie und wagte gleichzeitig noch einen Blick in den Spiegel.

»Wenn du dich noch einmal wie ein Pfau im Spiegel betrachtest, während du mich küsst, kannst du dein Essen selbst zubereiten. Und hör auf, den Bauch einzuziehen. Dafür bist du nämlich nicht schlank genug. Es ist übrigens bekannt, dass bei Männern, die plötzlich beginnen, auf ihre Figur zu achten, der Verdacht aufkommt, dass sie sich eine Freundin zugelegt haben.«

Tanner setzte sich an den Küchentisch und beobachtete mit wachsender Begeisterung, wie Paula das Abendessen zubereitete.

»Es gibt Neuigkeiten.« Paula nahm den Topf vom Herd und drehte sich zu ihm um, während sie weiter umrührte. »Morgen früh beginnt ein zweitägiger Kongress in Meran, an dem ich teilnehmen muss. Verpflichtende Fortbildung für Apotheker.«

»Und Apothekerinnen«, ergänzte er und runzelte die Stirn. »Ich muss morgen um zehn Uhr in Vernagt sein. Irgendwo dort, wo man den Ötzi gefunden hat.«

»Was hast du mit dem Ötzi zu tun?«

»Zwei Männer wollen mir einen Auftrag geben.«

»Was erwarten die beiden von dir?«

»Keine Ahnung. Worum es geht, wollen sie mir bei dem geheimnisvollen Treffen in Vernagt erzählen.«

»Vernagt liegt im Schnalstal. Das passt gut«, sagte sie, stellte den Kochtopf weg und drückte ihm einen Hochglanzprospekt in die Hand. »In dem Hotel...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2022
Reihe/Serie Ein Fall für Tiberio Tanner
Ein Fall für Tiberio Tanner
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Chefarzt • Hebamme • Klinik • Martin Walker • Meran • Mordermittlung • Pierre Martin • Privatdetektiv • Wein • Weinanbau • Winzer
ISBN-10 3-8412-2966-2 / 3841229662
ISBN-13 978-3-8412-2966-3 / 9783841229663
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