Die Wächter von Marstrand & Die Gefangene von Göteborg (eBook)
864 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2723-2 (ISBN)
Karin Adler ermittelt im Doppelpack!
Die Wächter von Marstrand.
Die Tote aus dem Moor Nichtsahnende Spaziergänger entdecken im Moor von Klöverö eine weibliche Leiche mit einem toten Säugling im Arm. Kommissarin Karin Adler wird hinzugerufen. Für die Gerichtsmedizin ist die Sache klar: Die Moorleichen liegen schon eine halbe Ewigkeit dort. Die Akte wird daraufhin geschlossen. Doch einige Tage später wirft ein weiterer Todesfall neue Fragen auf: Eine Frau auf einem nahe gelegenen Gutshof wird tot aufgefunden. Nur ein Zufall? Oder haben die beiden Toten eine gemeinsame Geschichte? Der Fall lässt Kommissarin Adler nicht mehr los, denn sie vermutet mehr dahinter. Bei ihren Ermittlungen stößt sie bald auf ein tief bewegendes Frauenschicksal - die Spur führt zurück bis ins 18. Jahrhundert, in eine Zeit der Seeräuber, Schmuggler und Mörder im Freihafen von Marstrand.
Die Gefangene von Göteborg.
Die Crème de la Crème des schwedischen Adels findet sich zu einem großen Maskenball auf der Festung Carlsen ein. Doch der Abend endet für die ausgelassene Gesellschaft abrupt, als zwei Mitglieder der einflussreichen Familie Ekeblad ermordet aufgefunden werden. Kommissarin Karin Adler wird der Fall übertragen. Zunächst deutet alles auf eine Erbstreitigkeit hin. Aber dann erfährt sie nicht nur von einem 200 Jahre alten Milzbrandgrab, sondern auch von der erschütternden Klageschrift einer jungen Frau, Metta Fock, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Mord an ihren Mann und ihren zwei Kindern vorgeworfen wurde. Als Opfer einer Intrige saß sie viele Jahre unschuldig hinter den dicken Mauern der Festung Carlsen und bezahlte am Ende mit ihrem Leben. Will nun jemand Rache für ein altes Unrecht?
Ann Rosman ist passionierte Seglerin, die es auf ihren Langsegeltouren unter anderem bis zu den Äußeren Hebriden geführt hat. Sie hat Universitätsabschlüsse in Computertechnologie und Betriebswirtschaft absolviert. Als Aufbau Taschenbuch liegen von ihr vor: 'Die Tochter des Leuchtturmmeisters', 'Die Tote auf dem Opferstein', 'Die Wächter von Marstrand' und 'Die Gefangene von Göteborg'. Ann Rosman lebt auf Marstrand, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte segelt. Mehr zur Bestsellerautorin unter: www.annrosman.com
1
Astrid Edman manövrierte ihr Pater-Noster-Motorboot rückwärts an den Anlegesteg in der Bremsegårdsvik und ließ die Enthusiasten von der Botanischen Vereinigung Göteborg auf Klöverö an Land. Zuletzt kam Sara von Langer, die kein Mitglied des Vereins war, sondern den Heimatverein von Marstrand vertrat.
»Danke, Astrid. Begleitest du uns?«, fragte Sara.
»Nein, meine Liebe. Ich habe zu tun.« Sie vertäute mit ihren groben Händen das Boot, während ihr Blick auf Sara ruhte.
»Wie schade.« Sara stieg auf den Anleger.
Astrid Edman, auf Klöverö geboren und aufgewachsen, kannte die Insel besser als jeder andere. Auch im Schärengarten fand sie sich nahezu blind zurecht, da sie bis zu ihrem siebzigsten Geburtstag vor drei Jahren Taxiboot gefahren war.
»Ich kann den Wichtigtuer nicht leiden«, sagte Astrid, ohne die Stimme zu senken. Sie deutete mit dem Kinn auf den Vereinsvorsitzenden mit der schwarzen Baskenmütze, der das Schild mit der Wanderkarte studierte.
Sara hatte von der Wanderung im vergangenen Jahr gehört, an der Astrid teilgenommen und so lange von der Insel erzählt hatte, bis der Mann sich einmischte. Als er die Insel beharrlich Klauverö nannte, anstatt wie die Einheimischen den Namen Klöverö zu verwenden, lief die Diskussion vollends aus dem Ruder. Astrid wendete sich kurzerhand ab und zog sich in ihr Häuschen nach Lilla Bärkulle zurück. Da die Insel über keine Fährverbindung verfügte, hatte sich die Gruppe nach einem anderen Kapitän umsehen müssen, der sie zurück nach Koö brachte, wo bereits der Bus nach Göteborg wartete.
Unter der heißen Julisonne setzte das Grüppchen nun seine Wanderung durch die Talsenken von Klöverö fort. Sara nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und stellte fest, dass sie unter den in die Jahre gekommenen Mitgliedern des Marstrander Heimatvereins die einzige war, die einer Wanderung über die hügelige Insel gewachsen gewesen wäre. Der Mann mit der Baskenmütze von der Westküstenstiftung machte erneut Halt, bückte sich und grub in der von Muscheln durchsetzten Erde, bis er das Gesuchte offenbar gefunden hatte. Er hielt den Gegenstand in die Höhe.
»Ein bearbeiteter Feuerstein. Klöverö ist seit der Altsteinzeit besiedelt. Es sind mehrere Siedlungsplätze ausgegraben worden. Offenbar waren die ersten Siedler Experten für Feuersteine und haben daraus Werkzeuge hergestellt, die als Tauschware benutzt wurden. Wahrscheinlich dank der reichen Vorkommen in dieser Gegend gibt es auf der Insel alte Feuersteinwerkstätten.«
Die Dame neben Sara machte sich fleißig Notizen. Die weißen Kniestrümpfe, die sie zu derben Wanderstiefeln trug, waren mit Edelweiß bestickt. Ab und zu zog sie einen abgegriffenen Wälzer aus dem Rucksack und schlug etwas nach. Es handelte sich um eine eingespielte Truppe, die sich geschickt wie eine Herde Bergziegen durch den Laubwald auf den hohen Lindenberg gekämpft hatte und sich nun auf der Südseite der Insel befand. Sie waren bereits vor zwei Stunden angekommen, und Sara freute sich auf die baldige Kaffeepause und ein kühles Bad.
Die Frau hörte auf zu schreiben und blickte hoch.
»Ist die Insel heute noch bewohnt?«
Der Mann mit der Baskenmütze drehte sich zu Sara um.
»Das müsstest du am besten wissen, Sara. Du wohnst schließlich in Marstrand.«
»Auf Klöverö stehen gut fünfzig Häuser, und im Sommer ist hier einiges los. Acht Häuser sind das ganze Jahr über bewohnt, unter anderem von einem Paar, das seine kleine Tochter jeden Tag mit dem Boot in die Vorschule bringt. Einige von den alten Höfen, die heute als Wochenendhäuser dienen, gehören Einwohnern aus Marstrand, deren Vorfahren früher auf Klöverö gewohnt haben.«
»Und welcher der Höfe auf der Insel ist am ältesten?«
»Klöverö Nordgård, den die meisten hier inzwischen Pfarrhof nennen. Er soll zum Marstrander Franziskanerkloster gehört haben, wir sprechen also vom Mittelalter. Später diente der Hof als Witwensitz des Pastorats. Er gilt als das älteste Gebäude. Daneben gibt es noch den Bremsegård, das ist das gelbe Gutshaus, an dem wir gleich zu Beginn vorbeigekommen sind. Man strich die reichsten und größten Gutshöfe gelb an, um ihre Stellung zu betonen. Ich glaube, dieser stammt aus den Neunzigerjahren des sechzehnten Jahrhunderts und wurde von Peder Brems gebaut, der damals Bürgermeister in Marstrand war. Das heutige Gebäude ist allerdings jünger.«
»Danke, Sara. Dann schlage ich vor, dass wir uns zur Korsvike Landzunge begeben. Da wir das Alte Moor überqueren, das mitunter äußerst trügerisch ist, bleibt ihr bitte hinter mir.«
Der Mann schritt vorsichtig voran. Hin und wieder blieb er stehen und steckte seinen Wanderstock in den sumpfigen Untergrund. Auch wenn Sara keine Markierungen entdecken konnte, die signalisiert hätten, dass sie sich auf einem Weg befanden, schien er einer bestimmten Route zu folgen. Hier und dort wuchsen Teichbinsen, an denen sich ablesen ließ, dass reichlich Wasser vorhanden war.
Sara trat hinter der Frau mit den Edelweißstrümpfen auf die Grasbüschel. Teilweise war das Gras grün und üppig, an anderen Stellen wirkte es gelblich und wie abgestorben. Nicht weit von ihnen entfernt war eine Gruppe von Menschen zu erkennen. Sara zählte zwölf Personen.
Der Mann mit der Baskenmütze begrüßte die Frau, die offensichtlich die Truppe anführte. Er räusperte sich.
»Hier habe ich noch eine kleine Überraschung für euch. Darf ich euch eine gute Freundin von mir vorstellen? Sie ist promovierte Biologin am Institut für Umweltwissenschaften an der Uni Göteborg. Sie und ihre Studenten sind gerade dabei, das Moos zu untersuchen. Magst du uns kurz erläutern, was ihr hier macht?«
»Natürlich. Zunächt müsst ihr wissen, dass Torf eigentlich aus totem Torfmoos besteht, auf Lateinisch Sphagnum, das ist eine andere Pflanze als die, in die man die Adventskerzen steckt. Ein Moor ist schließlich einmal ein See gewesen, der allmählich ausgetrocknet ist. Die Studenten hier besuchen ein Aufbauseminar in Pflanzenökologie. Mit Hilfe eines weißrussischen Stechbohrers haben wir eine Bodenprobe genommen, die wir nun analysieren wollen.«
Die Frau hielt ein Werkzeug in die Höhe, das die Form des Buchstaben T hatte. Der Mann mit der Baskenmütze sah ihr bewundernd zu, als sie behutsam den Bohrkern entfernte und fortfuhr.
»Wir drücken das Gerät von Hand in den Untergrund und erhalten so einen anderthalb Meter langen und viereinhalb Zentimeter dicken Bohrkern.«
Sara betrachtete die schlangenförmige Bodenprobe, die vor ihnen auf dem Klapptisch lag. Die Frau erzählte weiter.
»Da das Moor unheimlich langsam wächst, wissen wir, dass Pflanzenpollen in einem Meter Tiefe dort vor etwa tausend Jahren gelandet sind, als der Torf an dieser Stelle noch das frische Torfmoos an der Oberfläche darstellte. Mitunter entdecken wir auch andere interessante Pflanzenpartikel, die eine Untersuchung lohnen.«
»Die Kombination aus Moorboden und Muschelschalen bietet zweifelsohne besondere Voraussetzungen für die hiesige Pflanzen- und Tierwelt«, meldete sich der Mann mit der Baskenmütze zu Wort und machte ein Gesicht, als erhoffte er sich von der Frau ein Lob. Er winkte die anderen näher heran.
»Kommt an den Tisch, damit ihr alles ganz genau seht.«
»Hier haben wir einen Gegenstand.« Die Frau stocherte mit dem Messer. »Mal sehen, was das ist. Oh, mein Gott!« Sie schlug sich die Hand vor den Mund und riss die Augen auf. Als Sara den Blick auf die Platte richtete, verstand sie auch, warum. Vor ihnen lag ein Teil eines menschlichen Ohrs.
Im Alten Moor lag eine Leiche.
Gut Näverkärr Anno 1793
»Wein, Fräulein Agnes?« Das Dienstmädchen hielt eine Kristallkaraffe in der Hand.
Der Vater gab mit einem diskreten Nicken seine Zustimmung. Er hatte sich für den teuren französischen Wein entschieden, der zuletzt bei Mutters Beerdigung serviert worden war.
»Ja, gerne.«
Der Vater hob sein Glas und trank auf das Wohl der Gäste. Agnes nahm auch einen vorsichtigen Schluck und strich mit der Hand über den zarten hellblauen Stoff ihres Kleides. Es war bereits vor einer Woche fertig geworden, aber die Schneiderin hatte es am Abend vor dem Festmahl erneut enger näher müssen. Die ohnehin schmal gebaute Agnes war so unruhig, dass sie noch einmal zwei Kilo abgenommen hatte. Doch welches junge Mädchen war vor der eigenen Verlobungsfeier nicht nervös?
Der Tisch war reich gedeckt. Das Küchenpersonal hatte sein Bestes gegeben, und es war nicht zu übersehen, dass Vater mit besonderen Speisen beeindrucken wollte. Mit Pfifferlingen gefüllter Zander aus dem Ofen, französische Pastete, glasierter Schinken mit eingelegten Kirschen, Lammfrikassee mit Austern, gebratene Erdbirnen mit Petersilie. Die Saucen glänzten samtig, und mehrere Teller waren mit roten Krebsen dekoriert. Essen im Überfluss. Unter normalen Umständen hätte sie es sich schmecken lassen.
Sie fühlte sich schön. Ihre Haare hatte sie mit Mutters Perlmuttkämmen hochgesteckt, und Vater hatte die Halskette seiner verstorbenen Frau geholt und sie seiner Tochter schweigend um den Hals gelegt.
Agnes warf einen verstohlenen Blick über den Tisch zu ihrem Zukünftigen. Bryngel Strömstierna. Er trug einen gut sitzenden schwarzen Frack und sah mit seiner aufrechten Haltung sehr stattlich aus. Seit der Begrüßung hatte er noch kein Wort zu ihr gesagt. Er wirkte abwesend. Sie stellte sich so viele Fragen – wer war zum Beispiel der Ansicht gewesen, sie beide könnten ein gutes Paar...
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2022 |
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Reihe/Serie | Karin Adler Doppelband | Karin Adler Doppelband |
Übersetzer | Wibke Kuhn, Katrin Frey |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 18. Jahrhundert • Bundle • Ermittlungen • Gegenwart • Geschichte • Karin Adler • Krimi • Kriminalroman • Mord • Mörder • Piraten • Polizei • Polizistin • Roman • Schmuggler • Schweden • Seeräuber • Verbrechen • Vergangenheit • zeitebenen • Zeitstränge |
ISBN-10 | 3-8412-2723-6 / 3841227236 |
ISBN-13 | 978-3-8412-2723-2 / 9783841227232 |
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Größe: 5,4 MB
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