Die Frauen vom Nordstrand - Eine neue Zeit & Schicksalswende (eBook)

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2022 | 1. Auflage
702 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3000-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frauen vom Nordstrand - Eine neue Zeit & Schicksalswende -  Marie Sanders
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Band 1 und 2 der großen Zeitenwende-Trilogie in einem E-Book.

Die Frauen vom Nordstrand - Eine neue Zeit.

Drei Frauen zwischen Hoffnung, Freiheit und Neuanfang. St. Peter an der Nordsee, 1953. Anni, Edith und Helena haben eines gemeinsam: Nach den Kriegsjahren wollen sie das Leben genießen und den Neubeginn wagen. Annis Traum ist es, das Hotel ihrer Eltern zu modernisieren, doch ihr Vater weigert sich, ihr sein Geschäft zu überlassen. Edith kämpft für die Rechte der Frauen, dann bekommt sie ein Angebot, das sie zwar finanziell absichern würde, aber ihren Idealen widerspricht. Die Ärztin Helena sucht nach schmerzhaften Erfahrungen während des Krieges den Weg zurück ins Leben und erkennt, dass sie eine große Aufgabe hat. In ihrem Wunsch, unterdrückten Frauen zu helfen, wagt sie es sogar, an den Rand der Legalität zu gehen ...

Die Frauen vom Nordstrand - Schicksalswende.

Drei Freundinnen auf der Suche nach Selbstbestimmung und Freiheit Hamburg, 1955: Die junge Anni hat sich ein neues Leben aufgebaut, aber die Sorge um die Seeperle, das Hotel ihrer Eltern in St. Peter an der Nordsee, lässt sie nicht los. Schon bald ist sie gezwungen, einen folgenschweren Kompromiss einzugehen, der sie wieder zurück in ihre geliebte Heimat führt. Doch dort muss sie mithilfe ihrer Freundinnen Edith und Helena von Neuem um ihre Existenz kämpfen. Auch die Ärztin Helena schwebt mit ihrem Engagement für die Frauen der Stadt, die ungewollt schwanger geworden sind, in Gefahr - und die drei Freundinnen müssen stärker denn je zusammenhalten ...

Turbulent und bewegend: die großen Zeitenwende-Saga über die fünfziger Jahre.



Hinter MARIE SANDERS verbirgt sich Bestsellerautorin Steffi von Wolff. Die 1966 bei Frankfurt geborene Journalistin arbeitete jahrelang für verschiedene Radiosender und hat zahlreiche Romane veröffentlicht. Schon immer war es ihr großer Wunsch, über die 50er Jahre zu schreiben, ein Jahrzehnt, das sie seit jeher fasziniert hat. Steffi von Wolff lebt in Hamburg, die Sommer verbringt sie zum Schreiben auf einem Boot in Dänemark.

3. Kapitel


Am nächsten Tag ging Anni Rena besuchen. Die beiden kannten sich seit der Kindheit, und Rena würde in einigen Wochen heiraten und dann nach Wien ziehen. Ihr Zukünftiger war ein gebürtiger Österreicher, er kam aus Salzburg und würde zum Herbst in Wien der Direktor einer Privatbank werden. Gerhard Stöberl war um einiges älter als die 25-jährige Rena, schon Anfang vierzig. Ein großer Mann mit tadellosen Manieren, ein bisschen zu steif für Annis Geschmack, aber sie mochte ihn recht gern. Er war höflich, zuvorkommend und sehr froh, dass Rena ihn heiraten wollte, und er nicht nur eine hübsche, junge Frau, sondern wohl bald auch endlich seinen langersehnten Sohn bekäme. Gerhard war vor ein paar Monaten Hotelgast in der Seeperle gewesen. Er hatte eine Bronchitis verschleppt und Seeluft verordnet bekommen. Und so lernte er die wuselige, braungelockte und, wie Anni immer liebevoll dachte, so süße und ein wenig naive Rena kennen, die Anni abends zu einem Spaziergang abgeholt hatte. Gerhard hatte am Kamin gesessen und Zeitung gelesen, und er war aufgestanden, als die beiden Frauen an ihm vorbeigingen, hatte sich vorgestellt und Rena die Hand geküsst, was sie unglaublich beeindruckt hatte. Formvollendet und galant waren ab sofort die beiden Attribute, mit denen die romantisch veranlagte Rena über Gerhard sprach. Anni konnte das nicht ganz nachvollziehen. Ja, Gerhard war freundlich und gut erzogen, was man nicht von vielen Männern behaupten konnte. Allein schon hier in der Seeperle wussten die wenigen männlichen Gäste manchmal nicht, wie man eine Gabel richtig hielt, oder dass es sich nicht gehörte, in der Gegenwart anderer Essensreste mit den Fingernägeln aus den Zähnen zu pulen. Der Krieg hatte das gute Benehmen mit vielem anderen vernichtet. Aber derart in Begeisterungsstürme zu verfallen, bloß weil einer ein bisschen galant war, das konnte sie nicht nachvollziehen.

Schon nach kurzer Zeit hatte Gerhard um Renas Hand angehalten. Rena war überglücklich, ihre Eltern, die die Bäckerei in St. Peter betrieben, waren unterschiedlicher Meinung. Ihre Mutter Lore war hin und weg. So ein stattlicher Österreicher und dazu bald noch Direktor einer Privatbank! Renas Vater war alles andere als begeistert. Rickmer Dittmann hatte sich einen Mann für seine Tochter gewünscht, der den Betrieb mal übernehmen würde. Der hinten in der Backstube stand, während Rena tagaus, tagein im Verkaufsraum mit Butterkuchen und Rundstücken die Kundschaft bediente, so hatte er sich das vorgestellt, nachdem seine beiden Söhne sich dazu entschlossen hatten, nach ihren Ausbildungen zum Schlosser und Schuster nach auswärts zu heiraten, und nur noch Rena übriggeblieben war. Rena hatte nach der Schule zwar im elterlichen Betrieb gearbeitet, hatte aber ganz andere Pläne. »Ich will was erleben«, hatte sie Anni immer wieder beteuert. »Ich will verreisen und Italien sehen und nicht nur davon hören, dass man da hinfahren kann. Ich bin niemand, der sich mit Postkarten zufriedengibt.« Und nun heiratete sie also Gerhard und würde in eine geräumige, standesgerechte Wohnung in den Wiener Stadtteil Penzing ziehen. Die Hochzeit sollte in St. Peter stattfinden. Gerhard hatte Rena bei den Vorbereitungen freie Hand gelassen. Nachdem ihr Vater wochenlang beleidigt und unversöhnlich gewesen war, hatte er sich nun mit der Tatsache abgefunden, dass seine Tochter eine Bankiersgattin wurde und man sie Frau Direktor nennen werde. Das war ja nun auch nicht verkehrt. Selbstverständlich würde Rickmer Dittmann die Hochzeitstorte backen, und die sollte dreistöckig werden und die schönste Torte sein, die er in seinem Leben gebacken und verziert hatte. Mit Buttercreme, Marzipan und Himbeeren mit Zitronenguss.

Die Bäckerei befand sich in einem reetgedeckten Haus, vorne fand der Verkauf statt, im hinteren Teil war die Backstube, in der Renas Vater an sechs Tagen in der Woche ab halb drei bis in den Nachmittag hinein stand. Renas Mutter war nicht mehr so oft im Laden, und auch heute stand die alte Frau Kruse von nebenan, die immer aushalf, wenn es nötig war, und die alles und jeden kannte, hinter der Theke. Anni winkte ihr zu und ging ums Haus.

»Du kommst gerade richtig.« Rena öffnete ihr mit glänzenden Augen die Tür. »Komm rein. Du musst Mutti davon abbringen, noch mehr Tüll zu verlangen. Sie treibt mich in den Wahnsinn. Soll Gerhard etwa denken, er heiratet Zuckerwatte? Komm mit hoch. Tante Adelheid ist auch da, und die Schneiderin aus Flensburg.« Rena zog Anni mit sich, und kurze Zeit später stand sie in ihrem Traum in Weiß vor ihnen. Ihre Mutter und deren Schwester Adelheid saßen in geblümten Cocktailsesseln, den Stoff hatte Lore Dittmann eigenhändig genäht und die Sessel bezogen, damit das olle Braun endlich weg war, und auch die Tapete war neu. Kleine, mit reduziertem Strich gezeichnete, tanzende Figuren befanden sich darauf. Überall lagen Stoffe und Maßbänder herum, und um Rena wuselte die Schneiderin, eine dünne, hochgewachsene Frau im dunkelgrünen, enganliegenden Kostüm und mit Hochsteckfrisur. Im Radio spielten sie Vico Torriani, auf dem runden Tischchen befanden sich eine Flasche Eierlikör, mehrere Gläser mit Goldrand, und auf einer Etagère lagen verschiedene Kuchen und Gebäck aus der Backstube. Adelheid langte kräftig zu. Renas Mutter war zu aufgeregt. »Da muss noch Stoff dran«, sagte sie. »Noch mehr Organza, ach Kind, wie schön. Noch ein Likörchen? Den habe ich selbst gemacht, Anni, lang nur zu.« Frau Gerber lehnte mit hochgezogenen Augenbrauen ab, auch Rena und Anni wollten nichts, wohl aber Adelheid, ihre Schwester, die extra zur Anprobe ihrer Nichte aus dem nicht weit entfernten Tönning angeradelt war. Heute würde sie hier übernachten, und deswegen war sie den Likörchen gegenüber nicht abgeneigt. Nun saß sie mit roten Backen da und kicherte schon.

»Nein, das genügt an Tüllkram«, sagte Rena und drehte sich vor dem großen Spiegel. Sie war ein bisschen mollig, und das Kleid kaschierte ihre Rundungen perfekt. »Ich darf kein Gramm zunehmen, und wenn doch, darf man es auf keinen Fall sehen, Frau Gerber, das müssen Sie mir versprechen. Und schau, Anni, die Schleppe. Echte Spitze. Vati hat sich nicht lumpen lassen. Welche Blumen sollen wir nehmen? Was haltet ihr von weißen Rosen, blassrosa Freesien und Immergrün? Und ein paar Lilien. Ich brauche auch noch was Blaues. Und was Gebrauchtes. Wegen der Tradition. Wie sehe ich aus?« Sie drehte sich zu Anni um.

»Um es mit Gerhards Worten zu sagen: Du wirst eine hinreißende, sehr galante Braut sein«, sagte Anni. Rena sah wirklich süß aus, wie sie dastand, voller Erwartung, mit ihrem braunen Lockenkopf, den strahlenden Augen und den roten Wangen. Das weiße Seidenkleid hatte einen weiten Rock, überall waren kleine silberne Pailletten eingenäht, und die Corsage schmiegte sich passgenau an Renas Oberkörper. Von den paar Pfunden zu viel war nichts zu sehen.

»Ins Haar kommen selbstverständlich noch Blüten, das gibt eine wundervolle jungfräuliche Note«, sagte Frau Gerber und fuhr mit den Händen durch Renas Lockenmähne. »Passend zum Brautstrauß natürlich. Sie sehen entzückend aus.« Sie kniete sich hin und steckte noch einmal den Saum ab.

»Bin ich aufgeregt«, sagte Rena. »Muttchen, was sagst du?«

»Ach Kind.« Lore Dittmann hatte feuchte Augen und trank ein Schlückchen. »Meine einzige Tochter. Nach Wien. Fort von uns.«

»Aber Muttchen, du kannst mich doch immer besuchen, und ich komm auch her.« Rena lief zu ihrer Mutter und umarmte sie. »Wien ist ja kein anderer Kontinent.«

»Und du bist nah an Italien«, sagte Anni.

»Italien!« Adelheid war außer sich und begann, das bekannte Lied zu trällern: »Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt … Ach Lore, ist das schön. Das Kind lernt dann Italien kennen. Wohin geht eigentlich die Hochzeitsreise?«

»Da darfst du dreimal raten, Tante Adelheid.« Rena lachte. »Wir fahren mit dem Auto an der Küste entlang. Und nach Rom.«

»Rom, die Ewige Stadt. Und ans Meer. Wie schön. Lore, nun sag doch auch mal was«, forderte Tante Adelheid.

Lore holte ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Augen. »Ach, ach, ach …«, machte sie dauernd.

»Kommen Sie, Frau Dittmann, freu’n Sie sich doch«, wurde sie von Anni aufgefordert, und sie nickte. »Ich probier’s ja. Aber dann ist das letzte Kind aus dem Haus.« Lore schluchzte. »Ach, ach.«

»Muttchen, ich verspreche dir, dass ich ganz oft nach St. Peter komme. So oft, dass du froh bist, wenn ich wieder fort bin.«

»Sicher kommen auch bald Enkelkinder, Lore«, sagte Tante Adelheid fröhlich. Rena wurde rot. »Nun ja, sicher«, sagte sie dann und zupfte an dem Kleid herum.

»Schau mal, wie rot sie wird, die Deern. Du kannst schon mal mit dem Stricken anfangen, Lore«, lachte Adelheid. »Da kann wohl jemand die Hochzeitsnacht nicht erwarten. Gib mir noch ein Likörchen, Lorchen. Darauf müssen wir doch anstoßen.«

»Adelheid, bitte!«, fuhr Renas Mutter sie an, während Frau Gerber peinlich berührt Stecknadeln aufsammelte.

»Was ist eigentlich mit dir, Annichen?«, fragte Adelheid, die sich von Lores Zurechtweisung überhaupt nicht irritieren ließ. »Läuten da auch mal die Hochzeitsglocken?«

»Es ist noch nichts geplant«, sagte Anni.

»Unsere Anni wird, wenn überhaupt, ihren Hinnerk heiraten«, stellte Rena fest. »Denn der ist der Einzige, der auch in St. Peter bleiben will. Anni möchte nicht weg, sie ist hier festgewachsen. Stimmt doch, Anni, oder? Du liebst das Meer und das Hotel, und du würdest nie...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anja Baumheier • Annette Hess • Brigitte Riebe • Carmen Korn • Die Schwestern vom Ku'damm • Emanzipation • Jahrhundert Saga • Katharina Fuchs • Marie Sanders • Neubeginn • Nordsee • Saga • Stunde Null • Wirtschaftswunder • Zwei Handvoll Leben
ISBN-10 3-8412-3000-8 / 3841230008
ISBN-13 978-3-8412-3000-3 / 9783841230003
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