Tim (eBook)

Die offizielle Avicii-Biografie (Deutsche Ausgabe)
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2021 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46313-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tim -  Måns Mosesson
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'Das Wunderkind, das am Leben zerbrach: Tim Bergling nannte sich Avicii und schuf Hits, die zum Soundtrack der Generation Instagram wurden.' Spiegel Tim Bergling war ein musikalisches Ausnahmetalent und prägte mit seinen Melodien eine Ära, in der schwedische und europäische House Music die Welt eroberte. Doch zugleich war er ein zurückgezogener und verletzlicher junger Mann, der mit unmenschlicher Geschwindigkeit erwachsen werden musste. Nach mehreren Zusammenbrüchen und Krankenhausaufenthalten folgte 2016 das überraschende Tour-Aus - und kaum zwei Jahre später nahm Tim sich das Leben. Für 'Tim. Die offizielle Avicii-Biografie' führte der vielfach ausgezeichnete Journalist Måns Mosesson Gespräche mit seiner Familie, seinen Freunden und seinen Kollegen im Musik-Geschäft. Sein Buch ist ein ergreifendes Porträt, das Tims unbändigen Antrieb ebenso beleuchtet, wie die dunkelsten Seiten seines Lebens.

Der Investigativjournalist Måns Mosesson wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Stora Journalistpriset, dem Medien-Preis Ikarospriset und dem International Prix Italia. Er produzierte Dokumentationen für den schwedischen Rundfunk und arbeitet als Reporter für die größte schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter.

Der Investigativjournalist Måns Mosesson wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Stora Journalistpriset, dem Medien-Preis Ikarospriset und dem International Prix Italia. Er produzierte Dokumentationen für den schwedischen Rundfunk und arbeitet als Reporter für die größte schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter. Wolfgang Butt zählt zu den renommiertesten Übersetzern aus dem Schwedischen und hat u.a. bereits Werke von Henning Mankell, Zlatan Ibrahimovic und David Lagercrantz, Arne Dahl und Per Olov Enquist ins Deutsche übertragen.

Der Rauch stieg zu den schweren Kronleuchtern auf, die an der Decke des Saals hingen. Die Pfeile der Jäger zischten durch die Luft, und die Magier schleuderten Feuerbälle gegen die zwei Köpfe des Drachen, aber dieser Chef war ein richtig zäher Teufel. Seine scharfen Zähne leuchteten im Dunkeln, während er nach jedem Clanmitglied schlug, das sich zu nähern wagte.

Gemeinsam mit Druiden, Priestern und Magiern hatte der Ritter Important stundenlang gekämpft, um bis hierhin zu kommen, zu der vorletzten Bestie, die vernichtet werden musste, bevor der Kampf gewonnen war. Der Clan war taktisch und clever vorgegangen – manchmal hatten sie sich alle vierzig in einem gesammelten Trupp bewegt, manchmal hatten sie sich aufgeteilt, um genügend Dracheneier zu zerstören, ohne unterzugehen.

Jetzt stand Important versteckt hinter einer der Steinwände in der Burg, die in den Eastern Kingdoms in den Fels hineingehauen war. In seiner rotgelben Rüstung bewegte er sich geschmeidig und schnell. Er war ein Paladin, ein Ritter mit magischen Fähigkeiten, der zu Hilfe eilte, wenn ein anderes Clanmitglied im Begriff war, die Lebenskraft zu verlieren.

Important war überhaupt ein Charakter, der seinem Namen alle Ehre machte. Er hatte Messer in beiden Schulterstücken seiner Rüstung, bewegliche Eisenhandschuhe und einen Gürtel, der das Allerbegehrenswerteste war. Zwischen dem Visier des Helms und der dunklen Kapuze leuchteten seine Augen in einem intensiven Weiß.

Es kam vor, dass der Ritter in Sturmwind, der Hauptstadt der Allianz, umherritt, nur um die neidischen Blicke der anderen zu fühlen, wenn sie die mächtigen Hörner an der Rüstung seines Pferdes sahen – ein deutliches Zeichen dafür, dass er ein leidenschaftlicher Soldat war.

Der sechzehnjährige Tim Bergling saß an die Wand gelehnt in seinem Bett und steuerte Important genau dahin, wo er ihn haben wollte. Seine Finger hämmerten auf der Tastatur, während der Ritter lief, um wieder einen in Bedrängnis geratenen Zauberer zu retten.

Tims Kumpel Fredrik Boberg, den alle Fricko nannten, saß neben ihm auf dem Bett und schaute zu. Man konnte sehen, dass die Jungen schon seit vielen Stunden spielten – zwischen Gläsern mit schal gewordener Coca-Cola lagen angeknabberte Süßigkeiten, Chipskrümel und ausgespuckte Snusprieme.

Fricko und die anderen Freunde waren gleich nach der Schule in die Wohnung von Tims Eltern in der Linnégatan gekommen, hatten ihre Computer und Bildschirme in den vierten Stock geschleppt und sie in Tims Zimmer installiert. Inzwischen war es weit nach Mitternacht, und der Kriegszug in World of Warcraft war noch nicht beendet. Einer der anderen war beinahe über seiner Tastatur eingeschlafen.

 

In diesem kleinen Zimmer hatte Tim sich in seiner gesamten Kindheit und Jugend wohlgefühlt. Hier hatte er Porträts seiner Eltern und Freunde gezeichnet, Gedichte über das Herbstlaub und das Mädchen in seiner Klasse geschrieben, das er am liebsten mochte. Seine Eltern hatten ihm ein Abo der Zeitschrift Illustrerad Vetenskap geschenkt, darin hatte er alles verschlungen, was er über Satelliten, archäologische Ausgrabungen und Roboter finden konnte. Besonders der Weltraum faszinierte ihn. Er war ein kleiner Junge gewesen, als ein Teleskop in einer Umlaufbahn außerhalb der Erdatmosphäre ausgesetzt wurde. Hubble, wie dieses mülltonnenähnliche Gebilde genannt wurde, war mit Kameras ausgestattet, die aus der großen Höhe Bilder von allem, von erlöschenden Sternen wie von leuchtenden Galaxien aufnehmen konnten.Tim blätterte die Bilder von einer gigantischen Gaswolke durch, die einem schaurigen Märchenbuch entnommen zu sein schienen – gewaltige Säulen von Staub und Gas waren ultraviolett erleuchtet und erinnerten an ein Monster, das in den Kosmos hinausheulte. Wahrscheinlich war unser eigenes Sonnensystem vor unendlich langer Zeit an einem ähnlich abgelegenen Ort entstanden. Aber das schnellste Raumschiff, das der Mensch erfunden hatte, würde über hundert Millionen Jahre brauchen, um dorthin zu gelangen, in die Sphäre des Unbegreiflichen und Ewigen.

Während Tim in solche Gedanken versunken dasaß, machte seine Mutter sich sehr oft in der Küche zu schaffen und kochte Köttbullar und Spaghetti für ihren Sohn hinter der geschlossenen Tür rechts vom Herd.

Ihr geliebter kleiner Timelim, der so ersehnt worden war, als er im letzten Herbst der Achtzigerjahre geboren wurde.

Wenn sie daran zurückdachte, erinnerte sich Anki, wie sehr sie ein gemeinsames Kind mit Klas gewollte hatte, obwohl sie beide gerade havarierte Ehen hinter sich gelassen und die Vierzig schon überschritten hatten.

Tim war ein echter Nachzügler. Als er kam, hatten seine drei Geschwister schon einen guten Teil ihrer Teenagerjahre hinter sich. Linda und David, Tims Halbgeschwister aus einer früheren Beziehung des Vaters, waren als Erste ausgezogen, Ankis Sohn Anton hatte nicht viel später das Elternhaus verlassen. So waren sie nur noch zu dritt im Haushalt. Vielleicht, dachte Anki, war dies einer der Gründe dafür, dass Tim ein wenig zurückhaltend und vorsichtig war.

Gleichzeitig eigenwillig und bestimmt. In der Vorschule hatte er weder Nudeln noch Kartoffelbällchen gegessen, keinen Obstsalat und keine Rhabarbercreme. Tim lehnte alles ab, was die anderen Kinder in sich hineinstopften – beharrlich hatte er auf einer Kost bestanden, die ausschließlich aus Knäckebrot und Butter bestand. Beim jährlichen Luciaumzug hatte einer der Lehrer Tim in den Saal tragen müssen, weil er nicht wagte, auf dem Fußboden zu gehen, und bei einem Zirkusbesuch hatte Tim sich geweigert, mit hineinzugehen.

»Ich kenne den Clown nicht«, hatte er kategorisch erklärt und war draußen geblieben.

Er wollte manchmal seine Ruhe haben, Raum für sich selbst, das gab er deutlich zu erkennen. Wenn er und Anki über etwas gestritten hatten, kam es vor, dass Tim sich einschloss. Sie kommunizierten dann mit Zetteln, die sie unter der Tür seines Zimmers hin und her schoben.

»Okay. Ich gebe es zu«, schrieb Tim nach einem solchen Streit. »Es ist mein Fehler. Und dafür bitte ich um Entschuldigung. Aber ich finde, es war gemein, ›Couch Potato‹ zu sagen. Das siehst du doch ein?«

»Du hast recht, Entschuldigung«, antwortete Anki und schob den Zettel in Tims Zimmer.

Danach waren sie wieder Freunde, und Tim kam heraus.

Vielleicht waren diese Vorsicht und die Nachdenklichkeit ein familiäres Erbe von ihrer Seite, überlegte Anki. Sie arbeitete als Schauspielerin und war während ihrer Karriere oft wegen der Intensität ihres Spiels gelobt worden – einige Jahre vor Tims Geburt hatte sie eine Hauptrolle in dem Film Mitt liv som hund (dt. Mein Leben als Hund) gespielt. Jetzt pendelte sie zwischen Stockholm und einem Aufnahmestudio in Hallstahammar hin und her, wo sie in der Soap Vänner och fiender eine Mutter spielte. Wie viele andere in der Theaterwelt hatte Anki während großer Teile ihres Lebens an mangelndem Selbstbewusstsein gelitten. Sie fand sich zu groß, zu selbstbezogen und zu tollpatschig. Wenn sie lachte, sah sie aus wie ein pralles Weihnachtsferkel, fand sie; es fehlte nur der glänzende Apfel im Mund.

Es gab in Anki Lidéns Leben auch ein Vorher und ein Nachher.

Sie war als Teenager von einem fremden Mann ohne jeden Anlass in einen Wald gezogen worden, wo er versucht hatte, sie zu erwürgen. Dieses Ereignis hatte sich für immer in ihrem Körper festgesetzt, sie hatte Angst im Dunkeln und war empfindlich. Sie konnte kein Halstuch tragen, ohne zu spüren, wie ihr die Atemwege zugedrückt wurden. Vielleicht hatte dieses Trauma auch ihr Kind beeinflusst, gleichsam indirekt?

Tim hatte auf jeden Fall einen abwartenden Zug, den sie kannte. Wenn sie alle sechs bei einem Familienessen versammelt waren, konnten die anderen drei Geschwister ununterbrochen durcheinanderschreien und einen wüsten Lärm machen. Tim saß still daneben und ließ plötzlich einen besonders witzigen und passenden Kommentar los. Dann lächelte er sein wunderbar schiefes Lächeln und ging zurück in sein Zimmer, um seine Forschungen fortzusetzen.

Tims Vater war der Besitzer und Betreiber von Skottes, einer Firma, die Büromaterial an Unternehmen verkaufte. Auf den ersten Blick konnte Klas Bergling einen zugeknöpften und korrekten Eindruck machen, besonders, wenn er über die Einkaufspreise von Kugelschreibern und Lochern diskutierte. Wenn man ein bisschen an der Oberfläche kratzte, hatte jedoch auch Klas eine künstlerische Ader, eine pochende Kreativität, die freigesetzt werden wollte. Er war mit dem Duft von Terpentin aufgewachsen, in der Werkstatt der Königlichen Oper, wo sein Vater Chef der Requisite war. Bei Familientreffen improvisierte er gern kleine Sketche, in denen er einen ehrgeizigen Filmregisseur oder einen angesäuselten Verkäufer darstellte. Und an einem freien Samstagvormittag war es nicht ungewöhnlich, dass Klas die Stereoanlage im Schlafzimmer lauter stellte. Im Morgenrock walzte er umher, während die kraftvolle Stimme seines Hausgottes Ray Charles gegen die Stuckdecke schlug. Der blinde Soulsänger aus dem amerikanischen Süden hatte einen unübertroffenen Swing am Klavier, er konnte vor dem Mikrofon brüllen oder flüstern, sodass er sich wie ein ganzes Orchester anhörte. Sonst fand sich viel Blues in der Vinylsammlung, oft aus Chicago, zum Beispiel Gitarristen wie Buddy Guy oder Freddie King, verbrauchte Männer, die von Untreue und Eifersucht, Gewalt und Elend erzählten.

Auch Tims ältere Geschwister hatten viel Musik gehört und sich nach Kräften bemüht, ihrem kleinen Bruder ihren Geschmack weiterzugeben. Linda hatte die gesamte Gang mit den Glamrockern von Kiss bekannt gemacht, David hatte sich das meiste angehört, was auf...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2021
Übersetzer Wolfgang Butt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
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ISBN-10 3-426-46313-X / 342646313X
ISBN-13 978-3-426-46313-0 / 9783426463130
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