Kalter Fjord (eBook)

Tom Skagens dritter Fall

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
448 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7100-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kalter Fjord -  Anne Nordby
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»Niemand entkommt den Schatten seiner Vergangenheit. Irgendwann wirst du die Dinge bereuen, die du getan hast.« »?Ich muss hier weg, ich ertrage das alles nicht länger. Was ist das bloß für ein Albtraum?? Er wendet sich um und rennt durch den Gang zurück, sucht verzweifelt die Tür zum Außendeck. Als er sie endlich findet, stürzt er hinaus ins Freie. Er läuft zur Reling und umfasst das kalte Metall. Als er auf den enger werdenden Fjord hinausblickt, in den das Schiff unaufhaltsam hineinsteuert, weiß er längst, dass er in der Falle sitzt.« Ein neuer Fall für Tom Skagen von der Sondereinheit Skanpol, der sich für ihn zum Albtraum entwickelt. Denn Skagen quält eine alte Angst aus der Zeit vor seiner Polizeikarriere, als er noch zur See fuhr ...

Anne Nørdby, geboren 1975, lebt abwechselnd in Kopenhagen und in ihrem Haus auf der Insel Møn, wo sie Krimis, Thriller und erfolgreiche Hörspiele schreibt. Auf ihren Reisen durch Skandinavien sammelt sie viele Anregungen und Ideen, die sie in ihre Bücher einfließen lässt. Ihre zweite Leidenschaft gilt dem Schreiben im Team, den sogenannten Writers' Rooms, in denen sie gemeinsam mit deutschen und dänischen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelt. Mehr auf: www.anne-nordby.com

Anne Nørdby, geboren 1975, lebt abwechselnd in Kopenhagen und in ihrem Haus auf der Insel Møn, wo sie Krimis, Thriller und erfolgreiche Hörspiele schreibt. Auf ihren Reisen durch Skandinavien sammelt sie viele Anregungen und Ideen, die sie in ihre Bücher einfließen lässt. Ihre zweite Leidenschaft gilt dem Schreiben im Team, den sogenannten Writers’ Rooms, in denen sie gemeinsam mit deutschen und dänischen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelt. Mehr auf: www.anne-nordby.com

2


Was mache ich hier?

Das ist das Erste, was Philipp Jaeger denkt, als er den Kopf in den Nacken legt und die schwarze Bordwand hinaufblickt. Seine Frau Franziska, die neben ihm in der Schlange der wartenden Passagiere steht, ist total aufgeregt. Seit sie in Oslo am Flughafen gelandet sind, plappert sie ununterbrochen darüber, wie sehr sie sich auf die Reise mit diesem Schiff gefreut hat. Im Gegensatz zu Philipp, den es ein wenig davor gruselt, mit knapp 700 Urlaubern auf diesem Pott zehn Tage lang eingepfercht zu sein. Und 50 davon kennt er auch noch! Also »kennen« im Sinne von »eigentlich nicht kennen wollen«.

Aber es ist ein Jubiläum, und das muss gefeiert werden. So will es die Tradition. Seit 1983 spendiert der große Hans Peter Larsen, für dessen Reederei dieser Kreuzfahrtdampfer namens MS Norsk Sol fährt, eine Jubiläumsfahrt für die Ehemaligen.

»Ist das nicht cool?«, fragt Franzi neben ihm. »Endlich geht es los. Ich kann es gar nicht erwarten. Ich bin wahnsinnig gespannt darauf, die anderen zu treffen.«

Philipp schweigt. Die anderen zu treffen, davon ist er gar nicht begeistert. Es hat seinen Grund, warum er seit 20 Jahren keinen Kontakt zu ihnen hatte. Und eigentlich hatte Franzi das auch nicht, bis auf ihre ehemalige Zimmergenossin vom Internat, Lea Yosef, mit der sie sich sporadisch über Facebook austauscht. Warum freut sie sich so sehr darauf? Was findet sie daran, Menschen zu begegnen, die einem fremd geworden sind? Mit denen man vielleicht nie wirkliche Gemeinsamkeiten hatte außer dieselben Lehrer?

»Was wohl aus ihnen geworden ist? Ob CeeJay auch da ist? Und Sascha?«

Philipp brummt etwas Unverständliches vor sich hin. Er hat die Teilnehmerliste studiert. Sie sind fast vollzählig, nur einige Wenige fehlen.

»Was glaubst du? Ist Henning immer noch ein Nerd? Und David ein Grufti?« Franzi wirft lachend ihren Kopf zurück, wobei eine ihrer blonden Locken Philipps Wange streift. »Und bestimmt sind wir das einzige Paar, das von damals übrig geblieben ist. Mensch, was für ein Glück, außer uns müssen alle ohne ihre Partner kommen. Hoffentlich haben wir eine nette Kabine. Mit Blick aufs Wasser. Das wird superromantisch.« Sie zwinkert ihm zu.

Philipp seufzt innerlich. Ihm drängen sich bei dem Gedanken ganz andere Bilder auf. Er war noch nie auf einem Schiff, deshalb weiß er nicht mal, ob er seekrank werden wird. Er zieht es vor, seine Urlaube auf festem Boden zu verbringen. Außerdem ist er kein Freund des Kreuzfahrttourismus, weshalb Franzi und er im Vorfeld eine Diskussion über dieses Thema hatten. Doch als seine Frau ihm erklärt hat, dass sämtliche Schiffe der Reederei Larsen mit Biodiesel fahren, es an Bord kein Wegwerfgeschirr gibt und auf Nachhaltigkeit geachtet wird, war er ein wenig besänftigt.

In der Schlange geht es ein Stück vorwärts, und sie nähern sich dem Eingang in der Bordwand. Obwohl Philipp es nicht will, muss er an seine alte Clique denken. An Matthias, Nadine, Katharina und Christian.

Bei dem Gedanken an Letzteren stellt sich sofort ein ungutes Gefühl bei ihm ein, als würde sein Magen schlagartig mehr Säure produzieren, was ihn aufstoßen lässt. Unauffällig hält er sich eine Hand vor den Mund. Obwohl Christian Landgraf und er in derselben Stadt wohnen, ist Philipp das Kunststück gelungen, ihm nie zu begegnen. Um das zu bewerkstelligen, musste er dafür sorgen, dass ihre Lebenswelten einander nicht berühren. Das war nicht sonderlich schwer. Während Philipp sein eigenes Unternehmen gründete, absolvierte Christian sein Mathe- und Wirtschaftsstudium mit Bestnoten und bekam anschließend einen Posten als Investmentbanker bei einer in Hamburg ansässigen Bank. Christian war schon immer ein Gefahrensucher und Risiko sein zweiter Vorname. Philipp hätte Hamburg damals gerne verlassen, aber Franzi wollte nicht weg aus ihrem schicken Haus in Klein Flottbek und der Radiologiepraxis der Eltern, in die sie eingestiegen ist. Die Vorstellung, mit Christian zusammen auf einem Schiff zu sein, bringt seinen Magen enorm in Aufruhr. Erneut presst er eine Hand auf seine Lippen.

»Geht es dir gut?«, fragt Franzi. Natürlich weiß sie seine Verhaltensweisen zu deuten.

»Alles okay«, lügt er trotzdem.

»Quatsch. Du bist nervös, das sehe ich doch.« Sie stößt ihm scherzhaft mit dem Ellenbogen in die Seite. »Hast du etwa Schiss? Vor dem Mein-Haus-mein-Auto-mein-Pool-Bingo? Das brauchst du nicht. Du hast viel erreicht. Jeder fünfte Deutsche trägt deine Klamotten. Und bestimmt jeder zweite Lehrer.« Franzi lacht laut auf, und langsam glaubt Philipp, dass sie in der Lounge am Flughafen zu viel Champagner getrunken hat.

»Das ist es nicht«, entgegnet er grimmig.

»Was dann? Raus damit.«

Er hat keine Lust, es ihr zu erzählen. Er will es vergessen, aber leider kommen immer mehr Erinnerungen hoch. Zehn Tage, seufzt er, wie soll er das schaffen?

»Ach, das wird cool, deine alten Kumpels wiederzutreffen. Matthias, Christian und die beiden anderen. Die freuen sich sicher auf dich.«

Du hast ja keine Ahnung, denkt er und beißt sich auf die Lippen. Sein Blick flackert unruhig über die Reisenden in der Warteschlange hinweg. Zum Glück ist unter ihnen niemand, den er auf Anhieb erkennt. Das dürfte bei manchen nach 20 Jahren auch nicht einfach sein.

»Ist das dort nicht Herr Roth?« Franzi deutet auf einen grauhaarigen Mann am Ende der Schlange unten an der Gangway. Zu einer grünen Stoffhose trägt er eine knallgrüne BigNorth-Funktionsjacke. Er hat einen riesigen Rollkoffer dabei und unterhält sich mit einer untersetzten Frau mit rabenschwarzer Mähne und einem gepunkteten Kleid. »Frau Schaber, Kunst und Religion«, flüstert Franzi. »Und im Fall von Herrn Roth hatte ich recht: Jeder zweite Lehrer trägt deine Klamotten.«

Plötzlich ertönt vor ihnen lautes Gelächter, das Philipp zusammenzucken lässt. Eine wilde Mischung aus Gänsehaut, Erinnerungen und Widerwillen schwappt über ihn hinweg und versucht, ihn mit in die Vergangenheit zu reißen. Doch Philipp lässt es nicht zu und ist froh, dass er seine Emotionen im Griff hat, auch wenn Franzi ihn sich manchmal gefühlsbetonter wünscht. Er reckt den Hals und entdeckt mehrere Reihen vor sich den Hinterkopf der Person mit dem dreckigen Lachen. Dieser eierförmige Schädel und die markanten Segelohren, von denen nur der obere Teil absteht, können nur einem gehören: Matthias Nossak. Seine rötlich braunen Haare sind licht geworden, und er trägt jetzt einen hippen Vollbart. Erneut dröhnt sein Lachen durch den Eingangsbereich, und Philipp kann den Blick nicht von ihm lassen, während sich die Schlange weiter voranschiebt. Schließlich gelangen sie in das Innere des Schiffes, und vor ihnen öffnet sich eine mit Teppich ausgelegte Empfangshalle, die der Rezeption in einem Hotel gleicht. Der Stau ist entstanden, weil die meisten Passagiere direkt in ihre Kabinen einchecken wollen.

Philipp beobachtet, wie Matthias an den Tresen tritt und mit der Frau dahinter spricht.

Nun bemerkt auch Franzi ihn. »Hey, das ist ja Matthias. Willst du nicht hingehen?«

»Nein, dann würden wir uns vordrängeln.«

»Ich halte uns den Platz in der Schlange frei. Nun mach schon. Ihr wart doch Kumpels.«

»Ich sagte, nein!«, zischt Philipp.

Franzi sieht ihn genervt an. »Mein Gott, was sind wir wieder gut gelaunt. Entspann dich mal.«

Einfacher gesagt als getan, wenn man sich an einem Ort befindet, an dem man nicht sein will. Was tut man nicht alles für seine Frau. Ohne Franzi hätte er gekniffen wie die paar anderen, die nicht dabei sind. Aber weil er so viele Tage im Jahr geschäftlich unterwegs ist, hat er ihr versprochen, dass diese Reise nur für sie beide sein soll.

Plötzlich schallt ein Ruf durch den Raum, und Philipp wendet den Kopf. Eine kleine Frau mit platinblondem Bob läuft auf Matthias Nossak zu und fällt ihm um den Hals. Philipp erkennt sie sofort. Es ist Nadine Valetta.

»Wow! Ist das schön!«, hört er sie vor Freude quietschen. »Gut schaust du aus. Immer noch so sportlich wie früher!« Sie boxt Matthias spielerisch in den zugegeben sehr flachen und wahrscheinlich muskulösen Bauch. Er war schon damals ein begnadeter Sportler, ein guter Fußballer und Ruderer. Philipp beobachtet, wie die beiden sich angeregt unterhalten. Dann wandert sein Blick weiter über die restlichen Wartenden, aber Christian ist nicht darunter. Möglich, dass er gar nicht kommt. Investmentbanker haben ja stets viel zu tun, und vielleicht ist ihm ein Treffen mit den alten Schulkameraden nicht wichtig genug.

Philipp spürt Franzis Blick auf sich lasten, und das saure Brodeln in seinem Magen verstärkt sich. Wieder muss er aufstoßen. Er denkt darüber nach, wie er es vermeiden könnte, allzu viel mit den anderen zu tun zu haben. Vielleicht sollte er von Anfang an Seekrankheit vortäuschen?

»Hallo, willkommen auf der Norsk Sol. Was kann ich für Sie tun?« Die Rezeptionistin lächelt Franzi und ihn an.

»Herr und Frau Jaeger. Wir gehören zu den Jubilaren«, erklärt Philipp.

»Ah, wie schön. Wir haben Ihre Reisegruppe auf Deck 7 untergebracht. Natürlich mit Seeblick. Hier sind Ihre Cruise­-Cards, damit checken Sie bitte bei jedem Landgang ein und aus. Sie dienen außerdem als Zahlungskarten für die Getränke, Ihre haben kein Limit, Herr Larsen lädt Sie zu allem ein. Fühlen Sie sich also absolut frei, sich an den Bars zu bedienen. Auch das Spa steht Ihnen jederzeit zur Verfügung, nur anmelden sollten Sie sich vorher. Die nötigen Informationen dazu finden Sie in der Broschüre in Ihrer Kabine.« Die Frau schiebt die Keycards über den Tresen....

Erscheint lt. Verlag 9.3.2022
Reihe/Serie Thriller im GMEINER-Verlag
Tom Skagen
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Albtraum • Bestseller • Bestseller-Autorin • Bestseller Bestseller-Autorin • Deutschland • dunkles Geheimnis • Hamburg • kalte Nacht • Kalter Strand • Kalter Strand Kalte Nacht • Kreuzfahrt • Lysefjord • Norwegen • Preikest • Schule Schulzeit Internat Klassentreffen • Skandinavien Deutschland Norwegen Lysefjord Hamburg • Skandinavien-Thriller • Skanpol • Skanpol Sondereinheit • Sondereinheit • Thriller • Thriller Skandinavien-Thriller • Tom Skagen • Waffenschieber
ISBN-10 3-8392-7100-2 / 3839271002
ISBN-13 978-3-8392-7100-1 / 9783839271001
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