Der Tallinn-Twist (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Unionsverlag
978-3-293-31108-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tallinn-Twist -  Thomas Hoeps,  Jac. Toes
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Erst ein Jahr arbeitet Marie Vos bei der Anti-Betrugseinheit der EU in Brüssel, aber ihre Erfolge bringen ihr schon einen Karrieresprung ein: Die Security-Abteilung rekrutiert sie für einen Spionagefall in der hart umkämpften Wasserwirtschaft, der den Abschluss eines Vertrags in Tallinn gefährdet. Wirtschaftsspionage, außereuropäische Geheimdienste, ein Inside-Job? Schon die erste Festnahmeaktion wird auf rätselhafte Weise vereitelt, und in Estland tauchen skrupellose Gegner auf. Undercover reist Marie Vos mit dem internationalen Verhandlungsteam nach Tallinn, während ihr Geliebter in Brüssel heimlich auf eigene Faust ermittelt. Ein Thriller über ein gefährdetes Europa am Rande eines zweiten Kalten Krieges und das verhängnisvolle Zusammentreffen politischer und persönlicher Interessen.

Thomas Hoeps (*1966) lebt und arbeitet in Krefeld. Er jobbte im DaimlerBenz-Datenarchiv, im physikalischen Labor, am Pferde-Wettschalter und als Journalist, bis er über Terrorismus in der deutschen Literatur promovierte. 1997 veröffentlichte er seinen Debütroman Pfeifer bricht aus, es folgten Gedichte, Erzählungen und ein Theaterstück. Er erhielt u. a. den Literaturförderpreis der Stadt Düsseldorf und den Nettetaler Literaturpreis. Hoeps ist Leiter des Niederrheinischen Literaturhauses in Krefeld.

Thomas Hoeps (*1966) lebt und arbeitet in Krefeld. Er jobbte im DaimlerBenz-Datenarchiv, im physikalischen Labor, am Pferde-Wettschalter und als Journalist, bis er über Terrorismus in der deutschen Literatur promovierte. 1997 veröffentlichte er seinen Debütroman Pfeifer bricht aus, es folgten Gedichte, Erzählungen und ein Theaterstück. Er erhielt u. a. den Literaturförderpreis der Stadt Düsseldorf und den Nettetaler Literaturpreis. Hoeps ist Leiter des Niederrheinischen Literaturhauses in Krefeld.

3


Marie und Söderberg stiegen in den Lkw der Einsatzleitung, wo sie sich in einem kleinen Vorraum zunächst in eine Liste mit Namen, Uhrzeit und Unterschrift eintragen mussten. Sie warf einen schnellen Blick auf die anderen Anwesenden. Generalkommissar Pol de Swarte und sein einsatzleitender Kommandant waren schon vor ihnen eingetroffen.

Die Kommandozentrale erinnerte an einen Atombunker. Der Raum wurde nur von einer schwachen Lampe und ein paar Bildschirmen beleuchtet. Der Lkw war gut isoliert, kein Geräusch drang von außen herein, nicht einmal der Starkregen, der aufs Dach prasselte, war zu hören. Nur die Klimaanlage summte leise vor sich hin.

Pol de Swarte hatte sich eigens für seine europäischen Gäste in Uniform geworfen und stand eilig auf, um Söderberg und Marie zu begrüßen. Er entschuldigte sich für den Mangel an Luxus, holte zwei Hocker aus einem Schrank und bat sie, Platz zu nehmen. Der Einsatzleiter an den Bildschirmen drehte sich kurz zu ihnen um und murmelte seinen Namen, ehe er sich wieder den Monitoren zuwandte und sein Headset fester an den Kopf drückte. »Target-1 ist in etwa zehn Minuten am ZO«, briefte er sie. »Wir erwarten ihn dort mit sechs Mann. Bis dahin läuft nur einer unserer Jungs hinter ihm her, um keinen Verdacht zu wecken.«

Marie schaute auf den größten Monitor, auf dem grünstichige und wackelige Bilder von einem Pfad und in der Mitte ein etwas helleres Licht zu sehen waren. Der Bildschirm daneben zeigte die Karte mit den sich langsam vorwärtsbewegenden Punkten, die sie schon auf Söderbergs Laptop gesehen hatte.

»Das ist unser Alpha-1, verkleidet als Freizeitsportler«, sagte de Swarte. »Target-1 trägt ein Lauflicht, damit er im Verkehr gut zu sehen ist. Darin haben wir den Tracker versteckt.«

»Was bedeutet ZO? Und wie sind sie an das Lauflicht gekommen?«, fragte Marie Söderberg leise.

»Zugriffsort«, flüsterte Söderberg zurück. »Bahr nimmt seine Sportkleidung immer schon zur Arbeit mit. Die Sporttasche lässt er im Auto. Ich habe ihnen die Genehmigung erteilt, den Code seiner Autoschlüssel auszulesen, damit sie die Heckklappe öffnen konnten.«

De Swarte drehte sich zu ihnen um. »Drei Alphas warten auf der Ostseite des Weges auf ihn, und die drei auf der Westseite werden ihm den Rückweg abschneiden, sobald er den ZO erreicht hat. Zoom doch mal zu ihnen, Chef …«

Der Einsatzleiter verschob die Karte Richtung Weiher, an dem die beiden Einsatzgruppen als sechs rote Punkte links und rechts des eingezeichneten Weges aufleuchteten.

»Tragen sie auch Helmkameras?«, fragte Söderberg.

»Klar«, erwiderte de Swarte knapp.

Marie zeigte auf ein paar ausgeschaltete Monitore. »Und dann werden deren Bilder hierhergeschickt?«

»Dafür wären ein paar Software-Updates nötig.« De Swarte zuckte mit den Schultern. »Sparmaßnahmen … Aber die Bilder werden intern abgespeichert, und hier begnügen wir uns mit dem, was Alpha-1 sendet. Er hat unsere aktuell einzige Infrarot-Brustkamera …«

»Abstand von zwanzig Metern zu Target-1 wiederherstellen, Alpha-1«, befahl der Einsatzleiter plötzlich.

Die Bilder begannen, heftiger zu ruckeln, doch der Abstand zwischen den Punkten auf der Karte verringerte sich nicht.

»Alpha-1, Tempo!«, schnaubte der Kommandant ins Mikrofon.

»Ton, bitte«, ordnete de Swarte an.

Der Einsatzleiter drückte einen Knopf, und augenblicklich war der Raum von Alpha-1’ Keuchen erfüllt, der sich offenbar mächtig anstrengen musste, um näher an Bahr heranzukommen.

»Noch siebenhundertfünfzig Meter bis ZO«, kündigte der Einsatzleiter an. »Alphas zwei bis sieben in Position!«

Marie und Söderberg verfolgten gespannt, wie die beiden Punkte auf der Karte weiter zusammenrückten. Bahrs Umrisse auf den Live-Bildern der Brustkamera waren immer deutlicher zu erkennen.

»Gut so, Alpha-1«, sagte der Kommandant und zwinkerte de Swarte zu.

Marie beugte sich zum Monitor vor und zeigte auf Bahrs Rücken. »Trägt Bahr da etwa eine kugelsichere Weste?«

Der Einsatzleiter wechselte einen schnellen Blick mit de Swarte, ehe er das Bild heranzoomte.

Bahr hatte definitiv etwas über seine Laufjacke gezogen.

»Er wirkt auch ein bisschen stämmiger als auf unseren Fotos«, sagte Söderberg.

Der Einsatzleiter drückte ein paar Tasten, um ein schärferes Bild zu bekommen, aber gegen die Regentropfen auf dem Kameraobjektiv von Alpha-1 kam die Technik nicht an.

»Alpha-1, physischer Check von Weste Target-1.«

Der Beamte fluchte leise und beschleunigte. Marie wunderte sich, dass Bahr nichts bemerkte, aber wahrscheinlich wollte er bei diesem Regen einfach nur noch so schnell wie möglich nach Hause kommen.

»Eventuell ballistische Schutzweste«, kam es keuchend aus den Lautsprechern.

Bahr hatte jetzt den Rand des Weihers erreicht.

»Alphas zwei bis sieben, Achtung! Target-1 auf hundertfünfzig Metern zum ZO. Zugriff in fünfundvierzig Sekunden. Warnung: Target-1 eventuell vorbereitet.«

Alpha-1 hatte Bahr inzwischen so weit eingeholt, dass auch dessen Schritte zu hören waren.

»An alle Alphas, noch fünfzehn Sekunden.«

Der Kommandant lehnte sich zurück und ließ seinen Blick zwischen den Monitoren hin und her laufen.

»Alle Alphas, zehn Sekunden. Alpha-1, Abstand, verdammt!«

Über die Brustkamera war zu sehen, dass Bahr langsamer geworden war und schließlich stehen blieb.

»Alpha-1, Bericht.«

»Target-1 steht still …«, klang es gedämpft.

Bahr hatte den rechten Arm vor den Oberkörper genommen. Der Ellenbogen ging nach oben, er schien etwas aus seiner Brusttasche zu holen.

»Er zieht eine Waffe!«, rief de Swarte hypernervös. »Unschädlich machen, sofort!«

Aber sein Kommandant behielt die Ruhe, schüttelte den Kopf und starrte gebannt auf den Bildschirm. Alpha-1 stand nicht mehr als fünfzehn Meter entfernt. Seine Brustkamera bewegte sich im Rhythmus seines Atems.

»Alpha-1, Waffe schussbereit.«

Das Bild wackelte.

»Schussbereit«, bestätigte Alpha-1 fast unhörbar.

»Schussfreigabe, sobald sich Target-1 zu Ihnen dreht.«

Aber Bahr blieb mit dem Rücken zu Alpha-1 stehen, während er seine Hand zurückzog und sie ans Ohr führte.

»Target-1 telefoniert«, hieß es im Flüsterton.

»Schussbereit bleiben, Alpha-1. Alphas zwei bis sieben, Position halten.«

»Mit wem spricht er da?«, fragte Söderberg. »Was sagt die Telefonüberwachung?«

Der Einsatzleiter tippte eine Nachricht in den Computer. Ein paar Sekunden später blinkte die Antwort auf.

»Target-1 wird auf unbekanntem Gerät von unbekannter Nummer angerufen.«

Am unteren Rand des Bildschirms lief die Zeitmessung unbeirrt weiter. Zwanzig, dreißig Sekunden lang telefonierte Bahr, dann steckte er das Handy wieder in die Brusttasche und lief weiter, ohne sich umzusehen.

»Alphas, Achtung! Sechs Sekunden … fünf … vier …«

Mit einem Mal war Bahr nicht mehr zu sehen.

»Herr im Himmel …«, rief de Swarte. »Wo ist er hin?«

»Target-1 in südwestliche Richtung abgeschwenkt«, meldete Alpha-1.

Der Kommandant schaute verblüfft auf die Karte, auf der sich der weiße Punkt in einer geraden Linie direkt auf das Wasser zubewegte. Alpha-1 setzte Bahr nach, bis das Kameraobjektiv ihn wieder erfasst hatte. Mit etwas Abstand folgten die roten Punkte der anderen Alphas.

»Alpha-1, Zugriff!«, rief der Kommandant.

Alpha-1 zog massiv das Tempo an.

»Halt, Polizei!«, brüllte es durch die Lautsprecher in ihre Ohren.

Der rote und der weiße Punkt überdeckten sich schon fast, als Alpha-1 mit einem kleinen Aufschrei plötzlich abrupt stehen blieb, das Bild seiner Brustkamera wurde schwarz. Unmittelbar danach war ein lautes Platschen zu hören, und der weiße Punkt verschwand vom Bildschirm.

»Alle Alphas Zugriff!«, rief der Kommandant.

Marie hörte eine leichte Verzweiflung in seiner Stimme. Sie beobachtete, wie sich die roten Punkte entlang der Wasserkante aufreihten und stehen blieben.

»Alpha-1, Bericht!«

»Bin ausgerutscht«, kam es zerknirscht zurück. »Kontakt zu Target-1 verloren.«

»Kamera säubern, Alpha-1!«, schnauzte der Kommandant.

Die Kamera wurde gedreht, man sah die Handschuhfinger von Alpha-1, die über das Objektiv wischten, aber das Bild blieb schmierig und unscharf.

Eine Minute lang beobachteten sie, wie die roten Punkte sich wie nervöse Glühwürmchen am Ufer auf und ab bewegten, auseinanderschwärmten und wieder aufeinander zuliefen.

»Ich alarmiere die Taucheinheit«, entschied de Swarte und griff nach seinem Mobiltelefon.

Plötzlich jagte der Punkt von Alpha-1 auf das Wasser zu. Der Einsatzleiter griff zum Mikrofon. »Stopp, Alpha-1! Tauchergruppe übernimmt.«

»LED-Licht von...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2022
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Betrug • Brüssel • Deutschland • Estland • EU • Europäische Union • Geheimagentin • Kriminalroman • Niederlande • Politik • security • Spannung • Tallinn • Wasserwirtschaft
ISBN-10 3-293-31108-3 / 3293311083
ISBN-13 978-3-293-31108-4 / 9783293311084
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