Zwillingskrone (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2022
512 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-29011-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwillingskrone - Catherine Doyle, Katherine Webber
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Zwei Zwillingsschwestern, ein dunkles Geheimnis und eine mitreißende Enemies-to-Lovers-Geschichte
Vor achtzehn Jahren wurde das Königspaar von Eana brutal von einer Hexe ermordet - nur Minuten nach der Geburt der Prinzessin, Rose. Der Vorfall hat den Krieg gegen alle magisch Begabten im Königreich neu entfacht. Nun steht Rose Valhart nicht nur kurz vor ihrer Krönung, sondern auch kurz vor ihrer Hochzeit. Ihr Leben könnte nicht perfekter sein - bis zu der Nacht, in der sie von Hexen entführt wird und erfahren muss, dass alles, was sie über die Geschichte ihres Königreichs zu wissen glaubte, eine Lüge ist.

Die Hexe Wren Greenrock ist Roses Zwillingsschwester, und sie hat sich ihr ganzes Leben lang auf den Tag vorbereitet, an dem sie den Platz ihrer Schwester im Palast einnimmt, um sich zur Königin krönen zu lassen. Sie will den Krieg gegen die Hexen, die zu Unrecht verfolgt werden, beenden - doch um das zu erreichen, muss sie alle um sie herum täuschen, Roses Verlobten ebenso wie den obersten Minister, der ein hinterhältiges Spiel treibt ...

Catherine Doyle wurde 1990 im Westen Irlands geboren. Sie hat Psychologie und Englisch studiert. Als Kind war sie eine nervende kleine Besserwisserin und hatte eine überbordende Fantasie. Sie ist froh, dass sie durch ihr Schreiben all ihre Ideen in Geschichten verwandeln kann.

3


Wren

Der Himmel über dem weißen Palast war sternenlos, und Wren war unbehaglich zumute. Mitternacht war längst vorbei. Gegen den beißend kalten Wind zog sie den Umhang fester um sich. »Ich habe kein gutes Gefühl dabei.«

»Was du nicht sagst«, erklang Shens Flüstern aus der Dunkelheit. »Wir brechen gleich in den Palast ein.«

Wren warf ihrem Freund einen vernichtenden Blick zu. »Ich meine ganz allgemein, Shen.«

»Das hier ist der einfache Teil«, ermahnte er sie. Sie hatten bereits die Südmauer erklommen und zwei Palastwachen auf Patrouille in den Schlaf gezaubert. Jetzt lag nur noch der Ostturm vor ihnen. Er ragte wie ein vorstehender Zahn in die Finsternis empor. »Einfach eine Hand nach der anderen. Ein Fuß nach dem anderen.«

»Die Schwerkraft mag dir vielleicht nichts anhaben, Shen Lo, aber wir Übrigen müssen uns ihren Regeln unterwerfen.«

Shens Grinsen blitzte im Mondschein auf. »Nun mach schon. Ich werde direkt hinter dir sein.«

»Wirst du mich etwa auffangen, wenn ich abstürze?«

»Nein, aber ich werde dir auf deinem Weg in die Tiefe nachwinken.«

»Durch und durch ein Gentleman.« Wren drückte die Handflächen gegen das Steingemäuer. Zwischen den einzelnen Platten befanden sich leichte Furchen, gerade so tief, dass sie ihre schwieligen Finger in die Ritzen stecken und sich nach oben ziehen konnte. Den Körper presste sie eng an den Turm, und ihr Umhang wehte hinter ihr, sodass die Schnalle gegen ihre Kehle drückte.

»Nimm jetzt all deine Konzentration zusammen, kleine Wren«, hallte die Stimme ihrer Großmutter in ihrem Kopf wider. »Sobald das Palasttor hinter dir liegt, darf dir nicht der geringste Fehler unterlaufen.«

Wrens Atem bildete dichte Wölkchen in der Luft, und der Beutel mit dem Kordelzug schlug sanft gegen ihre Hüfte, so als wollte er sich ihr in Erinnerung rufen. Schon bald rannen Schweißtropfen über ihr Gesicht und sammelten sich unter ihrem Hemdkragen. Ihre Finger begannen wehzutun, und ihre Beinmuskulatur schrie auf, während sie wie ein Käfer den Turm hinaufkletterte. Eine Hand nach der anderen, ein Fuß nach dem anderen.

Hinter ihr bewegte sich Shen wie ein Schatten durch die Dunkelheit.

Das Turmfenster schob sich langsam in ihr Blickfeld. Es spähte wie ein Glasauge über den Silberzungenfluss. Das Fenster war entriegelt und stand ein paar Zentimeter offen, um eine kühle Brise hereinzulassen – und in dieser Nacht obendrein die beiden Einbrecher.

Wren reckte sich nach dem Fenstergriff. Mit einem wehklagenden Knarren schwang das Fenster auf, als sie sich auf den schmalen Sims stemmte. Als sie geräuschlos ins Zimmer glitt, unterdrückte sie das Verlangen, Shen über die Schulter hinweg anzugrinsen. Zum Teufel mit der Schwerkraft!

An ihr vorbei fiel der Mondschein in den Raum und brach sich in perlweißen Splittern auf dem Bett.

Wren zog den Dolch aus ihrem Stiefel und behielt eine Hand an ihrem Beutel, falls die Palastwache hereinkommen sollte. Bestimmt war sie im Treppenhaus vor dem Zimmer postiert. Als es weiter ruhig blieb, entspannte sie sich. Das Schlafgemach war prächtiger, als sie erwartet hatte. Mit Fransen besetzte Gobelins hingen an elfenbeinweißen Wänden, und wie Gespenster ragten vergoldete Kleiderschränke aus dem Dunkel. Der Teppich verschluckte Wrens Schritte, während sie sich in dem Zimmer umsah.

Als sie ihr eigenes geisterhaftes Abbild in einem Spiegel erblickte, erschrak sie schier zu Tode. Ihr Zopf hatte sich gelöst, und einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht, das von dem hartnäckigen Schmutz und Sand der letzten beiden Tage verdreckt war. Sie sah aus, als hätte man sie rückwärts durch die Wüste geschleift und zu guter Letzt noch in einen Morast getaucht.

Ein frischer Rosenstrauß verströmte einen ekelhaft süßlichen Geruch im Raum. Wren rümpfte die Nase. Igitt. Der zuckersüße Duft war so ganz anders als das wilde Heidekraut in Ortha und die vertraute, vom Tang gewürzte Ozeanbrise. Daran würde sie sich erst noch gewöhnen müssen.

Im nächsten Augenblick lockte das Rascheln von Seide Wren zu dem Himmelbett in der Zimmermitte. Der Baldachin bewegte sich wie Nebel in der Brise, und dahinter lag die Kronprinzessin von Eana.

Prinzessin Rose Valhart war schön wie ein Gemälde und so ruhig und sanft wie eine schlummernde Katze.

»Der Gedanke an Gefahr liegt Rose fern«, erklang die Stimme von Wrens Großmutter in ihrem Kopf. »Sie wird auf keinen Fall mit euch rechnen.«

Wren musterte die schlafende Prinzessin, ohne auf das wilde Hämmern in ihrer Brust zu achten. Das Ziehen zu ihr hin war jetzt sogar noch stärker, wie eine Faust, die sich fest um ihr Herz schloss. »Hallo, Schwesterherz«, flüsterte sie. »Endlich begegnen wir uns.«

Rose lächelte im Schlaf. Wie ein Heiligenschein umrahmte das kastanienbraune Haar ihr Gesicht. Im Mondschein leuchtete ihre blasse Haut, und die apfelförmigen Wangen waren frei von Sommersprossen. Obwohl ihre Gesichter einander glichen, war klar, dass Rose nie die sengende Wüstensonne gesehen oder den eisig peitschenden Meereswind erlebt hatte.

Glückspilz.

Ein Schatten fiel über das Bett.

»Du stehst im Licht, Shen«, flüsterte Wren.

»Ich wollte dich nicht stören.« Shen kauerte auf dem Fenstersims. »Für den Fall, dass du lieber, du weißt schon«, er räusperte sich, »dass deine Gefühle dich überwältigen.«

Wren reagierte gereizt. »Ich bin keineswegs von meinen Gefühlen überwältigt.«

»Beruhige dich, ich werde es deiner Großmutter nicht verraten.« Er schwang die Beine ins Zimmer und glitt geräuschlos zu Boden. »Vor mir musst du dich nicht verstellen.«

Strähnen seines schwarzen Haars hatten sich beim Klettern aus dem Lederband gelöst und hingen ihm nun in die Stirn. Abgesehen davon sah er makellos aus.

Wren musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Bist du auch nur ins Schwitzen geraten?«

»Selbstverständlich nicht.«

Sie hielt die Stimme gesenkt. »Nun denn. Was meinst du?«

»Sie gibt im Schlaf definitiv ein hübscheres Bild ab als du. Du sabberst schrecklich.«

Wren versetzte ihm einen Schlag gegen den Arm.

Er verbiss sich ein Lächeln. »Du hast mehr Sommersprossen, und ihre Haare sind dunkler als deine.«

Mit einer Hand fuhr Wren über ihren Zopf und runzelte die Stirn.

»Ich wette, sie ist viel netter als du.«

»Ich schmeiße dich gleich hochkant aus dem Fenster, Shen.«

Mit einem Seufzen drehte Rose sich im Schlaf. Ihre Augenlider flatterten. Da Wren ihrer Schwester nun so nah war, regte sich auf einmal das Verlangen in ihr, ihr in die Augen zu sehen. Würde Rose sie erkennen? Würde sie aufschreien? Würde sie …

»Wren!«, zischte Shen. »Zaubere endlich!«

Rose murmelte im Schlaf. »Celeste?«

Panik ergriff Wren. Sie nahm rasch etwas Ortha-Sand aus ihrem Beutel und öffnete die Handfläche. Zauberkraft sammelte sich in ihren Fingern. Die Worte sprudelten schnell und frei aus ihr hervor. »Von Erde zu Staub, wie das Schiff im dunklen Hafen, bitte lass die Prinzessin weiterschlafen!«

Rose schlug die Augen auf.

Unter Herzklopfen blies Wren den Sand von ihrer Handfläche. Wie Glühwürmchen mit goldenen Flügeln schwebte er in der Luft, bevor er sich in Nichts auflöste und das Aufkeuchen der Prinzessin mit sich fortnahm. Ihre Lider schlossen sich wieder, und sie sackte bewusstlos aufs Kissen zurück.

Wren zog die Kordel an ihrem Beutel fester. Ihre Finger zitterten, und sie bohrte sie in die Handfläche. Jener Moment des Zauderns war im Grunde töricht gewesen, schließlich hatte Wren genau gewusst, was sie im Ostturm erwartete. Ihr war nie verheimlicht worden, dass sie eine Zwillingsschwester hatte. Vielmehr war sie herangezogen worden, damit sie eines Tages deren Leben stahl, doch bei Roses Anblick, so nah und warm und lebendig, war sie auf einmal … nun ja, von ihren Gefühlen überwältigt worden.

»Hast du ihre Augen gesehen?«, flüsterte sie.

»So grün wie Smaragde.« Shens Blick glitzerte auffällig hell im Mondschein. Er beobachtete sie auf seine ganz eigene Art, so als läse er die Regungen ihrer Seele. »Alles in Ordnung?«

»Alles gut.« Wren setzte ein schmales Lächeln auf. »Wir müssen uns beeilen. Gib mir das Seil.« Sie entrollte es. »Ich binde es für dich fest.«

»Prima.« Shen zog den Vorhang am Bett noch ein Stück zurück. »Dann werde ich mal deine Schwester entführen.«

Wren band das Seil um den nächsten Bettpfosten und warf danach das andere Ende aus dem Fenster. Als sie sich wieder umdrehte, stand Shen bereits mitten im Zimmer und hatte sich die Prinzessin über die Schulter geworfen. Überaus verstohlen kletterte er wieder nach draußen auf den Fenstersims. Das Seil spannte sich, als er sich an dem weißen Turm hinunterließ. Roses dunkle Haarpracht ergoss sich wie Seetang über seinen Rücken.

»Warte!«, zischte Wren. Sie öffnete ihren Umhang und warf ihn aus dem Fenster. »Dieses Nachthemd wird ihr in der Wüste nicht viel nutzen.«

Shen fing den Umhang an der Schnalle auf, ohne auch nur ins Straucheln zu geraten. »Und ich dachte, du wärst die böse Zwillingsschwester.«

Wren streckte ihm die Zunge heraus. »Hoffentlich macht sie dir die Hölle heiß.«

»Viel Glück, Wren. Ich sehe dich dann auf dem Thron.« Mit einem Zwinkern ließ sich Shen in die Dunkelheit fallen, zurück blieb nur das Echo seiner...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2022
Reihe/Serie Zwillingskrone-Reihe
Zwillingskrone-Reihe
Übersetzer Ute Brammertz
Sprache deutsch
Original-Titel Twin Crowns Book 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • eBooks • enemies to lovers • enemiestolovers • Fantasy • Fantasyromance • Fantasy Romance • Hexen • High Fantasy • Intrige • Liebe • Magie • Neuerscheinung • new adult fantasy romance • newadultfantasyromance • Starke Frauen • StarkeFrauen • tiktok made me buy it • tiktokmademebuyit • Zweiteiler • Zwillinge
ISBN-10 3-641-29011-2 / 3641290112
ISBN-13 978-3-641-29011-5 / 9783641290115
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