Ausgewählte Werke von Rainer Maria Rilke. Illustriert (eBook)

Das Buch der Bilder, Erste Gedichte, Das Stunden-Buch, Das Marien-Leben, Auguste Rodin
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2021 | 1. Auflage
1374 Seiten
Strelbytskyy Multimedia Publishing (Verlag)
978-0-88001-293-5 (ISBN)

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Ausgewählte Werke von Rainer Maria Rilke. Illustriert -  Rainer Maria Rilke
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Rainer Maria Rilke mit seiner in den Neuen Gedichten vollendeten, von der bildenden Kunst beeinflussten Dinglyrik gilt er als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne. Aus Rilkes Werk sind etliche Erzählungen, ein Roman und Aufsätze zu Kunst und Kultur sowie zahlreiche Übersetzungen von Literatur und Lyrik bekannt. Sein umfangreicher Briefwechsel gilt als wichtiger Bestandteil seines literarischen Schaffens. INHALT 1. Das Buch der Bilder 2. Erste Gedichte 3. Das Stunden-Buch 4. Neue Gedichte 5. Der Neuen Gedichte Anderer Teil 6. Das Marien-Leben 7. Auguste Rodin 8. Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge 9. Geschichten vom lieben Gott 10. Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke 11. Zwei Prager Geschichten 12. Die Letzten 

Rainer Maria Rilke (4. Dezember 1875 in Prag, Österreich-Ungarn; ? 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz; eigentlich: René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke) war ein österreichischer Lyriker deutscher und französischer Sprache.

Rainer Maria Rilke (4. Dezember 1875 in Prag, Österreich-Ungarn; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz; eigentlich: René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke) war ein österreichischer Lyriker deutscher und französischer Sprache.

DIE ZAREN

EIN GEDICHTKREIS (1899 und 1906)

I

Das war in Tagen, da die Berge kamen:

die Bäume bäumten sich, die noch nicht zahmen,

und rauschend in die Rüstung stieg der Strom.

Zwei fremde Pilger riefen einen Namen,

und aufgewacht aus seinem langen Lahmen

war Ilija, der Riese von Murom.

Die alten Eltern brachen in den Äckern

an Steinen ab und an den wilden Wuchs;

da kam der Sohn, ganz groß, von seinen Weckern

und zwang die Furchen in die Furcht des Pflugs.

Er hob die Stämme, die wie Streiter standen,

und lachte ihres wankenden Gewichts,

und aufgestört wie schwarze Schlangen wanden

die Wurzeln, welche nur das Dunkel kannten,

sich in dem breiten Griff des Lichts.

Es stärkte sich im frühen Tau die Mähre,

in deren Adern Kraft und Adel schlief;

sie reifte unter ihres Reiters Schwere,

ihr Wiehern war wie eine Stimme tief,—

und beide fühlten, wie das Ungefähre

sie mit verheißenden Gefahren rief.

Und reiten, reiten… vielleicht tausend Jahre.

Wer zählt die Zeit, wenn einmal einer will.

(Vielleicht saß er auch tausend Jahre still.)

Das Wirkliche ist wie das Wunderbare:

es mißt die Welt mit eigenmächtigen Maßen;

Jahrtausende sind ihm zu jung.

Weit schreiten werden, welche lange saßen

in ihrer tiefen Dämmerung.

II

Noch drohen große Vögel allenthalben,

und Drachen glühn und hüten überall

der Wälder Wunder und der Schluchten Fall;

und Knaben wachsen an, und Männer salben

sich zu dem Kampfe mit der Nachtigall,

die oben in den Kronen von neun Eichen

sich lagert wie ein tausendfaches Tier,

und abends geht ein Schreien ohnegleichen,

ein schreiendes Bis-an-das-Ende-reichen,

und geht die ganze Nacht lang aus von ihr;

die Frühlingsnacht, die schrecklicher als alles

und schwerer war und banger zu bestehn:

ringsum kein Zeichen eines Überfalles

und dennoch alles voller Übergehn,

hinwerfend sich und Stück für Stück sich gebend,

ja jenes Etwas, welches um sich griff,

anrufend noch, am ganzen Leibe bebend

und darin untergehend wie ein Schiff.

Das waren Überstarke, die da blieben,

von diesem Riesigen nicht aufgerieben,

das aus den Kehlen wie aus Kratern brach;

sie dauerten, und alternd nach und nach

begriffen sie die Bangnis der Aprile,

und ihre ruhigen Hände hielten viele

und führten sie durch Furcht und Ungemach

zu Tagen, da sie froher und gesünder

die Mauern bauten um die Städtegründer,

die über allem gut und kundig saßen.

Und schließlich kamen auf den ersten Straßen

aus Höhlen und verhaßten Hinterhalten

die Tiere, die für unerbittlich galten.

Sie stiegen still aus ihren Übermaßen

(beschämte und veraltete Gewalten)

und legten sich gehorsam vor die Alten.

III

Seine Diener füttern mit mehr und mehr

ein Rudel von jenen wilden Gerüchten,

die auch noch Er sind, alles noch Er.

Seine Günstlinge flüchten vor ihm her.

Und seine Frauen flüstern und stiften

Bünde. Und er hört sie ganz innen

in ihren Gemächern mit Dienerinnen,

die sich scheu umsehn, sprechen von Giften.

Alle Wände sind hohl von Schränken und Fächern,

Mörder ducken unter den Dächern

und spielen Mönche mit viel Geschick.

Und er hat nichts als einen Blick

dann und wann; als den leisen

Schritt auf den Treppen, die kreisen;

nichts als das Eisen an seinem Stock.

Nichts als den dürftigen Büßerrock

(durch den die Kälte aus den Fliesen

an ihm hinaufkriecht wie mit Krallen),

nichts, was er zu rufen Wagt,

nichts als die Angst vor allen diesen,

nichts als die tägliche Angst vor allen,

die ihn jagt durch diese gejagten

Gesichter an dunklen, ungefragten,

vielleicht schuldigen Händen entlang.

Manchmal packt er einen im Gang

grade noch an des Mantels Falten,

und er zerrt ihn zornig her;

aber im Fenster weiß er nicht mehr:

Wer ist Haltender? Wer ist gehalten?

Wer bin ich und wer ist der?

IV

Es ist die Stunde, da das Reich sich eitel

in seines Glanzes vielen Spiegeln sieht.

Der blasse Zar, des Stammes letztes Glied,

träumt auf dem Thron, davor das Fest geschieht,

und leise zittert sein beschämter Scheitel

und seine Hand, die vor den Purpurlehnen

mit einem unbestimmten Sehnen

ins wirre Ungewisse flieht.

Und um sein Schweigen neigen sich Bojaren

in blanken Panzern und in Pantherfellen,

wie viele fremde fürstliche Gefahren,

die ihn mit stummer Ungeduld umstellen.

Tief in den Saal schlägt ihre Ehrfurcht Wellen.

Und sie gedenken eines andern Zaren,

der oft mit Worten, die aus Wahnsinn waren,

ihnen die Stirnen an die Steine stieß.

Und denken also weiter: jener ließ

nicht so viel Raum, wenn er zu Throne saß,

auf dem verwelkten Samt des Kissens leer.

Er war der Dinge dunkles Maß,

und die Bojaren wußten lang nicht mehr,

daß rot der Sitz des Sessels sei, so schwer

lag sein Gewand und wurde golden breit.

Und weiter denken sie: Das Kaiserkleid

schläft auf den Schultern dieses Knaben ein.

Obgleich im ganzen Saal die Fackeln flacken,

sind bleich die Perlen, die in sieben Reihn

wie weiße Kinder knien um seinen Nacken,

und die Rubine an den Ärmelzacken,

die einst Pokale waren, klar von Wein,

sind schwarz wie Schlacken—

Und ihr Denken schwillt.

Es drängt sich heftig an den blassen Kaiser,

auf dessen Haupt die Krone immer leiser

und dem der Wille immer fremder wird;

er lächelt. Lauter prüfen ihn die Preiser,

ihr Neigen nähert sich, sie schmeicheln heiser,

und eine Klinge hat im Traum geklirrt.

V

Der blasse Zar wird nicht am Schwerte sterben,

die fremde Sehnsucht macht ihn sakrosankt;

er wird die feierlichen Reiche erben,

an denen seine sanfte Seele krankt.

Schon jetzt, hintretend an ein Kremlfenster,

sieht er ein Moskau, weißer, unbegrenzter,

in seine endlich fertige Nacht gewebt;

so wie es ist im ersten Frühlingswirken,

wenn in den Gassen der Geruch aus Birken

von lauter Morgenglocken bebt.

Die großen Glocken, die so herrisch lauten,

sind seine Väter, jene ersten Zaren,

die sich noch vor den Tagen der Tataren

aus Sagen, Abenteuern und Gefahren,

aus Zorn und Demut zögernd auferbauten.

Und er begreift auf einmal, wer sie waren,

und daß sie oft um ihres Dunkels Sinn

in seine eignen Tiefen niedertauchten

und ihn, den Leisesten von den Erlauchten,

in ihren Taten groß und fromm verbrauchten

schon lang vor seinem Anbeginn.

Und eine Dankbarkeit kommt über ihn,

daß sie ihn so verschwenderisch vergeben

an aller Dinge Durst und...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2021
Verlagsort Moscow
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte classics • compositions • English • foreign classics • lyric prose • Lyrics • Poetry • poetry collection • Strelbytskyy Multimedia Publishing
ISBN-10 0-88001-293-5 / 0880012935
ISBN-13 978-0-88001-293-5 / 9780880012935
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