Ludwigs Schicksalsjahre -  Hans-Peter von Peschke

Ludwigs Schicksalsjahre (eBook)

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2021 | 1. Auflage
516 Seiten
Buch&Media (Verlag)
978-3-95780-231-6 (ISBN)
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Hätte Bayern sich 1870 aus dem Deutsch-französischen Krieg heraushalten können? Wäre eine Bewahrung der bayerischen Souveränität möglich gewesen? Zusammen mit seinen engsten Beratern versucht Ludwig II. eine innen- und außenpolitische Situation zu schaffen, die eine Neutralität ermöglicht. Dabei werden detailliert die historischen Rahmenbedingungen beschrieben, die angespannte innenpolitische Situation Bayerns ebenso wie die brisante gesamteuropäische Wetterlage. So wird in dieser kontrafaktischen Geschichte eine lebendige Darstellung von Leben und Zeit Ludwigs II. mit einer detaillierten historischen Recherche verbunden - ein Politthriller der besonderen Art!

DR. HANS-PETER VON PESCHKE wurde 1951 in München geboren und machte dort am Ludwigsgymnasium Abitur. Nach dem zivilen Ersatzdienst studierte er in Erlangen Geschichte, Gesellschaftswissenschaften und Pädagogik. 1976 erhielt er den Grad eines M.A. in Pädagogik, 1980 promovierte er in Geschichte bei Professor Michael Stürmer. Nach einer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München war er seit 1980 Redakteur beim Bayerischen Rundfunk in München in der Nachrichtenredaktion und beim Zeitfunk. Bei einem Austausch mit dem Schweizer Rundfunk lernte er seine künftige Frau kennen, die er 1983 heiratete und mit der er zwei Söhne hat. Seit 1984 war er als freier Journalist und Publizist tätig mit regelmäßigen Aufträgen im Bereich Wort bei Schweizer Radio DRS und für die Abteilungen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beim Bayerischen Rundfunk sowie anderen Radio-Anstalten. Seit 1986 erfolgte eine immer engere Bindung an das Schweizer Radio, die in eine Festanstellung mündete. Neben seiner journalistischen Tätigkeit war er in der Programmentwicklung und im Management tätig, zuletzt als Stabschef. Während seiner Tätigkeit erhielt er Preise, unter anderen 1988 den Schweizerischen Journalistenpreis für das Feature »Das Land, wo die Millionen blüh'n«. Es folgten mehrere Auszeichnungen, zuletzt der Radiopreis der Berner Stiftung für Radio und Fernsehen für das Hörbild »Hirnschlag«. Er war Mitglied der Jury für die Schweizer Landesausstellung Expo 01 und ist Autor zahlreicher Bücher.

DR. HANS-PETER VON PESCHKE wurde 1951 in München geboren und machte dort am Ludwigsgymnasium Abitur. Nach dem zivilen Ersatzdienst studierte er in Erlangen Geschichte, Gesellschaftswissenschaften und Pädagogik. 1976 erhielt er den Grad eines M.A. in Pädagogik, 1980 promovierte er in Geschichte bei Professor Michael Stürmer. Nach einer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München war er seit 1980 Redakteur beim Bayerischen Rundfunk in München in der Nachrichtenredaktion und beim Zeitfunk. Bei einem Austausch mit dem Schweizer Rundfunk lernte er seine künftige Frau kennen, die er 1983 heiratete und mit der er zwei Söhne hat. Seit 1984 war er als freier Journalist und Publizist tätig mit regelmäßigen Aufträgen im Bereich Wort bei Schweizer Radio DRS und für die Abteilungen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beim Bayerischen Rundfunk sowie anderen Radio-Anstalten. Seit 1986 erfolgte eine immer engere Bindung an das Schweizer Radio, die in eine Festanstellung mündete. Neben seiner journalistischen Tätigkeit war er in der Programmentwicklung und im Management tätig, zuletzt als Stabschef. Während seiner Tätigkeit erhielt er Preise, unter anderen 1988 den Schweizerischen Journalistenpreis für das Feature »Das Land, wo die Millionen blüh'n«. Es folgten mehrere Auszeichnungen, zuletzt der Radiopreis der Berner Stiftung für Radio und Fernsehen für das Hörbild »Hirnschlag«. Er war Mitglied der Jury für die Schweizer Landesausstellung Expo 01 und ist Autor zahlreicher Bücher.

II

Der junge König

E s war ein Ereignis, das uns alle aus der Bahn – mich aus meiner Militärlaufbahn – warf; ich hatte gerade eine meiner ersten Offizierswachen im Karlstor hinter mir. Auf dem Heimweg kehrte ich noch schnell beim nahe gelegenen Augustiner ein, um mit etwas Starkbier – es war Fastenzeit – die nötige Bettschwere zu erhalten. Plötzlich stand Paul von Thurn und Taxis vor mir, sichtlich nervös und erregt: »Gott sei Dank, dass ich dich endlich finde. Ludwig verlangt nach dir.«

Ich schüttelte unwillig den Kopf. »Hat das nicht Zeit? Ich bin saumüde, ich habe im wahrsten Sinne des Wortes die ganze Nacht durchgewacht.«

»Es ist dringend. Der König, der König …«, stammelte er.

»Was ist mit dem König?«

»Er stirbt … vielleicht!«

Es war der Morgen des 9. März 1864. Nunmehr hellwach ging ich schnellen Schrittes zur Residenz, wo ich den Kronprinzen erschüttert und fast ein wenig aufgelöst vorfand. »Noch gestern haben die Ärzte es nicht ernst genommen, er hat sogar Erzherzog Albrecht am Krankenbett empfangen. Es war ja nur eine kleine Schwellung auf der linken Brust«, meinte er kopfschüttelnd. »Und heute Nacht gegen drei Uhr kaum mehr ein Puls, Schweißausbrüche!«

»Und jetzt?«

»Die Ärzte sagen meiner Mutter, es gäbe noch Hoffnung.«

Am späten Nachmittag hieß es in einem ersten ärztlichen Bulletin: »Seine Majestät der König leidet an einem ausgedehnten Rotlauf der linken Brustwand, in dessen Folge Allerhöchstderselbe sich in einem bedenklichen Zustand befindet.«

Freilich erreichte diese Mitteilung noch kaum jemand, denn sie sollte erst am nächsten Tag als Extrabeilage in der Bayerischen Zeitung erscheinen. Aber als kurz nach sechs Regisseur Sigl im Hoftheater die Vorstellung mit den Worten »Seine Majestät ist schwer erkrankt« absagte, da verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer.

Ludwig sah ich nicht mehr. Er war mit der gesamten königlichen Familie vor oder im Sterbezimmer versammelt. Mit Ausnahme von Ludwig I., der gerade Nordafrika besuchte. Fast eine Stunde war Ludwig allein bei seinem Vater. Er hat nie darüber gesprochen, auch mit mir nicht. Später wurde kolportiert, dass die beiden so laut und vernehmlich gesprochen hätten, dass man sie bis ins Nebenzimmer gehört hätte. Und Maximilian II. hätte zu seinem Sohn gesagt: »Ich wünsche dir, dass du einmal einen ebenso ruhigen Tod finden mögest wie ich!«

Ich persönlich glaube, dass der König nicht mehr so zusammenhängend sprechen konnte, aber vielleicht seinen Sohn mit Gesten beruhigte, ihm in wenigen Worten Trost zusprach und Glück für seine Herrschaft wünschte. Dass er sterben würde, war ihm in diesem Moment vielleicht klarer als Ludwig. Wie der empfand, las ich später in seinem Tagebuch:

9 Uhr hinübergerufen, immer schlechter. Alles da, Gerüchte in der Stadt, waren lange in dem Nebenzimmer, furchtbarer Augenblick, viele Menschen, große Theilnahme, hineingerufen, ging schon zum Vater, Liebe Kinder! noch gesagt, letztes Mal Ihn bei Bewußtsein gesehen, 3 / 4 12 hinein, in den letzten Zügen, Erzbischof Sterbegebete gesprochen, standen am Bette, wehe! wehe! tiefer Schmerz! Stöhnte, Todeskampf kurz – †! – bei Gott! – Bleiben noch bei der Mutter. Drückte nach dem Tode dem Entschlafenen die Augen zu! – Gott empfange seine Seele!

Am frühen Morgen des 10. März wurde die Münchner Bevölkerung durch das Läuten der Bennoglocke der Frauenkirche geweckt. Es war das Signal, dass alle für den König beten sollten. Die Menschen drängten sich vor der Residenz, in Scharen kamen sie sogar bis in die Vorzimmer der königlichen Gemächer, wo sie von Baron Moy, Max’ Flügeladjutanten, über den traurigen Zustand des Monarchen informiert wurden. Um Viertel vor zwölf Uhr starb er, wieder läutete die große Glocke des Doms zu Unserer Lieben Frau, und als alle Kirchenglocken der Stadt einfielen, da wusste es auch die Bevölkerung.

Obwohl er seinen Vater ja nicht sonderlich geliebt hatte, war Ludwig doch tief bewegt und aufgewühlt. »Ich empfand tiefen Schmerz, vor allem das letzte Stöhnen meines Vaters war herzzerreißend«, sagte er zu mir. Als er aus dem Sterbezimmer kam und ihn plötzlich ein Bediensteter mit »Majestät« ansprach, wurde er kreidebleich und wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Aber er fing sich sehr bald und wollte alles tun, seine ihm plötzlich zugefallene Aufgabe anzunehmen. Schon am 12. März schrieb er in sein Tagebuch: »Sonnabend Geschäfte, begann um halb 9:00 Uhr« und dann über die gesamte Seitenbreite »König«.

So weit die Innenansicht dieser bewegten Tage. Wie sich das von außen darstellte, schildert Trutz von Greifenklau in einem Brief an Bismarck, den er am 14. März 1864 abschickte:

Sie haben mich ja gebeten, ungeniert Stimmen und Stimmungen aus diesem mir noch immer unvertrauten Bayernland zu schildern. Es war eine bewegte und bewegende Woche, die mit dem unerwarteten Tod des Königs begann. Schon immer wusste man, dass Max kränkelte, er war ja deshalb im Winter wie schon in den letzten Jahren in Italien, um sich im wärmeren Klima zu erholen. Diesmal kam er wegen der Schleswig-Holstein-Krise mehr von seinen Ministern gerufen als dem eigenen Triebe folgend zurück. Viele glauben, dass diese Anstrengung und die schwierige Situation seinen Tod beschleunigten.

Als am Mittag des 10. März alle Glocken Münchens schlugen, da hatte ich wie die ganze Bevölkerung erst am Abend zuvor erfahren, dass der König ernstlich krank sei. Hier in der Hauptstadt glaubte ich ehrliche Trauer über seinen Tod zu spüren, obwohl die Bayern mit ihrem zweiten Max irgendwie nicht warm geworden sind, ganz anders als mit seinem Vater Ludwig, den sie noch immer lieben, auch wenn sie ihn wegen seiner Liaison mit der feschen Lola vom Thron gejagt haben. Aber jetzt wird vielen erst richtig klar, dass die Jahre unter Max gute, vor allem ruhige Jahre waren.

Gleichzeitig werfen die Bayern, wenn sie nicht der schwärmerischen Damenwelt angehören, bange Blicke auf den jungen Thronfolger. Der Schriftsteller Paul Heyse vertraute mir an: »Das Land selbst ist im wahrsten Sinne des Wortes verwaist, der junge Thronfolger nur den Jahren nach mündig, ein guter, harmloser, feiner Jüngling von schwacher Gesundheit und an Geist und Charakter ein unbeschriebenes Blatt!« und weiter: »Nirgends in seiner Umgebung ein fester Halt, ein Ratgeber, auf den sich die Blicke vertrauensvoll richteten; nirgends ein Staatsmann, der der bedrohlichen und verwickelten Situation gewachsen wäre.« Aber Heyse war natürlich ein besonderer Protegé von Max II., und dessen Favoriten – so munkelt man – wurden und werden ja von Ludwig nicht besonders geliebt.

Auf jeden Fall hat der junge König – nicht nur bei besagter Damenwelt – einen blendenden Eindruck hinterlassen. Nachdem er den vorgeschriebenen Eid auf die Verfassung abgelegt hatte, sagte er so kurz wie bescheiden: »Der allmächtige Gott hat Meinen teueren, viel geliebten Vater von dieser Erde abberufen. Ich kann nicht aussprechen, welche Gefühle Meine Brust durchdringen. Groß ist und schwer die Mir gewordene Aufgabe. Ich baue auf Gott, dass Er Mir Licht und Kraft schicke, sie zu erfüllen. Treu dem Eid, den Ich soeben geleistet, und im Geiste Unserer durch fast ein halbes Jahrhundert bewährten Verfassung will Ich regieren. Meines geliebten Bayernvolkes Wohlfahrt und Deutschlands Größe seien die Zielpunkte Meines Strebens. Unterstützen Sie Mich in Meinen inhaltsschweren Pflichten!«

Beeindruckt hat Tausende von Münchnern, die während des Trauerzuges die Straßen säumten, wie ernst und gefasst er hinter dem Sarg seines Vaters schritt und entgegen dem vorgeschriebenen Protokoll seinen Bruder Otto neben sich gehen ließ. Rhetorisch glänzend, aber auch hochinteressant – weshalb ich sie hier in Ausschnitten wiedergebe – war auch die Rede von Stiftsprobst Döllinger in der Hofkirche: »Das Staatsschiff Bayerns ist jetzt den reinen, unschuldigen Händen eines sehr jugendlichen Steuermanns anvertraut. Aber die älteren Glieder unseres Königshauses und die erfahrenen, lange erprobten Räte und Diener seines königlichen Vaters stehen ihm helfend, beratend, dienend zur Seite; die ganze Nation trägt ihm ihre Liebe und ihr Vertrauen entgegen.« So weit, so gut, aber dann: »Der verdiente nicht, den Namen eines Bayern zu tragen, der etwa wähnen möchte, jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, der Jugend des Monarchen und der Neuheit seiner Regierung etwas abzupressen, eines seiner Grundrechte ihm zu schmälern oder gar zu entreißen … Was dem Lande Bayern vor allem Not tut in dieser Zeit einer umwölkten Gegenwart, einer ungewissen und dunkel drohenden Zukunft, das ist ein starkes Königtum, ein Thron, welcher ruhe auf dem Felsengrunde der grundsätzlichen Treue, der gewissenhaften Hingebung der Untertanen und nicht auf dem Flugsande einer trügerischen Popularität, welche mit Konzessionen an Tagesmeinungen viel zu teuer erkauft wäre. Wir bedürfen eines...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1870 • Bayerische Geschichte • bayerische Souveränität • Bayern • Deutsch-Deutscher Krieg 1866 • Deutsch-französischer Krieg • Elisabeth von Bayern • Geheimdienst Bayern • Graf Arco • Historischer Kriminalroman König Ludwig II. • Historischer Roman König Ludwig II. • Königreich Bayern • Kontrafaktische Geschichte • Ludwig II. • Ludwig II. nicht gestorben • Ludwig I. von Bayern • Märchenkönig • Maximilian II. König von Bayern • Otto von Bismarck • Paul von Thurn und Taxis • Politthriller • Richard Wagner • Schutz- und Trutzvertrag
ISBN-10 3-95780-231-8 / 3957802318
ISBN-13 978-3-95780-231-6 / 9783957802316
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